| Hallen-EM Belgrad

Cindy Roleder: „Bewiesen, dass ich auch eine Hallenläuferin bin“

Mit ihrem Sieg über 60 Meter Hürden hat Cindy Roleder (SV Halle) den ersten Tag der Hallen-EM in Belgrad gekrönt. Die 27-Jährige behielt in einem dramatischen Finale nach mehreren Rückschüssen die Nerven und lief in 7,88 Sekunden zu Gold. leichtathletik.de hat in der Mixed-Zone ihre ersten Reaktionen eingefangen.
Jan-Henner Reitze

Cindy Roleder, herzlichen Glückwunsch zum Titel. Es hat etwas gedauert, bis das Finale über die Bühne gehen konnte. Wie haben Sie diese Momente erlebt?

Cindy Roleder:

Es war ein verrücktes Rennen mit vielen Fehlstarts. Ich habe immer wieder versucht, mich zu fokussieren. Das ist mir gut gelungen. Ich habe jeden Start gut getroffen und war immer mit dabei. Es war mein Ziel, an der ersten Hürde gleichauf mit den anderen zu sein. Mein Start ist in diesem Winter viel besser geworden. Ich habe bewiesen, dass ich eine Hallenläuferin bin. Ich bin absolut happy. Als ich das Ergebnis auf der Anzeigetafel gesehen habe, war ich extrem erleichtert. Denn ich bin angereist und wollte gewinnen. Ich war in den Tagen vor der Anreise im Training extrem fokussiert und habe viele Bestleistungen gemacht. Jetzt freue ich mich, als Team-Kapitän die weiteren Wettkämpfe anzuschauen und die anderen anzufeuern.

Wegen der Fehlstarts, Disqualifikationen und Verzögerungen gingen zwischenzeitlich Pfiffe durch die Halle. Haben Sie das mitbekommen oder waren Sie komplett im Tunnel?

Cindy Roleder:

Nach dem ersten Fehlstart, habe ich auf der Leinwand geschaut, wer es war. Aber ich habe niemanden gesehen. Deshalb fand ich es auch fair, dass Isabelle Pedersen nach einigen Diskussionen wieder mitmachen durfte. Beim zweiten Rückschuss habe ich auch keinen als Verursacher gesehen, es kam auch schnell die grüne Karte. Ich fand es verrückt, vor allem, als alle gepfiffen haben. Das bekommt man natürlich mit. Deshalb konnte man auch keine Spitzen-Zeiten mehr erwarten. Die Situation ist für Kopf und Körper anstrengend.

Schon in den Vorläufen gab es viele Fehlstarts. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Cindy Roleder:

Ich habe mir extra am Tag vor dem Wettkampf das Starttraining angeschaut und mitbekommen, dass die Bahn sehr stark schwingt. Wir hatten auch das Gefühl, dass die Startblöcke dazu beitragen, dass Fehlstarts ausgelöst werden. Im Vorlauf sind möglicherweise auch deshalb viele rausgeflogen. Im Halbfinale sind die Startblöcke dann mit einem zusätzlichen Tape fixiert worden, vermutlich damit sie nicht so stark mitschwingen. Da dachte ich, es passt jetzt. Was im Finale das Problem war, kann ich nicht sagen.

In der Halle war es Ihre erste Medaille. Wo haben Sie sich verbessert, um das zu ermöglichen?

Cindy Roleder:

Es hatte mich schon ein bisschen genervt, dass über mich gesagt wurde, dass ich nicht starten kann. Ich habe immer gewusst, dass dort noch Potential liegt. Hinten raus und im Auslauf läuft es schon oft fast perfekt. In diesem Winter konnte ich stabil um 7,90 Sekunden laufen. Das war ein super Niveau. Ich bin schon seit Jahren verletzungsfrei. Dann läuft es einfach und man hat irgendwann die mentale Stärke, die Wettkämpfe abzurufen.

Mit Pamela Dutkiewicz als Dritte hat eine weitere DLV-Athletin eine Medaille gewonnen, auch Ricarda Lobe war im Finale. Was macht die deutschen Hürdensprinterinnen im Moment so stark?

Cindy Roleder:

Erst einmal sind wir mental stark. Außerdem sind wir breit aufgestellt. Neben uns im Finale darf man Nadine Hildebrand nicht vergessen. Dazu rücken auch jüngere Athletinnen nach. Wir haben alle an unserer Technik gefeilt und wissen genau, wie wir die Schritte setzen müssen. Wir haben das Technik-Bild und damit einen Schlüssel, schnell zu laufen. Der deutsche Hürdensprint ist eine starke Disziplin geworden. Auch die Aufmerksamkeit in den Medien hat zugenommen. Das freut mich.

War es für Sie ein besonderer Ansporn nach Platz zwei bei der Hallen-DM die Position als beste Deutsche zurückzuerobern?

Cindy Roleder:

Beste Deutsche in der Bestenliste bin ich nicht. Pamela hat bei den Deutschen mit einer fantastischen Zeit gewonnen, meine war auch grandios. Hier hat sie mit Bronze eine Medaille gewonnen und ist damit super happy. Wir pushen uns gegenseitig. In den Läufen sind wir Konkurrentinnen, außerhalb gehen wir gerne einen Kaffee trinken. So soll es sein. Gerade heute, war es ein langer Tag. Zwischen den Läufen, haben wir gequatscht und zusammen gegessen.

Nach ihrem Sieg bei der Hallen-DM hat Pamela Dutkiewicz gesagt, dass Ihre WM-Silbermedaille in Peking für die anderen Deutschen eine Schranke geöffnet hat. Können Sie das nachvollziehen?

Cindy Roleder:

Ich habe es gelesen und war etwas überrascht. Na klar hat mir persönlich diese Medaille in Peking eine riesen Stärke gegeben. Ich wusste damit: Ich kann sie alle schlagen. Das haben auch die anderen Deutschen mitbekommen und den krassen Respekt vor der Konkurrenz abgelegt. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir können auch bei einer WM mitmischen, nicht nur in Europa.

Ist das als Kampfansage zu verstehen, dass Sie in London wieder eine WM-Medaille holen wollen?

Cindy Roleder:

Dort wird es wieder neu losgehen und es ist immer wieder ein Turnier. Es gilt, über die einzelnen Rennen und Runden zu kommen. Das erste Ziel ist immer, im Finale zu stehen und dann kann alles passieren. Es sind Hürden dazwischen. Ich werde an mir arbeiten, um die Zeiten aus der Halle nach draußen zu transportieren.

Werden Sie in den Sommer wieder mit einem Siebenkampf einsteigen oder konzentrieren Sie sich auf den Hürdensprint?

Cindy Roleder:

Es ist wieder ein Siebenkampf geplant, in Götzis. Die Hürden möchte ich gerne bei der Diamond League in Doha Anfang Mai laufen, aus dem Training heraus. Dort wird noch keine Spitzen-Zeit zu erwarten sein, weil ich aus dem Training komme. Der Plan ist aber, mit einem Rennen zu beginnen, in dem es nicht regnet. In den vergangenen Jahren habe ich oft in Hengelo bei Regen meinen Saisoneinstieg gehabt. In Doha scheint bestimmt die Sonne.
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GOLD! Cindy Roleder bewahrt bei Fehlstart-Drama die Nerven

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