| Interview

Laura Müller: „Egal auf welcher Strecke, das EM-Finale ist mein Ziel“

Nach einem verspäteten Saisoneinstieg wegen Rückenproblemen ist Laura Müller (LC Rehlingen) am Sonntag in Mannheim erst zum dritten Mal in dieser Saison 400 Meter gelaufen. Mit ihren 52,72 Sekunden war sie nicht ganz zufrieden. Im Interview spricht die 22-Jährige über Tüfteleien im Hinblick auf DM und EM, die Ziele in Berlin sowie große und kleine Rundbahnen und erzählt, an welche Strecke sie ihr Herz verloren hat.
Thorsten Eisenhofer

Laura Müller, Sie sind in Mannheim 2016 51,69 Sekunden gelaufen. Verbinden Sie besondere Erinnerungen mit diesem Stadion?

Laura Müller:

Ich liebe dieses Stadion. Die Runde sieht sehr klein aus.

Sehr klein aus?

Laura Müller:

Dadurch, dass es nur sechs Rundbahnen sind, wirkt es sehr kompakt. In London zum Beispiel sieht die Runde riesig aus. Aber 400 Meter sind natürlich 400 Meter, egal, wo man rennt. Ich freue mich jedenfalls immer riesig, in Mannheim zu rennen. Ich hatte hier schon extrem gute Rennen, es ist eine meiner Lieblingsbahnen.

Sie haben dieses Jahr die EM-Normen über 100, 200 und 400 Meter geknackt. Das ist ja fast schon außergewöhnlich.

Laura Müller:

Ich bin auch stolz darauf. Das kommt nicht so oft vor, dass man drei Normen hat. Es ist ein tolles Gefühl, gibt Aufwind und Motivation. Mit der Schnelligkeit über 100 Meter kann man gute 200 und 400 Meter laufen. Je besser man über die kürzeren Strecken ist, desto besser ist man über die 200 beziehungsweise 400 Meter.

Aber die 100 Meter sind keine Option für die Zukunft?

Laura Müller:

Ich sehe mich nicht als 100-Meter-Sprinterin. Das ist nicht das, was mir wirklich Spaß macht. Für mich ist es eine Zubringerleistung, die dazu gehört, die ich immer mal gerne laufe.

Für die Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende sind Sie über 200 und 400 Meter gemeldet. Was werden Sie laufen?

Laura Müller:

Wir sind noch am rumtüfteln. Wir müssen schauen, auf welcher Strecke ich bei der EM die besten Finalchancen habe. Was auch eine Rolle spielt: Ob es mit Blick auf die Staffel bei der EM nicht sinnvoller ist, 200 Meter in Berlin zu laufen, um Kraft zu sparen. Ich verlasse mich auf meine Berater, auf meinen Trainer und den Bundestrainer. Klar ist nur: Die Strecke, die ich nächstes Wochenende laufe, laufe ich auch in Berlin.

Gibt es die Überlegungen, bei der EM 200 Meter zu laufen, erst seit der guten Zeit in Weinheim (23,13 Sekunden) vor zehn Tagen?

Laura Müller:

Die Überlegungen waren schon vorher da, weil ich auch letztes Jahr sehr gut über 200 Meter gelaufen bin (22,65, Anmk. d. Red.). Es war von den Bedingungen in Weinheim, gerade mit dem Wind, ein extrem schwerer Lauf. Wenn ich in so einem Lauf die Norm schaffe, dann bin ich fit. Egal über welche Strecke ich in Berlin starte, der Endlauf ist mein Ziel.

In London hat es krankheitsbedingt mit dem Einzelstart nicht geklappt. Ist die Vorfreude auf Berlin daher umso größer?

Laura Müller:

Sie ist extrem groß. Staffel ist super schön. Aber – um ehrlich zu sein, macht man den Sport für sich, kämpft jeden Tag für den Einzelstart.

In der Staffel könnte aber sogar eine Medaille möglich sein.

Laura Müller:

Um über Medaillenpläne zu sprechen, muss man die Leistungen bei den Deutschen Meisterschaften abwarten. Wenn alle optimal fit sind, dann können wir über uns hinauswachsen. Dann ist alles drin. Gold und Silber wird schwer, aber sage niemals nie.

Sehen Sie sich eigentlich mehr als 200- oder 400-Meter-Läuferin?

Laura Müller:

Eigentlich als 400-Meter-Läuferin, da hängt mein Herz dran. Ich brauche aber noch Zeit, mich zu entwickeln. 22 Jahre, das ist immer noch so jung. Ich habe schon viel Erfahrung in der Jugend gesammelt, gerade mit den vielen internationalen Einsätzen, aber mir fehlt trotzdem noch Erfahrung und Grundlagentraining. Die Strecke ist unglaublich schwer zu handhaben. Es muss viel, viel stimmen, damit man gut läuft. Es ist ein Weiterkommen von Jahr zu Jahr. Ich sehe noch viel Potenzial.

400 Meter sind auch recht anstrengend. Macht es trotzdem Spaß, diese Strecke zu laufen?

Laura Müller:

Man hat das Gefühl, etwas geschafft zu haben, das Gefühl, an seine Grenze gegangen zu sein - oder sogar darüber hinaus. Es ist ein zufriedenstellendes Gefühl, dass man sich der Aufgabe gestellt und Grenzen überwunden hat.

Wie oft müssen Sie sich im Training überwinden?

Laura Müller:

Mindestens zweimal die Woche. Da liegt man schon mal eine dreiviertel Stunde im Gras. Es ist eine extrem harte Strecke, die einem viel abverlangt. Aber man lernt viel fürs Leben, man kann mehr schaffen, als man denkt. Die 400 Meter sind eine Strecke, die mich sehr glücklich machen.

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