| EM 2016

EM Amsterdam Tag 1 – Die DLV-Frauen in den Vorrunden

Fünf Tage Leichtathletik-Fest in Amsterdam! Hier lesen Sie, wie sich die deutschen Frauen am ersten Tag der Europameisterschaften in den Vorrunden geschlagen haben.
Christian Fuchs / Jan-Henner Reitze

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200 Meter Vorläufe

Nadine Gonska besteht Feuertaufe

Erster Auftritt bei einer EM und gleich bis auf eine Zehntel an die Bestzeit rangelaufen: Nadine Gonska (MTG Mannheim) lief als Zweite ihres Vorlaufes in 23,13 Sekunden sicher eine Runde weiter. Die ersten Drei bekamen ein großes "Q". Nur bei ihrem dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel war die Mannheimerin bisher schneller unterwegs (23,03 sec). Den Lauf gewann die Slowenin Maja Mihalinec (23,01 sec).

Die Führenden in der Meldeliste mussten nicht zum Vorlauf antreten und standen automatisch im Halbfinale am Nachmittag (17:30 Uhr). Dazu zählten auch Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) und Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen), die ausschlafen und Kräfte sparen durften.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Nadine Gonska (MTG Mannheim):
Ich bin sehr zufrieden für den Vorlauf. Es ist die zweitschnellste Zeit, die ich je gelaufen bin. Ich freue mich, dass es für das Halbfinale gereicht hat. In der Regel kann ich im zweiten Rennen immer noch einen drauflegen. Es war noch nicht perfekt, ich werde mit meinem Trainer besprechen, was ich besser machen kann. Ich bin entspannt aufgestanden, dann kam die Aufregung. Beim Start war die dann wieder weg und ich konnte mich gut konzentrieren. Ich freue mich, dass ich mit einer EM so umgehen kann.

200 Meter Halbfinale

Gina Lückenkemper stürmt ins Finale, auch Lisa Mayer darf nochmal ran

Der bis dato größte Jubel im sich füllenden Stadion trieb Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) mit Voll-Speed durch die Kurve – auch wenn die Anfeuerungsrufe vor allem der Niederländerin Jamile Samuel galten. Die junge Deutsche kam als Erste auf die Zielgerade und ließ sich die Führung nicht mehr nehmen. 22,90 Sekunden und das Finalticket. Das löste zur Freude des Publikums auch Jamile Samuel (23,02 sec) als Zweitplatzierte. Das Duo gab hinterher noch ein Statement am Stadion-Mikrofon, bei dem sich Gina Lückenkemper für die Unterstüzung des Publikums bedankte und damit noch einmal ordentlich Applaus erntete.

Mit Saisonbestleistung von 22,57 Sekunden unterstrich die Britin Dina Asher-Smith im zweiten Halbfinale, dass sie im Endlauf am Donnerstag (7. Juli; 19:10 Uhr) ein Wörtchen im Kampf um Gold mitreden wird. Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen; 23,06 sec) kämpfte auf den letzten Metern und wurde Dritte. Über die Zeit kann es noch reichen fürs Finale.

Dass bei dieser EM auch über 200 Meter mit ihr zu rechnen ist, bewies Ivet Lalova-Collio (Bulgarien), die Halbfinale Nummer drei in ebenfalls 22,57 Sekunden für sich entschied. Nadine Gonska (MTG Mannheim) machte in 23,24 Sekunden als Vierte nochmal ein gutes Rennen, zu einer Steigerung gegenüber dem Vormittag reichte es aber nicht ganz.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund):
Auf den letzten 30 Metern war es entspannt, in der Kurve hatte ich aber schon ordentlich Druck gemacht. Ich wollte das Rennen von vornherein einigermaßen bestimmen. Das ist mir auch recht gut gelungen. Es war es relativ früh so, dass ich an der Spitze war. Von da an hieß es locker bleiben, diese Position halten und ins Ziel kommen. [Zum blauen Tape am Oberschenkel) Ich habe mir vor dem Lauf wirklich Sorgen gemacht. Ich habe seit Kassel Probleme mit dem Beuger gehabt. Nichts Dramatisches. Er war einfach fest an einer Stelle an der Tiefenmuskulatur. Es irritiert den Kopf schon. Ich habe mich viel behandeln lassen. Wir haben alles dafür getan, dass mein Kopf Ruhe gibt. Es sieht durch das Tape schlimmer aus, als es eigentlich ist. Das Tape ist praktisch ein "Kopf-Tape". Im Finale will ich noch einmal das Beste daraus machen.

Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen):
Ich hätte es gerne nicht ganz so spannend gemacht. Das Ziel war eigentlich, als eine der Erstplatzierten aus dem Lauf direkt ins Finale weiterzukommen. Nachdem ich Dritte geworden bin in dem Lauf, ist es im Endeffekt noch einmal gutgegangen. Ich bin als Zeitschnellste weiter. Die Zeit war auch in Ordnung. Ich bin jetzt konstant in diesem tiefen 23er Bereich gelaufen. Es war ein ganz solider Lauf. Die Kurve hat sich ganz gut angefühlt, hinten raus sind mir ein bisschen die Körner ausgegangen.

Nadine Gonska (MTG Mannheim):
Ich bin total zufrieden. Das Halbfinale war mein Ziel gewesen, das habe ich erreicht. Es ist natürlich ein bisschen ärgerlich, dass die 23,13 aus dem Vorlauf jetzt gereicht hätten. Ich konnte aber leider keinen mehr drauflegen. Ich hatte auf den ersten 100 Metern das Gefühl, dass der Wind ganz schön von vorne kam. Hinten raus wurde ich einfach ein bisschen fest. Deshalb hat es für mich nicht gereicht. Ich habe bei dieser EM ziemlich viel Erfahrung gesammelt. Es war mein erster Einzeleinsatz international, von daher habe ich eine Menge gelernt.

800 Meter Vorläufe

Christina Hering gerade so weiter, Fabienne Kohlmann scheidet aus

Christina Hering (LG Stadtwerke München) übernahm in ihrem Vorlauf die Tempoarbeit, enteilte dem Feld auf den ersten 200 Metern, das dann aber wieder aufschloss. Hinten raus musste die Deutsche Meisterin kämpfen. Letzten Endes reichte es in 2:05,78 Minuten gerade noch zu Rang vier und damit dem direkten Ticket fürs Halbfinale. Hallen-Europameisterin Selina Büchel (Schweiz; 2:04,50 min) lief das Rennen nach Hause.

Dahinter spielte sich eine ganz andere Geschichte ab: Yuliya Stepanova war unter neutraler Flagge unterwegs, in ihrem ersten Rennen des Jahres. Sie war Kronzeugin einer ARD-Reportage zum Thema Doping, die letzten Endes maßgeblich dazu beitrug, dass Russland vom Weltverband IAAF gesperrt wurde und auch nicht bei dieser EM dabei ist. Erst kurzfristig war ihr das Startrecht erteilt worden. Im vergangenen Jahr hatte sie sich nach Dopingsperre und Neuanfang mit einer Zeit von 2:01,31 Minuten zurückgemeldet. In Amsterdam konnte sie daran nicht anknüpfen, verlor den Anschluss zum Feld, stieg humpelnd aus dem Rennen aus und ging die letzten 150 Meter langsam in Richtung Ziel. Das Publikum bemerkte nicht, welche Szene sich gerade abspielte.

Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) ergriff in ihrem Lauf zwischenzeitlich die Initiative und lag an der Spitze. Hinten raus wurde sie aber vom kompletten Feld eingesammelt und konnte nicht mehr zulegen. Als Siebte lief die 26-Jährige in 2:05,54 Minuten ins Ziel. Nicht genug fürs Halbfinale. Nach Achillessehnen-Problemen war die WM-Halbfinalistin erst verspätet in die Saison gestartet. Die schnellste Zeit der Vorläufe legte die Französin Renelle Lamote (2:01,60 min) hin.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Christina Hering (LG Stadtwerke München):
Am Anfang war ich sehr stolz, dass ich so offensiv angegangen bin. Es war dann doch ein bisschen schnell. Ich wollte eigentlich eine Sekunde langsamer angehen und dadurch war ich ein bisschen selber schuld, dass ich unbewusst das Tempo ein bisschen rausgenommen habe. Das Feld ist dann relativ schnell zu mir aufgelaufen, und deshalb kam es bei 400 Metern zu dem Rempler. Ich war einfach nur froh, dass ich nicht hingefallen bin. Diese zwei Dinge haben mir hinten raus doch richtig Kraft geraubt. Dadurch, dass ich wusste, dass es reicht Vierte zu werden, habe ich hinten raus nicht alles gegeben. Das ärgert mich auch extrem, dass ich nicht zu Ende gelaufen bin. Das braucht mir nicht den Mut zu nehmen. Ich habe heute eine schwierige Aufgabe überstanden. Morgen sind die Karten neu gemischt. Ich werde versuchen, mich jetzt optimal zu regenerieren. Wenn ich dann diese zwei negativen Aspekte morgen nicht mehr dabei habe, dann wird es hinten raus auch wieder besser laufen.

Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr):
Das war natürlich Mist, was ich da abgeliefert habe. Da braucht man nicht groß rumzureden. Ich weiß, dass ich im Moment wegen meiner Verletzung nicht die Spritzigste bin und deswegen ist ein Endspurt für mich im Moment sehr schwer. Dementsprechend wollte ich das Rennen ausrichten. Ich wollte, dass es ein schnelles Rennen von Anfang an wird und dass nicht allzu viel hinten entschieden wird. Das habe ich auch gemacht. Die erste Runde lief gut. Bis 500, 550 Meter lief es auch gut. Dann kam es, dass Leute an mir vorbeigekommen sind. Dann leg ich im Kopf gleich einen Schalter um und bin auf einmal vollkommen kraftlos geworden. Es war so, als würde es meine Reserven nicht geben und als könnte ich dem einfach nichts mehr entgegen setzen. Das ist dann wie eine Kettenreaktion, ich bin vollkommen passiv geworden und als Letzte ins Ziel gekommen.

Hochsprung Qualifikation

Marie-Laurence Jungfleisch reichen 1,89 Meter

Vor der geforderten Quali-Höhe eine weiße Weste bewahren. Das ist in einer Quali schon die halbe Miete. Und so machte es Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart 1893), die im ersten Versuch über 1,89 Meter sprang. Danach wurden noch 1,92 Meter aufgelegt. Bei der Deutschen fiel die Latte in den ersten beiden Versuchen. Den dritten konnte sie sich sparen, weil schon feststand, dass die 1,89 Meter ohne Fehlversuch fürs Weiterkommen genug waren.

Grund dafür war der dritte Fehlversuch einer Mitfavoritin: Ana Simic (Kroatien) hatte schon die 1,89 Meter erst in Runde drei gemeistert und musste deshalb über 1,92 Meter. Das gelang ihr nicht und die EM ist damit für sie vorbei. Schon im ersten Versuch floppte Titelverteidigerin Ruth Beitia (Spanien) über die Quali-Höhe, die auch Airine Palsyte (Litauen), Michaela Hruba (Tschechische Republik) und die Bulgarin Mirela Demireva schafften.

Verabschieden musste sich Katharina Mögenburg, die international für Norwegen startet und sonst das Trikot des TSV Bayer 04 Leverkusen trägt. Sie überwandt 1,85 Meter.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart 1893):
Ich habe mich nicht so fit gefühlt. Dafür war es ganz gut bis 1,89 Meter. Zum Schluss hatte ich etwas Probleme, beim Absprung den richtigen Abstand zur Latte zu finden. Eine Quali ist immer wieder eine Herausforderung, es gibt neue Athleten, positive und negative Überraschungen. Unterm Strich musste ich nicht so viele Sprünge machen und konnte ein bisschen Kraft sparen. Morgen geht es rund und ich möchte hoch springen.

Weitsprung Qualifikation

Malaika Mihambo macht Finale und Olympia klar - DLV-Trio übersteht Quali

Wegen Problemen mit der Patellasehne konnte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) erst verspätet in die Saison einsteigen, machte dann aber mit dem Titel bei den Deutschen Meisterschaften schon einen großen Schritt in Richtung Olympia. Was noch fehlte war die Norm (6,70 m) unter regulären Windbedingungen. Die lieferte die 22-Jährige schon in der EM-Quali nach und flog damit auch sicher ins Finale. 6,76 Meter waren die zweitbeste Leistung des Tages. Im Wettkampf steigerte sich die U23-Europameisterin von Versuch zu Versuch.

Genau umgekehrt war es bei Alexandra Wester (ASV Köln), die mit 6,53 Metern vielversprechend begann, dann aber nicht mehr zulegen konnte. Die geforderte Quali-Weite (6,60 m) blieb aus. Dennoch qualifizierte sich die 22-Jährige mit der insgesamt fünftbesten Weite der beiden Gruppen fürs Finale.

In dem wird auch Nadja Käther (Hamburger SV) am Freitag (9. Juli) antreten dürfen. 6,46 Meter waren in der Addition beider Gruppen die elftbeste Weite. Die größte Weite erzielte die Favoritin: Ivana Spanovic (Serbien) mit 6,90 Metern.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Malaika Mihambo (LG Kurpfalz):
Es war mit dem Wind heute nicht so ganz einfach. Ich denke, wir haben das alle Drei gut gemacht. Ich bin sehr froh, dass ich auch noch die Norm für Rio geschafft habe und weiter bin. Im Finale möchte ich noch besser springen als heute und noch konzentrierter rangehen.

Alexandra Wester (ASV Köln):
Ich fand es super heute. Ich bin froh, dass ich das mit der Weite aus dem ersten Versuch gemacht habe, auch wenn mir Charles gesagt hat: „Seh’s noch nicht als ganz sicher an.“ Ich bin wirklich froh, dass wir alle durch sind und dass wir es alle in das Finale geschafft haben. Die Bedingungen sind ja für alle gleich. Wir hatten damit schon bei mehreren Wettkämpfen, auch bei den Deutschen Meisterschaften, zu kämpfen. Von daher sind wir es zum Teil schon so gewohnt. Man muss einfach im richtigen Moment loslaufen, auf den Wind achten. Im Finale würde ich am liebsten Bestleistung springen. Ich werde mein Bestes geben und schauen, was dabei rauskommt.

Nadja Käther (Hamburger SV):
Ich bin froh, im Finale zu sein. Mit der Weite bin ich nicht so zufrieden, aber der erste Versuch war gültig. Darauf kann man jetzt am Freitag ganz gut aufbauen. Im Finale will ich definitiv unter die ersten Acht kommen, dort noch ein bisschen weiter springen als heute. Das muss man definitiv machen. Mal schauen, was da noch so geht.

Kugelstoßen Qualifikation

Ein Stoß und Christina Schwanitz darf ihre Sachen packen

Der erste Schritt hin zur Titelverteidigung ist gemacht: Reine Formsache war das Finalticket für Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge). Die Kugel flog gleich im ersten Versuch deutlich über die orangene Linie auf dem Rasen, die 17,30 Meter und damit die Quali-Weite markierte. 19,02 Meter wurden gemessen und die Weltmeisterin konnte das Stadion wieder verlassen. Ein Auftakt wie erhofft.

Es war die mit Abstand beste Weite des Abends. Emel Dereli aus der Türkei reihte sich mit 17,88 Metern dahinter ein. Immerhin auf 17,77 Meter kam die Leipzigerin Sara Gambetta. Damit blieb die Ex-Siebenkämpferin lediglich sieben Zentimeter unter ihrer Bestleistung und markierte im Quervergleich beider Gruppen die drittbeste Weite. Von Medaillen träumt sie allerdings nicht. Für das Finale nimmt sie sich einen Platz unter den besten Acht vor.

Lena Urbaniak (LG Filstal) verpasste das Finale um einen Platz. Mit 16,83 Metern verkaufte sich die Universiade-Siegerin unter Wert. Bei den Deutschen Meisterschaften hatte sie noch die 18 Meter überboten. Entsprechend groß war die Enttäuschung der 23-Jährigen.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge):
Ich konnte klar zeigen, ich bin da und ich bin auch morgen da. Das geht halt nur durch Leistung. Das habe ich letztes Jahr auch schon so gemacht. Das gibt Sicherheit, Zufriedenheit und macht Freude auf morgen. Im Finale möchte ich meinen Titel verteidigen. Das ist mein großes Ziel. Eine Weite habe ich dafür aber noch nicht definiert. Ich trainiere in dieser Saison noch nicht so lange, dass ich mich einschätzen kann und die Punktlandung mache. Ich finde die EM total wichtig für mich. Es ist so eine kleine Probe aufs Exempel mit Stress, dem Callroom und dem ganzen Schnickschnack. Das Langatmige gehört hier einfach so dazu. Dafür ist es ganz gut. Ich habe diese Saison noch keine internationalen Wettkämpfe bestritten, von daher nehme ich sehr viel mit und freue mich, das Ganze morgen noch besser umsetzen zu können.

Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig):
Im ersten Versuch war ich noch ein bisschen nervös. Beim Zweiten konnte ich mich sammeln und etwas draufpacken. 17,77 Meter – das ist fast Bestleistung und da freut man sich natürlich, dass es jetzt für die Qualifikation gereicht hat. Ich hatte sehr viel Spaß. Die Stimmung war echt super, auch mit den 10.000 Meter-Mädels, da läuft ja immer ein bisschen Musik. Es waren echt schon viele Leute da für den ersten Tag. Ich glaube, das wird noch eine spannende Sache hier in Amsterdam. Es ist auch immer schön, wenn man in einem Olympiastadion einen Wettkampf machen kann. Da kann man gute Leistungen bringen. Im Finale würde ich am liebsten unter die Top Acht kommen und das mit Bestleistung. Damit wäre ich schon vollkommen zufrieden für meinen ersten Start bei den Erwachsenen.

Lena Urbaniak (LG Filstal):
Eine Erklärung habe ich noch nicht. Ich bin einfach nur mega enttäuscht und traurig. Die Sommersaison hat schon ganz schlecht angefangen. Bei den Deutschen gab es den positiven Ausrutscher nach oben und ich dachte, ich bin über den Berg und habe mich insgesamt gefestigt. Keine Ahnung, warum es nicht geklappt hat. Ich habe mich gut gefühlt. Ich konnte gut trainieren und habe mich auch mental fit gefühlt. Vielleicht kann ich in ein paar Tagen nach vorne schauen und sagen: Kopf hoch, es steht noch etwas anderes an. Aber im Moment ist da einfach nur Enttäuschung.

Diskuswurf Qualifikation

Die Zeigefinger gehen nach oben im Museumspark

Die Jubel-Geste war die gleiche bei Julia Fischer und Nadine Müller: Gleich nach dem ersten Wurf gingen ihre Hände mit den Zeigefingern nach oben, und ein breites Grinsen gab's dazu. Für die deutschen Diskuswerferinnen erwies sich die nach dem Veranstaltungsmotto "Athletics like never before" ausgelagerte Qualifikation auf dem Museumsplatz als ein lockerer Aufgalopp.

58,00 Meter waren für das Weiterkommen gefordert, reine Formsache. Entsprechend konnten in der ersten Gruppe die WM-Dritte Nadine Müller (SV Halle) und die Berlinerin Julia Fischer nach der ersten Runde bereits wieder den Rückweg ins Hotel antreten. Nadine Müller kam bei Sonne und spürbarem Wind auf 64,75 Meter, für Julia Fischer wurden sogar satte 66,20 Meter gemessen. Das war ein echter Fingerzeig für das Finale am Freitag.

Solche Fingerzeige gab es auch in der zweiten Gruppe. Die Top-Favoritin, Olympiasiegerin Sandra Perkovic aus Kroatien, jagte ihren Diskus auf 65,25 Meter. Damit blieb sie aber unter der Weite von Julia Fischer. Die dritte Deutsche im Bunde, Shanice Craft, löste ihre Aufgabe souverän. Mit 64,59 Metern warf die Mannheimerin bis auf drei Zentimeter an ihre Saisonbestleistung heran und konnte ebenfalls nach der ersten Runde ihre erfolgreiche Quali auf der Habenseite verbuchen.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Nadine Müller (SV Halle):
Es war eine ganz andere Atmosphäre. Der Fokus liegt wirklich nur auf uns Diskuswerferinnen. Das ist etwas anderes als im Stadion, wo wir immer untergehen, wenn andere Wettbewerbe laufen. Es war sehr schön. Flair und Adrenalin kommen noch einmal ganz anders durch, wenn der Fokus nur auf einem ist. Die Windbegünstigung ist hier auch mehr als im Stadion. Die Qualifikationsweite war keine unlösbare Aufgabe und nichts, wo wir uns durchzittern mussten. Der Fokus liegt klar auf dem Finale. Da wollen wir alle Drei als Team hin und uns unter den Top Drei platzieren. Es ist jetzt natürlich beruhigend, wenn man in der ersten Runde gleich 64 Meter anbieten kann. Das gibt noch einmal ein bisschen Selbstvetrauen. Ich will am Freitag natürlich noch einmal ein oder zwei Meter draufpacken.

Julia Fischer (SCC Berlin):
Das war ein schöner, ruhiger, langer Wurf. Der Wind hat sein Übriges getan. Der Wurf hatte sich gar nicht wie 66 Meter angefühlt. Das waren echt gute Bedingungen hier auf dem Museumsplatz. Das ist schön, ich freu mich. Es hat super Spaß gemacht, denn im Stadion geht es ja öfters ein bisschen unter. Hier war der Fokus ganz auf uns und das vor einer traumhaften Kulisse. Von mir aus können wir das immer so machen. Ich freue mich jetzt auf das Finale und ich werde alles geben. Aber jeder Wettkampf fängt neu an, deshalb ist das noch schwer zu prognostizieren.

Shanice Craft (MTG Mannheim):
Ein Wurf und dann wieder die Sachen packen, das war der Plan. 58 Meter, das war auch eine Quali-Weite, die unter normalen Umständen locker zu schaffen ist. Dass es jetzt 64,59 Meter werden, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber wir hatten hier echt gute Bedingungen, der Wind war gut. Das kam uns natürlich entgegen. Ich fand auch sehr schön, wie es hier aufgebaut wurde. Die Zuschauer sind sehr nah am Ring. Ich liebe das. Ich habe auch einen kleinen Fanclub aus Deutschland dabei, der Stimmung gemacht hat. Ich freue mich auf Freitag. Seit Montag bin ich ein bisschen erkältet. Die Nase ist zu. Da fühlt man sich natürlich nicht so frisch. Aber die Ärzte vom DLV haben gute Arbeit geleistet. Bis Freitag bin ich dann wieder komplett fit.

Hammerwurf Qualifikation

Betty Heidler macht's im Ersten

Sie war die erste DLV-Athletin, die in einer Quali ran musste. Und die Team-Kapitänin löste die Aufgabe am Vormittag souverän. Gleich im ersten Versuch übertraf Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) die geforderten 70,00 Meter deutlich. Nach 71,46 Metern war der Kurz-Auftritt schon wieder beendet. Das war in früheren Qualis auch schon einmal anders und spricht für die Konstanz, die sich die Europameisterin von 2010 in ihrer Abschieds-Saison erarbeitet hat. Weiter als die Deutsche Meisterin kam in den beiden Quali-Gruppen nur die Weltrekordlerin: Anita Wlodarzcyk (Polen) erzielte 73,94 Meter.

Keinen guten Tag erwischten die beiden DLV-Hammerwerferinnen in der zweiten Gruppe. Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt) plagt sich in diesem Sommer mit Verletzungs-Problemen, besonders Verhärtungen im Rücken, herum. Zwar hatte sie diese im Training zuletzt einigermaßen im Griff, im Wettkampf gelang es aber nicht, einen gewohnt stabilen Wurf zusammen zu bringen. Deshalb gingen nur 64,37 Meter in die Ergebnisliste ein.

Auch Charlene Woitha (SCC Berlin) kam bei ihrer EM-Premiere nicht an ihre schon gezeigten Leistungen des Sommers heran. 68,07 Meter führten ins Finale. Die 64,90 Meter der 22-Jährigen waren dafür zu wenig.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt):
Das Einwerfen war gar nicht so gut und ich war extrem nervös. Im ersten Versuch habe ich einfach versucht, entspannt reinzugehen in den Wurf, Rhythmus aufzubauen ohne etwas Besonders zu machen. Das hat gut funktioniert, der Wurf ist durchgelaufen, war technisch sauber. Das reicht für eine Quali. Durch die große Nervosität ist die Leistung nicht aussagekräftig. Ich bin in der Quali immer nervös, weil es niemanden interessiert, wenn man richtig weit wirft. Zu wenig darf es aber auch nicht sein. In einem Finale bin ich nie so nervös. Ich bin entspannt, locker und weiß, dass ich was drauf habe. Aber zum Spaß bin ich nicht hier. Ich fiebere noch mit, die Nervosität ist ein Beweis dafür. Ich will mich auf mich und meine Würfe konzentrieren und im Finale Saisonbestleistung werfen, dann ist eine Medaille drin. Ich weiß, in zwei Jahren kommt nicht noch einmal eine EM für mich. Deshalb bin ich einen Tick konzentrierter, weil ich diese Chance nicht verschenken will.

Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt):
Die Verletzungssorgen sind leider eher noch mehr geworden. Es geht auch Richtung Adduktoren, Beckenboden. In diesem Bereich spielt alles gegeneinander statt miteinander. Deshalb ist die Beschleunigung nicht da. Die Beckenposition ist nicht so, dass ich in den Wurf rein komme, um mein großes Plus, die Schnelligkeit, auszuspielen. Wenn das nicht da ist, geht es nicht. Gestern war es vom Gefühl her ganz gut. Die Belastung im Wettkampf ist aber noch einmal eine andere. Es reicht einfach noch nicht. Ich muss weiter daran arbeiten mit den Physiotherapeuten und Ärzten. Es sieht so aus, als hätte ich mir schon im Trainingslager in Belek eine Zerrung in einem kleinen Muskel geholt, der aber quer durchs Becken geht. Dadurch stehe ich im Hohlkreuz, das Becken ist nicht aufrecht. Daran hängen viele Faktoren, um einen Wurf zu treffen.

Charlene Woitha (SCC Berlin):
Ich kann mir selbst nicht erklären, warum es nicht weiter ging. Die Würfe waren vom Gefühl her nicht der Kracher. Normalerweise fliegen sie sonst aber schon weiter. Ich bin verwundert und muss den Wettkampf mit meinem Trainer auswerten. Ich bin enttäuscht. Es war ausgesprochen leicht, die Quali zu überstehen. Im Vergleich zu anderen Wettkämpfen war es letzten Endes nichts anderes. Es stehen acht Kameras mehr da als sonst, aber das macht keinen Unterschied. Ich habe meine Rückenbeschwerden gelöst. Im Training habe ich aber auch schon nicht so gut geworfen. Mit meinen 70,98 Metern fehlen mir zwei Zentimeter zur internationalen Norm für Rio. Das kann ich also wahrscheinlich abhaken.

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