| Olympische Spiele 2016

Gold im Speerwurf: Thomas Röhler ist Olympiasieger!

Mit einem verschmitzten Lächeln und ganz entspannt hatte sich Thomas Röhler nach der Qualifikation in Richtung Finale verabschiedet. Er wusste: Er hat was drauf, am Samstag wird mehr kommen. Mit fantastischen 90,30 Metern holte der Mann vom LC Jena bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro Gold im Speerwurf. Auch Johannes Vetter schnupperte an einer Medaille.
Silke Morrissey

Mit 83,01 Metern hatte sich Thomas Röhler (LC Jena) in der Qualifikation noch bedeckt gehalten. "Da haut keiner 88, 89 Meter raus", hatte er am Mittwoch gesagt. Er selbst hatte sich diese Weiten für das Finale aufgehoben. Schon mit dem ersten Wurf auf 87,40 Meter setzte sich der 24-Jährige am Samstag in den Medaillenrängen fest. Im fünften Versuch passte dann alles: Der Speer flog auf herausragende 90,30 Meter. Es war der dritte 90-Meter-Wurf seiner Karriere – und der war Gold wert!

Thomas Röhler krönte sich damit im Olympiastadion von Rio de Janeiro als erster Deutscher seit Klaus Wolfermann 1972 in München zum Olympiasieger im Speerwurf. Und er untermauerte seine Position als derzeit bester Werfer der Welt mit großer Nervenstärke. Denn es war im ersten Versuch der Weltmeister aus Kenia Julius Yego gewesen, der mit 88,24 Metern vorgelegt und lange in Führung gelegen hatte. Die letzten zwei Versuche konnte der Silbermedaillengewinner nicht mehr zum Kontern nutzen: Er zog sich eine Zerrung im Oberschenkel zu und wurde verletzt im Rollstuhl aus dem Stadion gerollt.

"Der erlösende fünfte Wurf von Thomas Röhler und die zweite Goldmedaille für das deutsche Team lindert die Wunden der deutschen Leichtathletik", sagte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. "Es ist fantastisch, dass der in diesem Jahr weltbeste Speerwerfer nach seiner Verletzung bei der EM in Amsterdam die Saison mit einem Olympiasieg krönen kann."

Johannes Vetter starker Vierter

Auch die Bronzemedaille war hart umkämpft, und beinahe hätte es ein weiterer DLV-Athlet aufs Treppchen geschafft: Johannes Vetter (LG Offenburg) meldete sich gleich im ersten Versuch mit 85,32 Metern zu Wort. Doch der Olympiasieger von London Keshorn Walcott (Trinidad und Tobago; 85,38 m) schob sich wenig später knapp vorbei, der Offenburger konnte nicht mehr zulegen. Dennoch ist vierte Platz für den 23 Jahre alten DLV-Werfer ein riesiger Erfolg. Noch vor zwei Jahren hatte er nicht einmal einen 80-Meter-Wurf auf dem Konto, über Rang sieben bei der WM im Vorjahr schob er sich nun in die Top Vier der Welt.

Der dritte DLV-Athlet im Finale verpasste den Endkampf der besten Zwölf als Neunter knapp. Doch auch Julian Weber (USC Mainz; 81,36 Meter), noch 21 Jahre jung, konnte erhobenen Hauptes das Stadion verlassen. Mit 88,04 Metern hat er sich in diesem Jahr in die Weltspitze geschoben, mit 84,46 Metern hatte er in der Qualifikation sein Potenzial erneut aufblitzen lassen.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Thomas Röhler (LC Jena)
Wenn man hier mit dieser Medaille um den Hals steht, kann man schon mal das Wörtchen "perfekt" in den Mund nehmen. Der Druck auf uns Drei hätte heute nicht größer sein können. Ich bin heute Morgen mit dem richtigen Gefühl aufgewacht. Julius hat mich ganz schön gefordert mit den 88 Metern. Ich wusste, dass die 87 Meter aus dem ersten Versuch nicht reichen würden. Und dann bin ich dran geblieben und habe 90 Meter geworfen. Das ist alles, was heute gezählt hat! Die Brasilianer haben hier eine Menge übers Speerwerfen gelernt. In der Quali haben sie sich über 70 Meter gefreut, heute über 90 Meter. Es ist schon etwas Besonderes, so oft über 90 Meter zu werfen. Jetzt fühle ich mich wie ein Speerwerfer. Es waren zwei Tage zwischen Quali und Wettkampf, da haben mein Trainer und ich uns schon vorher Gedanken gemacht, wie wir das gestalten. In der Zeitung stand "Röhler zittert sich ins Finale", das fand ich recht amüsant, aber wir waren zufrieden damit, wie es ausgegangen ist. Dort oben auf dem Treppchen? Das war etwas ganz Besonderes, das werde ich mein Leben lang nicht vergessen.

Johannes Vetter (LG Offenburg)
Ich bin mehr als zufrieden mit der Leistung! Vor zwei Jahren war ich Fünfter in Deutschland und habe keine 80 Meter geworfen, war in meinen Leistungen sehr instabil – und jetzt werde ich hier Vierter. Natürlich war es knapp und ich hätte mir gerne die Bronzemedaille geholt, die wäre auch drin gewesen. Aber trotzdem ist der vierte Platz einfach nur hammergeil, einfach wahnsinn. Der erste Wurf war der perfekte Start, aber da muss man natürlich einen draufsetzen. Ich hatte heute auch wieder erhebliche Knieprobleme im rechten Druckbein, das macht die Sache nicht einfacher. Wenn man Vierter ist, muss man hop oder top gehen. Vielleicht hätte ich es ein bisschen ruhiger angehen lassen sollen. Aber ich brauche hier nicht groß Fehleranalyse zu betreiben, ich weiß, wo die Fehler liegen, ich habe einen guten Wettkampf gemacht, nur drei Meter unter Bestleistung. Das ist ein Top-Niveau, und das habe ich bei Olympischen Spielen gezeigt. Das macht mich mega-happy. Letztes Jahr war ich in meinem ersten Jahr bei den Großen Siebter, da hatte mich keiner auf der Rechnung. Das ist jetzt mein zweites Jahr und ich werde Vierter. Thomas wirft jetzt natürlich schon einen Tick länger auf dem Niveau, und er hat es sich heute verdient geholt, ich freue mich für ihn!

Julian Weber (USC Mainz)
Nach der Quali kam ich als Erster raus. Jetzt wieder – aber leider bin ich rausgeflogen (lacht). Naja, ich habe meine Ziele erreicht, ich bin überglücklich, dass ich hier starten durfte und dass ich ins Finale gekommen bin. Das war mein großer Traum. Mit dem Ergebnis muss ich jetzt leben. Das Leben geht weiter. Ich freue mich total für Thomas Röhler – der hat grad 90 Meter geworfen! Ich habe vorhin noch zu ihm gesagt: Thomas, du schaffst das, du hast es dir verdient. Jetzt hat es geklappt, das ist mega. Ich hätte heute auch gerne gezeigt, was ich wirklich drauf habe, und einen rausgehauen. Aber es hat leider nicht geklappt. Heute gab's auch ein bisschen mehr Nervosität, da war ich vielleicht nicht ganz so cool. Vielleicht war's auch technisch nicht ganz so sauber, ich habe nicht die Wurfposition gefunden wie in der Quali. Wir Drei haben uns im Finale gegenseitig gepusht, und wir gönnen uns den Erfolg auch gegenseitig, das finde ich gut. Die Quali war hier mein Highlight, heute gab's leider keins. Aber das ganze Gefühl, die ganze Stimmung hier nehme ich mit als Erfahrung, und die werde ich irgendwann auch einsetzen.


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