| Historische Serie

Deutsche EM-Gesichter I: Ingo Schultz Goldjunge in München 2002

Die Leichtathletik-EM 2018 vom 7. bis zum 12. August im Berliner Olympiastadion wird 2018 das größte Sportereignis auf deutschem Boden. Die Europameisterschaften haben seit ihrer Premiere 1934 in Turin eine große Tradition. In unserer zweiten historischen Serie präsentieren wir deutsche EM-Gesichter vergangener Titelkämpfe. Heute: Ingo Schultz – Sensations-Vize-Weltmeister 2001 und Europameister 2002 über 400 Meter.
Ewald Walker

Er war das Gesicht der so fröhlichen Europameisterschaften 2002 im Münchner Olympiastadion. 400 Meter-Läufer Ingo Schultz (LG Olympia Dortmund, TSG Bergedorf, TSV Bayer 04 Leverkusen) holte das einzige Einzel-Gold für den DLV und absolvierte vor dem begeisterten Publikum die längste Ehrenrunde der Leichtathletik-Geschichte. Während sein Goldlauf 45,14 Sekunden dauerte, war Schultz fast eine Viertelstunde im Innenraum des historischen Ovals unterwegs, um sich die stehenden Ovationen des Publikums abzuholen.

"Die EM in München war wie ein Volksfest“, erinnert sich Schultz an den Höhepunkt seiner Laufbahn. „Der Druck, im eigenen Land zu gewinnen war hoch, und gegen alle Zweifel hat es dann geklappt“, sagt Schultz. Dass in seiner Karriere danach nicht noch mehr herauskam, hatte mit Verletzungspech des 2,01 Meter großen Viertelmeilers zu tun. 2004, bei seinen einzigen Olympischen Spielen in Athen (Griechenland), schied er im Halbfinale aus.

Sympathischer Aufsteiger

Schon 2001 hatte Ingo Schultz bei der WM in Edmonton (Kanada) für eine der ganz großen Sensationen für die deutsche Leichtathletik gesorgt. Als 26-Jähriger wurde er dort Vize-Weltmeister mit 44,87 Sekunden, im Halbfinale war er mit 44,66 Sekunden die beste Zeit seiner Laufbahn gerannt. Nur der Weltmeister von 1987 Thomas Schönlebe (44,33 sec) und Erwin Skamrahl (44,50 sec) waren als deutsche Athleten jemals schneller. Schultz war der sympathische Aufsteiger der deutschen Leichtathletik. Es dauert 15 Jahre, bis Cindy Roleder (100 Meter Hürden) in Peking (China) wieder eine Einzelmedaille im Sprint-Bereich bei einer WM für den DLV holen konnte.

Die Karriere von Ingo Schultz dauerte nur zehn Jahre, denn er war ein Späteinsteiger. Begonnen hatte er als 22-Jähriger mit einem Marathon („Einfach nur zum Spaß“) in 3:37 Stunden. Nach seinen ersten 400 Meter-Rennen war seinem Trainer Jürgen Krempin klar: der Mann hat große Reserven. Gemeinsam feilten sie bei der Bundeswehr am sportlichen Aufstieg. „Ich wollte im Sport meine Grenzen ausloten, die Welt erkunden“, sagt Schultz heute. „Siege waren nicht das allein Entscheidende.“

Duale Karriere: Bundeswehr und Leistungssport

Als Offizier auf Zeit benötigte Ingo Schultz die Unterstützung der langjährigen DLV-Vizepräsidentin Dagmar Freitag. Erst deren Eingabe bei Verteidigungsminister Rudolf Scharping überwand das Hindernis, wonach für Offiziere in der Bundeswehr zunächst keine Leistungssportkarriere vorgesehen war. Schultz betont, dass er nie Sportsoldat mit deren Freiräumen für den Sport war, sondern eine duale berufliche Karriere absolvierte. Die Erfolge förderten umgekehrt Schultz' Laufbahn bei der Bundeswehr: 2007 schied er als Hauptmann aus der Bundeswehr aus.

Ingo Schultz hatte an der Universität der Bundeswehr in Hamburg Elektrotechnik studiert. Seit 2013 ist der Ingenieur als Teamleiter für Energieversorgungsprojekte tätig. Der zweifache Familienvater bedauert, dass die Leichtathletik im Kanon der Mediensportarten „kaum eine Chance hat“. Weil er die WM 2009 in Berlin schon als tolles Ereignis erlebt hat, glaubt er daran, dass auch die EM in diesem Sommer eine tolle Veranstaltung wird. „Natürlich werde ich zur EM nach Berlin fahren“, sagt ein ganz Großer der deutschen Leichtathletik.

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