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Katarina Mögenburg – Verbindung zwischen den Hochsprung-Welten

Spätstarter, erfolgreiche Nachwuchsathleten auf dem Weg in die Spitze bei den „Großen“ und eine Rückkehrerin nach schwerer Verletzung. Bei der Hallen-DM in Dortmund haben DLV-Athleten mit unterschiedlichen Geschichten ihren ersten nationalen Titel ihrer Karriere gewonnen. leichtathletik.de erzählt ihre Geschichten. Heute die von Hochspringerin Katarina Mögenburg (TSV Bayer 04 Leverkusen).
Jan-Henner Reitze

Katarina Mögenburg
TSV Bayer 04 Leverkusen

*16. Juni 1991
Größe: 1,91 m
Gewicht: 65 Kilo

Hochsprung

Bestleistung: 1,90 m (2015)

Erfolge:

Deutsche Hallenmeisterin 2018
Sechste Universiade 2015

Zum Abschluss der Serie über die neuen Meister der Deutschen Hallenmeisterschaften von Dortmund stellen wir die Athletin mit der wohl ungewöhnlichsten Geschichte dieser Reihe vor, und das in vielerlei Hinsicht, angefangen bei den Umständen ihres Titelgewinns in der Helmut-Körnig-Halle: Einerseits war dieser Wettkampf der erste und einzige des Winters überhaupt für Hochspringerin Katarina Mögenburg, die vorher wegen einer Fußverletzung sieben Monate nicht springen konnte. Andererseits teilte sich die national für Leverkusen startende Athletin den Titel mit Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart), die seit Jahren quasi ein Abo auf den DM-Titel hat.

Beide hatten in Dortmund ohne Fehlversuch alle Höhen bis einschließlich 1,83 Meter gemeistert und waren dann dreimal an 1,86 Meter gescheitert. „Ich habe in dem Moment gedacht, dass wir weiterspringen und es ein Stechen gibt, weil man bei einer Meisterschaft einen alleinigen Sieger braucht“, erinnert sich Katarina Mögenburg.

Wie viele andere war sie davon überrascht, dass eine Ausnahme bei DLV-Veranstaltungen zu den <link file:138532>internationalen Wettkampfregeln (siehe Regel 181) griff, die Stichkämpfe ausschließt. Folge: Gold wurde zweimal vergeben. Für die 26-Jährige war damit der erste deutsche Meistertitel ihrer Karriere perfekt. „Und das gleich im ersten Wettkampf des Winters. Damit hatte ich nie gerechnet und es ist eine tolle Motivation in Richtung Sommersaison.“

National für Leverkusen, international für Norwegen

Das Gefühl, einen nationalen Titel zu gewinnen, war für Katarina Mögenburg in Dortmund allerdings nicht neu. Und da sind wir beim nächsten Punkt, der ihre Geschichte ungewöhnlich macht. Denn die Hochspringerin hat neben der deutschen auch die norwegische Staatsbürgerschaft, ihre Mutter ist Norwegerin. Seit dem Jahr 2006 lebt sie mit ihrer gesamten Familie in einem Vorort von Oslo und hat dort neben mehreren norwegischen Meistertiteln im Hochsprung auch schon einmal den nationalen Hallen-Titel im Weitsprung gewonnen.

Leichtathletik ist bei den Mögenburgs eine Familienangelegenheit. Vater und Trainer Dietmar, Olympiasieger des Jahres 1984 im Hochsprung und sechsmaliger Europameister, sowie die Mama und der ältere Bruder Jonas betrieben diese Sportart. Der Weg von Katarina zum Hochsprung war also vorgezeichnet. „Ich werde natürlich oft auf meinen Vater angesprochen. Für mich ist es ganz normal, dass er Olympiasieger ist. Natürlich ist es cool und er weiß einfach alles über Hochsprung.“

Schon in den Nachwuchsklassen nahm Katarina Mögenburg für Norwegen an U20- und U23-Europameisterschaften sowie der U20-WM teil. In ihren bisher besten Jahren 2015 und 2016 gelang jeweils die Qualifikation für die Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik) und die Freiluft-EM in Amsterdam (Niederlande).

Wandel zwischen den Welten

„Wenn ich bei internationalen Meisterschaften ein Norwegen-Trikot anhabe, wundern sich die anderen Springerinnen, die mich von Wettkämpfen aus Deutschland kennen“, erzählt Katarina Mögenburg, die diese ungewöhnliche Konstellation schätzt. „Ich lebe in zwei Leichtathletik-Welten. In Norwegen ist alles klein und es gibt auch keine vergleichbare finanzielle Unterstützung wie in Deutschland.“ Hierzulande nimmt sie an Wettkämpfen teil, unter anderem wegen der stärkeren Konkurrenz. „Man kennt sich inzwischen gut. Wir sind wie eine kleine Familie. Hochsprung wird auch ein Lebensstil.“

Auf Menschen aus vielen Teilen der Erde zu treffen, die ihre Leidenschaft teilen, ist für die Sechste der Universiade 2015 immer wieder ein Grund zur Freude. „Das verbindet.“

Der Lebensmittelpunkt von Katarina Mögenburg aber bleibt auch während der Saison Norwegen. Wenn in kurzer Zeit mehrere Wettkämpfe in Deutschland anstehen, schlägt sie ihr „Basislager“ bei der deutschen Verwandtschaft in Leverkusen auf. Im Winter 2014/2015 war sie zudem für das Studium in Berlin und schloss sich dort der Trainingsgruppe um Nachwuchs-Bundestrainer Jan-Gerrit Keil an, der sie auch bei der Hallen-EM in Prag betreute.

Halbtags-Job und Master-Pläne

Neben dem Sport arbeitet Katarina Mögenburg halbtags als Projektassistentin in Oslo in einer Firma, die Hotels einrichtet. Dieser Job lässt sich gut mit dem Training verbinden und dient der Überbrückung, bis es im Studium weiter gehen soll. Hier beschäftigt sich die Hochspringerin mit einem Nischen-Fach, das so gar nichts mit Sport zu tun hat und etwas ungewöhnlich ist: Einen Bachelor in Konservierung und Restauration von Kunst hat sie schon.

„In diesem Fach lässt sich mein Interesse für Kunst mit dem für Naturwissenschaften verbinden“, erklärt sie. Der angestrebte Master in Malereikonservierung ist so zeitaufwendig, dass diese Pläne erst einmal zurückgestellt sind.

Physisch geht mehr, Technik noch ausbaufähig

Vor der beruflichen Karriere steht die im Hochsprung im Mittelpunkt. Hier hat Katarina Mögenburg ihre Ziele noch nicht erreicht. „Ich hätte schon längst höher springen müssen. Alle physischen Werte sprechen dafür. Aber die Technik passt noch nicht. Im Anlauf kürze ich die Kurve ab, über der Latte fehlt mir Rotation.“ Um das zu verbessern, arbeitet sie mit einem Turntrainer zusammen. „Ich kann noch keinen Flick-Flack, der kann mir helfen, das Gefühl für den richtigen Bogen zu finden.“

Die Vorbereitung auf den Sommer, unter anderem in einem Trainingslager in Spanien, lief bis zu einem Missgeschick gut. Die Deutsche Hallenmeisterin knickte vergangene Woche mit dem Sprungfuß um und überdehnte sich die Bänder. Das führt zu Verzögerungen, der für Mai angepeilte Wettkampf-Einstieg wird sich wohl auf Juni verzögen.

Anschluss an die Weltspitze angestrebt

Das Ziel für dieses Jahr aber bleibt bestehen. Und so ungewöhnlich die Geschichte von Katarina Mögenburg auch ist, dieses Ziel hat sie mit wohl allen DLV-Athleten gemeinsam: „Ich möchte zur EM nach Berlin. Dafür muss ich meine Bestleistung von 1,90 Meter bestätigten“, sagt die mit 1,91 Metern groß gewachsene Athletin.

Diese Höhe entspricht ihrer Bestleistung, der Norm des Europaverbandes EAA für die EM, genauso wie der des norwegischen Verbandes. „Wenn ich gut weiter trainiere und meinen Fuß auf Vordermann bringe, ist das möglich.“

Langfristig möchte sich die Deutsch-Norwegerin auf einem Niveau zwischen 1,90 Meter bis 1,95 Meter einpendeln. Ein solches Niveau würde ermöglichen, sich dem internationalen Wettkampf-Tross endgültig anzuschließen. Dann könnte Katarina Mögenburg noch häufiger mit ihrer Hochsprung-Familie unterwegs sein.

Video: <link video:18005>Doppelgold für Mögenburg und Jungfleisch

Das sagt Bundestrainer Tamas Kiss:

Katarina ist eine talentierte Athletin, die mehr Potenzial hat. Sie kann deutlich höher springen, als sie es bisher gezeigt hat. Höhen klar über 1,90 Meter sind möglich. Nach meiner Beobachtung ist sie eher eine Spätzünderin. Ihre Entwicklung ist nicht so gleichmäßig verlaufen, wie erhofft. Katarina hat oft Anlaufprobleme und auch die Absprungposition ist noch nicht optimal. Wenn sie diese technischen Fehler korrigiert, sind bessere Leistungen möglich. Von außen wirkt es so, als könnte Katarina etwas aggressiver sein.

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