| Leute

Raúl Spank hat schon jetzt Sommer im Blick

Der Berliner Hochspringer Raúl Spank ist weit weg von seiner Top-Form. Das weiß der WM-Dritte von 2009. Mit dem Jahr 2015 kam im Training der Bruch. Sein Ziel: ein guter Sommer.
Martin Neumann

So lange hat Raúl Spank wohl seit B-Jugend-Zeiten nicht mehr einen Sprung über 2,05 Meter analysiert. Eine runde Minute diskutierte der Berliner Hochspringer vergangenen Mittwoch bei „Hochsprung mit Musik“ in der Kölner Sporthochschule mit seinem Trainer Rainer Pottel den Versuch, nachdem er ihn auf der Leinwand noch einmal begutachtet hatte. Klar, drüber war er. Gut war er nicht. Das wusste der WM-Dritte von 2009.

Einen immensen Rückstand im Training kann man nicht einfach im Wettkampf vergessen machen. Zwar floppte der 26-Jährige noch im ersten Versuch über 2,10 Meter. Bei der nächsten Höhe von 2,14 Metern war Endstation. Für einen Hochspringer, der schon im Training (!) mit dem schwächeren (!) rechten Bein 2,15 Meter überquert hat, eine wahre Bruchlandung.

Trotz dieser für ihn absolut enttäuschenden Vorstellung scheute Spank das Gespräch nicht. Schließlich wusste er von seinen Trainingswerten, dass selbst Höhen um 2,20 Meter an diesem Tag nicht in Reichweite sein dürften. Einen guten Aufschluss über die aktuelle Sprungform gibt der sogenannte 5er-Hop – fünf Einbeinsprünge aus kurzem Anlauf. Kommt er dabei auf 21 Meter sind im Hochsprung 2,10 Meter realistisch. 22 Meter bedeuten 2,20 Meter, 23 Meter sind gut für Sprünge über 2,30 Meter. Spanks Bestleistung steht bei dreiundzwanzigeinhalb Metern. „Momentan sind es im Training mehr als zwei Meter weniger“, sagt der Berliner ganz offen.

Acht Starts in zwei Jahren

Der Grund: Spezielle Sprungformen waren im Training kaum möglich. Nach Schambeinentzündung und Leisten-OP konnte der Berliner in den vergangenen beiden Jahren nur acht Wettkämpfe bestreiten. Die Sprungkraft ging bergab. Sein höchster Flug seit 2013 gelang Spank am 8. Februar 2014 in Arnstadt mit 2,24 Metern. Eine magere Ausbeute für einen Athleten, der in seiner Karriere neunmal 2,31 Meter oder mehr übersprungen hat.

Dabei sah es noch vor dem Jahreswechsel deutlich besser für den Sportsoldaten aus. Im DLV-Trainingslager in Südafrika waren auch andere Trainer und Athleten positiv überrascht von den Leistungen des Olympia-Fünften von Peking (China). „Doch als ich das Kalenderblatt auf 2015 weitergeblättert habe, kam der Bruch. Immer wieder hat die Leiste wehgetan. Ich wusste nicht, was los war. Bis zum Jahreswechsel habe ich gedacht, dass sogar 2,26 Meter in der Halle möglich sein könnten“, sagt Spank. Diese Höhe hätte ihn zur Hallen-EM nach Prag (Tschechische Republik; 6. bis 8. März) geführt.

„Extra-Kilo auf den Schultern“

Doch solche Leistungen sind momentan Lichtjahre entfernt. „Beim Anlauf habe ich mich auch in Köln noch sehr gut gefühlt. Doch beim Absprung habe ich gedacht, dass fünf Kilo mehr auf meinen Schultern lasten. Die haben mich quasi in den Boden gedrückt“, beschrieb Spank. Dabei sollte Hochsprung leicht sein. „Für mich ist es aber momentan schwer und anstrengend.“

Vor dem Start in Köln hatte sich Spank noch eine Motivationsspritze gegönnt und seinen 2,32-Meter-Sprung von der Hallen-DM Ende Februar 2012 angeschaut. Es war das bisher letzte Mal, dass der Berliner die 2,30-Meter-Marke gemeistert hatte. Ob er in zweieinhalb Wochen bei der Hallen-DM an selber Stelle wieder startet, ist noch offen.

Für ihn zählt der Sommer. Über einen möglichen WM-Start oder Olympia 2016 macht sich Raúl Spank noch keine Gedanken: „Meine Planungen gehen bis zur DM in Nürnberg Ende Juli, keinen Tag weiter.“ Hoffentlich wird er sich dann nicht mehr über 2,05-Meter-Sprünge den Kopf zerbrechen müssen.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024