| Nach EM-Aus

Ruth Spelmeyer auf dem Weg zurück

2018 – es war ein Jahr zum Vergessen für Ruth Sophia Spelmeyer. Der Traum von der EM im eigenen Land – er platzte, bevor er überhaupt so richtig begonnen hatte. Doch 2018 soll auch das Jahr des Neuanfangs werden für die talentierte Langsprinterin. Nach einer langwierigen Schambeinentzündung ist sie jetzt auf dem Weg zurück.
Alexandra Dersch

„Es war eine harte Zeit“, sagt Ruth Spelmeyer (VfL Oldenburg) über die vergangenen Monate. Schon in der Halle hatte sie aufgrund einer Stressreaktion im Schambein drei Monate lang alternativ trainieren müssen, war dann aber wieder nach Trainingslagern in Clermont (USA) und auf Teneriffa (Spanien) auf EM-Kurs. „Ich war so gut drauf wie vielleicht noch nie“, verrät die 27-Jährige im Rückblick.

Doch dann kamen die Schmerzen wieder. Ein MRT brachte die Bestätigung: Die alte Verletzung war wieder aufgebrochen. Und für die Oldenburgerin brach eine kleine Welt zusammen. Diese EM in Berlin – es hätten ihre Meisterschaften werden sollen. „Ich hatte so viel in die Europameisterschaften gelegt.“ Sogar ein Urlaubssemester in der Uni genommen, was sich nun auch nicht mehr rückgängig machen ließ. Jetzt stand sie da, Mitte Juni dieses Jahres, ohne Sport, ohne Uni. „Ich habe mich noch nie so nutzlos gefühlt.“

Zwei Monate gab Ruth Spelmeyer ihrem Körper eine Pause. Und ihrem Kopf, der diese Zeit ebenso brauchte. „Ich musste komplett raus.“ Urlaub statt EM. Yoga statt Leichtathletik. „Ich brauchte diesen Abstand, um endlich nicht mehr jede Minute daran zu denken, was mir jetzt verloren gegangen ist.“

Sport-Alltag hat sie wieder

Spätestens seit Anfang September hat die Deutsche Meisterin des vergangenen Jahres keine Zeit mehr, sich diese Fragen zu stellen. Erst forderte ein Bundeswehrlehrgang ihre gesamte Aufmerksamkeit, dann rückten Uni und Training wieder in den Vordergrund. Und das Wichtigste: Sie ist wieder schmerzfrei.

„Ich bin so froh, dass ich zurück bin in meinem normalen Sportler-Alltag“, sagt Ruth Spelmeyer. Das Aufbautraining sei zwar derzeit nach der langen Pause noch härter als es ohnehin immer war, aber diese Art von Schmerz nimmt die 400-Meter-Läuferin gern in Kauf. Denn sie weiß, jede Übung, jeder Schritt bringt sie wieder ein Stück weit zurück zu alter Form. Denn das in ihr noch großes Potenzial schlummert, davon ist auch Tobias Kofferschläger überzeugt.

Vertrauen in den Körper zurückgewinnen

„Ruth will im kommenden Jahr mindestens zu alter Stärke zurückfinden“, sagt der Bundestrainer, der sich von der Rückkehr auch viel im Hinblick auf die Staffel-Chancen des DLV-Quartetts bei der WM in Doha (Katar) verspricht. „Mit Ruth Spelmeyer, Nadine Gonska und Laura Müller haben wir drei Leistungsträgerinnen, die allesamt 51er-Zeiten laufen können.“

Für die Langsprinterin selbst, die sich Starts in der Halle noch offenlassen will, ist die WM gefühlt noch weit weg. „Gut so“, sagt sie, auch im Hinblick auf den späten Termin der kommenden Weltmeisterschaften, die vom 28. September bis 6. Oktober und damit spät wie nie ausgetragen werden. „Umso länger ich Zeit habe, mich zurückzuarbeiten, umso besser.“ Denn neben der Schnelligkeit muss sie sich auch das Vertrauen in den eigenen Körper erst wieder zurückerobern. „Noch höre ich viel in mich hinein“, gesteht sie. Aber wenn sie eins in diesem Jahr gelernt hat, dann ist es, dass manche Dinge einfach etwas Zeit brauchen.

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