Der alte Mann und der Sprint: Der 40-jährige Kim Collins (St. Kitts & Nevis) hat am Sonntag bei der NRW-Gala in Bottrop mit einem 100-Meter-Sieg in 9,93 Sekunden ein so nicht erwartetes Achtungszeichen gesetzt - bei 1,9 Meter pro Sekunde Rückenwind.
"Die Bahn ist schnell, das Publikum grandios. Beste Voraussetzungen für Top-Leistungen", meinte der Weltmeister von 2003, der den alten Stadionrekord um 18 und seine persönliche Bestzeit um drei Hundertstel verbesserte. In der Welt steht der Dauerrenner im Saisonvergleich zurzeit an Position zwei.
Der Wattenscheider Maximilian Ruth (Fünfter in 10,47 sec) kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: „Der war genau neben mir. Ich starte ja schon schnell. Aber was der vorne macht, ist von einem anderen Planeten. Vollkommen krass, ekelhaft! Da wirst du deklassiert. Explodiert ist der wie ein Vulkan.“
Joe Morris (USA; 10,15 sec) und Olympia-Halbfinalist Adam Gemili (Großbritannien; 10,19 sec) folgten mit deutlichem Rückstand. Joe Morris absolvierte die 200 Meter später in 20,67 Sekunden.
Linda Stahl wirft Olympia-Norm
Die Olympia-Dritte Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat in Bottrop den Stadionrekord im Speerwurf auf 63,10 Meter verbessert und damit die Olympia-Norm geknackt. Allerdings platzte der Knoten erst im letzten Durchgang. Vier Versuche lagen unter 60 Meter. "Wir scheinen in der Trainingsgruppe zu üben: Im letzten Versuch hauen wir einen raus. Heute hat das endlich auch bei mir funktioniert", witzelte die 30-Jährige.
Die Medizinerin, die als Assistenz-Ärztin am Klinikum Leverkusen arbeitet, hat bis Oktober unbezahlten Urlaub, um sich gezielt auf die Olympischen Spiele vorbereiten zu können. "Zu Hause bleibe ich definitiv nicht", erklärte Linda Stahl voller Optimismus und in Anspielung auf die starke nationale Konkurrenz. Nach der Saison sei aber mit dem Leistungssport Schluss.
Katharina Bauer nimmt Norm in Angriff
Stabhochspringerin Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen), die sich Pfingstmontag in Rehlingen den Halswirbel geprellt hatte, meldete sich mit der Saisonbestleistung von 4,40 Metern zurück. "Ich bin zum ersten Mal überhaupt mit 18 Schritten angelaufen. Das hat gut geklappt", sagte die 25-Jährige, die am Mittwoch in Leverkusen 4,50 Meter, also die EM- und Olympia-Norm angreifen möchte. "Heute hatte ich viel mit dem Gegenwind zu kämpfen."
Auch bei den Männern ging der Sieg nach Leverkusen. Bo Kanda Lita Baehre legte mit 5,20 Meter zehn Zentimeter auf seinen Saisonrekord drauf und erfüllte ein weiteres Mal die Norm für die U18-EM.
Weitspringer Emiliano Lasa (Uruguay), der Siebte der Hallen-WM, war mit 8,03 Metern eine Klasse für sich, gefolgt von Adam Mc Mullen (Irland; 7,59 m) und Stephan Zenker (TV Gladbeck; 7,47 m). Klaudia Kaczmarek (LAZ Rhede) gewann Weit- (6,21 m) und Dreisprung (13,31 m).
Jonas Hanßen gegen die Uhr und Wind
Linus Kiplagat (Bahrain; 3:40,24 min) erreichte über 1.500 Meter das Ziel vor Isaac Kimeli (Belgien; 3:42,12 min) und Andreas Vojta (Österreich; 3:44,31 min). Chaltu Shumi Regasa (Äthiopien; 2:08,12 min) lief auf der doppelten Stadionrunde weit vor dem Feld.
Allein gegen Uhr und Wind verbesserte Langhürdler Jonas Hanßen (SC Myhl LA) seinen Saisonrekord auf 51,17 Sekunden. "Die ersten 200 Meter haben Kraft gekostet, die mir hintenheraus gefehlt hat", meinte der Deutsche Meister.
Stefan Volzer in Form für Tiflis
Über 110 Meter Hürden gewann Stefan Volzer (VfB Stuttgart) den Einlagelauf der U18. Mit 13,72 Sekunden unterbot der 16-Jährige die Norm für die U18-Europameisterschaft in Tiflis (Georgien) zum zweiten Mal deutlich. Von seiner Verletzung genesen ist U20-Hochspringer Remo Cagliesi (TLV Germania Überruhr). Der Deutsche U18-Meister, dem 2,08 Meter zum Sieg reichten, versuchte sich (noch) vergeblich an 2,12 Metern.
Denise Hinrichs (15,94 m), im Vorjahr Sechste der Hallen-EM, und Leonid Ekimov (beide TV Wattenscheid 01; 17,89 m) verteidigten ihre Titel im Kugelstoßen erfolgreich.
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