| Interview der Woche

Lisa Mayer: „Freue mich auf die kommenden Jahre“

Lisa Mayer (LG Langgöns-Oberkleen) hat am vergangenen Wochenende mit dominanten Auftritten über 100 (11,39 sec) und 200 Meter (23,29 sec) zwei Goldmedaillen bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Jena geholt. Im Interview bewertet die U20-Vize-Europameisterin über 100 Meter ihre jüngsten Erfolge, blickt zurück auf ihre internationale Medaille sowie einen verpatzten Staffelwechsel und voraus auf das erste Jahr in der Aktivenklasse.
Silke Morrissey

Lisa Mayer, du hast dich mit zwei Siegen zur Sprint-Queen von Jena gekrönt. Was ist das für ein Gefühl?

Lisa Mayer:

Total cool! Ich bin wirklich mega-happy mit dem Wochenende. Ich hatte mir die zwei Titel vorgenommen. Aber jeder Lauf ist ein neuer Lauf, man muss jeden Lauf überstehen und daher bin ich super glücklich, dass es auch noch mit zwei super Zeiten geklappt hat.

Welcher der beiden Titel bedeutet dir mehr?

Lisa Mayer:

Schwer zu sagen. Gerade freue ich mich über den 200-Meter-Titel mehr. Einfach weil ich noch mal eine wirklich gute Zeit laufen wollte und ich die Strecke ja eigentlich lieber mag. Klar, Gina [Lückenkemper] ist heute nicht gelaufen, mit Sicherheit hätte sie locker gewonnen. Aber trotzdem: Ich bin richtig happy über den Sieg.

Nach der Absage von Gina Lückenkemper, die ja für die WM in Peking (China; 22. bis 30. August) nominiert wurde: Wie sicher warst du dir, dass hier beide Sprint-Goldmedaillen dir gehören?

Lisa Mayer:

Ich hatte es mir auf jeden Fall vorgenommen und ich wusste, dass ich noch gut drauf bin. Das Training nach Schweden lief ganz gut. Ich konnte locker in den Wettkampf reingehen. Ich habe nach den Vorläufen gestern und dem Vorlauf heute gesehen, dass der Sieg eigentlich nur über mich gehen sollte.

Bei der U20-EM hast du mit Silber über 100 Meter auch einen großen Erfolg erzielt. Mit der Staffel, die für Gold favorisiert war, seid ihr aber nicht ins Ziel gekommen. Wie habt ihr das weggesteckt?

Lisa Mayer:

Gina und ich konnten uns sicher ganz gut mit unserer Einzelmedaille trösten. Das war ein großer Vorteil. Tracey [Schulz; Anm. d. Redaktion: Ersatz für die verletzte Chantal Butzek] hatte ja gar nicht damit gerechnet, eingesetzt zu werden. Dadurch konnte sie es ein bisschen besser verdauen. Für Nina [Braun] war es natürlich extrem schade. Aber sie hat in Jena [Platz 2 über 100 m] noch mal einen super Saison-Abschluss geschafft. Das Leben geht weiter und ich denke, Fehler gehören zur Staffel auch mit dazu.

Du hast in diesem Jahr über 100 und 200 Meter noch mal einen ordentlichen Zahn zugelegt, deine Bestleistungen, die aus 2013 stammten, um 32 und 46 Hundertstel gesteigert. Worauf führst du das zurück?

Lisa Mayer:

Ich bin in der Vorbereitung von Oktober bis jetzt komplett verletzungsfrei durchgekommen. Klar hat man mal ein, zwei Wehwehchen, aber die haben mich im Training überhaupt nicht aufgehalten. Ich konnte mein Training durchziehen. Ich denke mal, daran lag’s, in den letzten Jahren war das eher etwas schwierig.

Du hast eine sehr schöne, elegante, leichtfüßige Lauftechnik. Ist das etwas, woran ihr viel gearbeitet habt?

Lisa Mayer:

Das war eigentlich schon immer so (lacht)! Ich mache nicht besonders viel Krafttraining, ich denke, dadurch kann ich mir meine Leichtigkeit bewahren. Darum läuft es so gut: Ich kann locker bleiben, und dann laufe ich auch schnell.

Du startest für die LG Langgöns-Oberkleen, einen kleinen hessischen Verein rund 20 Kilometer südlich von Gießen. Ist das familiäre Umfeld ein weiterer Schlüssel zum Erfolg? Oder gab es schon mal Überlegungen, zu einem größeren Verein zu wechseln?

Lisa Mayer:

Ich bin im Oktober nach Frankfurt gezogen, ich studiere dort Germanistik und Geographie. Natürlich hat sich da mal die Frage aufgetan, ob ich den Verein wechsle. Aber ich bin mit meinen Trainern super zufrieden, die Zusammenarbeit läuft wirklich gut. Rainer Finkernagel ist mein Haupttrainer, er betreut mich im Training. Meine Trainingspläne und alle Wettkämpfe bespricht er mit einem weiteren Trainer im Verein, das klappt super. Deswegen gab es für mich bisher keinen Grund zu wechseln.

Wie waren für dich die Umstellung von Schule zu Studium und der Umzug nach Frankfurt? Bisher scheint sich ja alles gut mit dem Sport vereinbaren zu lassen…

Lisa Mayer:

Ich glaube, ich habe einen ganz entspannten Studiengang. Bisher hatte ich gar nicht so viele Wochenstunden, im nächsten Semester wird’s ein bisschen mehr. Aber das hat bis jetzt wirklich super geklappt, ich hatte zwei Tage die Woche Uni und den Rest frei, das konnte ich mit dem Training sehr gut vereinbaren. Ich habe in Frankfurt meine eigene Wohnung. Ich bin froh, dass ich mal rausgekommen bin aus dem gewohnten Umfeld, das hat mir noch mehr Eigenständigkeit gegeben.

Du hast in Jena deine letzten Deutschen Jugend-Meisterschaften absolviert. Schwingt beim Abschied aus der Jugendklasse auch ein bisschen Wehmut mit?

Lisa Mayer:

Ach, eigentlich freue ich mich auf die Herausforderung, jetzt bei den Aktiven zu starten! Ich sehe ja, dass ich schon jetzt in einem gewissen Rahmen mitlaufen kann. Das spornt mich nur noch mehr an und ich freue mich auf die kommenden Jahre.

Die kannst du erst einmal ganz entspannt angehen, oder? Da lastet der Druck auf anderen…

Lisa Mayer:

Auf jeden Fall! Ich bin schon dieses Jahr relativ locker in die Saison gestartet. Bei den Deutschen U23-Meisterschaften hatte ich keinen Druck und das hat mir zu richtig schnellen Zeiten verholfen. Daher hoffe ich, dass ich das im nächsten Jahr genauso angehen kann. Und dann schauen wir mal, wozu es reicht!

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