| Läufermeeting Pliezhausen

Gesa Felicitas Krause schnell wie nie

So schnell war noch keine deutsche Athletin: Gesa Felicitas Krause hat am Sonntag beim Läufermeeting der krummen Strecken in Pliezhausen für den Höhepunkt gesorgt. In 6:15,52 Minuten unterbot sie über 2.000 Meter Hindernis den inoffiziellen deutschen Rekord von Europameisterin Antje Möldner-Schmidt.
David Köndgen

Drei Meetingrekorde, eine Deutsche Bestleistung und nur zufriedene Athleten: Das Meeting der krummen Strecken hat wieder einmal gehalten, was es versprochen hatte. Zur 25. internationalen Auflage kamen 490 Athleten aus 19 Nationen ins Schönbuchstadion. „Die Topathleten Europas treffen sich eben Jahr für Jahr hier in Pliezhausen“, fasste es Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) nach ihrem Rekordlauf treffend zusammen.

Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) hatte im Jahr 2009 die Saison ebenfalls in Pliezhausen mit einer Zeit von 6:15,90 Minuten eingeläutet. Wenige Wochen später war bei der Heim-WM in Berlin der deutsche Rekord über 3.000 Meter fällig (9:18,54 min). Ein gutes Omen für die acht Jahre jüngere Gesa Felicitas Krause, die bei Großveranstaltungen bisher stets hinter Möldner-Schmidt landete. Seit Sonntag hat sie zumindest im Fernduell auf der kürzeren und selten gelaufenen Hindernisstrecke die Nase vorn.

Punktlandung dank schneller letzter Runde

Der Rekordlauf hatte es in sich: Die Olympia-Achte von London 2012 und U23-Europameisterin setzte sich an die Spitze und siegte unangefochten. „Es war ein super Gefühl, ich habe im Vorfeld mit dem Rekord geliebäugelt“, sagte Gesa Felicitas Krause. „Es war eine Punktlandung heute“, beschreibt sie, wie knapp es am Ende war. Denn: Nur dank einer sehr schnellen Schlussrunde fiel der Rekord.

„Antje  ist eine sehr gute, erfahrene Athletin, der ich jahrelang hinterher gerannt bin. Nun habe ich es endlich geschafft, ihr den Rekord abzujagen. Es freut mich auch sehr, so gut in die Saison eingestiegen zu sein“, freut sich die Siegerin. Weitere derartige Leistungen sollen sie in dieser Saison über die Team-EM und die Deutschen Meisterschaften zum Höhepunkt, den Weltmeisterschaften in Peking führen.

Deutsche U20-Staffel schneller als bei der WM

Ein weiterer Meetingrekord war bereits am frühen Nachmittag gefallen. Der 4x100 Meter Nationalstaffel der U20-Juniorinnen gelang es auf Anhieb, den eigenen Rekord aus dem Vorjahr um fast eine Sekunde zu verbessern. Lisa-Marie Kwayie (NSF Berlin), Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen), Gina Lückenkemper (LAZ Soest) und Chantal Butzek (LC Paderborn) liefen nach 43,82 Sekunden ins Ziel. Damit blieb das Quartett nur knapp hinter dem U20-Weltrekord der US-Staffel von 43,29 Sekunden.

Die Norm für die U20-Europameisterschaften im schwedischen Eskilstuna erreichten auch die männlichen Sprinter in der Besetzung Roger Gurski (LG Rhein-Wied), Kai Köllmann (TV Wattenscheid 01), Fabian Netzlaff (SV Werder Bremen) und Simon Schütz (Wiesbadener LV; 39,82 sec) souverän und waren dabei nicht weit entfernt vom Meetingrekord (39,11 sec).

Gina Lückenkemper beweist Stehvermögen

Staffel-Startläuferin Lisa-Marie Kwayie zeigte sich zufrieden: „Wir wollten im ersten Lauf sicher die Quali haben. Das hat geklappt. Nun werden wir nochmals unser Bestes geben. Das Läufermeeting ist super, wir fühlen uns hier sehr wohl. Nach Pliezhausen kommt man einfach gerne, auch aus Berlin.“

Für Gina Lückenkemper lohnte sich die Reise auch aus einem weiteren Grund: Über 300 Meter legte sie eine Glanzvorstellung auf die Bahn und war mit einer Zeit 37,11 Sekunden die schnellste Athletin der gesamten Veranstaltung. Rang zwei ging an die 400-Meter-Spezialistin Laura Müller (LSG Saarbrücken-Sulzbachtal; 37,55 sec).

Selina Büchel glänzt über 600 Meter

Für den dritten Meetingrekord sorgte eine Schweizerin: Selina Büchel. Sie setzte sich im Schlussspurt knapp gegen die Deutsche 800-Meter-Meisterin Christina Hering (LG Stadtwerke München) durch. Mit 1:25,45 Minuten unterbot sie den Meetingrekord aus dem Vorjahr um gut eine halbe Sekunde. „Nun will ich zur WM nach Peking und versuchen, die 800 Meter erstmals unter zwei Minuten zu laufen“, sagte Selina Büchel. Auch Christina Hering war mit ihrer Leistung zufrieden: „Die U23-EM in Tallinn kannkommen“.

Ein Meetingrekordler und das „Gesicht des Meetings 2015“, Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald), ging in diesem Jahr beinahe leer aus. Am Ende reichte es über 1.000 Meter dank seines bekannt hervorragenden Schlussspurts noch zu Rang drei. Den Sieg aber sicherte sich der erst 20-jährige Abdi Uya Hundesa (LG Lahn-Aar-Esterau) in 2:20,84 Minuten vor Sebastian Keiner (Erfurter LAC, 2:21,52 Minuten).

Timo Benitz’ Zeit: 2:21,87 Minuten. Die „Niederlage“ nahm er sportlich und mit Humor: "Lange Zeit lag ich sehr weit hinten und musste enorm viel Kraft aufwenden. Wenn man läuft will man natürlich auch gewinnen. Aber der dritte Platz ist gut. Gegen Sebastian Keiner kann man mal verlieren.“

Prominenter Gast über 3.000 Meter einsam vorneweg

Die Doppel-Weltmeisterin und Olympia-Dritte von London Maryam Yusuf Jamal (Bahrain) lief über 3.000 Meter das zu erwartende einsame Rennen. Sie war direkt aus dem Trainingslager im US-amerikanischen Flagstaff angereist und siegte in 9:11,07 Minuten souverän, angefeuert von den begeisterten Zuschauern und ihrem Verlobten, Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt), hinter der Bande.

Ernst wird es für sie in einer Woche im niederländischen Hengelo - wo sie, wie Gesa Felicitas Krause, mit der sie seit diesem Jahr in Frankfurt auch gemeinsam trainiert, ihren nächsten Wettkampf bestreitet. Jamal wird ihre Paradestrecke, die 1.500 Meter, laufen und rechnet sich Siegchancen aus. Krause hingegen probiert sich auf ihrer Lieblingsdistanz mal ohne Hürden aus, läuft die 3.000 Meter flach. „Wer eine gute Hindernisläuferin sein will, muss auch auf der Flachstrecke eine gute Leistung abrufen können. Denn am Ende entscheidet das Läuferische“, erklärt Gesa Felicitas Krause.

Christiane Klopsch siegt im zweiten Anlauf

Bei den Männern liefen über 3.000 Meter zwei Läufer schneller als acht Minuten. Der 18-jährige Merhawi Ghebreselasie aus Eritrea siegte in 7:56,66 Minuten vor dem Niederländer Dennis Licht (7:57,97 Minuten) und einem stark laufenden Martin Sperlich (VfB LC Friedrichshafen), der in 8:00,19 Minuten gestoppt wurde.

Der Wind in der Kurve verwehrte den Hürdenläuferinnen über 300 Meter im ersten Lauf eine schnelle Zeit. Dafür duellierte sich die Halbfinalistin der U20-WM 2014, Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen), mit der Deutschen Meisterin Christiane Klopsch (LG OVAG Friedberg-Fauerbach). Der Lokalmatadorin gelang der Überraschungssieg in 40,8 Sekunden vor Luisa Valeske (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) und Christiane Klopsch. Kurios: Die ersten drei Frauen liefen alle dieselbe (handgestoppte) Zeit.

Christiane Klopsch aber setzte im zweiten Lauf nochmals einen drauf und setzte die Tagesbestmarke auf 39,8 Sekunden. Dabei besiegte die EM-Neunte von Zürich 2014 die EM-Achte Joanna Linkiewics aus Polen. Diese Tatsache war Christiane Klopsch besonders wichtig: „Ich habe ihr eine kleine Schnippe schlagen können, weil sie mich bei der EM ums Finale gebracht hatte. Mit der Zeit bin ich auch sehr zufrieden. Dass die 39 vor dem Komma steht, macht mich sehr glücklich.“

Felix Franz schnellster DLV-Athlet über die Hürden

Bei den Männern setzte sich Felix Franz (LG Neckar-Enz) im ersten Zeitlauf in 36,4 Sekunden knapp gegen Georg Fleischhauer (LG Eintracht Frankfurt, 36,5 Sekunden) durch. Im zweiten Lauf traf Felix Franz auf den Polen Rafal Omelko: „Für mich war es hart, weil ich normalerweise 400 Meter laufe. Ich habe diese Saison erst mit den Hürden begonnen und es war mein erster Lauf dieses Jahr.“ Die Premiere ließ sich mehr als sehen: 35,9 Sekunden bedeuteten den Sieg. Franz folgte als Zweiter in 36,7 Sekunden.

Nach der Premiere im vergangenen Jahr waren auch in diesem Jahr wieder Läuferinnen mit Handicap am Start im Schönbuchstadion. Dabei kam es über 100 und 200 Meter zum Duell der Paralympics-Medaillengewinnerinnen. Katrina Hart aus England (Bronze Paralympics über 4x100 Meter) war in 14,41 Sekunden die schnellste der spastisch beeinträchtigten Sportlerinnen (der Schadenklassen T35-38) und bereitete sich damit selbst ein Geburtstagsgeschenk. Auf Platz zwei folgte die Bronzemedaillengewinnerin der Paralympics in London Maria Seifert in 14,45 Sekunden vor Claudia Nicoleitzik in 14,99 Sekunden.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik…

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