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Julian Reus knackt den deutschen Rekord

So schnell war noch kein deutscher Sprinter: Julian Reus hat am Samstag den deutschen Rekord über 100 Meter geknackt. Der Wattenscheider lief im Donaustadion 10,05 Sekunden. Im Finale lieferte er sich mit dem Berliner Lucas Jacubczyk ein packendes Duell, in dem beide mit windunterstützen 10,01 Sekunden gestoppt wurden.
Alexandra Neuhaus

Video: <link video:10343>Julian Reus sprintet deutschen Rekord

„Heute geht es rund“ hatte Julian Reus noch an Vormittag auf seinem Facebook-Account kundgetan. Und der 26-Jährige hielt Wort. Mit 10,05 Sekunden, bei zulässigem 1,8 Metern Rückenwind pro Sekunde, lief der Wattenscheider im Zwischenlauf über die 100 Meter schnell und lässig wie nie zuvor, ließ er doch auf den letzten Metern noch etwas austrudeln. Ob er sich ärgere, dass er nicht ganz durchgezogen hat und so eine bessere Zeit verschenkte? "Diese Gedanken mache ich mir nicht."

MIt 10,05 Sekunden bricht Julian Reus nicht nur den Uralt-Rekord des Magdeburgers Frank Emmelmann (10,06 sec) aus dem Jahr 1985, sondern bringt sich auch für die EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) in Position. 10,05 Sekunden – das bedeutet derzeit Platz fünf in Europa. "Der Rekord war vor diesem Lauf gar nicht präsent für mich. Ich bin ziemlich baff. Aber in Zürich zählt die Zeit von heute nichts. Da muss es zünden." 

Starkes Duell mit Jacubczyk

Dass seine Form momentan aber exzellent ist, zeigte Julian Reus rund eine Stunde später im Finale. Hier legte er sogar noch einmal nach - obwohl seine Anspannung immens war. "Ich hatte nach dem Deutschen Rekord im Halbfinale viel zu verlieren." Denn: Neben ihm im Startblock saß Lucas Jacubczyk, der mit der bislang schnellsten Zeit des Jahres. Im Duell pushten sich beide zu 10,01 Sekunden. Erst das Fotofinish entschied zwischen Gold und Silber - mit dem besseren Ende für den Wattenscheider. Einziger Wermutstropfen: Die Windmessung ergab mit 2,2 Metern Rückenwind pro Sekunden einen zu hohen Wert, so dass diese Zeit nicht in die Bestenlisten eingehen wird.

"Ich war vor dem Finale in Lauerposition", sagte Lucas Jacubczyk. "Für mich war es sicher das beste Rennen in diesem Jahr." Und auch beste Werbung für den deutschen Männersprint, der auch in der Breite so gut wie nie zuvor ist. " Wir haben heute bewiesen, dass wir was können", sagte der Berliner. 

Veränderungen seit 2011

Der Grundstein für das Sprint-Hoch wurde bereits 2011 gelegt. "Da wurde analysiert, was wir ändern müssen, um noch stärker zu werden", sagt Julian Reus. Zu den Veränderungen gehöre auch das lange gemeinsame Trainingslager aller Sprinter in Florida (USA) zu Beginn des Jahres. "Da sind die klimatischen Bedingungen einfach deutlich besser als in Deutschland", sagte der Wattenscheider. Die Summe dieser Veränderungen brachte im Zusammenspiel mit Athleten, Trainern, Verband und Physiotherapeuten das aktuelle Ergebnis hervor. "Alle haben einen Anteil an diesem Erfolg", sagt Reus.

Ein Erfolg, der auch bei der EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) Früchte tragen soll. "Jetzt gilt es für die Jungs in Zürich gegen die internationale Konkurrenz zu bestehen", sagte auch DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska. "Julian und Lucas stehen für viele Veränderungen, die in den letzten Jahren eingeleitet wurden. Es ist schön, wenn diese so aufgehen", analysierte Gonschinska.

Bis jedoch Reus diesen Wahnsinns-Tag verdaut hat, wird es wohl noch etwas dauern: "Ich muss mich erstmal sammeln, bis ich das richtig genießen kann."

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