Der große Disziplin-Check 2018 – Zehnkampf

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Zehnkampf der Männer.

Pamela Lechner

Fazit des Bundestrainers:

Rainer Pottel, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Rainer Pottel:

Es war wieder ein Riesen-Jahr für den deutschen Zehnkampf mit dem Höhepunkt der Europameisterschaften, wo Arthur Abele den Titel gewonnen hat – und das obwohl die Mehrkämpfer, die letztes Jahr WM-Medaillen geholt hatten, gar nicht angetreten waren. Sprich Rico Freimuth und Kai Kazmirek. Das ist eine tolle Sache. Dazu kommen junge Leute wie Niklas Kaul, Tim Nowak und Manuel Eitel, die neue Bestleistungen gemacht haben. Das sind gute Voraussetzungen für den Moment und für die Zukunft. Ituah Enahoro hat sich mit einem guten 8.000-Punkte-Zehnkampf vom Mehrkampf verabschiedet und konzentriert sich jetzt auf den Weitsprung.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Rainer Pottel:

Das persönliche Highlight war natürlich die Europameisterschaft mit dem Titel von Arthur Abele. Bei Arthur ist es immer etwas ganz Besonderes, weil er wegen Verletzungen mehrere Jahre ganz weg war von der Bildfläche. Es ist unglaublich, wie er immer wieder zurückkommt – auch nach seinem letzten Achillessehnenriss. Mit seiner Geschichte ist dieser Erfolg nochmal mehr wert und nicht zu steigern.

Wo sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM 2019 in Doha?

Rainer Pottel:

Die Qualifikation für die Weltmeisterschaften wird sehr interessant: Es haben in dieser Saison viele junge Mehrkämpfer angeklopft. So können sich die arrivierten Mehrkämpfer wie Arthur Abele, Rico Freimuth und Kai Kazmirek – obwohl sie internationale Medaillen gewonnen haben – nicht sicher sein, dass sie bei der WM dabei sind. Das ist eine tolle Ausgangssituation. Es gilt, die nachrückenden Zehnkämpfer weiter zu entwickeln, so dass sie den älteren Athleten Druck machen und diese gefordert werden, sich nochmal zu steigern oder auf ihrem hohen Niveau zu stabilisieren.

Internationale Erfolge 2018

	Medaillen	(Weitere) Top 12-Platzierungen
EM	Gold: Arthur Abele	4. Niklas Kaul
Hallen-WM	–	4. Kai Kazmirek
U20-WM	–	4. Manuel Wagner 8. Andreas Bechmann
U18-EM	–	8. Marcel Meyer
YOG	–	–

Die deutschen Top Ten 2018

Zehnkampf Männer

Punkte	Name	Jahrgang	Verein
8.481	Arthur Abele	1986	SSV Ulm 1846
8.329	Kai Kazmirek	1991	LG Rhein/Wied
8.304	Mathias Brugger	1992	SSV Ulm 1846
8.229	Tim Nowak	1995	SSV Ulm 1846
8.220	Niklas Kaul	1998	USC Mainz
8.121	Manuel Eitel	1997	SSV Ulm 1846
8.048	Ituah Enahoro	1997	LAV Uerdingen/Dormagen
8.032	Dennis Hutterer	1995	ASC Darmstadt
8.012	Florian Obst	1993	TSV Gräfelfing
7.763	Felix Hepperle	1989	LG Neckar-Enz

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: Zehnkampf Männer

Jahr	Athleten > 8.100 Punkte (WM-Norm)	Schnitt Top 3	Schnitt Top 5	Schnitt Top 10
2005	1	8.075	7.946	7.740
2006	5	8.260	8.229	7.997
2007	4	8.298	8.246	7.975
2008	5	8.297	8.266	8.004
2009	3	8.418	8.250	8.032
2010	1	7.943	7.890	7.730
2011	3	8.269	8.172	8.016
2012	4	8.369	8.254	8.072
2013	9	8.557	8.486	8.327
2014	3	8.434	8.290	8.065
2015	3	8.480	8.299	8.038
2016	2	8.357	8.144	7.881
2017	4	8.482	8.335	8.110
2018	6	8.371	8.313	8.153

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen

Jahr	Deutschland	Europa	Diff.	Welt	Diff.
2005	8.316 (A. Niklaus)	8.534 (Sebrle/CZE)	218	8.732 (Clay/USA)	416
2006	8.310 (D. Leyckes)	8.526 (Sebrle/CZE)	216	8.677 (Clay/USA)	367
2007	8.371 (A. Niklaus)	8.697 (Sebrle/CZE)	326	8.697 (Sebrle/CZE)	326
2008	8.372 (A. Abele)	8.585 (Krauchanka/BLR)	213	8.832 (Clay/USA)	460
2009	8.522 (M. Schrader)	8.528 (Pogorelov/RUS)	6	8.790 (Hardee/USA)	268
2010	8.202 (P. Behrenbruch)	8.453 (Barras/FRA)	251	8.483 (Clay/USA)	281
2011	8.288 (J.-F. Knobel)	8.398 (Pahapill/EST)	110	8.729 (Eaton/USA)	441
2012	8.558 (P. Behrenbruch)	8.558 (Behrenbruch)	0	9.039 (Eaton/USA)	481
2013	8.670 (M. Schrader)	8.670 (Schrader)	0	8.809 (Eaton/USA)	139
2014	8.477(A. Abele)	8.616 (Krauchanka/BLR)	139	8.616 (Krauchanka/BLR)	139
2015	8.561 (R. Freimuth)	8.561 (Freimuth)	0	9.045 (Eaton/USA)	484
2016	8.605 (A. Abele)	8.834 (Mayer/FRA)	229	8.893 (Eaton/USA)	288
2017	8.663 (R. Freimuth)	8.768 (Mayer/FRA)	105	8.768 (Mayer/FRA)	105
2018	8.481 (A. Abele)	9.126 (Mayer/FRA)	645	9.126 (Mayer/FRA)	645

Das fällt auf:

Arthur Abele stand 2008 zum ersten Mal an der Spitze der deutschen Jahresbestenliste, zehn Jahre später gelingt ihm das zum insgesamt vierten Mal.
"King Arthur", wie Arthur Abele seit seinem EM-Titelgewinn genannt wird, konnte sich in Berlin mit 32 Jahren seine erste internationale Freiluft-Medaille holen.
Dazu schnappte sich der Ulmer den mit 30.000 US-Dollar dotierten Sieg in der World Challenge-Wertung
Trainingskollege Mathias Brugger hatte bei der EM Pech und musste seinen Zehnkampf vorzeitig beenden. Er nimmt eine Steigerung auf beachtliche 8.304 Punkte aus Götzis mit ins nächste Jahr
Zehnkampf-Talent Niklas Kaul konnte sich in seinem ersten Aktiven-Jahr gleich den vierten Platz bei der EM sichern. Er bekam den Startplatz von Kai Kazmirek, der kurzfristig absagen musste.
Kai Kazmirek hielt die deutschen Farben bei der Hallen-WM in Birmingham mit Platz vier hoch.
In der Breite ist der deutsche Zehnkampf weiter Spitze: Neun Athleten haben die 8.000-Punkte-Marke und damit die EM-Norm übertroffen. Sechs Athleten schafften die Marke von 8.100 Punkten, nur 2013 waren es hier seit Beginn unserer Analyse mehr.
Der Abstand zur europäischen und Weltspitze ist enorm angestiegen. Das liegt zum einen daran, dass die DLV-Jahresbestleistung im Vergleich zu den Vorjahren niedriger ist, zum anderen, dass der Franzose Kevin Mayer den Weltrekord auf unfassbare 9.126 Punkte geschraubt hat.