| 80. Geburtstag

Manfred Germar verfolgt Sprint der Gegenwart

Den Vergleich mit Usain Bolt hält Manfred Germar nicht für legitim. Der frühere Sprint-Weltrekordler aus Köln, der am Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert, bewundert den Ausnahmeläufer aus Jamaika. Trotz der vielen Doping-Fälle im Sprintbereich nimmt Germer dem mehrfachen Olympiasieger seine Zeiten ab.
dpa/pr

Manfred Germar war einst die "Lichtgestalt" des europäischen Sprints. Einen Vergleich mit dem Ausnahmerenner Usain Bolt hält er aber für nicht angemessen. "Ich war einmal ein Jahr lang der schnellste 200-Meter-Läufer der Welt, das stimmt, aber ich kann mich mit Usain Bolt nicht vergleichen. Mir fehlt dazu der Olympiasieg und vieles andere», sagte der frühere Leichtathlet vom ASV Köln im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur. "Ich kann den Bolt nur bewundern und bin mit dem zufrieden, was ich gemacht habe."

Keinen Zweifel hat Germer, dass der Ausnahmekönner Bolt seine Olympia- und Weltmeisterschaftssiege sauber in dem von Doping-Skandalen oft überschatteten Sprint errungen hat. "Er war ja schon als Jugendlicher hervorragend. Ich nehme ihm die Zeiten ab, die sind fantastisch", sagte Germar zu Bolts Fabelzeiten über 100 (9,58 sec) und 200 Meter (19,19 sec).

Eine Olympiamedaille und 74 Siege in Serie

"Aus dem Armin Hary mit seinem starken Start und meinem Finish hätte man einen so guten Sprinter machen können", meinte er. "Der Bolt hat einen starken Start und unheimliche Hebelverhältnisse." Allerdings gebe es heute moderne Kunststoff-Laufbahnen und superleichte Spikes. "Deshalb kann man den heutigen und den Sprint zu meiner Zeit nicht vergleichen."

In seiner Karriere erlebte Germar Höhepunkte und Enttäuschungen. Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne (Australien) wurde er als einziger Europäer im 100-Meter-Finale Fünfter und gewann als Schlussläufer mit der deutschen Sprint-Staffel Bronze. Es war die einzige Olympia-Medaille, die er gewinnen konnte. Seine Paradedisziplin waren die 200 Meter: Nach Olympia siegte er in 74 Rennen hintereinander.

Karriere mit Höhen und Tiefen

Bei den Sommerspielen 1960 in Rom (Italien) ging Germar nach diversen Verletzungen und einer Kieferoperation jedoch nicht in Topform an den Start. Über 100 und 200 Meter schied er im Vorlauf aus und gehörte nicht dem Quartett an, das Staffel-Gold holte. "Rom sollte der Höhepunkt werden. Das war einfach Pech", sagte Germar.

Dabei hatte er vor Olympia als einziger seinen großen deutschen Rivalen Armin Hary über 100 Meter besiegt. "Hary hätte ich in Rom nicht geschlagen, aber ich wäre Olympiasieger mit der Staffel geworden und hätte über 200 Meter eine Chance gehabt." Schließlich lief er zwei Wochen nach den Spielen bei einem Meeting immerhin dem Olympia-Zweiten Lester Carney (USA) davon.

Freundschaftrliche Rivalität mit Armin Hary

Hary stellte Germar nicht nur mit dem Doppel-Olympiasieg von Rom in den Schatten, er fügte ihm bei den Europameisterschaften 1958 in Stockholm (Schweden) auch die schmerzlichste Niederlage seiner Laufbahn zu. "Wenn man gewohnt ist, zu gewinnen und als großer Favorit gilt, ist man enttäuscht", hadert Germar noch immer damit, dass Hary ihm über 100 Meter EM-Gold wegschnappte.

EM-Gold über 200 Meter und mit der Staffel waren nur ein kleiner Trost. "Was mich damals wachgerüttelt hat: Als ich Zweiter wurde, hat es eine halbe Stunde gedauert, bis mir einer gratulierte", erinnerte sich Germar, der 1958 noch einen Weltrekord über 200 Meter (20,6 sec) aufstellte.

Der Freundschaft zu Armin Hary hat dies bis heute nicht geschadet. "Wir haben uns blendend verstanden und sehen uns noch immer zwei- bis dreimal im Jahr", sagte der 23-malige deutsche Meister, der den runden Geburtstag ruhig auf der Ferieninsel Gran Canaria (Spanien) feiert. Interessiert verfolgt er aus der Ferne den Wettstreit der Olympia-Bewerberstädte Berlin und Hamburg - und hat eine klare Präferenz: "Berlin ist international interessanter, doch wenn ich zu entscheiden hätte, würde ich nach Hamburg gehen."

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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