| DLV-Lauf-Symposium

Dr. Kristin Behrens: "Inaktivität ist Gesundheitsrisiko Nummer eins"

Die Teilnehmer am zweiten DLV-Lauf-Symposium dürfen sich in Siegen im Haus Patmos am 2./3. Dezember wieder auf ein vielfältiges und spannendes Programm freuen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Rostock Dr. Kristin Behrens wird in ihrem Workshop "Nach dem Lauf ist vor dem Lauf, die Bedeutung der Prävention" auf die gesundheitlichen Aspekte des Laufens eingehen. Im Interview spricht die Referentin über die Win-Win-Situation des Symposiums, erklärt, warum Sitzen das neue Rauchen ist und gibt Tipps, wie man der ungesunden Inaktivität entgegenwirken kann.
Pamela Ruprecht

Dr. Kristin Behrens, Sie waren bei der Premiere des DLV-Lauf-Symposiums 2016 als Referentin dabei. Was hat Ihnen an der Veranstaltung besonders gefallen?

Dr. Kristin Behrens:

Meines Erachtens war gleich das erste Laufsymposium ein „Volltreffer“. Die Themenauswahl war vielschichtig und hat das breite Publikum ausgesprochen gut erreicht. Die Diskussionen im Anschluss an die Kurzvorträge haben gezeigt wie wichtig der Erfahrungsaustausch zwischen Laufveranstaltern, dem Deutschen Leichtathletik-Verband und den Experten der Laufszene ist. Diese Impulse waren wertvoll und finden sich im weiterentwickelten Konzept bzw. Programmablauf 2017 wieder. Besonders hat mich natürlich das große Interesse am DLV-Gesundheitssport gefreut.

Dieses Jahr werden beim Symposium auch Workshops angeboten. Sie geben einen Workshop zum Thema „Nach dem Lauf ist vor dem Lauf, die Bedeutung der Prävention“, was dürfen die Teilnehmer inhaltlich erwarten?

Dr. Kristin Behrens:

Das Laufen Gesundheitssport ist, wurde bereits auf dem ersten Laufsymposium intensiv diskutiert. Wir wollen an dieses hohe Interesse anknüpfen und den gesundheitlichen Mehrwert des Laufens unter die Lupe nehmen. Laufen ist die natürlichste Art des Menschen sich fortzubewegen und ist nicht nur deshalb ein ganz besonderer Gesundheitssport. Im Workshop werden wir den protektiven Wert des Laufens diskutieren. Insbesondere aktuelle Erkenntnisse der modernen Biologie (Epigenetik) werden aufgegriffen. Unsere Zellen haben ein „Gedächtnis“. Sie erinnern sich an Umwelteinflüsse und die Folgen des eigenen Lebensstils. Sogar die Erfahrungen der Eltern und Großeltern, deren Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten sind molekularbiologisch gespeichert und haben einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Der Workshop beantwortet die Frage, wie ein sportlicher Lebensstil Gesundheit generationsübergreifend beeinflussen kann.

Was können Laufveranstalter, Läufer oder Laufinteressierte aus dem Workshop mitnehmen? Wen sprechen Sie in erster Linie an?

Dr. Kristin Behrens:

Das Laufsymposium spricht ein breites Publikum an und entsprechend habe ich das Themenfeld vorbereitet. Der Workshop richtet sich an aktive Läufer und Laufveranstalter gleichermaßen. Zentrale Frage wird sein: wie gelingt es uns, mehr Bewegung und Sport in unseren Alltag zu integrieren? Auch wenn die meisten Teilnehmer des Symposiums wahrscheinlich schon sehr aktiv sind, reicht dies häufig nicht aus, um den Negativfolgen des Sitzens entgegenzuwirken. Sitzen ist das neue Rauchen: Inaktivität ist Risikofaktor Nr. 1 für eine Vielzahl von Erkrankungen und hat einen negativen Einfluss auf die körperliche, psychische und soziale Gesundheit. Wir sitzen im Durchschnitt mehr als sieben Stunden pro Tag. Jeder vierte Deutsche verbringt täglich sogar mehr als neun Stunden im Sitzen. Rechnen Sie doch einfach mal ihre persönlichen Sitzstunden zusammen! Mahlzeiten Autofahren, Bürozeiten, Fernsehzeiten... Hast Du den ganzen Tag gesessen, gleicht selbst Sport die Risiken des Dauersitzens nicht aus. Ich möchte im Workshop auf die Inaktivität in unserem Lebensalltag aufmerksam machen. Häufig ist uns das Ausmaß der Passivität gar nicht bewusst.

Sie sind wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Rostock im Bereich Sport und Gesundheit. Was sind Ihre aktuellen Forschungsfragen und fließen Erkenntnisse daraus auch in Ihren Workshop ein?

Dr. Kristin Behrens:

In den zurückliegenden Jahren habe ich mich verstärkt den Themen Sport als Partner in kommunalen Gesundheitsnetzwerken, der Entwicklung von Gesundheitssportprogrammen insbesondere für ältere Menschen und der Erreichbarkeit von Gesundheitssportangeboten im ländlichen Raum gewidmet. Diese Themen haben viel Potenzial und werden mich noch ein wenig beruflich begleiten. Unser Ziel ist es, die gesundheitssportlichen Versorgungslücken im ländlichen Raum in Mecklenburg-Vorpommern sukzessive zu schließen. Das umfasst einerseits die Weiterentwicklung der Sportstruktur in Mecklenburg-Vorpommern, andererseits aber auch eine intensive Aufklärung der Bevölkerung. Die Erfahrungen aus diesem Arbeitsbereich fließen in den Workshop ein.

Auf welche Vorträge des Symposiums freuen Sie sich sonst noch?

Dr. Kristin Behrens:

Das Programm ist wie im letzten Jahr unglaublich abwechslungsreich. Ich bin gespannt auf alle Beiträge und vor allem die offenen Diskussionen im Auditorium. Diese waren im vergangenen Jahr ausgesprochen wertvoll und vor allem bestärkend. Am Ende des ersten Tages freue ich mich natürlich auf das Get-Together in der Krombacher-Brauereischänke! Aber vorher gibt es noch ein kleines Läufchen in der herrlichen Natur – Achtung es geht bergauf!!!

Welche Rolle spielt für Sie Sport und Gesundheit in Ihrem persönlichen Alltag?

Dr. Kristin Behrens:

Sehr viel! Ich denke aber nicht bewusst darüber nach oder verfolge konkrete Gesundheits- und Leistungsziele. Ohne ausreichend Bewegung in meinem Alltag bekomme ich schrecklich schlechte Laune. Ich brauche Bewegung, um mich wohlzufühlen, nachdenken zu können, Alltag abzuschütteln und Zeit für mich zu haben. Laufen ist für mich die wertvollste Entspannungsmethode!

Das Thema „Sport und Gesundheit“ nimmt einen großen Raum in meinem Leben ein. Berufs- und Privatleben verschwimmen dabei oft miteinander. Zum Beispiel analysiere ich permanent öffentliche Räume. Mein erster Blick gilt häufig potenziellen Bewegungsräumen und öffentlichen Sportstätten! Städte wie Kopenhagen mit seinen Radwege, Ljubjana mit vielen Grün- und Parkanlagen sowie Spielplätzen oder Tel Aviv mit Fitnessparcours sowie vielen Sport- und Beachplätzen sind Beispiele dafür, dass Menschen sich fast von ganz allein in ihrem Alltag mehr bewegen. Das erhöhte Bewegungspensum wirkt sich nachweislich positiv auf die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung aus.

Sind oder waren Sie selbst als Läuferin aktiv?

Dr. Kristin Behrens:

„Früher“ habe ich mich mit viel Leidenschaft der Stadionrunde gewidmet. Die 400 Meter Hürden waren meine absolute Lieblingsstrecke. Jetzt gehe ich es etwas ruhiger an! Ich laufe zwei- bis dreimal in der Woche. Am liebsten laufe ich früh morgens, noch vor dem Frühstück. Nach dem Frühsport fühlt sich der Tag so richtig gut an. Außerdem dürfen eine Einheit Yoga und die Basketballrunde mit meinen Kollegen im Wochenplan nicht fehlen.

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