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Marcel Fehr und Hanna Klein: Mit Beharrlichkeit an die Spitze

Er ist eins der größten deutschen Talente auf der Langstrecke, sie eine der vielseitigsten deutschen Läuferinnen: Marcel Fehr und Hanna Klein (SG Schorndorf) werden beide von Uwe Schneider trainiert und setzen nach ihren Silvesterlauf-Siegen mit Streckenrekorden in Backnang zum nächsten Leistungssprung an.
Martin Neumann

Wenn man einen Silvesterlauf nicht als Ende eines Leichtathletik-Jahres, sondern als Startpunkt der nächsten Saison betrachtet, so kann es für Marcel Fehr und Hanna Klein (beide SG Schorndorf) nur ein gutes Leichtathletik-Jahr 2017 werden. Die beiden siegten am letzten Tag des Jahres beim 10-Kilometer-Rennen in Backnang in 29:47 bzw. 33:12 Minuten – beides neue Streckenrekorde. „Und das, obwohl sie ab der zweiten 2,5-Kilometer-Runde Slalom laufen mussten“, sagt ihr Trainer Uwe Schneider. Doch der 58-Jährige konnte das Ergebnis trotzdem einschätzen. Schließlich steigerte Marcel Fehr seine „Backnang-Bestleistung“ um mehr als 40 Sekunden und den Kursrekord vor Arne Gabius um rund eine halbe Minute.

Für den 24-Jährigen war das Rennen eine Art Befreiungsschlag. 2015 hatte er bei der Team-EM in Cheboksary einen Kreislaufkollaps erlitten. Nach einem Krankenhausaufenthalt in Russland war die Saison gelaufen. „Darum war 2016 ein Jahr der Stabilisierung“, sagt Fehrs langjähriger Coach. Als 13-Jährigen hatte der Wirtschafts-Ingenieur Marcel Fehr erstmals bei der Schüler-Leichtathletik trainiert und gleich das Talent erkannt.

„Ehrenamtlicher Vollzeittrainer“

Seitdem arbeitet das Duo zusammen. 2016 war der EM-Start als Ziel ausgegeben. Doch in Oordegem (Belgien) fehlten Ende Mai in 13:39,83 Minuten knapp vier Sekunden zum Amsterdam-Start. „Es war seine einzige reelle Qualifikationschance. Da haben es Kugelstoßer schon besser, sie können jede Woche zwei, drei Wettkämpfe mit sechs Versuchen machen“, sagt Uwe Schneider.

Doch mit Lamentieren will sich der „ehrenamtliche Vollzeittrainer“ – wie er selbst sagt – nicht aufhalten. Uwe Schneider weiß um die Schwierigkeit, in gute Rennen zu kommen, die für schnelle Zeiten auf der Mittel- und Langstrecke einfach unabdingbar sind. Seine Jahresbestzeiten über 5.000 Meter lief Marcel Fehr zuletzt stets in Belgien. „Dort sind die Läufe auf die Athleten zugeschnitten. Und wie man sieht, wird das angenommen. Es ist eine Abstimmung mit den Füßen“, sagt der 58-Jährige.

Lehrmeister Lothar Pöhlitz

Für den Coach, der seine EDV-Firma vor Jahren verkauft hat, und nun auf die Zielgerade seiner A-Trainer-Ausbildung einbiegt, ist daher ein Punkt von besonderer Bedeutung: „Ich muss meine Schützlinge in die Form bringen, eine Norm angreifen zu können. Ob es dann schlussendlich klappt, hängt sehr stark vom jeweiligen Rennen ab.“

13:22,00 Minuten sind für einen WM-Start 2017 in London (Großbritannien) über 5.000 Meter gefordert. „Natürlich soll Marcel langfristig eine solche Zeit erreichen. Aber planbar ist es für das einzelne Rennen kaum. Da spielen zu viele Faktoren wie das Wetter, die Taktik der Konkurrenz oder die Zusammenstellung des Feldes eine Rolle“, sagt Uwe Schneider. In Sachen Training hat der Schorndorfer eine Menge von Lothar Pöhlitz gelernt, der von 1980 bis 1998 Bundestrainer im Laufbereich war.

Hanna Klein mit breitem Spektrum

Seit mehr als vier Jahren trainiert auch Hanna Klein bei Uwe Schneider. In dieser Zeit ist die 23-Jährige zu einer der vielseitigsten deutschen Läuferinnen gereift. Bestzeiten von 2:01,60 Minuten über 800 Meter bis hin zu 15:27,09 Minuten über 5.000 Meter beweisen das. „Ihre 5.000-Meter-Zeit war vergangenes Jahr für mich die Sensation schlechthin“, blickt Uwe Schneider zurück. Sie „schwamm“ am 16. Juli in Heusden (Belgien) im Feld mit und verpasste die Olympia-Norm nur um knapp drei Sekunden. Die war freilich gar nicht angepeilt. Die 1.500-Meter-Spezialistin wollte eigentlich nur sehen, was auf der Langstrecke möglich ist.

In den kommenden Jahren wird die Studentin die zwölfeinhalb Runden dann häufiger in Angriff nehmen. Schließlich fehlen zur WM-Norm für London (15:22,00 min) nur etwas mehr als fünf Sekunden. Doch wie Uwe Schneider noch einmal betont: „Die Form ist das eine, die Umsetzung im Rennen das andere.“ Seine beiden Schützlinge werden auch in der Halle versuchen, in gute Läufe zu kommen und wenn möglich, die Hallen-EM-Norm über 3.000 Meter (7:55,00 bzw. 9:04,00 min) zu unterbieten. Dass die Grundlagen dafür gelegt sind, hat das Duo jedenfalls beim Silvesterlauf in Backnang eindrucksvoll bewiesen.

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