| Läufermeeting

Der dreifache Benitz: Pliezhausen-Triple für den Mittelstreckler

Die 600 Meter der Frauen, die 1.000 Meter der Männer und der Staffel-Auftritt der deutschen U20-Sprinterinnen – das waren die Höhepunkte des 27. Internationalen Läufermeetings in Pliezhausen. Überzeugt haben außerdem Hürdenläuferin Jackie Baumann und ihre beiden männlichen Disziplinkollegen Joshua Akuabu und Georg Fleischhauer. Tolle Leistungen zeigten neben den DLV-Athleten auch wieder Spitzensportler aus insgesamt 16 Nationen.
David Köndgen

Benitz, Benitz, Benitz. So wollte er es, so hat er es bekommen. Das Pliezhausen-Triple geht nach seinem neuerlichen Sieg über 1.000 Meter an den Wahl-Berliner Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald). 2014 lief er in 2:16,90 Minuten Meetingrekord. 2016 kam er ebenfalls als Erster ins Ziel. Und auch dieses Jahr konnte ihm keiner den Sieg streitig machen. Die Zeit von 2:21,99 Minuten geriet da eher zur Nebensache.

Sein eigenes Fazit zum Rennen fiel gemischt aus: „Es stand halt viel Wasser auf der Bahn. Das hat dann nicht so Spaß gemacht. Kurzum: Es war ganz schön zäh. Deshalb ist auch die Zeit nicht ganz so gut. Die letzten 100 Meter konnte ich mich dann auf meine Qualitäten verlassen und habe es geschafft“, erklärte Timo Benitz.

Was die weitere Saisonplanung angeht, ist er sich sicher, dass er die WM-Norm für London (Großbritannien; 4. bis 13. August) über 1.500 Meter (3:36,00 Minuten) laufen kann. „Das Rennen muss halt passen: perfektes Rennen, perfekte Gegner und eine perfekte Form sind die drei nötigen Komponenten“, sagte der 25-Jährige. Weil er im vergangenen Jahr gemerkt hat, dass er zu viele Wettkämpfe bestritten hatte, will er sich dieses Jahr „auf wenige Rennen konzentrieren". Sicher hätte er nichts dagegen, wenn er die WM-Norm bereits am 3. Juni in Marseille (Frankreich) abhaken könnte.

Christina Hering wiederholt 600-Meter-Erfolg

1:1 stand es bisher im Duell Christina Hering (LG Stadtwerke München) gegen Selina Büchel (Schweiz) über 600 Meter. Die Zweikämpfe waren jedes Jahr packend, knapp und spannend. 2016 liefen sie fast zeitgleich ins Ziel, lediglich eine Hundertstelsekunde war Christina Hering schneller als ihre Konkurrentin. Im Vergleich dazu lagen dieses Jahr Welten zwischen Siegerin Christina Hering und der drittplatzierten Selina Büchel: gut eine Sekunde. Oder eben sogar eine weitere Athletin: U20-Läuferin Jana Reinert (LG Region Karlsruhe).

Die Siegerzeit bei widrigen Bedingungen war zwar nicht ganz so schnell wie beim Rekordlauf vor zwei Jahren (1:25,45 min), aber immer noch absolute Spitze: 1:27,68 Minuten. "Schon in der Kurve habe ich gewusst, dass ich es schaffen werde, vorbeizugehen. Und habe es dann auf der Zielgeraden durchgezogen. Es wäre natürlich toll gewesen, noch schneller zu laufen, aber natürlich freue ich mich sehr über den Sieg“, sagte Christina Hering – die im Duell gegen Selina Büchel nun mit 2:1 in Führung geht. Nächstes Jahr wird die Schweizerin also garantiert auf Revanche aus sein.

Ziel: WM-Norm schnell abhaken

Zunächst aber steht die WM-Saison an. Christina Hering will die Quali (2:00,50 min) „nicht wieder erst auf den letzten Drücker“ laufen. Sondern: „Sie schnell abhaken, um mich dann perfekt auf die Weltmeisterschaften vorbereiten zu können. Ich bin gespannt und will in London mit Selbstbewusstsein an den Start gehen.“

Bei den Männern war Tony van Diepen aus den Niederlanden der lachende Dritte. Nach 1:16,58 Minuten jubelte er über den Meetingsieg – erwartet worden war eigentlich ein Duell zwischen dem Deutschen Hallenmeister Robert Farken (SC DHfK Leipzig) und dem Polen Artur Kuciapski. Sie landeten am Ende jedoch „nur“ auf den Rängen zwei (1:17,58 min) und drei (1:18,11 min).

Joshua Abuaku schnellster Hürdenläufer

Über 300 Meter Hürden ließ der 20-jährige Deutsche U23-Meister Joshua Abuaku (LAV Oberhausen) aufhorchen. Er schlug zum Saison-Auftakt den zweimaligen Deutschen Meister Georg Fleischhauer (LG Eintracht Frankfurt) im Fotofinish. Mit der Zeit von 36,6 Sekunden war vor allem Abuaku zufrieden: „Für das erste Rennen war das mega gut. Die U23-EM ist mein Saisonhöhepunkt“.

Für Fleischhauer hätte es dagegen gerne „etwas schneller“ sein dürfen: „Aber im ersten Lauf war ich noch etwas passiv, habe zu sehr abgewartet und bin deshalb nicht aktiv auf die Hürden drauf. Das hat mir gar nicht gefallen. Der zweite war dann deutlich besser, leider von der Zeit her nicht schneller. Aber dieses Jahr sind wir hier auch voll aus dem Training heraus gelaufen.“

U20-Sprinterinnen mit Kampfansage für Grosseto

Was im ersten Versuch noch scheiterte, klappte im zweiten: die U20-EM-Norm der DLV-Sprinterinnen. Die 4x100 Meter Staffel in der Besetzung Katrin Fehm (SG Siemens Amberg), Keshia Kwadwo (V Wattenscheid 01), Sophia Junk (LG Rhein-Wied) und Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen) lief nach 44,11 Sekunden durchs Ziel und war hinterher mehr als zufrieden.

„Der Start ist zwar noch ausbaufähig, aber insgesamt können wir echt zufrieden sein“, sagte Katrin Fehm. Keshia Kwadwo ergänzte: „Es ist die schnellste Zeit, seit ich in der Staffel dabei bin.“ Und Sophia Junk gab zu: „Die Anspannung war nach dem ersten verpatzten Lauf natürlich extrem hoch.“ Aber: „Meine Erleichterung war echt riesengroß, als ich das Staffelholz dann beim zweiten Mal in der Hand hatte. Mit der Zeit sind wir auch sehr zufrieden, in der fortgeschrittenen Saison sollte dann eine 43er Zeit auf jeden Fall möglich sein. Und damit streben wir natürlich bei der EM nach einer Medaille.“

Nachwuchs-Bundestrainer Alexander Seeger ging sogar noch einen Schritt weiter: "Es gibt nun nur ein Ziel: den Europameistertitel. Außer Großbritannien und Frankreich kann keine Staffel in diesem Bereich laufen. 2011 waren wir das letzte Mal Europameister, es ist also an der Zeit."

Jackie Baumann stellt Schnelligkeit unter Beweis

Hochklassig besetzt waren die 300 Meter Hürden der Frauen mit Vize-Europameisterin Joanna Linkiewicz (Polen), der EM-Dritten aus der Schweiz Lea Sprunger und Olympia-Teilnehmerin Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen). In einem packenden Finish setzte sich die Polin in 39,8 Sekunden gegen Sprunger (40,1 sec) durch.

Jackie Baumann war als Dritte (40,6 sec) zufrieden: „Insgesamt hat es gut funktioniert, obwohl ich das über die Hürden noch gar nicht erwartet hatte. Die 150 Meter [17,56 sec] waren gut und schnell. Es ist alles da, ich fühle mich gut. Jetzt müssen nur noch die Wettkämpfe passen." Ihre weiteren Saisonziele: Bei den U23-Europameisterschaften über 400 Meter Hürden ins Finale kommen. Und sogar die Norm für die WM in London (56,00 sec) ist realistisch.

Marcel Fehr überrascht sich selbst

Über 3.000 Meter war die Polin Matylda Koval nach der Absage von Agata Strausa (LT Haspa-Marathon Hamburg) und Hallen-EM-Teilnehmerin Hanna Klein (SG Schorndorf 1846) auf sich gestellt. Sie siegte souverän in 9:09,72 Minuten.

Bei den Männern setzte sich Marcel Fehr (SG Schorndorf) in starken 8:04,69 Minuten gegen Stefan Hettich (TSV Gomaringen, 8:05,25 min) durch. „Mit solch einer Zeit hätte ich nie gerechnet. 8:12 hätte ich schon top gefunden, jetzt ist es einfach nur sensationell“, sagte Stefan Hettich im Ziel. Er war einer der wenigen Athleten, der statt auf einer Unterdistanz mit der Überdistanz in die Saison startete. Denn: „Die 1.500 Meter bleiben mein Ziel, ich will unter 3:40 Minuten laufen. Und natürlich ist die EM in Berlin 2018 mein Traum, auf den ich hinarbeite.“

Über 2.000 Meter Hindernis lief die Schweizerin Fabienne Schlumpf die zweitbeste Zeit der Meeting-Geschichte – der Meetingrekord von Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt, 6:15,90 min) aus dem Jahr 2015 war jedoch nie in Gefahr. Die Olympia-Finalistin von Rio lief in 6:20,33 Minuten zu einem souveränen Start-Ziel-Sieg. Auf Rang zwei platzierte sich Jana Sussmann (LT Haspa-Marathon Hamburg, 6:23,36 min). Bei den Männern setzte sich Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) in 5:37,36 Minuten gegen Tim Stegemann (LAC Erfurt, 5:38,36 min) durch.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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