| Interview der Woche

Anna Bühler und Sophie Weißenberg: „Ziel für 2017 ist U23-EM“

Sie gehören zu den großen Nachwuchshoffnungen im Weitsprung: Bei der U20-WM haben Sophie Weißenberg (SC Neubrandenburg) und Anna Bühler (Unterländer LG) die Plätze zwei und sechs belegt. Bei der Jugend-DM in Mönchengladbach konnte Anna Bühler den Spieß umdrehen und mit 6,40 Meter gewinnen. leichtathletik.de blickt mit den beiden auf die zurückliegende Saison zurück und wagt einen ersten Ausblick auf 2017.
Silke Morrissey

Anna Bühler, in Mönchengladbach hatten Sie die Nase vorn. Wie groß ist die Freude, dass sie noch einmal zeigen konnten, was in Ihnen steckt, nachdem die U20-WM nicht ganz nach Wunsch verlaufen war?

Anna Bühler:

Sehr groß! Mit 6,21 Metern war ich bei der WM ganz und gar nicht zufrieden. Vom Gefühl her bin ich in Bydgoszcz zwar besser gesprungen, hatte aber einfach Pech mit dem Wind und der Regelung, dass es nur vier Versuche gab. Hier in Mönchengladbach hat nochmal alles gepasst.

Sophie Weißenberg, die Siegweite zum Titel bei der Jugend-DM von Anna Bühler waren genau die 6,40 Meter, die Sie in Bydgoszcz zu Silber bei der U20-WM geführt haben. Diesmal kamen für Sie 6,18 Meter heraus. Was hat in Mönchengladbach für ein paar Zentimeter mehr gefehlt?

Sophie Weißenberg:

Es war eine lange Saison. Außerdem bin ich in Mönchengladbach einen Tag vor dem Weitsprung schon die 100 Meter gelaufen, mit gleich drei Läufen und Platz zwei. Im Weitsprung bin ich dann schwer ans Brett gekommen. Die Luft war etwas raus.

Wie haben Sie Ihre Silbermedaille aus Bydgoszcz gefeiert?

Sophie Weißenberg:

Da die Jugend-DM noch anstand, war die Feier nicht allzu groß. Aber klar: Freund und Familien haben sich alle riesig gefreut. Das ist ein schönes Gefühl.

Anna, haben Sie nach der U20-WM nochmal speziell trainiert, um bei der Jugend-DM einen gelungenen Saisonabschluss hinzulegen?

Anna Bühler:

In Bydgoszcz hatte ich zwischen Quali und Finale den Anlauf ein wenig umgestellt. Daran habe ich im Training weiter gefeilt. Es standen aber nur zwei, drei Einheiten auf dem Programm. Die Spritzigkeit von der WM war noch da. Harte Einheiten gab es also keine, es ging um Feinheiten.

Sophie, ist die Saison für Sie mit der Jugend-DM vorbei?

Sophie Weißenberg:

Eigentlich war hier auch noch ein Start im Dreisprung geplant, darauf habe ich dann aber doch verzichtet. Jetzt steht Urlaub an. Einfach mal Entspannen und den Kopf frei bekommen, ganz ohne Sport.

Sie kommen vom Mehrkampf, ist der inzwischen abgehakt oder ziehen Sie eine Rückkehr in Betracht?

Sophie Weißenberg:

Im Moment ist der Mehrkampf nicht im Kopf. Weitsprung macht mir so viel Spaß. Zum Siebenkampf zieht mich im Moment nichts zurück.

Anna, wie sehen Ihre Pläne aus. Stehen noch Wettkämpfe an, vielleicht einmal den Dreisprung ausprobieren?

Anna Bühler:

Ich überlege, im September einen Hochsprung-Wettkampf zu machen. Einfach aus Spaß. Dreisprung ist nicht geplant. Obwohl ich dafür den perfekten Trainer zu Hause hätte. Ich bleibe grundsätzlich beim Weitsprung.

Sie spielen auf Tamas Kiss an, der viele starke Athleten betreut. Wie sieht der Trainingsalltag bei ihm aus?

Anna Bühler:

Grundlagen wie Schnelligkeit oder Krafttraining machen wir in der Gruppe gemeinsam. Besonders in der Aufbauphase trainieren wir so gut wie alles zusammen. Die Technikeinheiten sind dann nach Disziplin getrennt. Ich trainiere dann zum Beispiel mit Fabian Heinle. Hoch- und Dreisprungspezialisten werden separat betreut.

Sophie, Sie sind mit Carsten Hodea bei einem Mehrkampftrainer in Neubrandenburg. Konzentrieren Sie sich jetzt im Training ausschließlich auf den Weitsprung?

Sophie Weißenberg:

Nein, das Training ist weiterhin mehrkampforientiert. Auch die Würfe stehen noch auf dem Plan, der Fokus liegt allerdings auf Sprint und Sprung.

Im vergangenen Jahr war der Weitsprung im Mehrkampf bei Ihnen eher eine Zitterdisziplin. Was hat sich seitdem geändert und Sie zu einer so starken Springerin gemacht?

Sophie Weißenberg:

Ich kann es gar nicht genau sagen. Ich habe meine Schnelligkeit verbessert. Der Anlauf passt endlich mal. Wir haben auch mit dem Absprungbein experimentiert, ob ich links oder rechts springe. Auf einmal ist der Knoten geplatzt und es ging.

Anna, war der Titel hier in Mönchengladbach der perfekte Abschluss? Wie lautet das Saisonfazit und wo soll es im nächsten Jahr hingehen?

Anna Bühler:

Mit 6,40 Metern bin ich zufrieden. Viel mehr wäre nicht drin gewesen. Gerne wäre ich noch eine Bestleistung gesprungen. Aber nach den ganzen Verletzungen in diesem Jahr, bin ich zufrieden. Ich hatte wirklich einige Probleme, erst in den letzten Wochen war es wieder gut. Ich war auch bei der WM dabei, nachdem ich in der Halle pausieren musste. Im nächsten Jahr ist die U23-EM das große Ziel.

Die Konkurrenz im Weitsprung der Frauen ist sehr groß. Sophie, wie ordnen Sie sich da mit Blick auf 2017 ein?      

Sophie Weißenberg:

Das Ziel ist, eine Bestleistung zu springen. Ich hoffe, dass ich damit vorne dabei bin und es für die U23-EM reicht. Es gilt wieder, rein zu finden. Wenn das gelingt, kann es wieder gut werden.

Haben Sie beide eigentlich ein Vorbild?

Sophie Weißenberg:

Ein großes Vorbild habe ich nicht, aber Brianne Theisen-Eaton beeindruckt mich, vor allem ihre Lockerheit.

Anna Bühler:

Alle Athletinnen, die über sieben Meter springen sind ein Vorbild für mich. In diesem Jahr zum Beispiel Sosthene Moguenara. Das spezielle Vorbild habe ich aber auch nicht.

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