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Pamela Dutkiewicz - Auf Pechsträhne folgt Hammerjahr

Stress im Studium, falsche Ernährung, ein Unfall mit der Schwebebahn: Es gab viele Gründe, weshalb Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) vier Jahre lang ihrer Bestzeit hinterherlief. In diesem Jahr schaffte die 22-Jährige endlich den Durchbruch, auch wenn ihr der EM-Start noch verwehrt blieb. Die 12,95 Sekunden von den Deutschen Meisterschaften in Ulm sollen aber erst der Anfang sein.
Philip Häfner

Leistungssport beginnt auf dem Teller. Diese Erfahrung musste auch die Wattenscheiderin Pamela Dutkiewicz machen. Lange war die Hürdensprinterin vergeblich ihrer Bestzeit von 13,37 Sekunden aus dem Jahr 2010 hinterhergerannt, auch weil sie sich in den vergangenen Jahren häufig nicht richtig ernährt hat.

„Ich bin an den falschen Ernährungsberater geraten und war ständig kalorienunterversorgt“, erzählt sie. „Das macht der Körper irgendwann nicht mehr mit.“ Erst 2013 stellte sie ihre Diät um. „Ich merke, dass ich jetzt deutlich mehr Power habe als früher, schneller regeneriere und mehr Krafttraining machen kann“, sagt Dutkiewicz.

Die Folge: 2014 konnte sich die 22-Jährige sowohl in der Halle, als sie DM-Bronze über 60 Meter Hürden gewann, als auch im Freien deutlich verbessern. Die 13 schnellsten Zeiten ihrer Karriere stammen alle aus diesem Jahr, ebenso wie neun ihrer zehn besten Hallenrennen.

Ein Hammerjahr

„Es war ein Hammerjahr“, sagt Pamela Dutkiewicz, wenngleich ihr die Krönung versagt blieb: Bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm lief sie mit 12,95 Sekunden zwar persönliche Bestleistung (zuvor 13,13 sec) und erstmals unter 13 Sekunden, womit sie sogar die Norm für die Europameisterschaften in Zürich (Schweiz) um fünf Hundertstel unterbot – trotzdem ging sie an diesem Tag leer aus.

Drei Hürdenläuferinnen waren im Donaustadion noch schneller als sie: Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen; 12,71 sec), die spätere EM-Dritte Cindy Roleder (LAZ Leipzig; 12,80 sec) und Franziska Hofmann (LAC Erdgas Chemnitz; 12,87 sec). Wie schon bei der DM 2013 blieb für Dutkiewicz erneut bloß der undankbare vierte Platz.

„Irgendwann will ich auch in diesen Bereich kommen“, sagt die Wattenscheiderin mit Blick auf die beiden EM-Finalisten Cindy Roleder und Nadine Hildebrand. Die 12,95 Sekunden aus Ulm seien erst der Anfang. Sie habe noch große Reserven, so Dutkiewicz, vor allem im Kraftbereich.

Hohe Belastung

Dass sie ihr Potenzial in der Vergangenheit nur selten abrufen konnte – mit Ausnahme einer Goldmedaille bei den Deutschen U23-Meisterschaften 2012 –, hatte zu großen Teilen mit der falschen Ernährung zu tun, aber nicht nur. Hinzu kamen die Belastungen im Studium, wo sich die angehende Grundschullehrerin anfangs zu viel zumutete, weil sie unbedingt in der Regelstudienzeit fertig sein wollte. „Es dauerte aber nicht lange, bis ich festgestellt habe, dass das als Leis-tungssportler nicht funktioniert“, sagt sie. Mittlerweile hat sie ihr Pensum zurückgeschraubt.

Ein weiterer Grund waren Verletzungen: Im Mai 2012 zog sich Dutkiewicz bei einem Unfall ein Schleudertrauma zu. Sie war mit der sogenannten „H-Bahn“ unterwegs – einer Schwebebahn an der Technischen Universität Dortmund, die den Campus Süd und Campus Nord miteinander verbindet –, als diese mit einem Container kollidierte, der von einem Abbruchunternehmen verladen wurde. 27 Menschen wurden verletzt, darunter die Hürdensprinterin.

Ein Jahr später hatte sie erneut Pech. Bei Zugunterstützungsläufen kam es zu einer Verwringung der Beckenschaufel und in der Folge zu Muskelkrämpfen in den Beinen. Statt Hürdenlaufen war Heilung angesagt. „Als ich dann mit einem Monat Verspätung in die Saison eingestiegen bin, war ich sehr unsicher“, erinnert sie sich. Prompt kam sie 2013 in den ersten sechs Rennen über 13,81 Sekunden nicht hinaus. Erst im August lief sie mit 13,39 Sekunden nah an ihre Bestzeit heran, doch da war die Saison auch schon fast wieder vorbei.

Von Baunatal in den „Pott“

Pamela Dutkiewicz stammt ursprünglich aus dem mittelhessischen Baunatal. Ihre Eltern, beide gebürtige Polen, waren ebenfalls gute Sportler – ihre Mutter war mehrfache Polnische Meisterin im 800-Meter-Lauf (Bestzeit: 2:02,39 min), ihr Vater schaffte es als Fußballer bis in die U21-Auswahl seines Landes.

utkiewicz trainierte anfangs bei der LG Baunatal/Fuldabrück, 2005 wurde sie im Trikot dieses Vereins sogar Deutsche Vizemeisterin im Blockwettkampf Sprint/Sprung in der Altersklasse W14. „Baunatal hat mich sehr vielseitig ausgebildet und damit die Grundlagen gelegt, aber es war ein kleiner Verein. Oft war ich mit meinem Trainer allein auf dem Platz“, erzählt sie.

Mit 16 Jahren wechselte sie deshalb nach Wattenscheid, wohin ihre Mutter gute Kontakte hatte, weil dort eine ganze Reihe polnischer Trainer tätig war, darunter Dutkiewiczs jetziger Coach Slawomir Filipowski. Die junge Sportlerin zog ins Internat. „Das war der beste Schritt meines Lebens“, sagt sie. „Ich war bis dahin noch ein ziemliches ,Mamakind‘, aber der Umzug ins Internat hat mir geholfen, selbstständiger zu werden.“ Inzwischen ist die 22-Jährige in eigene Wohnung gezogen.

Den Start verbessert

Unter Slawomir Filipowski hat sich Pamela Dutkiewicz in diesem Jahr vor allem beim Start deutlich verbessert. Früher geriet sie häufig ins Hintertreffen und musste das Feld dann auf der zweiten Hälfte von hinten aufrollen. Mittlerweile ist es andersherum.

„In dieser Saison waren die ersten fünf Hürden eigentlich fast immer richtig gut, aber am Schluss hat mir dann die Frequenz gefehlt“, sagt die Wattenscheiderin. Der Grund seien technische Probleme. „Am Anfang trete ich noch richtig, aber hinten raus stemme ich zu sehr und bremse mich dadurch sozusagen selbst aus“, erklärt sie. Fast so, als sei sie selbst erschrocken darüber, wie schnell sie unterwegs ist.

Mit ihrer Stärke auf den ersten 50 Metern ist sie bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in jedem Fall eine heiße Kandidatin auf eine Medaille.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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