| Hallen-EM 2019

Andreas Bechmann bei Debüt starker Fünfter

Der Frankfurter Andreas Bechmann hat bei den Hallen-Europameisterschaften in Glasgow (Großbritannien) einen starken fünften Platz belegt. Hier lesen Sie, wie sich der überraschende Deutsche Hallenmeister von Disziplin zu Disziplin geschlagen hat.
Jan-Henner Reitze
60 Meter

Feuertaufe bestanden

7x Bestleistung = Titel und EM-Ticket. Das war die Formel mit der Andreas Bechmann (LG Eintracht Frankfurt) bei der Mehrkampf-DM überraschend ins Rampenlicht stürmte. Er selbst hat diesen Leistungssprung gut verarbeitet und ist heiß auf mehr. Das hat sein Start am Samstag in seine erste große Meisterschaft bei den Männern gezeigt. In 7,05 Sekunden stellte der 19-Jährige auf die Hundertstel seine Bestleistung ein und gewann den ersten Lauf. Mit 865 Punkten reihte er sich im Gesamtklassement erst einmal auf Rang fünf ein.

Hinter ihren Möglichkeiten stiegen die im Vorfeld als Favoriten eingeschätzten Ilya Shkurenyov und Thomas Van der Plaetsen in den Wettkampf ein. Der unter neutraler Flagge startende Russe lief 7,18 Sekunden und blieb zwei Zehntel über seiner Bestzeit. Der Jahresbeste aus Belgien blieb in 7,35 Sekunden um acht Hundertstel hinter seiner Saisonbestleistung.

Der schnellste Sprinter war erwartungsgemäß der Este Karl Robert Saluri. Er war in 6,75 Sekunden so schnell wie noch nie ein Mehrkämpfer bei einer Hallen-EM. Vielversprechend starteten auch der Brite Tim Duckworth (6,85 sec) und der Spanier Jorge Urena (6,96 sec). Das Trio führt nach der ersten Disziplin.

Andreas Bechmann (LG Eintracht Frankfurt)

Ich sage mal: Ohne Fehlstart wäre vielleicht noch mehr gegangen, aber was will ich mehr? Ich habe schon das Gefühl gehabt, dass der Start schlecht war. Also hinten raus komme ich wirklich besser, auch wegen meiner Größe, aber 7.05 Sekunden ist eine super Zeit, das ist alles, was mich interessiert. Es ist ein super Start, ich bin gut drauf, ich bin fit und ich glaube, das zeigt die Zeit auch. Ich habe vorher auch schon gesagt: Sieben Bestleistungen wie in Halle werden wahrscheinlich schwer, aber jetzt ist mal eine Bestleistung eingestellt und jetzt gucken wir, wie es weitergeht. Eines nach dem anderen.

Weitsprung

Tim Duckworth übernimmt Führung, Bestleistung für Andreas Bechmann

Zur Freude seiner Landsleute in der Arena landete Tim Duckworth gleich im ersten Versuch bei 7,79 Metern. Nach zwei Disziplinen liegt der 22-Jährige damit nicht nur in Front (1.943 Punkte), sondern hat auch ähnlich viele Punkte gesammelt wie bei seiner Bestleistung (6.188 Punkte). Karl Robert Saluri musste die Führung nach 7,49 Metern (1.905 Punkte) wieder hergeben. Mit einem Sprung auf 7,66 Meter schob sich der Schwede Fredrik Samuelsson auf Rang drei (1.836 Punkte).

Auf diese Weite kam auch Ilya Shkurenyov. Der Hallen-Europameister von 2015 verbesserte sich nach schwächeren 60 Metern damit auf Rang sechs (1.794 Punkte). 

Nach seinem guten Einstand über die 60 Meter konnte Andreas Bechmann einen draufsetzen. Im dritten Versuch stellte er mit 7,39 Metern eine Weitsprung-Bestleistung auf und übertraf seine Leistung von der Mehrkampf-DM um zehn Zentimeter. Nach zwei Disziplinen rangiert der Frankfurter mit 1.773 Punkten auf Rang sieben.

Kugelstoßen

Vitali Zhuk bester Kugelstoßer, Martin Roe zwischenzeitlich vorne

Mit einem Stoß auf 15,60 Meter konnte sich Martin Roe an die Spitze des Zwischenklassements setzen. Das dürfte aber eine Momentaufnahme bleiben, denn der 26-Jährige hat in einem Siebenkampf noch nie die 6.000 Punkte geknackt. Der Este Karl Robert Saluri schob sich dank 15,50 Metern wieder auf Rang zwei (2.624 Punkte) vor Tim Duckworth (2.608 Punkte), der mit nur 12,97 Metern Punkte liegen ließ. Bester mit der Kugel war der Weißrusse Vitali Zhuk (16,32 m).

Auch in der dritten Disziplin schlug sich Andreas Bechmann bestens. Mit 14,04 Metern verlor er zwar ein paar Zentimeter auf seine Bestleistung (14,34 m). Mit 2.504 Punkten liegt er aber immer noch etwas über seinem Kurs bei der Hallen-DM. Nach drei Disziplinen rangiert er auf Rang zehn. Thomas Van Der Plaetsen fand auch im Kugelstoßen nicht in den Wettkampf (13,76 m) und liegt bisher auf Rang elf (2.428 Punkte).

Hochsprung

Brite nach erstem Tag in Front, Andreas Bechmann überzeugt

Dank seines Sprungs über 2,13 Meter übernachtet Tim Duckworth (3.533 Punkte) als Führender (2,13 m). Möglicherweise träumt der Brite aber von den 1.000 Metern, die ihn am Ende des Siebenkampfes noch einmal zurückwerfen könnten. Mit 2,10 Metern lieferte der Jahresbeste Thomas Van Der Plaetsen seine beste Leistung des Tages, hat nach vier Disziplinen als Neunter (3.324 Punkte) aber schon einen großen Rückstand auf die Spitze.

Mit Platz zwei nach dem ersten Tag liegt der Schwede Fredrik Samuelsson (3.475 Punkte) besser im Rennen um die Medaillen, in den auch der aktuell Dritte Spanier Jorge Urena (3.443 Punkte) noch eingreifen kann. Das gilt auch für Ilya Shkurenyov, der nach 2,04 Metern im Hochsprung bei 3.381 Punkten steht.

Seinen starken Wettkampf setzte Andreas Bechmann fort. Mit 2,07 Metern legte er einen Zentimeter auf seine Hochsprung-Bestleistung drauf. Als Siebter nach dem ersten Tag hat er mit 3.372 Punkten 26 Zähler mehr auf dem Konto als bei der Mehrkampf-DM, als am Ende 6.017 Punkte herauskamen.

Andreas Bechmann (LG Eintracht Frankfurt)

Siebter nach Tag 1 im Siebenkampf (3.372 Pkt)
Ich habe ja gesagt, ich will so weiter machen wie in Halle, ich will es genauso angehen, und so mache ich es auch. Kugel lief gut – die 30 Zentimeter weniger tun nicht weh. Weitsprung und Hochsprung neue Bestleistung. Ich bin froh, hier zeigen zu können, was ich drauf habe. Ich denke, über die Hürden ist morgen mindestens noch mal die Zeit von Halle drin, ich hoffe noch mal ein bisschen mehr. Dann kommen geile Disziplinen: Stabhochsprung, da freue ich mich schon richtig drauf. Und dann rennen wir und schauen, was wir rennen müssen, um ordentlich Punkte zu sammeln. Wir Zehnkämpfer sind eine coole Truppe. Es ist wie eine große Familie. Ich bin hier als mit Abstand Jüngster gut aufgenommen worden. Das ist nicht dieser überzogene Ehrgeiz – man gönnt es den anderen einfach. Man weiß bei jedem, der am Ende rauskommt und viele Punkte gemacht hat, was er geleistet hat. Und hat Respekt davor.

60 Meter Hürden

Jorge Urena schlägt Medaillenkurs ein

Mit einem Blitzstart in den zweiten Tag hat Jorge Urena die Führung übernommen. Dank seiner 7,78 Sekunden rückt nach Silber 2017 sogar der Titel in Reichweite. Mit 4.481 Punkten liegt der Spanier knapp vor Tim Duckworth (4.475 Punkte), der sich in 8,16 Sekunden gut über die Hürden schlug, mit den abschließenden 1.000 Metern seine schwächste Disziplin aber noch vor sich hat.

Schon der Stabhochsprung wird die Reihenfolge noch einmal durcheinander wirbeln. Ilya Shkurenkyov könnte nach 8,02 Sekunden über die Hürden und Rang vier aktuell (4.358 Punkte) auf einen Medaillenplatz vorstoßen. Für den Jahresbesten Thomas van der Plaetsen wird das schwer, der Belgier hat nach 8,29 Sekunden über die Hürden (4.234 Punkte) schon 250 Punkte Rückstand auf die Spitze.

Die Hürden sind bisher nicht die Stärke von Andreas Bechmann, mit 8,55 Sekunden blieb er nur zwölf Hundertstel über seiner Bestzeit und liegt mit 4.200 Punkten zwischenzeitlich auf Rang neun. 6.000 Punkte am Ende bleiben möglich.

Stabhochsprung

5,20 Meter – Andreas Bechmann schiebt sich auf Rang sechs vor

Drei Stabhochspringer meisterten 5,20 Meter, einer von ihnen war Andreas Bechmann, der damit seine Bestleistung einstellte. Als Sechster hat der 19-Jährige vor den abschließenden 1.000 Metern 5.192 Punkte auf dem Konto, das sind 13 weniger als nach sechs Disziplinen bei der Hallen-DM. Da steht zum Abschluss eine Attacke auf die Siebenkampf-Bestleistung (6.017 Punkte) an.

Gold im Visier hat weiter Jorge Urena, der im Stabhochsprung mit 5,00 Metern sein Leistungsvermögen auf den Punkt brachte und weiter sechs Punkte Vorsprung auf Tim Duckworth (5.391 zu 5.385 Punkte) hat, der ebenfalls 5,00 Meter überwandt. Der Brite ist allerdings der deutlich schwächere 1.000-Meter-Läufer und muss für Edelmetall über sich hinauswachsen.

Wie Andreas Bechmann 5,20 Meter übersprang auch Ilya Shkurenyov, der als Dritter (5.330 Punkte) noch Silber in Angriff nehmen kann. Fredrik Samuelsson (5.317 Punkte) kann auch noch von Rang vier aus das Podium erklimmen. Für Thomas van der Plaetsen sind 5,20 Meter dagegen zu wenig, um noch in Reichweite der Medaille zu kommen. Der Belgier ist aktuell Fünfter (5.206 Punkte).

Andreas Bechmann (LG Eintracht Frankfurt)

Nach sechs Disziplinen:
Über die Hürden bin ich schlecht aus dem Startblock gekommen. Das war aber kein Weltuntergang. Da müssen wir noch ein bisschen üben, das war erst mein drittes Rennen über die Männerhürden. Ich habe mir gesagt: Dann muss ich das im Stabhochsprung wieder rausholen. Das Einspringen hat super funktioniert und ich hatte Sicherheit, es lief sehr gut. Ich glaube, ich bin fast wieder auf dem Kurs von Halle, das heißt ich kann die 6.000 Punkte wieder attackieren. Alle sind eng beisammen. Ich kann rennen und da voll mitrennen. Die Halle wird brennen, wenn es auch nur annähernd so wird wie gestern. Der Brite Tim Duckworth ist vorne mit dabei, das macht es noch mal besser. Ich greife meine Bestzeit an und damit auch meine Siebenkampf-PB. Jetzt wird gegessen, dann gehe ich zur Physio und dann wird gerannt!

1.000 Meter

Jorge Urena souverän zu Gold, Andreas Bechmann Fünfter

Jorge Urena ließ nichts anbrennen und bestätigte in der Schlussrunde nicht nur, dass er der beste 1.000-Meter-Läufer im Feld (2:44,27 min) ist, sondern machte damit auch seine erste internationale Goldmedaille klar (6.218 Punkte).

Durch die Aussicht auf eine Medaille und das Heimpublikum wuchs Tim Duckworth in der ungeliebten Abschluss-Disziplin über sich hinaus, dank 2:49,44 Minuten hielt sich der Brite auf dem Silberrang (6.156 Punkte). Ilya Shkurenyov konnte den Abstand durch seine (2:45,35 min) zwar bis auf elf Punkte verkürzen, blieb aber auf dem Bronzerang (6.145 Punkte). Fredrik Samuelsson reichten 2:45,99 Minuten nicht mehr, um aufs Podium zu klettern, er wurde Vierter (6.125 Punkte).

Andreas Bechmann beendete seinen Siebenkampf in 2:45,89 Minuten als Dritter über 1.000 Meter und konnte im Gesamtklassement noch einen Platz gut machen. Mit 6.001 Punkten bestätigte er sein neues Level von der Mehrkampf-DM (6.017 Punkte) und wurde bei seiner ersten großen Meisterschaft Fünfter. Der als Jahresbester angereiste Thomas van der Plaetsen belegte Rang sechs (5.989 Punkte).

Andreas Bechmann (LG Eintracht Frankfurt)

Fünfter nach sieben Disziplinen
Das ist wirklich der Hammer. Wir hatten eigentlich den Fahrplan, schneller zu laufen und nochmal die Bestleistung zu attackieren, aber wussten ganz klar: Ich muss vor Thomas [van der Plaetsen] im Ziel ankommen und Martin [Roe] darf nicht vier Sekunden vor mir sein und daran habe ich mich gehalten. Wir sind die ersten drei Runden langsam angegangen, dann auf einmal haben alle den Turbo gezündet und einen 400 Meter Endspurt gemacht. Es war wirklich ein unruhiges Rennen, es gab viel Geschiebe. Ich glaube, jeder wurde irgendwie angerempelt, ist kurz gestolpert auf dieser schwer zu laufenden Bahn, die wirklich sehr schräg ist. Ich glaube, ich konnte nochmal das zeigen, was ich in Halle schon gezeigt habe. Das Niveau ist da, jetzt gilt es wirklich, zu regenerieren. 

 <link termine top-events hallen-em-2019-glasgow btn>Hallen-EM kompakt

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024