| Olympische Spiele 2016

Christoph Harting sorgt im Ring und abseits davon für Aufregung

Der Olympiasieger im Diskuswurf von Rio de Janeiro heißt Christoph Harting. Im Ring sorgte er mit seinem Goldwurf auf 68,37 Meter für Furore. Abseits davon erhielt er Kritik für sein Auftreten während der Siegerehrung und sein Verhalten gegenüber Medienvertretern.
Silke Morrissey

Vor dem letzten Versuch noch auf Platz vier verdrängt. Und dann in Runde sechs ein Wurf auf 68,37 Meter. Bestleistung. Sieg. Olympia-Gold. Sportlich hat der Berliner Christoph Harting am Samstag im Olympiastadion von Rio de Janeiro auf ganzer Linie überzeugt.

Doch er ist ein Typ mit Ecken und Kanten. Ein Sportler, der den Auftritt im Diskusring liebt, die Perfektion weiter Würfe, das Spiel mit den Zuschauern – nicht aber das Spiel mit den Medien. Das wussten diejenigen, die in diesem Jahr bereits versucht hatten, ihm Statements zu seinen Wettkämpfen zu entlocken, denn er schwieg beharrlich. Das erfuhren am Samstag auch diejenigen, die den frischgebackenen Olympiasieger zum Gespräch bitten wollten.

"Fühle mich fehl am Platz"

Christoph Harting schlug alle Interview-Anfragen der TV- und Radiostationen aus. Anschließend ging er wortlos an der Journalisten-Schar in der Presse-Mixed-Zone vorbei. In der Presse-Konferenz erklärte er später sein Verhalten: „Ich bin kein PR-Mann. Ich  beantworte echt ungern Fragen. Ich bin Sportler und verstehe mich auch als solcher. Ich bin nicht der Medienhengst, ich suche nicht nach Öffentlichkeit. Ich genieße den Wettkampf, ich genieße die Bühne dort, alles andere überlasse ich den anderen, die mehr sagen wollen."

Er erklärte auch, dass er mit Medien schlechte Erfahrungen gemacht habe, und gestand: „Ich fühle mich hier völlig fehl am Platz.“ Was die Medienvertreter von ihm denken, sei ihm egal. Das merkte man auch, als er die Frage eines ausländischen Journalisten ausschlug, noch bevor er diese ausgesprochen hatte. Er hatte ihn versehentlich mit "Robert Harting" angesprochen.

Verhalten bei Siegerehrung "nicht verständlich"

Für deutlich mehr Unverständnis und Missmut aber sorgte sein Verhalten bei der Siegerehrung, der er teils mit verschränkten Armen beiwohnte. Während der Nationalhymne konnte er kaum still stehen, schunkelte und pfiff mit – was anschließend sowohl in den Medien als auch von den Fans in den sozialen Netzwerken unter anderem als respektlos, arrogant und unsympathisch bewertet wurde.

„Die sportliche Leistung war herausragend“, sagte DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop. „Das Verhalten bei der Siegerehrung war für mich nicht verständlich und der Würde des Anlasses nicht angemessen.“ Michael Vesper, "Chef de Mission" der deutschen Olympiamannschaft, teilte diese Einschätzung: "Was Christoph Harting bei der Siegerehrung gezeigt hat, war nicht gut. Er ist Teil unserer Mannschaft und Botschafter unseres Landes. Wenn er die Bilder anschaut, wird er das sicher einsehen."

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes Alfons Hörmann sagte: "Wenn er es selber ansieht, wird er erkennen, dass er sich mehr Ruhe und Konzentration hätte gönnen müssen. Ich habe aber auch Verständnis für einen Athleten, der im Überschwang seiner Gefühle bei seinem größten Erfolg sich nicht so gibt, wie man es sich wünschen würde."

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und des Sportinformationsdienstes (SID)

 

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