| WM 2015 Peking

Der WM-Siebenkampf - Von Disziplin zu Disziplin

Für die besten Siebenkämpferinnen der Welt geht es schon am Auftakt-Wochenende der Weltmeisterschaften in Peking um alles. leichtathletik.de berichtet von Disziplin zu Disziplin, wie sich die drei DLV-Mehrkämpferinnen im Vogelnest behaupten und wer nach den Medaillen greift.
Silke Morrissey

<link btn>WM 2015 kompakt

<link>Zum Mehrkampf-Rechner

100 Meter Hürden

Rasanter Start in den Siebenkampf

Die besten Mehrkämpferinnen der Welt sind in Top-Form. Das bewiesen am Samstagvormittag zum einen die DLV-Vertreterinnen, die allesamt mit Saison- oder gar Bestzeiten glänzten. Schnellste war Carolin Schäfer (TV Friedrichstein; 13,40 sec), die 18 Hundertstel schneller war als im Mai in Götzis. Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) verbuchte in 13,44 Sekunden einen Hausrekord, Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) war in 13,67 Sekunden mehr als zwei Zehntel schneller als in Ratingen – Rang zehn, zwölf und 17 nach Runde eins.

Und auch die internationale Konkurrenz trumpfte auf. Die Pole Position nach Disziplin eins erkämpfte sich mit Bestzeit von 12,81 Sekunden die Niederländerin Nadine Visser, die im Vorjahr Dritte der U20-WM über die Hürden geworden war. Dahinter sortierten sich die Favoritinnen ein: Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill (Großbritannien; 12,91 sec) zeigte im Vergleich zu Götzis eine deutliche Steigerung, Götzis-Siegerin Brianne Theisen-Eaton (Kanada; 12,98 sec) die erste Zeit unter 13 Sekunden. Ebenfalls mit Bestzeit glänzte Hallen-Europameisterin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 13,37 sec).

Zwischenstand:

1. Nadine Visser (NED; 1.253)
2. Jessica Ennis-Hill (GBR; 1.138)
3. Brianne Theisen-Eaton (CAN; 1.127)
10. Carolin Schäfer (TV Friedrichstein; 1.065)
12. Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt; 1.059)
17. Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1.026)

Hochsprung

Britinnen fliegen an die Spitze

Auf starke Hürdensprints folgten solide Leistungen im Hochsprung – ohne den ganz großen Ausrutscher nach oben, der bei mehreren 1,90-Meter-Springerinnen im Feld durchaus denkbar gewesen wäre. Hallen-Europameisterin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien), die in der Halle schon über 1,97 Meter gefloppt ist, hatte bei ihrer Einstiegshöhe zwei ungültige Versuche zu verdauen, war aber schließlich mit 1,89 Meter die beste Athletin im Feld.

Dahinter kam Jessica Ennis-Hill mit 1,86 Meter ebenso hoch wie in Götzis. Dort hatte Brianne Theison-Eaton 1,89 Meter angeboten, in Peking war für sie schon nach 1,80 Meter Endstation – ein Dämpfer für die Mitfavoritin. Vize-Europameisterin Nadine Broersen brachte sich mit 1,86 Meter in Position, mit derselben Höhe mischt auch Anastasiya Mokhnyuk (Ukraine) nach zwei Disziplinen vorne mit. Nadine Visser verbuchte nach dem Hürden-Sieg mit 1,80 Meter die nächste Bestleistung.

Aus dem Kreis der DLV-Athletinnen hatte besonders Jennifer Oeser Grund zum Jubeln: Mit 1,83 Meter, nur ein Zentimeter unter Saison-Bestleistung, zeigte sie einen starken Wettkampf. Dieselbe Höhe hätten sich sicher auch Carolin Schäfer und Claudia Rath gewünscht, beide haben sie in ihren besten Siebenkämpfen bereits übersprungen. Im Vogelnest gingen für beide schließlich 1,80 Meter in die Ergebnislisten ein – zwar kein herausragendes, aber ein gutes Resultat.

Zwischenstand:

1. Jessica Ennis-Hill (2.192)
2. Katarina Johnson-Thompson (2.162)
3. Nadine Visser (2.131)
12. Carolin Schäfer (2.043)
13. Jennifer Oeser (2.042)
14. Claudia Rath (2.037)

Kugelstoßen

Nafissatou Thiam dreht auf

Für viele Siebenkämpferinnen ist bereits die 14-Meter-Marke ein überwindbares Hindernis. Die Belgierin Nafissatou Thiam hat ihre Kugel am Samstag im Vogelnest auf herausragende 15,24 Meter gewuchtet – weiter kam niemand. Dieser Kraftakt bescherte der EM-Dritten von Zürich in der Zwischenwertung den zweiten Platz. Vor ihr liegt nach drei Disziplinen nur Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill, die mit 13,73 Metern eine solide Leistung zeigte. Nadine Broersen schob sich mit starken 14,59 Metern auf Rang drei nach vorne, auf Platz vier rangiert weiterhin die Ukrainerin Anastasiya Mokhnyuk (13,83 m) vor Götzis-Siegerin Brianne Theisen-Eaton, die auf für sie gute 13,70 Meter kam.

Die DLV-Athletinnen zeigten ein durchwachsenes Ergebnis. Carolin Schäfer, die sich in Götzis auf 14,06 Meter gesteigert hatte, musste diesmal mit 13,31 Metern vorlieb nehmen. Damit liegt sie im Siebenkampf insgesamt rund 60 Punkte unter Bestleistungskurs. Claudia Rath kam auf 13,09 Meter – was aber für sie als Erfolg zu werten ist, denn in Götzis war die Kugel schon bei 12,88 Metern gelandet. Beste Kugelstoßerin des deutschen Trios war Jennifer Oeser mit 13,81 Metern. Zwar blieb sie damit deutlich unter dem Resultat von Ratingen (14,23 m), dort hatte sie aber bereits an ihrer Bestleistung (14,29 m) gekratzt.

Zwischenstand:

1. Jessica Ennis-Hill (2.968)
2. Nafissatou Thiam (2.934)
3. Nadine Broersen (2.930)
12. Jennifer Oeser (2.823)
15. Carolin Schäfer (2.791)
17. Claudia Rath (2.770)

200 Meter

DLV-Trio mit schweren Beinen

Am Ende eines langen Tages fehlten bei vielen Athletinnen die Kräfte. Zeiten unter 23 Sekunden blieben aus, auch Bestleistungen waren rar gesät. An der Spitze rannten jedoch zwei Britinnen zu neuen Saison-Bestleistungen: Schnellste war Katarina Johnson-Thompson, die sich mit einer Zeit von 23,08 Sekunden wieder in die Top Drei nach vorne schob. Knapp dahinter kam Jessica Ennis-Hill (23,24 sec) ins Ziel. Damit übernachtet ein britisches Duo auf Rang eins und zwei des Siebenkampf-Klassements. Den dritten Podiumsplatz in der Zwischenwertung erkämpfte sich die Niederländerin Nadine Visser (23,78 sec), dicht gefolgt von Brianne Theisen-Eaton (23,94 sec), die allerdings schon mehr als 160 hinter ihrem Halbzeit-Resultat von Götzis liegt, wo sie insgesamt 6.808 Punkte gesammelt hatte.

Auch wenn die Beine schwer waren: In 24,15 Sekunden verbuchte Claudia Rath die siebtbeste Zeit aller Athletinnen und war damit auch die Schnellste des DLV-Trios – sowie zwölf Hundertstel besser als bei ihrem bis dato besten Siebenkampf vor zwei Jahren in Moskau, als sie WM-Vierte geworden war. Die Frankfurterin macht einen soliden Wettkampf und steuert genau auf das Resultat ihrer Bestleistung von rund 6.450 Punkten zu. Carolin Schäfer rannte auf Bahn eins zu 24,22 Sekunden, damit ließ sie im Vergleich zu Götzis (23,53 sec) rund 60 Punkte liegen. Nach Tag eins bedeutet das Kurs auf etwa 6.400 Punkte. Für Jennifer Oeser wurden 25,03 Sekunden gestoppt. Ein Ergebnis im Bereich von Ratingen (6.300) ist noch drin.

Zwischenstand:

1. Jessica Ennis-Hill (4.005)
2. Katarina Johnson-Thompson (3.925)
3. Nadine Visser (3.871)
9. Carolin Schäfer (3.751)
11. Claudia Rath (3.736)
16. Jennifer Oeser (3.707)

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Carolin Schäfer (TV Friedrichstein; 3.751 Pkt)
Vor den 200 Metern hatte ich mich eigentlich ganz gut gefühlt. Mit Bahn eins hatte ich zwar eine blöde Auslosung, aber beim Laufen ging es, eigentlich hätte ich gedacht, die Zeit wäre schneller. Aber mit dem Ergebnis jetzt bin ich nicht zufrieden. Die Hürden waren ein guter Einstieg, natürlich würde ich gerne mal wieder Richtung 13,20 Sekunden laufen, aber wir haben im Training einiges umgestellt, vor allem den Anlauf zur ersten Hürde, das braucht seine Zeit. Die 1,80 Meter im Hochsprung waren das Minimalziel. Das Kugelstoßen war dann eine Katastrophe. Die Trainingsleistungen sind immer besser als im Wettkampf, es fehlt einfach die Routine. Aber mein Trainer sagt, das kommt noch.

Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt; 3.736 Pkt)
Die 200 Meter wollte ich schneller laufen. Alles andere war sehr gut, unterm Strich bin ich zufrieden. Die haben uns hier auch ewig warten lassen, vor dem 200-Meter-Rennen standen wir schon in Wettkampf-Kleidung zehn Minuten im Gang rum. Jetzt sind die Beine schon schwer, es war ein langer Tag.

<link>Zum Mehrkampf-Rechner

<link btn>WM 2015 kompakt

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024