| Interview

Marius Broening als Schulpate beim Anti-Rassismus-Tag

Marius Broening hat als Sprinter an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teilgenommen, 2010 gewann er bei der EM Staffel-Bronze. Im vergangenen Winter startete er für die Schweiz bei der WM im Vierer-Bob. Seit 2013 ist der Tübinger, der heute in München als Marketing-Experte arbeitet, Pate des Gymnasiums im Bildungszentrum Nord (BZN) in Reutlingen im Rahmen des bundesweiten Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. In der vergangenen Woche war er dort für einen Anti-Rassismus-Tag zu Gast.
Ewald Walker

Marius Broening, derzeit stehen wir alle unter dem Eindruck von Bildern mit Anschlägen, Attentaten und Flüchtlingsströmen. Wie erleben Sie diese Thematik?

Marius Broening:

Zunächst bin ich froh, dass ich kein Politiker bin, um in diesen Situationen Entscheidungen treffen zu müssen, auch über Einzelschicksale: Grenze auf, Grenze zu, das sind rationale Entscheidungen mit starken emotionalen Auswirkungen bei den betroffenen Menschen. Natürlich ist es wichtig, dass wir Hilfe anbieten, dort wo Menschen sie brauchen.

Was kann man im Rahmen einer solchen Aktion wie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ denn überhaupt tun?

Marius Broening:

Ich denke es wichtig, den Erfahrungsaustausch zwischen Schülern und Lehrern durchzuführen über das, was man sieht und erlebt. Dabei sind auch positive Erfahrungen mit Flüchtlingen, dort wo es funktioniert, wichtig.

Welche Eindrücke nehmen Sie vom Anti-Rassismismus-Tag mit?  

Marius Broening:

Ich habe Rollenspiele, Gespräche und auch sportliche Aktivitäten gehört und gesehen, die mich sehr berührt haben. Sich mit diesem Thema zu beschäftigen, nicht nur auf dem Papier, scheint mir auch der richtige Weg zu sein, junge Menschen mit solchen Themen zu konfrontieren.

Sie leben in München, wie haben Sie den dortigen Amoklauf wahrgenommen?

Marius Broening:

Ich habe genau zur Zeit etwa eineinhalb Kilometer vom Ort des Amoklaufs entfernt Personal-Training gegeben. Als ich auf die Straße kam, habe ich die Situation mit der großen Polizeipräsenz, Hubschraubern, weglaufenden Menschen, ja, wie Krieg erlebt. Ich habe viele Menschen über diverse Medien kontaktiert, eine Reihe von Anrufen auch aus anderen Ländern erhalten. Was ich als enorm positiv wahrgenommen habe, war die Hilfsbereitschaft in München. Menschen, die wegen des zusammengebrochenen Verkehrs nicht mehr mobil waren, wurden mitgenommen, durften privat, in Kirchen usw. übernachten. Das war in Anbetracht des Schocks dann doch ein sehr positives Zeichen.

Dem Sport schreibt man oft Möglichkeiten und Fähigkeiten zur Integration von Menschen verschiedener Nationen und Hautfarbe zu. Die Krawalle zu Beginn der Fußball-EM sind dafür kein gutes Zeichen?

Marius Broening:

Gewalt macht in solchen Sportarten offensichtlich vor nichts Halt. Bei Olympischen Spielen dagegen steht die Begegnung der Nationen und der Sport im Vordergrund.  

In Kürze beginnen in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele. Sie selbst waren in Athen und Peking zweimal dabei. Was ist Ihnen da hinsichtlich Integration und Völkerverständigung in Erinnerung geblieben?

Marius Broening:

Es sind riesige Erinnerungen. Die Olympischen Spiele sind ein einzigartiges Event, bei dem viele Nationen und Kulturen zusammenkommen. Vor allem im Olympischen Dorf findet ein Multi-Kulti-Leben statt.

Wie geht es eigentlich, dass Sie für Deutschland gesprintet sind und jetzt für die Schweiz Bob fahren?

Marius Broening:

Wenn man im Sprint nicht mehr bei den Schnellsten ist, kann man noch immer der schnellste Anschieber am Bob sein. Ich habe vor einem Jahr eine Anfrage aus der Schweiz erhalten. Dort braucht man einen Wohnsitz und eine Arbeitsstelle, dann darf man zum Beispiel bei Weltmeisterschaften fahren.

Welche Pläne haben Sie noch für Ihre zweite Sport-Karriere?

Marius Broening:

Ich werde noch einen Winter weiter fahren und trainiere bereits täglich dafür. Ich würde gerne noch einmal bei einer WM starten, denn ich finde diesen Sport total spannend.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024