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Historischer Rückblick II: Erstes Europacup-Finale der Frauen 1965

Am 18. und 19. Juni 2016 finden im Kasseler Auestadion die 116. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften statt. Nach 2011 zum zweiten Mal. Doch das Kasseler Auestadion war schon früher Ort von Sportfesten, Titelkämpfen oder Meisterschaften. In einer vierteiligen Serie machen wir eine kleine Zeitreise zurück. Heute: das erste Europacup-Finale der Frauen 1965.
Peter Fritschler

Höhepunkt der Leichtathletik-Veranstaltungen vergangener Tage im Kasseler Auestadion dürfte zweifellos das erste Europacup-Finale der Frauen am 19. September 1965 gewesen sein. Die Veranstaltung war an diesem Sonntagnachmittag keine zehn Minuten alt, da hatte es schon zwei Weltrekorde gegeben, und die 20.000 Zuschauer waren begeistert. Irina Press aus der damaligen Sowjetunion stellte den Hürdenrekord über 80 Meter mit 10,4 Sekunden ein. Ihre Schwester Tamara verbesserte ihre eigene Höchstleistung im Kugelstoßen auf 18,59 Meter.

Beide legten damit den Grundstein für den abschließenden Sieg der Sowjetunion mit 56 Punkten vor der Mannschaft aus Ost-Deutschland (so wurde die frühere DDR damals genannt) mit 42 Zählern, Polen (38), der Bundesrepublik (37), Ungarn (32) und den Niederlanden (26).

Für die bundesdeutsche Mannschaft waren Erika Pollmann (100 m), Ingrid Becker (200 m), Christine Linz (400 m), Antje Gleichfeld (800 m), Inge Schell (80 m Hürden), Helga Hoffmann (Weitsprung), Ilia Hans (Hochsprung), Gertrud Schäfer (Kugel), Kriemhild Limberg (Diskus) und Anneliese Gerhards (Speer) im Einsatz. Die 4x100-Meter-Staffel war mit Gerlinde Beyrischen, Hannelore Trabert-Swienty, Inge Schell und Erika Pollmann besetzt.

Verflixtes Staffel-Rennen

Vor der abschließenden Sprint-Staffel war der Kampf um Platz zwei noch völlig offen. Doch dann vollzog sich, nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal in der Geschichte wichtiger Staffel-Rennen, ein Trauerspiel: Erst verursachte Gerlinde Beyrischen einen Fehlstart und war beim zweiten Versuch verständlicherweise vorsichtiger. Dann lief Hannelore Trabert-Swienty zu früh los und musste abstoppen. Inge Schell ließ sich von ihr fast überlaufen und stürzte bei der Übergabe an Erika Pollmann. So blieb nur Rang sechs.

Hannelore Suppes hervorragender Sieg über 800 Meter in der Welt-Bestzeit von 2:04,30 Minuten sollte der einzige Erfolg einer (Ost-)Deutschen bei diesem Europacup bleiben. Die Russinnen waren mit sechs ersten Plätzen nicht zu schlagen, Polens Sprinterinnen feierten drei Siege, Ungarn gewann durch die Diskuswerferin Jolan Kleiber.

DLV- und IAAF-Präsident anwesend

Der Kasseler Sportführer Dr. Max Danz, damals Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), hatte den Europacup im Auestadion eröffnet. Mit dabei auch der damalige Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF Adrian Paulen (Niederlande).

Paulen hatte übrigens sein Domizil im Parkhotel Hessenland aufgeschlagen und hatte vorher Max Danz nach dem Weg gefragt. „Bei der Einfahrt nach Kassel aus Richtung Warburg immer den Straßenbahnschienen nach, immer geradeaus“, soll die Antwort gewesen sein. Und so wunderten sich damals die Passanten in der Fußgängerzone der Kasseler Innenstadt über einen Pkw mit niederländischem Kennzeichen in ihrem Revier. Mit Hilfe der Polizei ist Paulen aber heil wieder aus der Innenstadt herausgekommen und hat das „Hessenland“ auch gefunden.

Mehr:

<link news:47448>Historischer Rückblick I: Erster Startschuss im Auestadion 1956

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