| Interview der Woche

Keshia Kwadwo und Marvin Schulte: „Unser bisheriges Highlight“

Die DLV-Nachwuchssprinter Keshia Kwadwo (11,76 sec) und Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig; 10,56 sec) haben bei der ersten U18-EM in Tiflis (Georgien) Gold über 100 Meter gewonnen. Kurz vor dem Abflug Richtung Heimat, beziehungsweise für die Wattenscheiderin nach Bydgoszcz zur U20-WM, erzählten die frisch gebackenen U18-Europameister im Doppel-Interview, wie sie sich mental auf die Medaillen-Entscheidung vorbereitetet haben und warum man vor der Siegerehrung aufgeregter als vor dem Finale sein kann.
Pamela Ruprecht

Keshia und Marvin, ihr habt beide eine tolle U18-EM hinter euch. Was hat euch am besten gefallen?

Keshia Kwadwo:

Ich würde sagen die Atmosphäre, auch innerhalb des Teams, dass alle sich gegenseitig unterstützt haben. Auch wenn es Rückschläge gab, waren alle füreinander da.

Marvin Schulte:

Ich kann mich da nur anschließen. Gerade im Finale, als alle deutschen Athleten auf dem Hoteldach standen, das hat mir nochmal so einen Kick gegeben. Das war echt krass. Diese Team-Atmosphäre und dieser Zusammenhalt, das war schon stark. Das fand ich am geilsten.

Könnt ihr nochmal die Stationen auf dem Weg in eure 100-Meter-Finals beschreiben und wie ihr die letzten Stunden vor der großen Entscheidung erlebt habt?

Keshia Kwadwo:

Der Vorlauf war eine lockere Runde, erst mal zum Reinkommen. Im Zwischenlauf musste man doch schon zeigen, wer man ist, da muss man schon anziehen. Im Finale ging es dann um alles. Vor dem Rennen war ich ziemlich nervös, das hat schon beim Essen angefangen, dass ich kaum was runterbekommen habe. Das haben auch alle gemerkt. Im Nachhinein habe ich mir da viel zu viele Gedanken gemacht. Dann habe ich mir gesagt, dass eigentlich nichts schiefgehen kann.

Marvin Schulte: 

Der ganze Tag vor dem Finale war schon spannend, da es erst abends war. Milo [Skupin-Alfa] und ich, wir haben uns eigentlich so runtergefahren und gar nicht groß über den Lauf nachgedacht. Als es dann zum Aufwärmen ging und man die Final-Teilnehmer sah, da kam schon das Stocken auf. Aber ich habe dann oft tief durchgeatmet und Atem-Techniken angewendet. Dadurch ging es mir eigentlich relativ gut, und ab dem ersten Callroom war die Nervosität eigentlich verflogen. Nur am Start kam sie nochmal hoch. Als die Teilnehmer vorgestellt wurden, war es total ruhig, da hat nur noch das Herz geschlagen.

Ist der Titelgewinn bei der U18-EM der schönste Moment eurer bisherigen sportlichen Karriere?

Keshia Kwadwo:

Ja, das ist bisher das Highlight. Für mich ist es das Größte im Moment.

Marvin Schulte:

Für mich war es der schönste Moment. Ich bin hier als Vierzehnter angereist und bin dann um den Titel gerannt. Dass ich in den Vorläufen so eine extreme Verbesserung schaffe, hätte ich niemals gedacht. Nach dem Zwischenlauf hatte ich im Kopf: Top Drei wären drin, Podest. Natürlich ist es schade, dass Milo sich verletzt hat. Ich denke, sonst hätte er die Medaille ganz oben geholt. Aber trotzdem wäre für mich wahrscheinlich Silber drin gewesen. Damit wäre ich auf jeden Fall auch komplett zufrieden gewesen. Deshalb ist der Sieg auf jeden Fall mein Highlight bisher.

Bei der Siegerehrung wurde wohl das erste Mal die Nationalhymne für euch gespielt. Wie war das?

Keshia Kwadwo:

Da muss ich dazu sagen, dass die Hymne ziemlich abgekürzt wurde. Das hat man auch nicht alle Tage, dass man da oben steht und die Nationalhymne gespielt bekommt. Ich habe mitgesungen. Das war auf jeden Fall ein Gänsehaut-Moment.

Marvin Schulte:

Vor der Siegerehrung war ich aufgeregter als beim Finale. Ganz oben auf dem Podest zu stehen und die Nationalhymne zu hören, das ist schon wirklich geil.

Was nehmt ihr von dem Gewinn der Goldmedaille für eure sportliche Zukunft mit?

Keshia Kwadwo:

Dass man auf jeden Fall locker in den Wettkampf starten sollte und sich nicht zu viele Gedanken machen sollte. Das ist das, was bei mir hängen geblieben ist.

Marvin Schulte:

Das, was Keshia sagt, sich die Lockerheit bewahren. Gerade mit so einem Titelgewinn im Rücken weiß man nun, zu was man in der Lage ist und was die eigenen Stärken sind. Damit möchte ich weitermachen. Jetzt sind noch die Deutschen Jugend-Meisterschaften, dann ist die Saison auch schon wieder gelaufen. Dort will ich nochmal alles geben und das auch die nächsten Jahre machen.

Ihr habt nach eurem Finale bei den anderen deutschen Teilnehmern zugesehen. Welchen Wettbewerb fandet ihr am schönsten oder spannendsten?

Keshia Kwadwo:

Ich fand alle schön. Wie gesagt, unsere Gruppe hat jeden unterstützt, das hat mir gefallen.

Marvin Schulte:

Ich fand das Diskuswerfen der Jungs am coolsten. Dass wir zwei deutsche Athleten [Tim Ader und Jan Vasco Bringmann] gleichzeitig auf dem Podest stehen haben, das fand ich mit das Highlight.

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