| Enttäuschung ist riesig

Kronzeugin Yuliya Stepanova klagt IOC an: "Es folgt keiner Logik"

Die russische Whistleblowerin Yuliya Stepanova und ihr Mann Vitaliy wollen nicht klagen, um den Olympia-Start noch durchzusetzen. In einer Erklärung rechnen sie aber noch einmal mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ab.
dpa/ps

Whistleblowerin Yuliya Stepanova wird das Olympia-Startrecht in Rio nicht beim Internationalen Sportgerichtshof CAS einklagen – aber sie klagt das IOC an. Die Entscheidung, sie nicht teilnehmen zu lassen, sei nicht überraschend, heißt es in einer Erklärung der russischen 800-Meter-Läuferin und ihres Mannes Vitaliy Stepanov vom Freitagabend.

Es werde einmal mehr bewiesen, dass die Weigerung des IOC, sie als neutrale Athletin teilzunehmen zu lassen, die Grundsätze der natürlichen Gerechtigkeit verletzten. "Es folgt keiner Logik, außer dem Wunsch, eine völlig glaubwürdige Informantin zu bestrafen", schrieb das Paar.

Der 31 Jahre alten Leichtathletin war vom Internationalen Olympischen Komitee auch wegen einer zweijährigen Dopingsperre die Teilnahme an den Rio-Spielen verweigert worden. Das ad-hoc-Gericht des CAS hatte am Donnerstag in den Fällen der Schwimm-Weltmeisterin Yuliya Yefimova sowie der Ruderer Anastasiya Karabelshikova und Ivan Podshivalov festgestellt, dass sie wegen früherer Dopingsperren nicht noch mit einer Verbannung von Olympia bestraft werden dürfen.

IOC-Begründung ein "enormer Schlag"

"Wir sind enttäuscht, dass das IOC zu blind ist zu erkennen, was für Risiken Yuliya auf sich nehmen musste und welchen Schaden ihre sportliche Karriere genommen hat, um den systematischen Betrug in Russland zu entlarven", hieß es weiter. Dass das IOC ihre Ablehnung für die Rio-Spiele damit begründete, Stepanova sei wegen ihrer zweijährigen Dopingsperre ethisch nicht tauglich, an Olympia teilzunehmen, sei ein "enormer Schlag".

IOC-Präsident Thomas Bach hatte erklärt, die Ethikkommission des IOC habe ausdrücklich den Beitrag im Kampf gegen Doping gewürdigt, aber auch berücksichtigt, "dass Yuliya Stepanova nicht nur fünf Jahre Teil des Systems war, sondern aktiv mitgewirkt hat in diesem System. Sie hat ihre Informationen erst preisgegeben, als der Schutz des Systems nicht mehr funktionierte und als sie bereits eine Zweijahres-Sperre erhalten hatte."

Niemals die Absicht, einen juristischen Weg einzuschlagen

Das Ehepaar glaubt indes, dass man die Doping-Vergangenheit nur dazu benutzt habe, damit das eigentliche Thema nicht im Rampenlicht stehen solle: Anders als der Leichtathletik-Weltverband IAAF habe das IOC zu keinem Zeitpunkt von den russischen Sportbehörden öffentlich gefordert, ihren wichtigen und wertvollen Beitrag als Whistleblowerin für einen sauberen Sport in Russland anzuerkennen.

"Unsere Enttäuschung und Trauer ist riesig", schrieben die Stepanovs. Sie hätten das IOC nur demütig gebeten, Yuliya als neutrale Athletin für die Spiele in Rio zuzulassen, wie es die IAAF gemacht habe. "Wir verstehen, dass das IOC nach seinem Ermessen Athleten für die Spiele einladen kann", so das russische Paar. Aber während Russland erlaubt sei, hunderte von Athleten starten zu lassen, sei Yuliyas Antrag abgewiesen worden. "Auch, wenn es uns das Herz bricht, möchten wir klarstellen, von Anfang an niemals die Absicht hatten, einen juristischen Weg einzuschlagen."

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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