| Doping-Debatte

Harting und Co. richten sich mit Video-Protest an IAAF

Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat in einem YouTube-Video zusammen mit anderen deutschen Leichtathleten den Weltverband IAAF kritisiert. Mit Aussagen wie „Wir können euch nicht mehr trauen“ oder „Ihr zerstört unseren Sport“ protestieren die Athleten massiv gegen den Umgang der IAAF mit den jüngsten Doping-Enthüllungen in ihrem Sport, die Harting inzwischen zu einem persönlichen Gespräch eingeladen hat.
dpa/sid/pr

800-Meter-Läufer Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) hält in dem komplett in englischer Sprache gehaltenen Video ein Schild hoch, auf dem steht: „Ich möchte gegen saubere Athleten laufen - nicht gegen Monster.“ Die Athleten werfen der IAAF vor, den Doping-Missbrauch in der Leichtathletik nicht entschieden zu bekämpfen, sondern eher zu vertuschen und geschehen zu lassen. „Wir müssen jetzt handeln. Das ist, was wir zu sagen haben“, lautet die Anmoderation von Robert Harting (SCC Berlin) an die „liebe IAAF“.

In einer ersten Stellungnahme sagte DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop: „Wir wollen den mündigen Athleten, der in eigener Verantwortung entscheidet, wie er sich zu kritischen Themen im Sport äußert. Das Ziel der Athleten in ihrer Video-Botschaft ist meiner Sicht, die Doping-Bekämpfung weiter zu verbessern. Dieses Ziel teilen wir zusammen mit den Athleten uneingeschränkt. Insofern verstehen wir den Beitrag als einen Appell an die IAAF, den Kampf gegen Doping weiter zu optimieren und wir gehen davon aus, dass die IAAF in Zusammenarbeit mit der WADA die erforderlichen Schritte einleitet.“

Aufforderung zur Transparenz

Die Leichtathletik muss sich seit mehr als einer Woche mit neuen Doping-Enthüllungen der ARD und der britischen Zeitung „Sunday Times“ auseinandersetzen. Journalisten hatten eine Datenbank der IAAF mit insgesamt 12.000 Bluttests von rund 5.000 Läufern untersuchen lassen. 800 von ihnen sollen dopingverdächtige Werte aufgewiesen haben. Bei 146 dieser Athleten soll es sich um Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen handeln, die von 2001 bis 2012 in den Ausdauer-Disziplinen gestartet sind.

Harting und Co. sind der Meinung, dass die IAAF den Doping-Missbrauch nicht entschieden bekämpft, sondern eher vertuscht und geschehen lässt. Am Ende des Videos mit dem Hashtag "#hitIAAF" fordern sie den Verband zu Ehrlichkeit, Integrität und Transparenz auf. Der Diskus-Weltmeister hatte in der Doping-Debatte auch zuvor schon mehrfach gegen die IAAF Stellung bezogen. So ließ er sich 2014 von der Kandidatenliste zum „Leichtathleten des Jahres“ streichen, weil er dort nicht neben einem ehemaligen Doping-Sünder wie Justin Gatlin geführt werden wollte. Mittlerweile werden Athleten mit Doping-Verstößen nicht mehr zur Wahl zugelassen.

IAAF lädt Robert Harting zum Gespräch ein

Und auch das Video zeigte Wirkung: Die IAAF hat Robert Harting, der bei einem Medientag am Dienstag in Kienbaum bekannt gibt, ob er bei den Weltmeisterschaften in Peking (Chins; 22. bis 30. August) an den Start gehen wird, nach seiner Kritik zu einem Gespräch eingeladen.

"Robert ist ein großer Champion und eine aufrichtige Stimme im Kampf gegen Doping. Wir würden uns freuen, wenn wir Robert in unserem Hauptsitz begrüßen oder bei einem Wettbewerb mit ihm zusammensitzen könnten. Dann könnten wir ihm erklären, was wir tun und welchen Einschränkungen wir unterliegen", teilte die IAAF auf Anfrage des Sport-Informationsdienstes (sid) mit: "Wir wären für sein Verständnis und seine Unterstützung dankbar."

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa)

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