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Marie-Laurence Jungfleisch und ihre Sorgen bei der Höhenjagd

Nach ihren 1,97 Metern in der Hallensaison peilte Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch für den Sommer 2014 eigentlich ihren ersten Zwei-Meter-Sprung an. Stattdessen kam die 23-Jährige wegen Achillessehnenproblemen bislang nicht über 1,92 Meter hinaus. Am Sonntag (5. Juli) startet sie bei den Süddeutschen Meisterschaften in Regensburg und will dort Wettkampfpraxis sammeln, die sie so dringend braucht. Doch Jungfleisch findet kaum passende Meetings.
Philip Häfner

Im Winter waren die zwei Meter schon zum Greifen nah. Beinahe im Wochenrhythmus konnte Marie-Laurence Jungfleisch(LAV Stadtwerke Tübingen) ihre Hallenbestleistung höherschrauben – zunächst in Karlsruhe bei den baden-württembergischen Landesmeisterschaften auf 1,94 Meter, dann in Cottbus auf 1,96 Meter und schließlich beim allerletzten „Hochsprung mit Musik“ in Arnstadt auf 1,97 Meter.

Die 23-Jährige war plötzlich mittendrin in der Weltklasse. An die verletzte Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) dachte niemand mehr. Im Freien wollte Jungfleisch eigentlich an ihre Höhenflüge aus der Halle anknüpfen, doch die Leichtigkeit des Winters ist dahin.

Gleich zum Auftakt hatte Jungfleisch beim Meeting in Eppingen mit 1,92 Metern die Norm für die Europameisterschaften im August in Zürich (Schweiz) geschafft, die sie anschließend beim Pfingstsportfest in Rehlingen auch noch einmal bestätigte. Höher hinaus ging es danach jedoch nicht mehr. Zuletzt musste sie sich bei der Team-EM in Braunschweig mit 1,87 Metern und Platz fünf begnügen, zehn Zentimeter hinter Siegerin Mariya Kuchina aus Russland.

Erst drei Wettkämpfe

„Ich bin gar nicht zufrieden. 1,90 Meter hätten es schon sein sollen“, sagte sie nach dem Wettkampf. Am Ende fehlte ihr aber die Kraft, zudem war sie zu nah an der Latte. Zwei Fuß war sie zurückgegangen – zu wenig, wie sich herausstellte. „Das war der große Fehler“, sagte Marie-Laurence Jungfleisch. Ihr Heimtrainer Tamás Kiss war im Eintracht-Stadion zwar vor Ort, doch als der Hochsprungwettbewerb in die entscheidende Phase ging, weilte er bereits an der Dreisprunganlage, um dort als Bundestrainer Andreas Pohle (ASV Erfurt) zu betreuen. Um Marie-Laurence Jungfleisch kümmerte sich deshalb in dieser Zeit Hochsprung-Disziplintrainerin Brigitte Kurschilgen.

Der Auftritt bei der Team-Europameisterschaft war erst der dritte ernsthafte Wettkampf für die Athletin der LAV Stadtwerke Tübingen in diesem Sommer. Hinzu kommt ein Kurzauftritt bei der Team-DM in Braunschweig, wo sie nach übersprungenen 1,75 Metern bereits als Siegerin feststand.

Die Sehne schmerzt

Der Grund sind Achillessehnenprobleme am linken Fuß. „Der Boden im Trainingslager auf Teneriffa war sehr hart, dadurch war die Belastung sehr hoch“, erzählt Marie-Laurence Jungfleisch. Auch andere Sportler hätten damit zu kämpfen gehabt. Seit ihrer Rückkehr aus Teneriffa Mitte Mai hat sie nur eine Technikeinheit absolvieren können – nicht pro Woche, sondern insgesamt!  „Das ist halt zu wenig, um jetzt schon Höchstleistungen zu bringen“, sagt sie. Immerhin hat sie die Achillessehnenprobleme mittlerweile einigermaßen im Griff. „Wenn ich mich richtig aufwärme, habe ich keine Schmerzen mehr, aber beim Einlaufen merke ich sie noch“, berichtet Jungfleisch. „Ich denke aber, das wird mit der Zeit auch nachlassen.“

Ein Problem aber bleibt: Marie-Laurence Jungfleisch ist derzeit trotz der Probleme in der Vorbereitung zu gut für die einheimische Konkurrenz, aber zu schwach für internationale Meriten. Es ist für sie und ihren Coach deshalb nicht einfach, den richtigen Wettkampf zu finden. Nationale Meetings machen wenig Sinn, weil sie dort nicht gefordert wird – die nächstbeste Deutsche ist Alexandra Plaza (LT DSHS Köln) mit 1,86 Metern, dahinter kommen mit Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) und Lilli Schwarzkopf (LG Hannover/beide 1,84 m) schon zwei Siebenkämpferinnen.

Teufelskreis

Für einen Startplatz in der Diamond League müsste Jungfleisch ihre Saisonbestleistung allerdings noch um einiges steigern, schließlich ist sie aktuell nur die Nummer 21 in der Weltbestenliste, die von Olympiasiegerin Anna Chicherova (Russland/2,01 m) angeführt wird. Ein Teufelskreis.

Als „wirklich schade“ bezeichnete Jungfleisch jüngst bei der Team-EM in Braunschweig die fehlende nationale Konkurrenz. Bei den Deutschen Meisterschaften Ende Juli in Ulm kann sich die 23-Jährige eigentlich nur selbst schlagen. Der zweite Freilufttitel nach 2013 und fünfte insgesamt scheint reine Formsache. Doch Marie-Laurence Jungfleisch hat ohnehin ganz andere Ziele. Bei den Europameisterschaften in Zürich will die Tübingerin ins Finale und dort „auch mal länger im Wettkampf bleiben als nur bis zur Anfangshöhe“.

Das Ziel: Im Finale gut sein

Bislang schied sie bei großen internationalen Wettkämpfen entweder gleich in der Qualifikation aus – so etwa bei der Hallen-EM 2011 und der EM 2012 – oder es war im Finale die Luft raus. Bei der WM 2013 in Moskau (Russland) riss sie als einzige Springerin dreimal die Einstiegshöhe von 1,89 Metern und landete auf Rang 13.

Bei den Hallenweltmeisterschaften im März im polnischen Sopot wurde Jungfleisch Achte mit 1,90 Metern, auch dort konnte sie nicht an ihre Leistung vom Tag zuvor anknüpfen. In Zürich soll sich das ändern: „Dort möchte ich meinen Wettkampf endlich mal richtig auskosten.“

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