| Valencia

Halbmarathon-WM: Kebede läuft „Womens-only-Weltrekord“, Kamworors Hattrick

Wind und Regen konnten Netsanet Kebede nicht stoppen. Mit 66:11 Minuten stürmte die Äthiopierin bei der Halbmarathon-WM in Valencia zum Titel und zum „Womens-only-Weltrekord“. Bei den Männern machte Geoffrey Kamworor den WM-Hattrick perfekt. Für die deutsche Starterin Anja Scherl lief das Rennen nicht so wie gewünscht. Sie kämpfte ab Mitte des Rennens mit Fußproblemen.
Martin Neumann

Die Halbmarathon-WM am Samstag in Valencia (Spanien) wurde bei den Frauen zum Ausscheidungsrennen. Weltrekordlerin Joyciline Jepkosgei (Kenia) drückte früh aufs Tempo und schüttelte damit eine Konkurrentin ach der anderen ab. Bei der 10-Kilometer-Marke (31:39 min) konnte der 24-Jährigen bei sehr windigen Bedingungen nur noch ein Trio folgen. Bei 14 Kilometern bekam die Weltrekordlerin (64:51 min; aufgestellt 2017 auf der WM-Strecke) allerdings selbst Probleme und musste Netsanet Kebede (Äthiopien) und Pauline Kamulu (Kenia) ziehen lassen. Ein Kilometer später hatte Joyciline Jepkosgei schon einen Rückstand von acht Sekunden.

Diese Lücke sollte die Top-Favoritin nicht mehr schließen können. Mit raumgreifenden Schritten lief die Äthiopiern souverän zum Sieg. Auch der Wechsel zwischen Regen, Sonne und Wind konnte sie nicht mehr stoppen. Mit 15:23 Minuten legte die neue Halbmarathon-Weltmeisterin zwischen Kilometer 15 und 20 sogar den schnellsten Fünf-Kilometer-Abschnitt des Rennens hin. „Das Rennen ist genau nach Plan gelaufen. Ich habe nur über die Goldmedaille nachgedacht“, sagte die Titelträgerin.

Valencia ist gutes Pflaster für Halbmarathon-Rekorde

Mit 66:11 Minuten steigerte die 27-Jährige trotz der schwierigen Wetterbedingungen den elf Jahre alten Weltrekord für reine Frauenrennen von Lornah Kiplagat (Niederlande) um 14 Sekunden. Damit sind beide Halbmarathon-Weltrekorde der Frauen (gemischte Rennen und reine Frauen-Rennen) in Valencia erzielt worden.

Auf dem finalen Kilometer sicherte sich Joyciline Jepkosgei mit einer Energieleistung noch Silber und hielt ihre Landsfrau Pauline Kamulu auf der Zielgeraden mit 66:54 Minuten um zwei Sekunden auf Distanz. Nach ihrem Weltrekord war Joyciline Jepkosgei an Malaria erkrankt und konnte daher in den vergangenen Monaten nicht voll trainieren. „Ich habe mich nur langsam von der Erkrankung erholt, aber mein Ziel war trotzdem eine Medaille“, sagte die schnellste Halbmarathonläuferin aller Zeiten.

Anja Scherl von Fußproblemen ausgebremst

Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg), einzige deutsche Starterin in Valencia, fand nach gutem Beginn nicht richtig ins Rennen. In 76:13 Minuten musste sich die 31-Jährige mit Platz 75 begnügen. Die Bestzeit der EDV-Spezialistin steht bei 71:09 Minuten. Im November 2017 hatte sie an selber Stelle mit 2:28:54 Stunden die Marathon-Norm für die EM in Berlin souverän unterboten.

„Das war ein Rennen zum Vergessen. Vom ersten Schritt an hat die Kraft in den Beinen gefehlt. Die Zeit ist nicht mein Anspruch, ich bin richtig enttäuscht“, sagte Anja Scherl nach dem Zieleinlauf. Von dort aus ging es direkt zum Physiotherapeuten. Ab Rennhälfte hatte die 31-Jährige Schmerzen im rechten Fuß verspürt. „Der Physiotherapeut hat die Plantarfaszie als Ursache ausgemacht. Bisher hatte Anja damit noch nie Probleme. Das müssen wir nun natürlich zu Hause genau überprüfen lassen“, sagte Anja Scherls Ehemann und Trainer Marco.

Beste Starterin eines EAA-Verbandes war Chemtai Lonah Salpeter als Zwölfte. Die gebürtige Kenianerin steigerte den israelischen Landesrekord auf 68:58 Minuten. In der „Europa-Wertung“ folgten Ancuta Bobocel (Rumänien; 70:21 min) und die Schweizerin Fabienne Schlumpf (70:36 min) auf den Plätzen 15 und 16.

Geoffrey Kamworor nimmt Feld mit 13:01-Minuten-Abschnitt auseinander

Ein ganz anderes Bild im 25 Minuten später gestarteten Männer-Rennen. Bei Kilometer 15 liefen noch knapp 30 Athleten zusammen. Dann wurde es Geoffrey Kamworor zu bunt. Der Titelverteidiger aus Kenia drückte das Gaspedal voll durch und schüttelte schnell alle Verfolger nach und nach ab. Mit 60:02 Minuten lief er trotz des langsamen Beginns (10 km in 29:28 min) noch eine Weltklassezeit.

Den Fünf-Kilometer-Abschnitt zwischen Kilometer 15 und 20 lief der Weltmeister in unfassbaren 13:01 Minuten. Die Weltbestleistung auf dieser selten gelaufenen Straßendistanz ist nur eine Sekunde schneller. Im Ziel lag Geoffrey Kamworor bei seinem WM-Hattrick 20 Sekunden vor Abraham Cheroben (Bahrain), Bronze ging an Aron Kifle (Eritrea; 60:31 min).

Julien Wanders als Achter bester Euopäer

Eine ganz starke Vorstellung zeigte Julien Wanders. Der Schweizer Langstrecken-Aufsteiger lief mit 61:03 Minuten auf Platz acht. Zwischenzeitlich hatte er sogar Führungsarbeit geleistet. Einen Platz dahinter kam Marathon-Europarekordler Kaan Kigen Özbilen (Türkei; 61:05 min) ins Ziel. Als drittbester Europäer belegte Koen Naert (Belgien) mit 61:42 Minuten Platz 22. Der nimmermüde Bernard Lagat wurde mit 62:13 Minuten 33. Der US-Amerikaner verpasste damit den Masters-Weltrekord von Haile Gebrselassie (Äthiopien) deutlich.

Auch im Team lag Netsanet Kebede vorn. Zusammen mit Zeineba Yimer (68:07 min) und Meseret Belete (68:09 min) kam das äthiopische Trio in der Zeitaddition auf 3:22:27 Stunden. Es folgten Kenia (3:23:02 h) und Bahrain (3:23:39 min). Neben Doppel-Gold durfte sich Netsanet Kebede über 85.000 US-Dollar freuen. 30.000 gab's für den Einzelsieg, einen Anteil von 5.000 für den Team-Sieg und als Bonus 50.000 US-Dollar für den neuen Weltrekord. Den obligatorischen Scheck überreichte IAAF-Präsident Sebastian Coe.

Auch bei den Männern ging der Team-Sieg nach Äthiopien. Jemal Yimer, Getaneh Molla und Betesfa Getahun kamen addiert auf 3:02:14 Stunden. Dahinter folgten die Teams aus Kenia (3:02:40 h) und Bahrain (3:02:52 h).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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