| Innsbruck / Stubaital

Großes deutsches Team fiebert WM-Start im Berg- und Trailrunning entgegen

Am Mittwoch beginnen in Tirol die zweiten Weltmeisterschaften im Berglauf und im Trailrunning. Dabei werden bis Samstag in den Bergen rund um die Landeshauptstadt Innsbruck und im benachbarten Stubaital bei den Aktiven und der U20 in zehn Wettbewerben Medaillen vergeben. Der DLV schickt 28 Läuferinnen und Läufer in die Rennen. Alle Rennen werden live übertragen.
Christian Ermert

Der erste Startschuss der zweiten WM-Ausgabe im Berg- und Trailrunning fällt am Mittwoch (7. Juni) um 13:00 Uhr. Dann steht der „Vertical“-Wettbewerb auf dem Programm, ein 7,1 Kilometer langer Berglauf, der über einen Höhenunterschied von 1.020 Metern von Neustift im Stubaital zu den markanten Felsformationen des 2.505 Meter hohen Elfers führt.

Der anspruchsvolle Kurs beginnt mit einer kurzen Dorfrunde, dann geht es auf schmalen und steilen Wald-Trails fast direkt aufwärts. Die 350 Jahre alte Autenalm markiert nach vier Kilometern auf 1.665 Metern Höhe den ersten Orientierungspunkt über die Führungsgruppen. Im weiteren Verlauf wird es kurzzeitig etwas flacher. Auf diesem Abschnitt wird sich das Feld nochmals sortieren und für den finalen Anstieg und Zielsprint vorbereiten. Dieser beginnt direkt an der Bergstation der Panoramabahn Elfer und zieht sich über die freiliegende Skipiste bis zum Ziel an der Elferhütte auf 2.080 Metern.

Filimon Abraham: Marathon-Mann mit Stärken am Berg

Für Deutschland starten im Männer-Rennen Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg), Julius Ott (TSG 1862 Weinheim), Philipp Stuckhardt (SSC Hanau-Rodenbach) und Maximilian Zeus (LG Telis Finanz Regensburg). Besonders im Fokus dürfte dabei Filimon Abraham stehen. Der 30-Jährige lief im März den drittschnellsten Marathon eines Deutschen. In Barcelona (Spanien) steigert er sich auf 2:08:22 Stunden. Die Olympia-Qualifikation ist jetzt sein großes Ziel.

Bei den Frauen starten im Vertical-Rennen neben Laura Hampel (TSV Rosenheim) und Hanna Gröber (Post SV Thüringen) mit Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) und Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) ebenfalls zwei der besten deutschen Marathonläuferinnen. Domenika Mayer war als Sechste Teil des deutschen EM-Teams, das vergangenen Sommer in München Marathon-Gold in der Mannschaftswertung gewonnen hat. „Vorfreude pur!" lässt Domenika Mayer nach ihrer Ankunft in Innsbruck verlauten. "Das Team wird großer und größer und so auch die Anspannung und Vorfreude auf die kommenden Tage mit vielen Wettkämpfen, allen voran der Vertical. Nach dem Ankommen und Besprechen sind wir gespannt, wie wir alles Gelernte auf den Trails im Stubaital umsetzen können."

Laura Hottenrott sicherte sich 2022 einen Marathon-Startplatz bei der WM in Eugene (USA), auf den sie wegen einer Corona-Erkrankung allerdings verzichten musste. In Tirol plant die Deutsche Berglauf-Meisterin einen Doppelstart: Nur einen Tag nach dem Vertical wird sie am Donnerstag (8. Juni) im „Trail Short“ antreten. Wobei „short“ etwas verniedlichend ist: Immerhin sind dabei 45,2 Kilometer im meist hochalpinen Gelände mit 3.132 Höhenmetern im Aufstieg und 2.719 Höhenmetern im Abstieg zu bewältigen.

Trailrunning der Extraklasse

Die "Trail Short" Strecke bietet Trailrunning der Extraklasse. Nach dem Massenstart vor dem Landestheater in Innsbruck führt sie zunächst entlang der Hänge der Nordkette des Karwendelgebirges. Nach der Durchquerung des Inntals laufen die Athletinnen und Athleten dann vor der beeindruckenden Kulisse der Kalkkögel, die als die „Dolomiten Nordtirols“ gelten. Über anspruchsvolle Steige geht’s weiter auf das 2.136 Meter hohe Kreuzjoch und dann zum höchsten Punkt der Strecke oberhalb der Starkenburger Hütte (2.399 m), bevor es auf einem langen und steilen Downhill ins Ziel nach Neustift im Stubaital geht.

Es wird spannend, wie sich Laura Hottenrott in diesem Terrain im Vergleich zu den deutschen Trail-Spezialistinnen Dioni Gorla (Ultimativer Lauf Verein Wolfsburg), dreimalige Gewinnerin des Innsbruck Alpine Trail Festivals, Anja Kobs (TSV Alling), Gewinnerin Tour de Tirol, und Lena Laukner (Citylauf-Verein Dresden), Karwendelmarsch-Siegerin, schlagen wird. In einer bestechenden Form präsentierte sich zuletzt auch Daniela Oemus (SV Motor Königsee) bei ihrem Sieg im Baskenland in Zegama-Aizkorri, für den sie nachträglich ins deutsche Team berufen werden konnte.

Bei den Männern vertreten mit Marc Dürr (TV Hindelang), Marcel Höche (TS Herzogenaurach), Benedikt Hoffmann (TSG 1845 Heilbronn) und Thomas Wanninger (WSV Viechtach) ausschließlich Trail- und Berglaufspezialisten die deutschen Farben auf den 45,2 Kilometern von Innsbruck nach Neustift.

"Long Trail" über 86,9 Kilometer

Die ganz großen Namen des Trailrunnings in Deutschland sind am Freitag (9. Juni) auf der Startliste des langen Trails über 86,9 Kilometer mit 6.500 Höhenmetern im Aufstieg und 6.920 Metern im Abstieg zu finden. Mit Hannes Namberger (SV Ruhpolding) startet auf dieser Distanz einer der profiliertesten Trail-Athleten im DLV-Team. Der 34-Jährige gewann zuletzt mit dem Lavaredo Ultra Trail in den Dolomiten, dem Madeira-Ultra auf der gleichnamigen Atlantikinsel und dem Ultra Trail im südafrikanischen Kapstadt gleich drei ultralange, legendäre Trailrennen.

Florian Reichert (Ausdauersport für Menschlichkeit) hat ebenfalls große Trailerfolge vorzuweisen: In den Jahren 2018 und 2019 gewann er den Zugspitz Ultratrail und den Großglockner Ultratrail über 50 Kilometer. Im vergangenen Jahr war er Zweiter beim Zugspitz Supertrail über 68 Kilometer. Neben den beiden gehen Alexander Dautel (LG Nord Berlin) und Adrian Niski (LG Erlangen) für Deutschland auf die lange Strecke, die von Neustift nach Innsbruck führt.

Starkes deutsches Frauenteam auf dem langen Trail

Das Rennen beginnt schon um 6:30 Uhr mit dem Massenstart in Neustift im Stubaital. Dann folgt ein steiler Aufstieg von 1.000 Metern zum 2.181 Meter hoch gelegenen Hühnerspiel und es geht wieder hinunter nach Neustift. Nach 17 Kilometern beginnt der Aufstieg in die Kalkkögel, wo nach zirka 15 Kilometern der mit 2.516 Metern höchste Punkt der Strecke erreicht wird. Up- und Downhill-Abschnitte wechseln sich permanent ab. Nach dem Kreuzjoch und dem Hoadl führt die Strecke durch die Tiroler Dörfer Grinzens, Birgitz und Völs, bevor das Inntal erreicht wird. Die letzten 27 Kilometer führen in die Nordkette, wo noch einmal eine Höhe von 1.636 Metern erklommen wird. Am Freitagabend werden dann die Siegerinnen und Sieger in der Innsbrucker Innenstadt erwartet.

Gespannt sein darf man, wie weit vorn die fünf deutschen Frauen landen können, die allesamt bereits große Trailerfolge vorweisen. Rosanna Buchauer (SV Ruhpolding) kommt mit der Empfehlung eines Sieges beim Eiger Ultratrail nach Innsbruck. Ida Sophie Hegemann (LG Göttingen) ist schon dreimal beim Trans Alpine Run auf Rang eins gelaufen. Marie-Luise Mühlhuber (LG Oberland) kennt sich als Siegerin des Stubai Ultra besonders gut am WM-Schauplatz aus. Eva Sperger (LG Stadtwerke München) hat den Großglockner Ultratrail schon gewonnen. Und Katharina Hartmuth (SCC Berlin) hat 2022 den Eiger Ultra in der Schweiz als Erste gefinisht. Diese Fünf sind als Team so stark, dass in der Mannschaftswertung eine Medaille erreichbar scheint.

Mountain Classic verwandelt Innsbruck in eine Trail-Arena

Zum Abschluss der Weltmeisterschaften treten am Samstag (10. Juni) aus deutscher Sicht vor allem Athletinnen und Athleten in den Mittelpunkt, die ihre größten Erfolge bisher auf der Straße gefeiert haben. Domenika Mayer will nach ihrem Start im" Vertical" beim „Mountain Classic“ noch einmal angreifen. Dieses Rennen über circa 15 Kilometer mit insgesamt fast 800 Höhenmetern bergauf und bergab verspricht, besonders stimmungsvoll zu werden. Der circa 7,5 Kilometer lange Rundkurs verbindet die Innsbrucker Altstadt mit ihrem Wahrzeichen, dem „Goldenen Dachl“, mit den Trails hinauf zur Nordkette.

Die Innsbrucker Altstadt nimmt dabei eine besondere Rolle ein: Vor dem „Goldenen Dachl“ wurde ein künstlicher Trail errichtet, auf dem die Medaillen-Entscheidungen mutmaßlich direkt in der Stadt, vor tausenden Zuschauern, fallen könnten. Die Altstadt verwandelt sich in eine Trail-Arena mit aus natürlichen Materialien angelegten künstlichem Trail, Übertragung des Livestreams auf LED-Wänden und gastronomischem Angebot der angrenzenden Restaurants. "Ich bin davon überzeugt, dass spannende und unvergessliche Tage vor uns liegen, und ich freue mich, wenn der Startschuss für die 2. WMTRC fällt“, sagt WM-Organisator Alexander Pittl.

Zusammen mit Domenika Mayer starten hier für Deutschland mit Ausnahme von Laura Hampel mit Hanna Gröber (Post SV Tübingen) und Nina Voelckel (Laufteam Kassel) vor allem Athletinnen, die bisher eher als Straßenläuferinnen in Erscheinung getreten sind. Auch die deutschen Männer Filimon Abraham, Julius Ott, Philipp Stuckhardt und Maximilian Zeus werden sich drei Tage nach ihrem Start beim Vertical ein weiteres Mal auf dem auf- und abführenden Kurs beweisen.

Lukas Ehrle mit Medaillenchance

Die wohl größten deutschen Chancen auf eine Medaille ruhen allerdings auf den Schultern des Jüngsten im DLV-Team: Der 19 Jahre alte Lukas Ehrle von der LG Brandenkopf triumphierte schon 2021 und 2022 bei der Berglauf-EM der unter 20-Jährigen. Vergangenes Jahr holte er sich zudem den nationalen U20-Titel über zehn Kilometer auf der Straße.

Er hat gute Chancen, weit vorn zu landen, wenn am Samstagmorgen ab zehn Uhr die U20-Junioren als erste auf den 7,5 Kilometer langen Rundkurs in Innsbruck gehen, der vom Nachwuchs einmal zu laufen ist. Mit in diesem Rennen wird auch Arvid Lösel vom TV Oberstedten sein.

Die Veranstalter bieten einen Livestream aller Wettbewerbe an, den Sie auch bei laufen.de auf Facebook sehen können.

WM Berg- & Trailrunning 2023

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