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Lucas Mihota – Liebe auf den ersten Sprung

Der erste U18-Europameister im Hochsprung hat zwei Vorbilder: Stefan Holm (Schweden) und Mutaz Essa Barshim. Die stark gebogene Rückwärtslage beim Flug über die Latte und die Körpergröße von Lucas Mihota erinnern eher an den Überflieger aus Katar. Der junge Rosenheimer will in naher Zukunft 2,20er-Höhen erklimmen – ohne nächste konkrete internationale Ziele. Denn mit dieser Philosophie hat der 17-Jährige Barshim womöglich mental etwas voraus.
Pamela Ruprecht

Das U18-EM-Finale in Tiflis (Georgien) läuft auf höchstem Niveau. Schafft Lucas Mihota die aufliegenden 2,18 Meter, ist er der erste Europameister seiner Altersklasse. In solchen Situationen versucht er, alles wie immer zu machen, die gelernten Abläufe durch die Anspannung nicht zu verändern. Mit einem astreinen Flop überquert der 17-Jährige die Höhe und kann sich fortan auf <link https: www.instagram.com lucky_218_ _blank>Instagram in Anlehnung an seinen Spitznamen „lucky_218“ nennen.

Ein glückliches Jahr für den Rosenheimer, in dem er seine Bestleistung von 2,09 Metern aus 2015, wo er bereits U18-WM-Teilnehmer in Cali (Kolumbien) war, um neun Zentimeter nach oben verbesserte. Im Januar stellte er in der Halle mit 2,17 Metern einen bayerischen U18-Rekord auf. Schon den Sprung über 2,12 Meter hatte er mit einem Rückwärtssalto, der fast einem „Backloop“ glich (<link https: www.youtube.com _blank>Video), gefeiert.

Eigene Mutter langjährige Trainerin

Diese kontinuierlichen Fortschritte machte er alle unter seiner Trainerin Antje Mihota. Seine Mutter war früher in Berlin Siebenkämpferin und Hochspringerin und gibt ihr Wissen von dessen Kindesbeinen an ihren talentierten Sohn weiter. „Wirklich schwänzen konnte ich früher nicht, das war vielleicht gar nicht so schlecht“, blickt der Nachwuchsathlet zurück. Das Verhältnis sei „super“, sie haben sportlich die gleichen Vorstellungen und auch beruflich.

Nach dem Realschulabschluss (2015) hat Lucas Mihota vor zwei Wochen eine viereinhalbjährige Ausbildung in der Spitzensportförderung der Bayerischen Landespolizei in Dachau angefangen. Polizist war stets sein Traumberuf, seine Eltern sind beide Polizisten. „Das hat mich schon immer interessiert. Die Verbindung zum Spitzensport war Zugabe, das war dann natürlich perfekt“, erklärt der Älteste von drei Geschwistern.

Neuer Trainingspartner von Tobias Potye

Mit dem Umzug gibt es auch Veränderungen in der Betreuung. Sebastian Kneifel, der neue Teamleiter Sprung beim Bayerischen Landesverband wird ab Oktober in enger Zusammenarbeit mit seiner Mutter die Trainings- und Wettkampfplanung übernehmen. Haupt-Trainingsort wird München sein, im Winter die Werner-von-Linde-Halle im Olympiapark. Mit dem früheren U20-Europameister Tobias Potye kann er dort eine Trainingsgemeinschaft bilden, von der beide profitieren.

Die Vorbereitung auf die neue Saison hat gerade begonnen. Neben dem Aufbau, der momentan im Vordergrund steht, gab es auch schon wieder das eine oder andere Hochsprung-Training. „Bis jetzt läuft alles ganz okay, muss ich sagen.“ Die Hallensaison soll für Lucas Mihota traditionell beim Essinger Hochsprung-Meeting Anfang Januar starten und könnte als diesjährige Nummer sechs der DLV-Männer-Bestenliste mit den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig (18./19. Februar) enden.

Technischer Anspruch

Wie fast alle jungen Leichtathleten legte Lucas Mihota mit Mehrkampf los. Doch schon früh entpuppte sich der Sprung als seine Disziplin. Bei seinem ersten Hochsprung-Wettbewerb in Kirchheim war er gerade einmal 10 Jahre alt und übersprang 1,30 Meter. „Seitdem hat sich heraus kristallisiert, dass ich eher in die Richtung gehen will“, sagt der Deutsche U18-Meister. Bis auf einen kurzen Ausflug zum Karate gab es parallel keine anderen Sportarten.

Am Hochsprung gefällt ihm die komplexe technische Komponente, auf die es ankommt. „Man kann sich an vielen Punkten verbessern“, um noch mehr zu erreichen. „Die Technik ist nie perfekt, da kann man immer dran feilen.“ Potenzial sieht er derzeit „noch überall“, lacht Lucas Mihota. Erst letztes Jahr hat er einen neuen Anlauf bekommen.

Begeistert von Mutaz Essa Barshim

Sein frühestes Vorbild war Stefan Holm. Der nur 1,81 Meter große Schwede, der 2,40 Meter überwand. „Das fand ich immer schon cool“, sagt er mit einem Staunen in der Stimme. Von den aktuellen Springern bewundert Lucas Mihota bei einer eigenen Körpergröße von 1,93 Metern Mutaz Essa Barshim (1,89 m): „Das ist Wahnsinn, wie er springt; die Brücke, das sieht so richtig gut aus.“

Er ist der Athlet, dem man einen neuen Weltrekord, den der Kubaner Javier Sotomayor seit 1993 mit 2,45 Metern hält, zutraut. Warum ihm das bisher nicht gelang, Lucas Mihota hat als Insider seiner Disziplin eine Erklärung parat: „Ich bin der Meinung, er bekommt es vom Kopf her nicht hin. Bei den wichtigsten Wettkämpfen ist er einfach psychisch nicht so stabil ist.“

Anders Lucas Mihota: „Ich versuche die großen Wettkämpfe genauso wie die kleinen anzugehen.“ In der entscheidenden Phase des Finales der U18-Europameisterschaften hat er probiert, seine Routine beizubehalten, ruhig zu bleiben und alles wie sonst zu machen. Das ging auf. Die Goldmedaille in Tiflis bedeutet ihm viel, auch an die Reise hat er durch Bilder viele Erinnerungen gesammelt.

„2,20 Meter wären schön“

Den Moment, an dem die auf 2,20 Meter liegende Hochsprung-Latte zur Krönung fast liegen geblieben wäre und erst zeitverzögert doch noch aus der Halterung fiel, wird er ebenfalls nicht vergessen haben. Genau dort will er in Zukunft anknüpfen. „Die Zwei nach der Zwei, das wäre schon schön“, peilt er den nächsten Punkt an, weiß aber auch: „Man muss aber abwarten, wie man in die Saison reinkommt.“

Eine stattliche Höhe für den Jugendbereich, dem er mit 2017 und 2018 noch zwei Jahre angehört, wäre das. Zum Ziel setzt er sich nur spezielle Höhen. Die Fahrten auf internationale Meisterschaften seien die Erfolge dieser Höhen. Festlegen will er sich auf eine Teilnahme an den U20-Europameisterschaften nächstes Jahr in Grossetto (Italien) daher nicht. „Ich setze mir meine Ziele lieber nicht so hoch an, ich lasse mich lieber überraschen.“ In Tiflis schaffte er das schon einmal.

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