| Paralympics 2016

Markus Rehm holt zweites Gold mit Rekord

Markus Rehm holt zweites Gold mit Rekord
Paralympics-Star Markus Rehm hat am Samstag (Ortszeit) seine zweite Goldmedaille in Rio de Janeiro (Brasilien) geholt: Überragender Sieg im Weitsprung mit neuem paralympischen Rekord von 8,21 Metern. Der vorletzte Tag der Spiele war für die deutschen Leichtathleten sehr erfolgreich und für die Paralympics sehr traurig.
dpa/pr

Der Leverkusener Markus Rehm ist wie erwartet der große deutsche Star bei den Paralympics in Rio de Janeiro. An einem sehr erfolgreichen Samstag mit insgesamt sieben Medaillen für deutsche Leichtathleten ragte der 28-Jährige mit seinem paralympischen Weitsprung-Rekord noch einmal heraus. In der Nacht zu Sonntag deutscher Zeit stellte der Prothesenspringermit 8,21 Meter einen paralympischen Rekord auf und siegte deutlich vor dem Niederländer Ronald Hertog (7,29 m).

Rehms Staffelkollege Felix Streng wurde mit der persönlichen Bestleistung von 7,13 Metern Dritter. Beide hatten am Montag bereits Gold mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel geholt. "Ich war tierisch angespannt, es lag einiges an Druck auf mir. Ich wollte genau das zeigen, was ich erreicht habe: Dass paralympische Athleten sich nicht hinter olympischen Athleten verstecken müssen", sagte Rehm.

Kampf um WM-Teilnahme in London mit Nichtbehinderten geht weiter

In einer Arbeitsgruppe des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF will er einen Weg finden, dass Behinderte und Nichtbehinderte im gleichen Wettbewerb starten können – notfalls auch außer Konkurrenz oder in getrennter Wertung. "Es geht mir gar nicht darum, eine Medaille zu gewinnen bei den nichtbehinderten Athleten. Es geht mir darum, da teilzunehmen, um unserem Sport eine noch größere Plattform zu geben", meinte Rehm.

Sein Engagement hat ihn geschlaucht. Erstellen einer Studie über Vorteil oder Nachteil seiner sprungfederartigen Prothese, Training, Wettkämpfe und immer wieder Treffen mit Funktionären – alles das hat seine Spuren hinterlassen. Dabei schaute er fast liebevoll auf seine dritte paralympische Goldmedaille. "Die ist für mich unglaublich mit Emotionen gefüllt. Die wird zu Hause auf jeden Fall einen ganz besonderen Platz bekommen."

Nach einem Urlaub geht er mit neuer Kraft in seinen Kampf für die WM-Teilnahme in London (Großbritannien). "Ich möchte sportlich weitermachen und auch sportpolitisch weiterkämpfen. Ich hoffe, dass wir da noch einige Erfolge feiern können", erklärte Markus Rehm.

Weitsprung-Triumph und Rekord auch für Heinrich Popow

Ebenfalls im Weitsprung seiner Klasse war Weltrekordhalter Heinrich Popow bei den Paralympics siegreich. Der 33-Jährige aus Leverkusen gewann mit dem paralympischen Rekord von 6,70 Metern vor dem Japaner Atsushi Yamamoto (6,62 m), dem Dänen Daniel Wagner (6,57 m) und dem Bremer Leon Schäfer (6,06 m).

Seinen eigenen Weltrekord aus dem August verpasste Popow dabei nur um sieben Zentimeter. Für Popow war es der erste Paralympics-Sieg im Weitsprung, nachdem er 2012 in London (Großbritannien) bereits Gold über 100 Meter geholt hatte. Im Sprint wurde der Oberschenkel amputierte Leichtathlet in Rio nur Vierter.

Birgit Kober hat ihren Titel im Kugelstoßen verteidigt. Die 36-Jährige holte mit dem paralympischen Rekord von 11,41 Metern die Goldmedaille vor der Chinesin Qing Wu (10,33 m). Kober ist in ihrer Startklasse auch Welt- und Europameisterin und holte bereits bei den Paralympics 2012 in London Gold im Kugelstoßen und beim Speerwerfen.

Vanessa Low trotz Bestzeit über 100 Meter geschlagen

Beinahe hätte Vanessa Low ihre italienische Rivalin Martina Caironi auf den letzten Metern noch eingeholt. Doch trotz einer persönlichen Bestzeit von 15,17 Sekunden verpasste die 26-Jährige über 100 Meter ihr zweites Gold in Rio. Vor einer Woche hatte Low im Weitsprung noch vor Caironi gewonnen. Diesmal setzte sich die Weltmeisterin und Titelverteidigerin aus Italien in 14,97 Sekunden durch. "Natürlich will man immer Gold. Aber die Zeit war großartig. Mehr ging einfach nicht", sagte die von einer Erkältung geschwächte Low.

Nach Silber über 200 und 400 Meter wurde Irmgard Bensusan auch Zweite über 100 Meter. Allerdings lag die in Südafrika geborene Sprinterin bis kurz vor der Ziellinie noch in Führung. Doch dann zog die Niederländerin Marlou van Rhijn mit einem starken Schlussspurt noch an ihr vorbei und lief in 13,02 Sekunden einen paralympischen Rekord. Bensusan war nur zwei Hundertstel langsamer (13,04 sec).

Marianne Buggenhagen holt zum Karriere-Abschluss Diskus-Silber

Marianne Buggenhagen hat zum Abschluss einer erfolgreichen Karriere ihre 14. Medaille bei Paralympischen Spielen geholt. Die 63-Jährige wurde am Samstag im Olympiastadion von Rio de Janeiro mit 24,56 Metern Zweite des Diskuswurf-Wettbewerbs. Der starke erste Versuch der querschnittsgelähmten Berlinerin wurde noch von der Chinesin Feixia Dong (25,03 m) überboten. Buggenhagen wird ihre Karriere nach sieben Paralympics-Teilnahmen, neun Paralympics-Siegen und 13 WM-Titeln in diesem Jahr beenden. Chef de Mission Karl Quade nennt sie die "Grande Dame des gesamten deutschen Teams".

"Es ist die letzte Medaille. Ich werde auch nicht mehr an der WM oder der EM teilnehmen", betont sie im Olympiastadion. "Ich bin ja keine 20 mehr." Der Abschied fällt ihr nicht schwer. "Es ist nicht sehr viel Wehmut dabei, weil ich merke, dass meine Grenze erreicht ist. Ich will nicht mit einer schlechten Leistung aufhören. Und ich habe nicht mit einer schlechten Leistung aufgehört."

Seit 1979 bestritt Buggenhagen Wettkämpfe im Rollstuhl. Vorher spielte sie Volleyball beim SC Dynamo Berlin. Was einst als Rehasport begann, führte zum Leistungssport. 1994 gewann sie eine ARD-Wahl zur "Sportlerin des Jahres" – gemeinsam mit Michael Schumacher. "Alle wurden ins Sportstudio eingeladen, ich ins Gesundheitsmagazin", erinnert sie sich in Rio noch einmal. Ihren sportlichen Erben bleibt Ähnliches erspart. "Es hat sich so viel verändert, aber ins positive. Das zeigt den richtigen Weg", sagt sie.

Tragischer Tod eines iranischen Radfahrers

Überschattet wurde der vorletzte Wettkampf-Tag in Rio vom Tod des iranischen Radfahrers Bahman Golbarnezhad. Der 48-Jährige stürzte auf einer Abfahrt des Straßenrennens. Er fiel dabei auf den Kopf und wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Dort erlag Golbarnezhad kurz nach der Ankunft seinen schweren Verletzungen. Die meisten Athleten erfuhren davon erst nach ihren Wettkämpfen. Bei der Abschlussfeier an diesem Sonntag soll es eine Gedenkminute geben.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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