| Anhalt-Meeting Dessau

Julian Reus mit gutem 100-Meter-Auftakt – Christoph Harting hadert

Lange hatte der Deutsche Rekordler Julian Reus (TV Wattenscheid 01) auf seiner Paradestrecke mit seinem Einstieg in den WM-Sommer gewartet. Am Freitagabend war es so weit: Beim Anhalt-Meeting stieg er über 100 Meter erstmals in den Startblock und war 10,23 Sekunden später zufrieden mit dem Auftakt. Dagegen hatte sich Diskus-Olympiasieger Christoph Harting seinen Auftritt in Dessau anders vorgestellt.
Philip Häfner

Nach seinem Saison-Einstieg über 200 Meter in Regensburg griff Julian Reus (TV Wattenscheid 01) beim Anhalt-Meeting in Dessau erstmals in dieser Saison über 100 Meter ins Geschehen ein: Bereits im Vorlauf egalisierte er mit 10,23 Sekunden (+1,0) die deutsche Jahresbestzeit von Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen). Im Finale ließ er dann noch einmal exakt die gleiche Zeit folgen (+1,2) – das war der Sieg vor Samuel Osewa (Großbritannien; 10,33 sec) und Aleixo Platini Menga (10,37 sec).

Es herrschten nicht unbedingt ideale Sprintbedingungen, dafür war es deutlich zu kühl an diesem Freitagabend. Auch deshalb war der Deutsche Rekordhalter zufrieden mit seinem ersten Auftritt im WM-Sommer. „Da kann man nicht meckern. Auf dieser Zeit lässt sich aufbauen für die nächsten Rennen“, sagte er.

Wettkampf-Block geht in Stockholm weiter

Reus hatte im Herbst aufgrund seiner Feldwebel-Ausbildung bei der Bundeswehr fast acht Wochen lang nur eingeschränkt trainieren können – deshalb hatte er auf die Hallensaison verzichtet, und deshalb hatte er den Saisoneinstieg so lange hinausgezögert. Doch nun geht es Schlag auf Schlag: Bereits am Sonntag (18. Juni) startet er beim Diamond League-Meeting in Stockholm (Schweden) im Vorprogramm, eine Woche später folgt dann die Team-EM in Lille (Frankreich; 23. bis 25. Juni).

Schnellste Sprinterin über 100 Meter war die Südafrikanerin Carina Horn in 11,30 (-0,1 m/sec). Yasmin Kwadwo (MTG Mannheim) und Josefina Elsner (LC Paderborn) belegten mit jeweils 11,56 Sekunden die Plätze zwei und drei – für Kwadwo war es eine neue Saisonbestleistung.

Christoph Harting "verbockt" seinen Auftritt

Oslo, Dessau, Stockholm: Drei Wettkämpfe in vier Tagen und 18 Gelegenheiten, die Norm für die Weltmeisterschaften in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) zu schaffen. Da werde es bei einem Wurf schon klappen mit den geforderten 65 Metern, so Diskuswerfer Christoph Harting (SCC Berlin) in dieser Woche.

Doch auch nach dem Anhalt-Meeting wartet der Olympiasieger von 2016 weiter auf die Erfüllung der WM-Norm. Harting blieb in Dessau als Fünfter mit 61,08 Metern unter den Erwartungen. „Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich es verbockt habe“, sagte er zum Publikum. Und versprach: „Im nächsten Jahr geht es wieder weiter.“ Nutznießer war der Österreicher Lukas Weißhaidinger: Er siegte mit 64,67 Metern vor Martin Wierig (SC Magdeburg; 63,79 m) und Markus Münch (SC Potsdam; 61,64 m).

Neele Eckhardt kratzt wieder an den 14 Metern

Fünf Tage nach ihrem Satz auf 14,35 Meter bei den Landesmeisterschaften sprang für Neele Eckhardt (LG Göttingen) im Dreisprung dieses Mal keine 14-Meter-Weite heraus. Doch sie war wieder nah dran: Mit der Siegesweite von 13,94 Metern (+0,2 m/sec) und einem weiteren guten Versuch auf 13,92 Meter (+1,0 m/sec) unterstrich die 24-Jährige ihre gute Form. „Das ist total ok“, meinte sie. Zumal die Konkurrenz aus Osteuropa namhaft war – am Start waren im Paul-Greifzu-Stadion unter anderem die EM-Vierte Anna Jagaciak-Michalski (Polen; 13,77 m) und Ex-Weltmeisterin Olga Saladukha (Ukraine; 13,38 m).

Bis zu den <link>Deutschen Meisterschaften in Erfurt (8./9. Juli) plant Eckhardt nur noch einen weiteren Wettkampf: Sie wird aller Voraussicht am 24./25. Juni bei den Norddeutschen Meisterschaften in Berlin antreten. Bei der Team-EM am gleichen Wochenende wird Kristin Gierisch (LAC Erdgaas Chemnitz) die deutschen Farben vertreten.

Franziska Hofmann profitiert vom doppelten Verletzungspech

Mit Europameisterin Cindy Roleder (SV Halle) hatte der große Star über 100 Meter Hürden schon im Vorfeld abgesagt. Die Olympia-Fünfte ist nach ihrer Verletzungspause noch nicht wieder so weit, als dass sie ins Geschehen eingreifen kann. Auch Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen) musste das Rennen in Führung liegend aufgeben, sie griff sich an den Oberschenkel.

Damit war der Weg frei für Franziska Hofmann (LAC Erdgas Chemnitz): Sie siegte in 13,13 Sekunden (+0,9 m/sec) deutlich vor Micol Cattaneo (Italien; 13,40 sec). „Nachdem Nadine weg war, war die Spannung ein bisschen weg. Danach war es schwer, das Rennen allein zu Ende zu laufen“, sagte Hofmann.

Über die 110 Meter Hürden bei den Männer triumphierte Abdulaziz Al-Mandeel (Kuwait) mit 13,55 Sekunden, dahinter kam war Alexander John (SC DHfK Leipzig) als bester Deutscher in 13,65 Sekunden auf Rang zwei. Der Wattenscheider Erik Balnuweit nahm jede Hürde mit und joggte schließlich nach 14,12 Sekunden ins Ziel.

Christina Hering schneller als Konstanze Klosterhalfen

Mit Spannung erwartet worden war über 800 Meter das Duell von Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) gegen Christina Hering (LG Stadtwerke München), die erstmals über die doppelte Stadionrunde gegeneinander antraten. Dabei sah es zunächst so aus, als könnte Klosterhalfen ihrer jüngsten Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen.

Nach 450 Metern setzte sie sich an die Spitze. Doch auf der Gegengeraden herrschte Gegenwind, der viel Kraft kostete. Eingangs der Zielgeraden zog erst Hering, später auch noch die Ukrainerin Nataliya Prychchepa und Noelie Yarigo aus Benin an Klosterhalfen vorbei, die den Sieg unter sich ausmachten. Letztlich hatte Pryshchepa nach 2:01,53 Minuten die Nase vorn, Hering wurde Zweite (2:01,99 min), für Klosterhalfen blieb Rang vier (2:02,68 min).

Sieger über 800 Metern bei den Männern wurde Timothy Kitum aus Kenia in 1:47,99 Minuten. Als Fünfter in 1:49,35 Minuten kam Timo Benitz (LG Farbtex Nordschwarzwald) einen Platz vor Robert Farken (SC DHfK Leipzig) ein. Für den Deutschen Hallenmeister wurden 1:49,60 Minuten gemessen.

Meetingrekord auf der Stadionrunde

Ruth Sophie Spelmeyer wollte sich über 400 Meter eigentlich näher an die WM-Norm von 51,70 Sekunden heranpirschen. 52,23 Sekunden vom Meeting in Zeulenroda stehen für die Deutsche Meisterin der vergangenen beiden Jahre bislang zu Buche. Doch das Vorhaben misslang: 53,15 Sekunden reichten für die 26-Jährige am Ende nur zu Platz vier. Ganz vorn ging die Post ab: Olha Zemlyak (Ukraine) schaffte mit 51,98 Sekunden einen neuen Meetingrekord.

Auch über 1.500 Meter der Männer hatten die Deutschen mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Dort siegte der Pole Michal Rozmys in 3:44,33 Minuten vor Soufiane El Kabbouri aus Italien (3:44,57 min). Schnellster einheimischer Läufer: Andreas Lange (LG Braunschweig) als Siebter in 3:45,96 Minuten. Marcel Fehr (SG Schorndorf) benötigte 3:45,97 Minuten, Sebastian Keiner (Erfurter LAC) kam bei seiner Saisonpremiere auf dieser Strecke nach 3:47,38 Minuten ins Ziel.

Salto Nullo für Raphael Holzdeppe

Einen polnischen Favoritensieg gab es im Stabhochsprung der Männer. Hallen-Europameister und Sechs-Meter-Springer Piotr Lisek überwand als Einziger die 5,70 Meter. Diese Marke, gleichbedeutend mit der WM-Norm für London, war für Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen) zu hoch, er erreichte mit 5,50 Metern Platz zwei. „Es war sehr schwierig mit dem böigen Wind“, sagte er. Gänzlich vom Winde verweht waren die Auftritte von Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) – beide legten eine Salto Nullo hin.

Einen Acht-Meter-Sprung bekamen die Zuschauer im Weitsprung geboten. Auch hier kam der Sieger aus Polen: Tomasz Jaszcuk erzielte mit 8,07 Metern (+0,6) die Tagesbestweite. Paralympics-Sieger Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen) kam außer Konkurrenz auf 7,91 Meter (-0,8).

Nils Brembach schnellster „Sprinter“ unter den Gehern

Die Geher sind bei den großen Stadion-Meetings normalerweise nur Zuschauer. In Dessau waren sie in diesem Jahr mittendrin: Im Vorprogramm wurde ein gemischter Wettbewerb von Männern und Frauen über 3.000 Meter Bahngehen ausgetragen – angesichts der Distanzen, auf denen die Geher sonst unterwegs sind, fast schon eine Sprintstrecke.

Bester „Sprinter“ war am Ende Nils Brembach (SC Potsdam), der die Tempoeinheit in 11:12,45 Minuten absolvierte, gefolgt von Karl Junghannß (11:26,42 min) und Jonathan Hilbert (beide Erfurter LAC; 11:32,17 min). Erst ein Deutscher – Mike Trautmann (1999; 11:07,2 min) – bewältigte die seltene gegangene Distanz schneller als Brembach. Schnellste Frau war Teresa Zurek (SC Potsdam) in 12:32,07 Minuten.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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