| Senioren-Leichtathletin des Jahres

Eva Trost: "Ein Endspurt ist dank meines Ehrgeizes immer drin"

Von der Allrounderin zur schnellen Ausdauer-Athletin: Eva Trost (ASV Piding) ist vielseitig ausgebildet, war schon im Jugendalter herausragend und ist seit letztem Jahr W50-Weltrekordlerin über die 800 Meter – mit ausgezeichneten 2:12,50 Minuten. Für ihre Erfolge in 2018 wurde die Bayerin zur "Senioren-Leichtathletin des Jahres" in Deutschland gewählt. Im Interview erzählt die dreifache Weltmeisterin von Málaga (Spanien) von ihrem Ehrgeiz und ihren nächsten sportlichen Zielen.
David Deister / pam

Gratulation und Glückwunsch! Die Internet-User von leichtathletik.de haben Sie zur „Senioren-Leichtathletin des Jahres“ 2018 gewählt. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Eva Trost:

Über die am Ende doch sehr große Zustimmung habe ich mich sehr gefreut und fühle mich dadurch auch geehrt. Vor allem bin ich aber eines: All denjenigen dankbar, die das möglich gemacht haben, die mich dabei unterstützt haben – und natürlich allen, die für mich abgestimmt haben.

Der Leichtathletik sind Sie seit langem verbunden und schon in den Jugendjahren durchgestartet...

Eva Trost:

Ich komme aus einer sehr sportlichen Familie. Meine Mutter war in meiner Kindheit und Jugend Tennistrainerin, mein Vater bei der Bundeswehr. Zwar habe ich erst mit 16 Jahren endgültig zur Leichtathletik gefunden, fühlte mich da aber sehr schnell zuhause. Meine Lieblingstrecke war schon immer die 800 Meter-Distanz, auch wenn ich dank meinem Talent auch über die 400 und 1.500 Meter ähnlich gute Leistungen gebracht habe. Schon nach zwei Jahren Training schaffte ich es damals mit meiner immer noch aktuellen persönlichen Bestzeit von 2:04,80 Minuten mich für die allerersten Junioren-Weltmeisterschaften 1986 in Athen zu qualifizieren und dort das Finale zu erreichen.

Und wie haben Sie sich zuvor all die erforderlichen Grundlagen angeeignet?

Eva Trost:

Ich hatte immer schon Spaß an der Bewegung. Aufgrund der häufigen berufsbedingten Ortswechsel meines Vaters habe ich immer alle Möglichkeiten wahrgenommen, die sich an dem jeweiligen Standort anboten. Es gab auch Zeiten, an denen ich an sieben Tagen in der Woche sechs verschiedene Sportarten ausgeübt habe, angefangen vom Tennis über Tischtennis bis hin zum Voltigieren und Reiten. Allerdings habe ich auch damals schon immer das gesucht, wo ich mich verbessern und Erfolg haben konnte.

Und woher nehmen Sie die Energie, auch jetzt wieder ganz vorne im Konzert der schnellsten Ausdauer-Läuferinnen Ihres Alters mitzuspielen?

Eva Trost:

Ich bin von Grund auf ein sehr ehrgeiziger Mensch. Diesen 'Sieg-oder-Blut-im-Schuh'-Ehrgeiz und der unbedingte Wille, alles fürs Gewinnen zu geben – das habe ich unbestritten von meinem Vater. Meine Mutter war da eher auf der fürsorglichen Seite und hatte, gerade zu den Zeiten, als ich auf die Langstrecken gewechselt bin, eher Bedenken, dass ich mich übernehme. Mein Ehemann, der auch seit meiner Jugend mein Trainer ist, weiß meinen Ehrgeiz inzwischen gut zu drosseln, wenn das notwendig ist. Früher habe ich mir einige Verletzungen zugezogen und auch länger als notwendig daran herumlaboriert, weil ich zu ungeduldig war.

Inzwischen sind Sie Trainerin und engagieren sich auch als Abteilungsleiterin beim ASV Piding. Spüren Sie, wie die Kinder und Jugendlichen zu Ihnen aufschauen? Haben Sie eine Vorbildwirkung?

Eva Trost:

Ich denke schon, dass man gerade als Trainerin auch eine gewisse Vorbildfunktion haben sollte und ich nehme diese auch ernst. Nachdem wir vor einigen Jahren noch starke Rückgänge in den Mitgliederzahlen hatten, bin ich schon froh, dass sich diese seit etwa zwei Jahren ständig nach oben bewegen und wir letztes Jahr sogar kurzfristig einen Aufnahmestopp aussprechen mussten. Ich lege im Training großen Wert darauf möglichst viel selbst demonstrieren zu können. Zum einen habe ich das Gefühl, dass es für die Kinder einfacher zu verstehen ist, was ich von ihnen will. Zum anderen finde ich, dass man als Trainer einfach glaubhafter ist, wenn die Kinder sehen, dass man weiß, wovon man spricht. Sobald es um speziellere Wurfdisziplinen, wie Diskus, Kugel oder Speer geht, lasse ich mir aber gerne von meinem Co-Trainer helfen, der vom Wurf kommt und sich dort wirklich auskennt.

Zurück zu Ihnen als Athletin, als Läuferin – was fasziniert Sie an der einfachen und doppelten Stadionrunde unter Wettkampfbedingungen?

Eva Trost:

Die 800 Meter sind schnell, aber auch taktisch. Ich liebe die Schnelligkeit und kann dank meiner Sprintfähigkeit in einem Qualifikationsrennen auch rein taktisch laufen. Ein Endspurt ist dank meines Ehrgeizes fast immer drin. Ich sage mir immer, eine Runde geht gut schnell und die zweite Runde kann ich mich notfalls quälen, weil ich ja weiß, ich habe nur noch die eine. Schwieriger wird es vom Kopf her mit den 800 Metern in der Halle, wo man vier Runden laufen muss. Die 400 Meter sind für mich etwas schwieriger: Das fast maximale Anlaufen kann ich schwer einschätzen, dann sind wichtige Zehntel auch mal schnell verloren. Aber insgesamt sind die 400 Meter natürlich schneller und auch schneller rum. Der Tiefstart ist leider nicht so wirklich meins, da ich ihn einfach nicht oft genug trainiere. Deshalb besteht für mich auch die Gefahr, mich zu verletzen.

Ende März findet im polnischen Torun die Senioren-Hallen-WM 2019 statt. Wie schwierig wird es, die drei WM-Titel von Málaga zu wiederholen?

Eva Trost:

Ich bin leider nicht so gut durch den Winter gekommen, wie ich wollte. Ich habe gerade mit der ein oder anderen Beschwerde, dem ein oder anderen Zipperlein, zu kämpfen. Jedenfalls musste ich länger pausieren als mir lieb war, dann war erst einmal nur Dauerlauf angesagt. Jetzt erst kann ich langsam wieder mit dem Schnelligkeitstraining beginnen. Gleichzeitig läuft mir aber die Zeit bis Torun davon. Das heißt, meine Geduld wird wieder einmal auf eine harte Probe gestellt. Ich werde eine Woche vor Meldeschluss mal nach München in die Halle fahren und dort bei einem Training testen, ob ein Start in Torun Sinn macht. Die Entscheidung dafür oder dagegen fällt aber mein Mann, da er mich und meine dann mögliche Leistung bei der Hallen-WM am besten einschätzen kann. Wenn ich melde und hinfahre, dann natürlich mit dem Ziel zu gewinnen!

Wie sieht es mit weiteren Zielen für das spätere Jahr 2019 aus?

Eva Trost:

Immer vorausgesetzt, dass die Gesundheit mitspielt, möchte ich bei den Europameisterschaften im September in Venedig meine Titel über 800 und 1.500 Meter verteidigen. Auch mit einer schnellen 4x400 Meter-Staffel gehe ich natürlich immer gerne an den Start. Über die 1.500 Meter-Distanz fehlen mir ja nun leider doch noch 0,39 Sekunden zum Weltrekord, also gäbe es auch da noch was zu tun. Vielleicht versuche ich es nochmal beim Neustädter Läufermeeting. Dort laufen sich gute Zeiten einfach leichter: Es ist ein reines Läufermeeting und der Veranstalter ist jedes Jahr aufs Neue bestrebt, alles ihm Mögliche zu tun, um seinen Startern optimale Voraussetzungen für persönliche Bestleitungen zu schaffen.

Mehr:

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Am Freitag folgt ein Interview mit dem "Senioren-Leichtathlet des Jahres" 2018 Wolfgang Ritte (M65; LAV Bayer Uerdingen/Dormagen). Beide Preisträger sollen im Rahmen der kommenden Senioren-Hallen-DM 2019 in Halle/Saale (1. bis 3. März) geehrt werden.

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