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Historisches Gold für Österreich, Lisa Maihöfer in den Top Ten

Sarah Lagger hat am Freitag in Bydgoszcz die erste österreichische Medaille bei U20-Weltmeisterschaften gewonnen: Die erst 16 Jahre junge Siebenkämpferin holte mit U20-Landesrekord von 5.960 Punkten Gold. Das junge deutsche Duo sammelte mit den Plätze neun und 18 Motivation und Erfahrungen für die Zukunft.
Silke Morrissey

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TAG 2 

800 Meter

Top Ten- und Top 20-Plätze für DLV-Duo

Die ungeliebten 800 Meter hatten auch bei den deutschen Siebenkämpferinnen keine Vorfreude geweckt. Aber sie kämpften sich tapfer über die letzten zwei Runden des Wettkampfs. Küken Mareike Rösing kam nach 2:27,02 Minuten ins Ziel. Damit gab die 16-jährige eine gute Visitenkarte für die Zukunft ab, auch wenn es für die Jüngste im Feld schließlich nicht zum Angriff ihrer Bestleistung (5.411 Pkt) reichte. Mit 5.252 Punkte wurde sie schließlich 18.

Lisa Maihöfer musste in ihrem Rennen nur die starke Österreicherin Karin Strametz (2:18,61 min) ziehen lassen. Dahinter rannte sie ihr eigenes Tempo, mit dem sie Erste der Verfolgergruppe wurde und in 2:22,75 Minuten nur anderthalb Sekunden über ihrer Bestzeit aus Kreuztal blieb. Der Lohn nach zwei harten Tagen: 5.540 Punkte, neue Bestleistung und als Neunte ein Platz in den Top Ten der Welt. Auch sie darf im kommenden Jahr noch einmal in der U20 starten und wird bei den U20-Europameisterschaften in Grosseto (Italien) sicher weiter vorne landen.

Im letzten 800-Meter-Rennen bestimmte Sarah Lagger das Tempo. Adriana Rodriguez versuchte Anschluss zu halten, musste aber schon bald abreißen lassen. Von da an rannte die erst 16 Jahre junge Österreicherin ungefährdet dem Sieg entgegen. In 2:15,99 Minuten musste sie in diesem Lauf nur der Bronzemedaillen-Gewinnerin Hanne Maudens (Belgien; 2:15,70 min; 5.881 Pkt) den Vortritt lassen. Im Siebenkampf war sie mit neuem österreichischen U20-Landesrekord von 5.960 Punkten Spitze. Mit 35 Punkten Rückstand sicherte sich die Kubanerin Rodriguez (2:23,27 min) dahinter Silber.

Speerwurf

Lisa Maihöfer verliert trotz Bestleistung an Boden

Der Speerwurf ist die Wackel-Disziplin von Lisa Maihöfer – dementsprechend groß waren vorher die Sorgenfalten. Und tatsächlich schaffte es die 17-Jährige zunächst in zwei Würfen gerade mal, ihr Wurfgerät knapp über die 30-Meter-Marke zu befördern. Nach dem dritten Versuch aber gab es dann doch Grund für ein Lächeln: 34,72 Meter, neue Bestleistung! Erwartungsgemäß musste sie in dieser Disziplin dennoch einige Athletinnen vorbeiziehen lassen. Als Elfte mit 4.753 Punkten und 70 Punkten Rückstand auf die Top Acht geht sie in die abschließenden 800 Meter.

Mareike Rösing, jüngste Teilnehmerin im gesamten Feld, wird von Position 20 aus in der letzten Disziplin versuchen, sich noch ein paar Plätze weiter nach vorne zu arbeiten. Im Speerwurf verlor sie nach 33,49 Metern wieder ein paar Zähler im Vergleich zu ihrem besten Siebenkampf. So scheint ein Endresultat um 5.300 Punkte realistisch. Lisa Maihöfer kann die 5.500-Punkte-Marke angreifen.

Schon in sechs Disziplinen mehr als 5.000 Punkte gesammelt haben die beiden Führenden Adriana Rodriguez (5.145 Pkt) und Sarah Lagger (5.081 Pkt). Es wird ein spannender Kampf um Gold. Bei der U18-WM in Cali (Kolumbien) hatte die Österreicherin der Kubanerin auf dieser Strecke satte elf Sekunden abgenommen und dürfte daher Kandidatin Nummer eins für den Titel von Bydgoszcz sein. Hanne Maudens (Belgien; 4.998 Pkt) muss für Bronze 14 Punkte Vorsprung auf die Schwedin Bianca Salming verteidigen.

Weitsprung

Wackliger Weitsprung mit glimpflichem Ende

Im Weitsprung brauchen sich Mareike Rösing (TuS Lübeck 1893) und Lisa Maihöfer (LG Staufen) im Normalfall nicht zu verstecken. Die eine kann an die sechs Meter heranspringen, die andere deutlich darüber hinaus. Doch ein ungültiger erster Versuch brachte Unsicherheit in den Wettbewerb von Lisa Maihöfer. Mit 5,79 Meter im letzten Versuch konnte die 17-Jährige zwar noch einen ordentlichen Sprung zeigen, auch angesichts 2,2 Metern pro Sekunde Gegenwind. Das wahre Potenzial der 6,42 Meter-Springerin, die allerdings aufgrund unterschiedlicher Beschwerden nicht optimal trainieren konnte, spiegelt diese Weite aber nicht wider.

Mareike Rösing hatte in der Mehrkampf-Qualifikation in Kreuztal mit 5,86 Metern einen neuen Freiluft-Hausrekord verbucht, in der Halle war sie schon 5,89 Meter gesprungen. In Bydgoszcz setzte sie erst 5,49 Meter in die Grube und packte dann noch ein paar Zentimeter drauf: 5,68 Meter – dann doch ein ordentliches Resultat für die 16-Jährige.

Mit 6,34 Metern und 25 Zentimetern vor der zweitbesten Springerin machte die Belgierin Hanne Maudens in der Gesamtwertung (4.325 Pkt) einen großen Sprung nach vorne auf drei. Die Top Zwei bestimmen weiterhin Adriana Rodriguez (Kuba; 4.528 Pkt) und Sarah Lagger (4.344 Pkt), die 5,96 und 5,95 Meter sprangen. Lisa Maihöfer ist derzeit Achte (4.187 Pkt), Mareike Rösing liegt auf Platz 16 (3.978 Pkt).

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Lisa Maihöfer (LG Staufen)
Ich bin nach dieser Saison froh, überhaupt hier dabei gewesen zu sein. Mit dem Resultat und dem neunten Platz bin ich daher mega zufrieden. Meine Highlights waren der Hochsprung und die 200 Meter. Im Speerwurf habe ich im dritten Wurf noch mal versucht, mir den Arsch zu retten. Die tolle Atmosphäre hier gibt Schwung für das nächste Jahr. Da will ich verletzungsfrei bleiben. Ich habe hier gelernt, dass man ein schlechtes Resultat schnell abhaken muss. Man muss immer von Disziplin zu Disziplin arbeiten, abgerechnet wird erst am Ende.

Mareike Rösing (TuS Lübeck 1893)
Geschafft! Das war mein erster Gedanke nach den 800 Metern. Es war ein Glücksgefühl, dass ich meine erste WM absolviert habe, aber gleichzeitig habe ich gedacht: Schade, das hättest du noch etwas besser machen können. Mit meinen Leistungen und der Platzierung bin ich nicht so zufrieden. Aber Bundestrainerin Eva Rapp hat gesagt, ich bin hier, um Erfahrungen zu sammeln, vielleicht für meine nächste U20-WM in zwei Jahren. Es war cool, dass Lisa und ich das hier gemeinsam machen konnten. Wir waren auch meistens in einer Gruppe und konnten uns unterstützen. Das hat mir zum Beispiel beim Hochsprung total geholfen.

 

TAG 1 

100 Meter Hürden

DLV-Duo mit Bestleistungen über die Hürden

Die deutschen Siebenkämpferinnen nahmen am Donnerstag um 9:35 Uhr gleich den Faden der deutschen Zehnkämpfer auf, die am Mittwoch mit Gold (Niklas Kaul) und Rang sechs (Jan Ruhrmann) geglänzt hatten: Sowohl Lisa Maihöfer (LG Staufen; 14,33 sec) als auch Mareike Rösing (TuS Lübeck 1893; 14,53 sec) waren über die Hürden schnell wie nie und kamen als Erste beziehungsweise Dritte des ersten Laufs ins Ziel. Sie blieben damit 33 (Maihöfer) und 20 (Rösing) Hundertstel unter den Leistungen ihrere Qualifikations-Siebenkämpfe in Kreuztal und Marburg.

Auch eine der Favoritinnen zeigte sich frisch und keineswegs müde nach Silber am vergangenen Wochenende bei den U18-Europameisterschaften: Die Österreicherin Sarah Lagger, erst 16 Jahre alt und am Montag direkt aus Tiflis (Georgien) angereist, war in 14,25 Sekunden ebenfalls in Bestleistungsform und sogar schneller als über die U18-Hürden in Tiflis (14,30 sec). Die beste Zeit legte die Kubanerin Adriana Rodriguez auf die Bahn, die 13,69 Sekunden erzielte.

Hochsprung

Lisa Maihöfer spielt ihre Stärke aus

Lisa Maihöfer zählt zu den besten Hochspringerinnen im Siebenkampf. Das konnte sie auch am Donnerstag wieder unter Beweis stellen. Mit etwas mehr Glück wäre sogar noch mehr drin gewesen als die 1,80 Meter, die schließlich in die Listen eingingen: Bis dahin war sie fehlerfrei geblieben, bei 1,83 Meter fiel die Latte dreimal nur denkbar knapp. Es war eine gute Leistung der 17-Jährigen, die sich in diesem Jahr erst mit Knie- und zuletzt mit Rückenbeschwerden herumplagen musste. Ein paar Zentimeter mehr hätte sie sich aber dennoch erhofft.

Nerven bewahren hieß es für Youngster Mareike Rösing, mit 16 Jahren das Küken im deutschen Team und mit Ausnahme der Staffeln die einzige deutsche U18-Athletin, die in Bydgoszcz an den Start geht. Sowohl bei 1,71 als auch bei 1,74 musste sie in den dritten Versuch. Auch bei 1,77 Meter war sie nicht chancenlos, aber schließlich nicht erfolgreich. So ließen beide DLV-Athletinnen im Hochsprung im Vergleich zu ihren besten Siebenkämpfen ein paar Punkte liegen.

Der zweitbeste Hochsprung-Resultat aller Teilnehmerinnen brachte Lisa Maihöfer (1.910 Pkt) aber dennoch nach vorne auf Platz drei hinter der Kubanerin Adriana Rodriguez (2.001 Pkt) und der Schwedin Lovisa Östervall (1.961 Pkt), die ebenfalls 1,80 Meter meisterten. Mit 1,77 Meter zeigte auch Mitfavoritin Sarah Lagger (1.884 Pkt) einen guten Hochsprung. Mareike Rösing (1.808 Pkt) geht in Schlagdistanz auf die Top Ten als Zwölfte in die Mittagspause.

Kugelstoßen

Die Kugeln fliegen nicht nach Wunsch

Lisa Maihöfer und Mareike Rösing zählen nicht zu den besten Kugelstoßerinnen unter den Mehrkämpferinnen. Am Donnerstag aber, da wollten die Vier-Kilo-Geräte so gar nicht fliegen. Jeweils erst im dritten Versuch verhinderten die DLV-Athletinnen Schlimmeres und retteten sich zumindest noch auf achtbare Weiten. Lisa Maihöfer hatte noch zehn Tage zuvor mit einem 12-Meter-Stoß ihr Potenzial gezeigt, in Bydgoszcz kam sie nur auf 11,08 Meter. Mareike Rösing zeigte erst zwei 8-Meter-Versuche, bevor sie die Kugel noch auf 10,55 Meter wuchtete. Im Siebenkampf in Marburg hatte sie 11,08 Meter gestoßen.

Ohne herausragende Stoßerinnen im Feld – am weitesten kam mit 13,29 Metern die Schwedin Bianca Salming – verlor das DLV-Duo aber nicht allzu viele Punkte. In Führung weiterhin: die Kubanerin Adriana Rodriguez (12,65 m; 2.705 Pkt), Salming arbeitete sich vor auf den zweiten Platz (2.655 Pkt), auf den Medaillenrängen liegt nach Bestleistung von 13,09 Metern nun auch die Österreicherin Sarah Lagger (2.617 Pkt). Nur 30 Punkte hinter Platz vier rangiert Lisa Maihöfer auf dem achten Platz (2.510 Pkt), Mareike Rösing (2.374 Pkt) ist 16.

200 Meter

Lisa Maihöfer erstmals unter 25 Sekunden

Der Tag endete, wie er begann: Mit zwei guten Zeiten für beide deutsche Siebenkämpferinnen. Lisa Maihöfer blieb sogar das erste Mal unter 25 Sekunden und war in 24,95 Sekunden fünf Zehntel schneller als im Juni beim Mehrkampf in Kreuztal. Damit waren die verlorenen Punkte vom Kugelstoßen wieder wett gemacht. Mit 3.401 Punkten – 15 mehr als in Kreuztal – schließt die 17-Jährige den Tag auf Platz sieben ab.

Mareike Rösing, direkt neben Lisa Maihöfer gestartet, hielt bis eingangs der Zielgeraden gut mit ihrer Mitstreiterin mit, musste sie dann aber doch ein wenig ziehen lassen. In 25,39 Sekunden blieb aber auch sie deutlich unter der Marke, die sie beim Qualifikations-Siebenkampf in Marburg gesetzt hatte. So kann sie am zweiten Tag ebenfalls ihre Mehrkampf-Bestleistung angreifen. Mit 3.225 Punkten übernachtet sie auf Rang 17.

An der Spitze vergrößerte Adriana Rodriguez mit rasanten 23,95 Sekunden ihren Vorsprung (3.691 Pkt), doch Sarah Lagger (24,93 sec) ist dahinter mit 3.510 Punkten in Lauerstellung und kann am zweiten Tag auf ihren Speerwurf bauen. Dahinter ist das Feld dicht beisammen. Lisa Maihöfer hat nur 40 Punkte Rückstand auf die drittplatzierte Schwedin Bianca Salming.

STIMMEN ZU TAG 1

Lisa Maihöfer (LG Staufen)
Der Tag hat gut angefangen, mit den Hürden war ich super zufrieden. Der Hochsprung war auch gut, obwohl ich schon gerne 1,83 Meter gesprungen wäre. Beim Kugelstoßen hatte ich mein Mittagstief (lacht). Ich weiß gar nicht, was da los war. Über 200 Meter bin ich dann das erste Mal unter 25 Sekunden geblieben. Insgesamt ist dieser Siebenkampf viel lockerer als der letztes Jahr bei der U18-WM in Cali. Man kennt sich mittlerweile, alle sind viel offener und reden mehr miteinander.

Mareike Rösing (TuS Lübeck 1893)
Vor dem Siebenkampf war die Aufregung schon groß! Aber als die Hürden rum waren ging es dann. Im Hochsprung habe ich mich schon beim Einspringen schwer getan. Über die 1,74 Meter habe ich mich noch rüber gekämpft, dann war Schluss. Das Einstoßen mit der Kugel lief dann mega gut. Warum es im Wettkampf nicht klappte? Ich habe keine Ahnung. Die Mittagspause war auch ungewohnt lang, das kannte ich so gar nicht, das ist was anderes als zuhause. Über 200 Meter hätte ich an Lisa dranbleiben müssen. Aber da hat man ein bisschen gemerkt, dass ich zwei Wochen krank war in der Vorbereitung. Es bringt viel Spaß hier! Es ist toll, den Siebenkampf mit den anderen zu erleben, auch mit Lisa. Sie unterstützt mich, wann immer es geht.

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