| London 2017

Große WM-Vorschau für London – Die Wettbewerbe der Frauen

Der Saisonhöhepunkt steht bevor: Die WM in London (Großbritannien; 4. bis 13 August) verspricht große Duelle und spannende Abschiede. Die DLV-Athleten reisen mit unterschiedlichen Zielen an. Einige wollen aufs Podest, andere ihre erste Bewährungsprobe auf großer Bühne bestehen. Lesen Sie in unserer Vorschau, wer die Favoriten in den einzelnen Disziplinen sind und wie die Chancen der Deutschen stehen.
Jan-Henner Reitze
100 Meter

Erstmals die Gejagte

Seit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien) gibt es eine neue Sprintkönigin bei den Frauen. Elaine Thompson ist in London erstmals in der Rolle der Gejagten. Über die Saison ist sie damit gut klar gekommen. Die 25-Jährige ist bisher ungeschlagen. Als stärkste Herausforderinnen muss sie unter anderen mit US-Athletin Tori Bowie oder Marie-Josee Ta Lou von der Elfenbeinküste rechnen. Europameisterin Dafne Schippers (Niederlande) ist auf den 200 Metern höher einzuschätzen.

Die DLV-Sprinterinnen sind in den Top 20 der Welt angekommen. Der Sprung ins Finale wäre eine Überraschung. Allen voran Gina Lückenkemper hat aber bewiesen, dass eine Zehn vor dem Komma nicht mehr unrealistisch ist. In diese Richtung müsste es für den Endlauf gehen. Rebekka Haase und Tatjana Pinto möchten möglichst nah an ihre Bestzeiten laufen.

Titelverteidigerin: Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika; 10,76 sec)
Jahresschnellste: Elaine Thompson (Jamaika; 10,71 sec)
Deutsche Teilnehmerinnen: Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund; 11,01 sec), Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 11,06 sec), Tatjana Pinto (LC Paderborn; 11,24 sec)

200 Meter

Neue Gegnerin

Beim Diamond League-Meeting in Eugene (USA) war alles am Start, was über die 200 Meter Rang und Namen hat. Die Siegerin hieß Tori Bowie, die sich auf 21,77 Sekunden steigerte. Trifft sie sich im Finale von London ähnlich gut, ist das erste Einzelgold bei einer großen Meisterschaft möglich. Titelverteidigerin Dafne Schippers hat damit eine neue Gegnerin, da Olympiasiegerin Elaine Thompson auf die längere Sprintdistanz verzichtet. Besonders hinten raus zu beachten sein wird mit Shaunae Miller-Uibo (Bahamas) eine 400-Meter Spezialistin.

Lisa Mayer konnte ihren starken Saisonstart verletzungsbedingt im Vorfeld der WM nicht mehr bestätigen, deshalb steht hinter ihrer Form ein Fragezeichen. Laura Müller kann ihren ersten Einzelstart bei einer WM nach ihrer Steigerung bei den Deutschen Meisterschaften und Doppel-Silber bei der U23-EM über die Stadionrunde selbstbewusst angehen. Auch Rebekka Haase muss sich mit ihrer Saisonbestzeit bei ihrer zweiten Streckenoption nicht verstecken. Fürs Finale wäre für das DLV-Trio aber wohl eine Steigerung der Bestzeit im Halbfinale nötig.

Titelverteidigerin: Dafne Schippers (Niederlande; 21,63 sec)
Jahresschnellste: Tori Bowie (USA; 21,77 sec)
Deutsche Teilnehmerinnen: Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar; 22,64 sec), Laura Müller (LC Rehlingen; 22,65 sec), Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 22,76 sec)

400 Meter

Duell geht in Runde drei

Bei Olympia in Rio ist Shaunae Miller-Uibo auf der Ziellinie zum Sieg gestürzt. Weil sie zu Fall kam, hatte sie den auf dem Zielfoto entscheidenden Oberkörper vor Allyson Felix, die in London als Titelverteidigerin an den Start geht. Bei der WM in Peking hatte sich Shaune Miller-Uibo mit Silber begnügen müssen. Beide Kontrahentinnen sind sich nicht nur in diesem Sommer aus dem Weg gegangen, sondern auch in den vergangenen Jahren nur in großen Finals aufeinander getroffen. Mit Zeiten unter 50 Sekunden haben sie jeweils schon ihre Topform bewiesen. Die Neuauflage des Duells verspricht Spannung und eine schnelle Siegerzeit.

Ruth Sophia Spelmeyer bekommt trotz knapp verpasster Norm die Chance, sich auch im Einzel zu beweisen. Im vergangenen Jahr zeigte sie mit Bestzeiten bei Olympia, dass sie auf den Punkt fit sein kann. Eine vergleichbare Leistung ist ihr wieder zuzutrauen. Oder geht es sogar noch schneller?

Titelverteidigerin: Allyson Felix (USA; 49,26 sec)
Jahresschnellste: Allyson Felix (USA; 49,65 sec)
Deutsche Teilnehmerin: Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg; 51,72 sec)

800 Meter

Umstrittene Dauersiegerin

Das Olympia-Podest dominiert auch die Saison 2017: Caster Semenya (Südafrika), Francine Niyonsaba (Burundi) und Margaret Wambui (Kenia). Die US-Amerikanerinnen Charlene Lipsey und Ajee Wilson sind dem Trio bisher am nächsten gekommen. Sie lauern auf eine Schwäche der Favoritinnen. Alles andere als der dritte WM-Titel für Caster Semenya wäre eine Überraschung. Die Südafrikanerin ist seit zwei Jahren ungeschlagen. Ihre Siege sind allerdings umstritten. Der Konkurrenz davon läuft die 26-Jährige, seitdem sie ihren Testosteronspiegel nicht mehr regulieren muss. Entsprechende Regeln des Weltverbandes IAAF waren vom Internationalen Sportgerichtshof auf Eis gelegt worden.

Auf den letzten Drücker hat Christina Hering sich mit einem Rennen unter der WM-Norm noch für London empfohlen. Es gilt, die Form zu halten, ins Halbfinale einzuziehen und sich dort möglichst teuer zu verkaufen.

Titelverteidigerin: Maryna Arzamasova (Weißrussland; 1:58,03 min)
Jahresschnellste: Caster Semenya (Südafrika; 1:55,27 min)
Deutsche Teilnehmerin: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:00,77 min)

1.500 Meter

DLV-Youngster mittendrin

Drei Rennen über 1.500 Meter hat Sifan Hassan in diesem Sommer absolviert, dreimal ist sie in Topzeiten von 3:56 oder 3:57 Minuten vorne weggestürmt. Die gebürtige Äthiopierin ist damit reif für ihren ersten Freiluft-Titel auf Weltniveau. Olympiasiegerin Faith Chepngetich Kipyegon möchte das verhindern. Die Kenianerin musste sich aber in Rom (Italien) und Paris (Frankreich) der Niederländerin geschlagen gegeben. Genzebe Dibaba hat sich mit ihrem Sieg in Lausanne (Schweiz) fit für die Mission Titelverteidigung gemeldet. Der als Afrikameisterin qualifizierten Caster Semenya reicht ihre Dominanz über 800 Meter nicht aus, sie will vorher auch die 1.500 Meter in Angriff nehmen. Für eine Steigerung gut ist die Britin Laura Muir, die auch schon an den vier Minuten gekratzt hat.

Schon zweimal unter dieser Marke und damit mittendrin in der absoluten Weltspitze ist Konstanze Klosterhalfen, die mit dem Titel bei der U23-EM schon eine internationale Meisterschaft in diesem Sommer erfolgreich abgeschlossen hat. Das Niveau zum Lauf ins Finale ist vorhanden, es wäre das erste für die 20-Jährige auf Weltniveau bei den "Großen". Die erste WM ist es auch für Hanna Klein, die sich zuletzt in Heusden-Zolder (Belgien) in Topform präsentierte. Sie hat genau wie Konstanze Klosterhalfen die zusätzliche Option 5.000 Meter.

Titelverteidigerin: Genzebe Dibaba (Äthiopien; 4:08,09 min)
Jahresschnellste: Sifan Hassan (Niederlande; 3:56,14 min)
Deutsche Teilnehmerinnen: Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 3:59,30 min), Hanna Klein (SG Schorndorf 1846; 4:06,91 min)

5.000 Meter

In Form wie noch nie

In den vergangenen Jahren waren es die Äthiopierinnen Genzebe Dibaba und Almaz Ayana die über die Langstrecken mit Top-Zeiten und Weltrekorden glänzten. Die aktuelle Saison gehört Hellen Obiri. Sie holte sich den kenianischen Landesrekord und beherrschte die Konkurrenz in der Diamond League. Der erste WM-Titel im Freien ist greifbar, wenn auch die Vorbereitung auf den Jahreshöhepunkt passt. Genzebe Dibaba hat schon mehrfach geschwächelt, wenn es um Meisterschaftsrennen über die für sie längeren 5.000 Meter ging. Diesmal möchte sie es besser machen.

Neben ihr haben weitere Athletinnen eine zusätzliche Startgelegenheit, die vorher über 1.500 Meter angreifen wollen. Dazu gehören neben Sifan Hassan oder Laura Muir auch die DLV-Athletinnen Konstanze Klosterhalfen und Hanna Klein. Ob sie nochmal starten, hängt auch von ihrem Abschneiden über die kürzere Distanz ab. Alina Reh hat nach ihrer bravourösen Leistung mit Bestzeit und Silber bei der U23-EM allen Grund, selbstbewusst in ihre erste WM bei den „Großen“ zu gehen. Das Finale ist nicht unmöglich.

Titelverteidigerin: Almaz Ayana (14:26,83 min)
Jahresschnellste: Hellen Obiri (Kenia; 14:18,37 min)
Deutsche Teilnehmerinnen: Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 14:51,38 min), Alina Reh (SSV Ulm 1846; 15:10,57 min), Hanna Klein (SG Schorndorf 1846; 15:17,14 min)

10.000 Meter

Rollt der Äthiopien-Express?

Es war ein Lauf wie vom anderen Stern, mit dem Almaz Ayana bei Olympia Gold gewann und einen Fabel-Weltrekord brach. In diesem Jahr konnte die 25-Jährige allerdings noch kein Rennen absolvieren. Steht sie aber in guter Form in London am Start, wird Gold nur über sie gehen. Mit Tirunesh Dibaba schickt Äthiopien dazu eine der fleißigsten Medaillensammlerinnen der Geschichte ins Rennen, WM-Gold über 10.000 Meter gab es zuletzt 2013. Die dreimalige Olympiasiegerin tritt nach ihrem Marathon-Landesrekord (2:17:56 h) im April nochmal auf der Bahn an.

Der Wechsel der Staatsbürgerschaft in die Türkei hat sich für die gebürtige Kenianerin Yasemin Can bisher vor allem durch EM-Titel bezahlt gemacht, diesmal könnte es auch auf Weltebene Richtung Podest gehen. Dabei muss sie vor allem auch ihre früheren Landsfrauen beachten.

Titelverteidigerin: Vivian Cheruiyot (Kenia; 31:41,31 min)
Jahresschnellste: Geleta Burka (Äthiopien; 30:40,87 min)
Deutsche Teilnehmerinnen: keine

Marathon

Titelträgerinnen unter sich

Der Zweikampf der Läufer-Nationen Kenia gegen Äthiopien wird im Marathon-Rennen von zwei Protagonistinnen personifiziert. Edna Kiplagat und Mare Dibaba wissen wie es ist, ganz oben zu stehen. Die Kenianerin war Weltmeisterin 2011 und 2013, die Äthiopierin hat den Titel 2015 gewonnen. Gewinnt wieder eine der beiden? Ihre Landsfrauen könnten aus ihrem Schatten treten und sich in London ins Rampenlicht laufen. Große Siege fehlen ihnen noch. Aus Äthiopien treten mit Aselefech Mergia noch die Dritte des London-Marathons und WM-Dritte von 2009 sowie Shure Demise, Zweite von Dubai, und Birhane Dibaba, Zweite von Tokio, an. Kenia bietet noch Filomena Cheyech, Dritte in Paris, und Helah Kiprop auf, Siebte in Tokio. Für den Titel gut ist auch die gebürtige Kenianerin Eunice Jepkirui Kirwa (Bahrain), die mit einem Sieg eine Folge logisch fortsetzen würde. Bei der WM 2015 war sie Dritte und bei Olympia 2016 Zweite.

Mit Fate Tola schickt auch der DLV eine gebürtige Äthiopierin ins Rennen, die mit den Top-Ten liebäugeln kann. Katharina Heinig hat es endlich zu einer ganz großen Meisterschaft geschafft und möchte nicht nur den Lauf genießen, sondern auch eine Vorstellung im Bereich ihrer Möglichkeiten abliefern.

Titelverteidigerin: Mare Dibaba (Äthiopien; 2:27:35 h)
Jahresschnellste: Mary Keitany (Kenia; 2:17:01 h)
Deutsche Teilnehmerinnen: Fate Tola Geleto (LG Braunschweig; 2:27:48 h), Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt)

20 Kilometer Gehen

China will vorne bleiben

Mit Hong Liu fehlt die Olympiasiegerin und Titelverteidigerin. Na Wang und Jiayu Yang wollen dafür sorgen, dass Gold trotzdem in den Händen Chinas bleibt. Das Duo führt die Meldeliste an. Die Geher-Tradition ihrer Länder wollen die Italierin Antonella Palmisano und die Mexikanerin Maria Guadalupe Gonzalez mit Edelmetall fortsetzen. Eine Russin ist unter neutraler Flagge startberechtigt: Klavdiia Afanaseva.

Titelverteidigerin: Hong Liu (China; 1:27:45 h)
Jahresschnellste: Elena Lashmanova (1:26:28 h)
Deutsche Teilnehmerinnen: keine

50 Kilometer Gehen

Premiere

Es ist das mit Abstand kleinste Teilnehmerfeld der WM. Sieben Athletinnen haben sich für die WM-Premiere im 50 Kilometer Gehen der Frauen angekündigt. Klare Favoritin ist die Portugiesin Ines Henriques, die in der jungen Disziplin im Januar einen Weltrekord aufgestellt hat. Drei US-Amerikanerinnen, zwei Chinesinnen und eine Brasilianerin sind die weiteren Pionierinnen auf der langen Distanz.  

Titelverteidigerin: -
Jahresschnellste: Ines Henriques (Portugal; 4:08:26 h)
Deutsche Teilnehmerinnen: keine

100 Meter Hürden

Nervenprobe

Die Weltrekordlerin will ihren ersten großen Titel. In London ist Kendra Harrison im vergangenen Jahr beim Diamond League-Meeting in 12,20 Sekunden zu ihrer Bestmarke gestürmt. Auch in diesem Jahr ist sie schon an diese Zeit herangelaufen. Die große Frage ist, ob die Nerven der 24-Jährigen halten. Bei der WM 2015 produzierte sie einen Fehlstart im Halbfinale, bei der Hallen-WM 2016 trat sie im Finale in die erste Hürde und bei den US-Trials verfehlte sie einen Olympia-Startplatz für Rio. Vor allem die Konkurrenz aus dem eigenen US-Lager sitzt Kendra Harrison im Nacken, auch die Olympiasiegerin von 2012 Sally Pearson (Australien) verbindet positive Erinnerungen mit dem Stadion und kann bei einem optimalen Rennen wieder unter 12,50 Sekunden bleiben. In Form ist auch Titelverteidigerin Danielle Williams.

Möglichst nahe an diese Favoritinnen heransprinten will Pamela Dutkiewicz. Und das bei ihrer ersten WM. Das Finale ist ihr großes Ziel und nach einer starken Saison in Reichweite. Nadine Hildebrand, nach Verletzungsproblemen während der Saison, und Ricarda Lobe, ebenfalls bei ihrem WM-Debüt, wollen im Halbfinale ihre bestmögliche Leistung zeigen.

Titelverteidigerin: Danielle Williams (Jamaika; 12,57 sec)
Jahresschnellste: Kendra Harrison (USA; 12,28 sec)
Deutsche Teilnehmerinnen: Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01; 12,61 sec), Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen; 12,81 sec), Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 12,91 sec)

400 Meter Hürden

Stars & Stripes in der Favoritenrolle

Das US-Trio um Dalilah Muhammad mit ihren Zeiten unter 53 Sekunden von den US-Trials führt die Meldeliste klar an. Die Olympiasiegerin will nach Silber von 2013 ihren ersten WM-Titel. Kann sie ihre Leistung aus Sacramento reproduzieren, stehen die Chancen gut. Aber über 400 Meter Hürden kann immer viel passieren. Titelverteidigerin Zuzana Hejnová könnte ihre Erfahrung ausspielen, braucht aber mal wieder eine Steigerung beim Jahreshöhepunkt. Auch mit den Jamaikanerinnen ist über die Stadionrunde mit Hindernissen zu rechnen.

Mit ihrer ersten 55er-Zeit hat die DLV-Teilnehmerin Jackie Baumann den nächsten Schritt gemacht, bei der U23-EM verpasste sie dann allerdings als Siebte die erhoffte Medaille. Ein Lauf im Bereich der Bestzeit in London soll die Saisonbilanz aufbessern.

Titelverteidigerin: Zuzana Hejnova (Tschechische Republik; 53,50 sec)
Jahresschnellste: Dalilah Muhammad (USA; 52,64 sec)
Deutsche Teilnehmerin: Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen; 55,72 sec)

3.000 Meter Hindernis

Rekord- oder Medaillenjagd?

Es deutet sich ein Dreikampf um Gold an. Celiphine Chespol ist die einzige Athletin, die in diesem Sommer schon unter neun Minuten geblieben ist. Nicht weit von dieser Marke entfernt liegen Olympiasiegerin Ruth Jebet (Bahrain) und Titelverteidigerin Gyvin Kiyeng. Zu erwarten ist, dass sich das Trio zu einem hohen Tempo anstachelt. Kommt es tatsächlich so, wird es für den Rest des Feldes schwer, in den Kampf um Edelmetall einzugreifen.

Das gilt auch für Gesa Felicitas Krause, die vor zwei Jahren ihre Chance bei einem gedämpften Anfangstempo nutzte und mit einem finalen Kilometer unter drei Minuten zur Bronze lief. Bietet sich wieder eine solche Möglichkeit, wird die 24-Jährige wieder zum Coup ansetzen können. Bei schnellem Tempo ist neben einer guten Platzierung ihr deutscher Rekord (9:15,70 min) in Reichweite.

Titelverteidigerin: Hyvin Jepkemboi (Kenia; 8:19,11 min)
Jahresschnellste: Celphine Chespol (Kenia; 8:58,78 min)
Deutsche Teilnehmerin: Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier; 9:15,70 min)

4x100 Meter

Risikospiel

Sieg bei der inoffiziellen Staffel-WM auf den Bahamas und Rang vier bei Olympia. Die DLV-Staffel-Mädels verbreiten nicht nur gute Laune, sondern können ihre Leistung auch auf den Punkt bringen. Eine WM-Medaille ist das große Ziel und auch nicht unrealistisch. Von den USA und Jamaika sind allerdings im Normalfall schon zwei Podiumsplätze besetzt. Und auch die Britinnen sind vor Heimpublikum top motiviert. In den Medaillenbereich kann auch das Quartett aus Trinidad & Tobago vorstoßen. Für die DLV-Staffel heißt es, sich erneut nicht vom großen Druck aus dem Konzept bringen zu lassen und eine saubere Runde hinzulegen. Gelingt das, wird abgerechnet. Und genauso müssen die anderen das Staffelholz erstmal sicher um die Runde tragen.

Titelverteidiger: Jamaika (41,07 sec)
Jahresschnellste: US-Uni Oregan (42,12 sec)
Deutsche Teilnehmerinnen: Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge), Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund), Lara Matheis (TSG Gießen-Wieseck), Alexandra Burghardt (MTG Mannheim), Tatjana Pinto (LC Paderborn), Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth)

4x400 Meter

USA wollen Revanche

Knapp mussten sich die US-Amerikanerinnen bei der WM in Peking Jamaika geschlagen geben. Bei Olympia in Rio war es dann wieder umgekehrt. In London wollen die US-Girls die Hierarchie auch bei Weltmeisterschaften wieder gerade rücken. In Abwesenheit Russlands dürfte der Kampf um Gold auch über 4x400 Meter ein Zweikampf werden. Die Britinnen haben dahinter in den vergangenen Jahren Bronze abonniert und wollen das vor Heimpublikum fortsetzen.

Die DLV-Staffel kratzte zuletzt an den WM- und Olympia-Finals. Gelingt es wieder, eine geschlossene Teamleistung auf die Bahn zu bringen, kann es endlich zum Finaleinzug reichen. Die Einzelleistungen im Vorfeld zeigen, dass die Formkurve nach oben zeigt.

Titelverteidiger: Jamaika (3:19,13 min)
Jahresschnellste: US-Uni Oregan (3:23,13 min)
Deutsche Teilnehmerinnen: Laura Müller (LC Rehlingen), Ruth-Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg), Nadine Gonska (MTG Mannheim), Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim), Svea Köhrbrück (SCC Berlin), Lara Hoffmann (LT DSHS Köln)

Hochsprung

Neutrales Gold

Eine Nationalität wurde ihr in der Startliste nicht zugeordnet, das Startrecht unter neutraler Flagge wurde Maria Lasitskene (vor der Heirat Kuchina) aber erteilt. Die Russin wird wohl unter diesem Status die Goldmedaille gewinnen. Elfmal hat sie in diesem Sommer schon zwei Meter oder mehr übersprungen. Damit überflügelt sie die Konkurrenz deutlich und alles läuft auf die erfolgreiche Titelverteidigung hinaus. Die Jägerinnen der bisher besten Athletin des Jahres werden von US-Girl Vashti Cunningham und der wieder in Form gekommenen Kamila Licwinko (Polen) angeführt.

Marie-Laurence Jungfleisch ist mit ihren 1,97 Metern Fünfte in der Weltjahresbestenliste. Ein möglichst fehlversuchfreier Wettkampf bis zu dieser Höhe könnte der Schlüssel zu einer Medaille sein. Schon mehrfach hat die Deutsche Meisterin ihre beste Leistung beim Jahreshöhepunkt abgerufen, auch wenn das im vergangenen Jahr in Rio nicht geklappt hat. Die Stuttgarterin hat sich in den vergangenen Jahren an eine Medaille herangearbeitet. Ist sie in London fällig?

Titelverteidigerin: Mariya Lasitskene (Russland; 2,01 m)
Jahresbeste: Mariya Lasitskene (2,06 m)
Deutsche Teilnehmerin: Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart; 1,97 m)

Stabhochsprung

Gejagte Olympiasiegerin

Konstante Leistungen im Bereich von 4,80 Metern hat Olympiasiegerin Ekateríni Stefanídi in diesem Sommer abgeliefert. Damit ist die Griechin auch die Favoritin auf WM-Gold, zumal die 27-Jährige in diesem Sommer noch ungeschlagen ist. Allerdings gibt es eine Reihe von Herausforderinnen, die an einem guten Tag auch zu Gold greifen können. Allen voran die US-Amerikanerinnen Sandi Morris und Jennifer Suhr, sowie Titelverteidigerin Yarisley Silva. Auch die Britin Holly Bradshaw und die Olympia-Zweite Eliza McCartney (Neuseeland) haben schon mindestens 4,80 Meter übersprungen.

Diese Höhe ist auch das nächste Ziel von Lisa Ryzih, die ein starkes Jahr hat und nach den Plätzen acht in Moskau (Russland) und zwölf in Peking (China) ihre WM-Bilanz erweitern möchte. Silke Spiegelburg hat Verletzungssorgen hinter sich gelassen und steht vor ihrer sechsten WM, für Friedelinde Petershofen ist es dagegen die erste.

Titelverteidigerin: Yarisley Silva (Kuba; 4,90 m)
Jahresbeste: Ekaterini Stefanidi (Griechenland; 4,85 m)
Deutsche Teilnehmerinnen: Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen; 4,73 m), Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4,55 m), Friedelinde Petershofen (SC Potsdam; 4,55 m)

Weitsprung

Sieben Meter ins Glück

In den vergangenen Jahren waren für Edelmetall bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen immer Weiten jenseits der sieben Meter nötig. In diesem Sommer haben erst zwei Athletinnen diese Marke übersprungen, die sich ein Duell um Gold liefern könnten. Tianna Bartoletta hat sich mit Gold in Peking und Rio in den letzten beiden Jahren an die Spitze der Weitspringerinnen weltweit gesetzt und damit Landsfrau Brittney Reese abgelöst, die vor ihr dreimal nacheinander Weltmeisterin wurde. Als Dritte im Bunde will auch Hallen-Europameisterin Ivana Spanovic (Serbien) nach Verletzungssorgen wieder rechtzeitig in Sieben-Meter-Form sein.

Für Claudia Salman-Rath soll der Weitsprung die Zugabe werden, nach ihrem Auftritt im Siebenkampf. Das Finale ist möglich. Das gilt auch für Alexandra Wester, die in diesem Sommer konstant Weiten um 6,70 Meter gesprungen ist.

Titelverteidigerin: Tianna Bartoletta (USA; 7,14 m)
Jahresbeste: Brittney Reese (USA; 7,13 m)
Deutsche Teilnehmerinnen: Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt; 6,86 m), Alexandra Wester (ASV Köln; 6,79 m)

Dreisprung

Zwei mit 15-Meter-Potenzial

Caterine Ibargüen und Yulimar Rojas (Venezuela) sind das Maß der Dinge. Die beiden trafen in diesem Sommer bisher zweimal aufeinander und es wurde jedesmal knapp. In Rom siegte die Hallen-Weltmeisterin aus Venezuela mit sechs Zentimetern Vorsprung, in Monaco die Olympiasiegerin und Titelverteidigerin aus Kolumbien mit drei Zentimetern mehr. Die beiden Kontrahentinnen könnten sich zu den ersten 15-Meter-Sprüngen des Jahres antreiben. Ihr Duell ist auch eines der Generationen: Caterine Ibargüen ist 33, Yulimar Rojas 21.

Kristin Gierisch hat gute Chancen, ihre Endkampfteilnahme von Peking zu wiederholen. Erst einmal geht es aber darum, die Qualifikation zu überstehen und dann möglichst weit über die 14-Meter-Marke zu fliegen. Neele Eckhardt ist erstmals bei einer WM dabei und möchte sich besser verkaufen, als bei ihrer internationalen Premiere bei der Hallen-EM, als sie dem Schwingboden keine gute Weite abtrotzen konnte.

Titelverteidigerin: Caterine Ibarguen (Kolumbien; 14,90 m)
Jahresbeste: Yulimar Rojas (Venezuela; 14,96 m)
Deutsche Teilnehmerinnen: Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz; 14,40 m), Neele Eckhardt (LG Göttingen; 14,35 m)

Kugelstoßen

Nachfolgerin gesucht

Mit großen Weiten haben sich die Kugelstoßerinnen in diesem Sommer lange zurückgehalten. Mit Titelverteidigerin Christina Schwanitz und Valerie Adams (Neuseeland) haben sich zwei Protagonistinnen der vergangenen Jahre in eine Babypause verabschiedet. Pünktlich zur WM in 20-Meter-Form ist die Chinesin Lijiao Gong. Ihre 20,11 Meter von Böhmenkirch deuten an, dass es nach einigen internationalen Medaillen zum ersten Titel reichen könnte. Olympiasiegerin Michelle Carter (USA) steht bisher bei 19,34 Metern, ist aber auf jeden Fall für eine Steigerung gut. Die erste WM-Medaille winkt für Hallen-Europameisterin Anita Marton (Ungarn). Zu den Medaillenkandidatinnen gehören auch die weiteren US-Amerikanerinnen Raven Saunders und Daniella Bunch.

Sara Gambetta hat in Gotha eine Initialzündung hingelegt und die 18-Meter-Marke in diesem Wettkampf sicher im Griff gehabt. Sie hatte kurz vorher im Training ein technisches "Aha-Erlebnis". In Böhmenkirch konnte sie diese Fortschritte bestätigen. Gelingt das auch in London, ist alles bis zum Endkampf möglich.

Titelverteidigerin: Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge; 20,37 m)
Jahresbeste: Lijiao Gong (China; 20,11 m)
Deutsche Teilnehmerin: Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig; 18,46 m)

Diskuswurf

Richtig weit oder ungültig

Wenn ihr Diskus in den Sektor fliegt, landet er auch hinter der 65-Meter-Marke oder segelt sogar über die 70 Meter. Sandra Perkovic hat eine Menge Energie im Arm. Wenn die Kroatin das Wurfgerät trifft, ist sie schwer zu schlagen. Allerdings produziert sie auch häufig ungültige Versuche, und stellt damit ihre Nerven auf die Probe. Dass die Olympiasiegerin nicht unschlagbar ist, hat zuletzt die Kubanerin Yaime Perez in Stockholm (Schweden) und Rouen (Frankreich) gezeigt. Dazu waren allerdings absolute Top-Weiten nötig.

Um Bronze könnten sich nach den Vorleistungen Dani Stevens (Australien), Titelverteidigerin Denia Caballero und Nadine Müller streiten. Auch Julia Fischer hat Edelmetall noch nicht abgeschrieben, nach einem verletzungsbedingt schwierigen Saisonstart möchte sie zulegen. In die Top Acht will auch Anna Rüh.

Titelverteidigerin: Denia Caballero (Kuba; 69,28 m)
Jahresbeste: Sandra Perkovic (Kroatien; 71,41 m)
Deutsche Teilnehmerinnen: Nadine Müller (SV Halle; 65,76 m), Anna Rüh (SC Magdeburg; 63,90 m), Julia Harting (SCC Berlin; 63,63 m)

Hammerwurf

Eine Frage des Vorsprungs

Pünktlich zur WM ist Anita Wlodarczyk wieder in 80-Meter-Form. Die Weltrekordlerin aus Polen beherrscht die Top Ten der größten Weiten in der Geschichte, ihr Vorsprung in der Weltjahresbestenliste auf die US-Amerikanerin Gwen Berry (76,77 m) beträgt mehr als sechs Meter. Es stellt sich nicht die Frage nach Gold, sondern eher die Frage wie groß der Vorsprung der Olympiasiegerin in London sein wird und ob sie ihren Weltrekord (82,98 m) erneut verbessert. Mit Zheng Wang gehört eine weitere "übliche Verdächtige" zu den Medaillenkandidatinnen.

Die DLV-Teilnehmerinnen gehen mit sehr unterschiedlichen Vorzeichen an den Start. Susen Küster ist erstmals bei einer WM dabei, Kathrin Klaas kämpft wieder mit Verletzungsproblemen und hofft bei ihrer siebten WM fit in den Ring gehen zu können.

Titelverteidigerin: Anita Wlodarczyk (Polen; 82,87 m)
Jahresbeste: Anita Wlodarczyk (Polen; 79,73 m)
Deutsche Teilnehmerinnen: Susen Küster (TSV Bayer 04 Leverkusen), Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt; 71,06 m)

Speerwurf

Olympiasiegerin vs. Weltrekordlerin

Zwei Athletinnen haben sich vor der WM mit ihren starken Leistungen in die Rolle der Goldkandidatinnen geworfen. Olympiasiegerin Sara Kolak und Weltrekordlerin Barbora Spotakova (Tschechische Republik) lieferten sich bei der WM-Generalprobe beim Diamond League-Meeting in London und kurz vorher in Lausanne jeweils ein Duell auf Top-Niveau. Mit unterschiedlichem Ausgang. Jeder der beiden hat einmal gewonnen. Mehrere Speere über die 65 Meter geschickt haben auch schon Europameisterin Tatsiana Khaladovich und die Chinesin Shiying Liu.

Solche Weiten, mit denen es um Edelmetall gehen kann, haben auch Titelverteidigerin Katharina Molitor und Christin Hussong drauf. Die Saison der beiden ist bisher zwar noch nicht so vielversprechend verlaufen, dafür hatten sie anders als 2016 die Chance, sich gezielt auf den Jahreshöhepunkt vorzubereiten.

Titelverteidigerin: Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen; 67,69 m)
Jahresbeste: Sara Kolak (Kroatien; 68,43 m)
Deutsche Teilnehmerinnen: Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 64,18 m), Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen; 62,26 m)

Siebenkampf

Carolin Schäfer ist reif für Edelmetall

Als vierte Athletin überhaupt hat Nafissatou Thiam in Götzis (Österreich) die 7.000 Punkte geknackt. Damit ist die Olympiasiegerin nicht nur Favoritin auf den WM-Titel, sondern auch in den Kreis der ganz großen Mehrkämpferinnen der Geschichte aufgestiegen. Ebenfalls einen Wettkampf im Flow absolvierte Carolin Schäfer im österreichischen Mehrkampf-Mekka. Auch in Ratingen gelang ihr ein weiteres Ergebnis mit Medaillen-Potenzial. Nach Platz fünf bei Olympia ist diesmal Edelmetall das große Ziel und der Lohn für jahrelange harte Arbeit. Eine Medaille daheim strebt auch die Britin Katarina Johnson-Thompson an. Mit einer starken Vorleistung reist auch Laura Ikauniece-Admidina (Lettland) an, so dass eine Top-Vorstellung für das Podest nötig sein wird. Claudia Salman-Rath konnte sich in Götzis ebenfalls verbessen. Schlüsseldisziplinen sind für sie der Hochsprung und die Würfe. Gelingt es dort, auf den Punkt den Knoten zum Platzen zu bringen, kann es wieder Richtung 6.600 Punkte gehen.

Titelverteidigerin: Jessica Ennis-Hill (Großbritannien; 6.669 Punkte)
Jahresbeste: Nafissatou Thiam (Belgien; 7.013 Punkte)
Deutsche Teilnehmerinnen: Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt; 6.836 Punkte), Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt; 6.580 Punkte)

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