| DM 2015

Nürnberg Tag 1 - Die Entscheidungen der Frauen

Showdown im Grundig-Stadion: Insgesamt 36 Entscheidungen stehen am Wochenende (25./26. Juli) bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg an. Es geht für die Athleten um Meistertitel und die finale Vergabe der Startplätze für die Weltmeisterschaften in Peking (China; 22. bis 30. August). Wer sich bei den Frauen durchsetzt, können Sie hier verfolgen.
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100 Meter

 Verena Sailer setzt sich zum achten Mal die Sprintkrone auf

Feuchte Augen bei Verena Sailer: Die deutsche Topsprinterin von der MTG Mannheim holte sich in Nürnberg ihren achten Meistertitel über 100 Meter. „Ich wollte mir den Titel wiederholen und mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen“, freute sich die 29-Jährige nach ihrem goldenen Meisterrennen. Im vergangenen Jahr musste sie sich Tatjana Pinto (LG Brillux Münster), die ihre Saison beendet hat, geschlagen geben.

Es war ein Titel mit Ansage, die Entscheidung hatte sich bereits in den Vorläufen angekündigt. Da hatte Verena Sailer mit starken 11,16 Sekunden und einer neuen Saisonbestleistung aufgetrumpft. In ihrem Sog steigerte sich Anna-Lena Freese (FTSV Jahn Brinkum) auf 11,30 Sekunden und verbesserte ihre alte Bestmarke um 15 Hundertstel. Im zweiten Vorlauf richteten sich die zahlreichen Augenpaare auf Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge), die sich zuletzt bei der U23-EM in Tallinn mit dreimal Gold zur Sprint-Königin krönte. Die 22-Jährige gewann den Lauf in 11,26 Sekunden, aber mit zu viel Windunterstützung. Im dritten Vorlauf setzte sich Alexandra Burghardt (MTG Mannheim;11,51 sec) durch.

Im Endlauf ließ Verena Sailer nichts anbrennen, sie diktierte vom Start weg das Rennen und sprintete in 11,20 Sekunden als Erste über die Ziellinie. Hinter ihr sicherte sich Rebekka Haase in 11,29 Sekunden die Silbermedaille. Bronze ersprintete sich Anna-Lena Freese in 11,32 Sekunden. sam

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5.000 Meter

Alina Reh entthront Seriensiegerin Sabrina Mockenhaupt

Das 5.000-Meter-Finale wurde zum Generationen-Duell: Die 34-jährige Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) gegen die 16 Jahre jüngere Alina Reh (TSV Erbach). Und zum Duell der total verschiedenen Ausgangslagen. Während Reh am vergangenen Wochenende bei der U20-EM in Eskilstuna (Schweden) die Titel über 3.000 und 5.000 Meter abgeräumt hatte, quälte sich Mockenhaupt in den vergangenen Wochen durch die Reha nach einer im Frühjahr nötigen Fuß-Operation.

Dementsprechend verunsichert ging „Mocki“ ins Rennen: „Ich wusste überhaupt nicht, wo ich stehe und war richtig nervös.“ Folglich nahm sie den Lauf zurückhaltend in Angriff. Ganz anders Alina Reh: Die Frontrunnerin sorgte gleich für Tempo. In 3:10 Minuten absolvierte sie den ersten Kilometer. Dieser Pace konnte nur noch Laura Hottenrott (GSV Eintracht Baunatal) folgen. Doch schon wenige Runden später wurde das Rennen zum Sololauf für Youngster Reh. 3:06 Minuten brauchte sie für den zweiten Kilometer, 3:10 Minuten für den dritten. Da hatte sie ihren Vorsprung auf Laura Hottenrott auf 80 Meter und auf Sabrina Mockenhaupt sogar auf knapp 100 Meter ausgebaut. Das Rennen war entschieden. Nach 15:51,48 Minuten lief Reh jubelnd in Ziel. Ganz nebenbei steigerte die Abiturientin ihren eigenen deutschen U20-Rekord um 4,34 Sekunden.

„Ich habe alles gegeben und es hat geklappt“, jubelte die 18-Jährige umringt von einem Dutzend Journalisten und ergänzte: „Es war mein Traum, irgendwann gegen Mocki zu laufen. Nun hat es endlich geklappt.“ Weniger Meter daneben stand die angesprochene Sabrina Mockenhaupt. Nach nur drei Wochen Lauftraining konnte sie mit Silber (16:10,16 min) gut leben. Im Spurt hatte sie noch Laura Hottenrott (16:14,93 min) in die Schranken gewiesen. „Meine Nachfolgerin hat mich heute geschlagen. So kann ich gern verlieren“, sagte Mocki, die seit 2001 bei 13 Deutschen Meisterschaften die 5.000 Meter gewonnen hatte. mbn

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100 Meter Hürden

Cindy Roleder lässt nichts anbrennen

Man mag es kaum glauben, aber vor diesen Deutschen Meisterschaften hatte die EM-Dritte Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) im Freien erst einen deutschen Titel auf der Habenseite. Am Samstag kam der zweite dazu. Nur bis zu den ersten zwei, drei Hürden konnte die Konkurrenz mithalten, dann zog die 25-Jährige unaufhaltsam davon – die zweite Rennhälfte ist ihre Stärke. Die Zeit von 13,05 Sekunden: fast schon nebensächlich. „Es waren total schwierige Bedingungen und ich habe das Beste draus gemacht“, freute sie sich. Luft für mehr habe sie auch noch: „Ja, für morgen sind die 200 Meter geplant“, bestätigte sie. „Ich fühle mich gut, habe viel Tempotraining gemacht und kann hinten raus gut treten.“
 
Gemeinsam mit Cindy Roleder jubelte auch Franziska Hofmann (LAC Erdgas Chemnitz). Sie setzte sich in 13,29 Sekunden im Kampf um Silber durch und verbesserte sich damit im Vergleich zum Vorjahr um einen Rang. Eva Strogies, die insgeheim sogar mit einer Zeit unter 13 Sekunden geliebäugelt hatte, wurde in 13,46 Sekunden Dritte – ein Achtungserfolg für die Wattenscheiderin, die in diesem Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Einen guten Test für die WM in Peking absolvierte Carolin Schäfer (TV Friedrichstein), die als Vierte in 13,58 Sekunden die Spezialistinnen ärgerte. sim

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Stabhochsprung

Lisa Ryzih behält in der Windlotterie die Nerven

Silke Spiegelburg legte die Stirn in Falten und schaute kritisch auf die Windfahne. Die flatterte munter von links nach rechts, oben nach unten – und verwehte den Stabhochspringerinnen zahlreiche ihrer Versuche. Die Leverkusenerin mühte sich im dritten Anlauf über 4,45 Meter, es war ihre Einstiegshöhe, höher hinaus ging es für die deutsche Jahresbeste (4,75 m) nicht. Platz drei.

Den Titel machten Martina Strutz (Schweriner SC) und Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) unter sich aus. Bei 4,60 Metern waren sie nur noch zu zweit im Kampf um Gold und gegen den Wind. Aus diesem ging Lisa Ryzih als Siegerin hervor. Sie meisterte diese Höhe im dritten Anlauf, Martina Strutz verzichtete daraufhin auf ihren dritten Versuch, den sie mit nahm zu 4,65 Metern – aber die Latte fiel. So blieb ihr mit 4,55 Metern Silber. „Ich freue mich so sehr, und das bei den Bedingungen“, sagte die erfolgreiche Titelverteidigerin Lisa Ryzih, „ich bin so froh, dass das geklappt hat. Man kann ja hier kaum stehen, so windig ist es, das war wirklich brutal.“

Für die fünfmalige WM-Teilnehmerin Carolin Hingst (TG Nieder-Ingelheim; 4,25 m) war der Traum von WM Nummer sechs früh ausgeträumt. Und auch Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) musste vor der erhofften Normhöhe für Peking (4,55 m) die Segel streichen: Mit 4,35 Metern wurde sie Vierte. sim

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Kugelstoßen

Christina Schwanitz schafft DM-Titel mit 20 Metern

Die Deutsche Meisterin stand von Anfang an fest. Nur mit welcher Weite? Europameisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) wollte natürlich die 20-Meter-Marke überbieten. Das gelang ihr gleich im ersten Versuch. Die Weltjahresbeste schaffte exakt 20 Meter - das ist bei einer Deutschen Meisterschaft seit 18 Jahren keiner Athletin mehr gelungen. Zuletzt gewann Astrid Kumbernuss 1997 den Meistertitel mit 20,56 Metern. "Ich wollte eigentlich noch ein bisschen weiterstoßen", sagte Christina Schwanitz. Aber nach dem gelungenen Auftakt war die Motivation etwas raus.

Im fünften Versuch verspürte sie zudem einen Schmerz im Knie, das nun erst mal Erholung bekommen soll bis zur WM in Peking. Dort kommt es zum großen Aufeinandertreffen mit Dauerrivalin Valerie Adams (Neuseeland), die allerdings nach einer Operation lange nicht in der Form ist wie früher. „Ich glaube nicht, dass da noch etwas kommt“, sagte die Vize-Weltmeisterin von Moskau (Russland) und blickt voraus aufs „Vogelnest“, wo sie dieses Jahr ihre Bestleistung von 20,77 Meter aufgestellt hatte. „Dort habe ich wieder mehr Adrenalin im Körper und eine stärkere Konkurrenz, die mich pusht.“

Auf den Podestplätzen hinter Christina Schwanitz gab es im letzten Durchgang nochmal Bewegung. Lena Urbaniak (LG Filstal), die Gewinnerin der Sommeruniversiade mit ihrem ersten 18-Meter-Stoß in Gwangju (Südkorea), verdrängte Josephine Terlecki (SC DHfK Leipzig; 17,03 m) im sechsten Versuch noch aus den Medaillenrängen. Sie wuchtete ihre Kugel auf 17,28 Meter, was ihr Silber bescherte. Auf den Bronzeplatz rutschte die Wattenscheiderin Denise Hinrichs mit 17,19 Metern. pr

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Diskuswurf

Julia Fischer holt sich Titel Nummer eins

Es war ein harter Kampf um die WM-Startplätze, der in Nürnberg in die Entscheidung ging und in dem das komplette Podium mit neuen Saisonbestleistungen glänzte. „Wer in dieser Situation im Kopf am stärksten ist, entscheidet es am Ende“, sagte die neue Deutsche Meisterin Julia Fischer. Die Berlinerin steigerte sich kontinuierlich im Wettkampf, von 63,14 Meter bis auf ihre Siegesweite von 65,98 Meter. Ihr erster Titel („Bei der Konkurrenz wirklich eine Ehre“) war ihr damit sicher - unter den Zuschauern freute sich auch ihr Freund, Olympiasieger Robert Harting (SCC Berlin). Durch die Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen ist Julia Fischer selbstbewusster geworden und ließ sich so auch nicht von den starken ersten Leistungen ihrer Konkurrentinnen verunsichern.

Gleich im ersten Durchgang war Shanice Craft mit 64,79 Metern gestartet. "Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als ich gleich im ersten einen raushauen konnte, das war mein Ziel." Die spätere Bronzemedaillengewinnerin aus Mannheim behielt aber nicht lange die Führung. Direkt nach ihr legte Nadine Müller nach. Die Vize-Weltmeisterin von 2011 schleuderte die Scheibe auf 65,73 Meter. „Das war das Maximum, was ich hier rausholen konnte“, sagte die Leipzigerin zufrieden mit Rang zwei.

Für die vierte heiße Kandidatin um die WM-Tickets Anna Rüh (SC Neubrandenburg), die noch immer die deutsche Jahres-Bestweite von 66,14 Metern hält, lief der Wettbewerb nicht rund. Die U23-Vize-Europameisterin kam wie schon in Tallinn (Estland) nicht über 61,97 Meter hinaus und musste etwas Federn lassen. Sicher mit Peking (China) planen kann nach dem Ausgang die Deutsche Meisterin Julia Fischer, die auch dort hofft, ihr Ding durchziehen zu können. "Das Niveau ist sehr hoch, es ist schwierig sich zu qualifizieren - abwarten wie entschieden wird", sagte Titelverteidigerin Shanice Craft. pr

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<link video:12642>Video-Interview

Hammerwurf

Betty Heidler macht den zehnten Titel klar

Die Favoritin machte mit dem ersten Wurf ihre Gold-Ambitionen deutlich. Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) ließ den Hammer auf 68,84 Meter fliegen. Und obwohl bereits diese Weite für den Sieg gereicht hätte, war der Versuch nur ein lockerer Auftakt für das, was folgen sollte. Über 71,44 und 73,86 Meter steigerte sie sich in Runde fünf noch auf 75,34 Meter, Stadionrekord. Die Faust ging in die Höhe, das Publikum feierte. Der zehnte Titel der Olympia-Dritten war perfekt, ebenso die erfolgreiche Formüberprüfung nach einer Trainingsphase in Kienbaum.

„Ich bin nicht unzufrieden, aber ich hätte gerne noch mehr rausgekitzelt“, erklärte Betty Heidler anschließend und verriet auch gleich ihre Ziele für die Weltmeisterschaften: „Wieder eine Weite über 75 Meter und eine Medaille – das habe ich mir für Peking vorgenommen.“

Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt), die eine Saison mit mehr Tiefen als Höhen absolviert, kam nicht an ihre Leistung von 72,08 Metern aus dem Vorjahr heran, die ihr in Ulm ihren ersten Titel beschert hatte. Mit zwei 67-Meter-Würfen, der bessere auf 67,84 Meter, verabschiedete sie sich aus dem Grundig Stadion. "Das war passend zur gesamten Saison", musste sie feststellen. "Ich habe in diesem Jahr die Stabilität und meine Position noch nicht gefunden, um bei hoher Geschwindigkeit wenig Fehler zu machen." Einen guten Wettkampf machte dahinter U23-Athletin Charlene Woitha (SCC Berlin; 67,03 m), der nur ein Meter zur Bestweite fehlte. sim

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