| Interview

Sabine Braun: „Kein Rekord für die Ewigkeit“

Sabine Braun, mit 6.985 Punkten Deutsche Rekordlerin im Siebenkampf, war zweimal Weltmeisterin, einmal Europameisterin und Olympia-Dritte. Beim Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen (27./28. Juni) hält sie seit der Premiere im Jahr 1997 ebenfalls den Rekord - und als Präsidentin des TEAM-7-Kampf den Kontakt zur Szene. Im Interview spricht die fünffache Olympiateilnehmerin, die am Freitag (19. Juni) ihr 50. Lebensjahr vollendet, unter anderem über die besondere Atmosphäre in Ratingen, die bewegendsten Momente ihrer Karriere und ihre Tätigkeit beim TV Wattenscheid 01.
Harald Koken

Sabine Braun, Sie werden 50. Beschäftigt Sie das?

Sabine Braun:

Nein, nicht in einem besonderen Maße, weil ich schon so viele Erlebnisse und auch Erfahrungen habe, die so einschneidend waren, dass für mich dieser Geburtstag biographisch jetzt nicht von großer Bedeutung ist. Insofern habe ich auch nichts Spezielles geplant und mache keine Feier, zumal ich am Wochenende Wettkampf habe, die Landesmeisterschaften der U18 und U20 in Dortmund. Da bin ich zwei Tage im Stadion und schaffe es nicht, auch noch etwas anderes zu organisieren. Ansonsten lasse ich mich mal überraschen. Ich denke aber, dass es ruhig bleiben wird.

Sie sind hauptamtliche Kraft beim TV Wattenscheid 01. Was machen Sie genau?

Sabine Braun:

Ich habe bis vor zwei Jahren eine Schülerinnengruppe trainiert und einige Athletinnen im Jugendbereich, die schwerpunktmäßig Hürden und Hochsprung betrieben haben. Aktuell betreue ich eine Mehrkampfgruppe von 16 bis 23 Jahren, männlich und weiblich, zwei Hürdenläuferinnen und eine Hochspringerin, also eine relativ bunt gemischte Truppe.

Wissen Ihre Schützlinge, was Sie während Ihrer Aktivenzeit geleistet haben?

Sabine Braun:

(lacht) Ja, die wissen das. Ab und zu werde ich auch von anderen Menschen darauf angesprochen, gerade wenn ich auf Wettkämpfen unterwegs bin, die nicht in der Region stattfinden, sondern weiter weg. Da kommen schon mal ein paar ältere Leichtathletikfans, die sagen, es sei schön gewesen zuzugucken. Das empfinde ich nicht als aufdringlich. Die Leute sind zumeist höflich und zurückhaltend.

Wie viel von dem, was Sie bei Ihren früheren Trainern wie Gertrud Schäfer oder Wolfgang Vander gelernt haben, geben Sie an Ihre Schützlinge weiter?

Sabine Braun:

Ich denke, das ist schon einiges. Vielleicht bin ich mir dessen aber gar nicht so bewusst. Meine Gruppe bewegt sich auf einem anderen Leistungsniveau, von daher schließen sich manche Sachen aus, die ich in meinem Training speziell gemacht habe. Ich versuche auf jeden individuell einzugehen und das Training auf die Person bezogen zu gestalten. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass es nicht reicht, einen Plan für alle zu machen, sondern dass es Unterschiede gibt, dass man auch mal ein Päuschen einplanen muss.

Sie waren eine der ersten deutschen Mehrkämpferinnen, die mehr als einen Trainer oder Trainerin hatte und disziplinspezifisch Experten hinzugezogen hat.

Sabine Braun:

Das war nicht immer ganz einfach. Man muss die Spezialisten unter einen Hut kriegen. Man kann natürlich sagen: Viele Köche verderben den Brei. Aber so war das bei uns eben nicht. Es gab auch Reibereien, klar. Aber im Großen und Ganzen haben alle das gleiche Ziel verfolgt. Für mich war das eine gute Entscheidung. Wobei ich betonen muss, dass Gertrud Schäfer sich in alle Disziplinen sehr gut eingearbeitet hat. Sie selber kam vom Wurf. Sie hatte mit Sprint und Sprung relativ wenig zu tun. Aber sie war und ist sehr akribisch, hat sich sehr viel Wissen angeeignet. Aber ich glaube es war trotzdem gut, auch von Spezialisten trainiert zu werden, die eine etwas andere Sicht auf die Dinge hatten.

Welcher war der bewegendste Moment in Ihrer langen Karriere?

Sabine Braun:

Da kann ich mich nicht festlegen. Die ersten Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles waren toll, die Weltmeistertitel sowohl in der Halle als auch draußen 1997 und die Olympia-Medaille 1992 in Barcelona, da gab es ganz besondere Momente, die ich nicht missen möchte.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren Sieg beim ersten Mehrkampf-Meeting in Ratingen 1997?

Sabine Braun:

Ganz ehrlich? Das kann ich gar nicht sagen. Ganz speziell kann ich mich nur an wenige meiner Siebenkämpfe erinnern. Allgemein gesprochen kann ich aber sagen, dass Ratingen ein sehr gut organisiertes Sportfest war und immer noch ist. Die Leute vor Ort geben sich wahnsinnig Mühe, sorgen für eine familiäre Atmosphäre. Ich bin immer sehr gerne hingefahren. Ich muss aber sagen, dass wir in den Anfängen deutlich mehr Zuschauer hatten, als das jetzt der Fall ist.

6.787 Punkte haben Sie bei der Premiere gesammelt. Das ist immer noch Meeting-Rekord.

Sabine Braun:

Ich freu' mich drüber. (lacht) Aber irgendwann wird auch der fallen. Es ist natürlich schon eine ordentliche Punktzahl. Aber es gibt einige Athletinnen, die da herankommen können. Und wenn die Bedingungen optimal sind, zum Beispiel zwei Meter Rückenwind in möglichst allen Disziplinen herrscht, dann fällt die Marke. Es ist kein Rekord für die Ewigkeit. Mit Carolin Schäfer haben wir ja jetzt eine, die vielleicht in die Nähe des Rekordes kommen könnte. Aber auch andere. Insgesamt gilt: Die besten Deutschen sind Weltklasse.

Werden Sie Ende nächster Woche (27./28. Juni) in Ratingen vor Ort sein?

Sabine Braun:

Leider nicht. Ich mache eine Woche Urlaub. Ich fahre in die Niederlande, nicht an die See, sondern in ein beschauliches Fleckchen, wo nicht viel los ist, ich aber sicher sein kann, dass ich meine Ruhe finde. Es gibt nicht viele Wochen im Jahr und vor allem nicht während der Saison, an denen ich wegfahren kann. Jetzt passt das, überschneidet sich aber leider mit Ratingen.

 

Erdgas Mehrkampf-Meeting Ratingen

Eintrittskarten für das Erdgas-Mehrkampf-Meeting gibt es zum Preis von 15 Euro für die Tages- und 25 Euro für die Dauerkarte (ermäßigt 11 und 18 Euro; Familienkarte 40 bzw. 60 Euro) bei ticketmaster.de. Für Schüler werden Tageskarten zum Preis von 5 Euro angeboten. Erhältlich sind die Eintrittskarten über www.leichtathletik.de oder telefonisch unter 01806 - 999 0000 (€ 0,20/Verbindung aus dem dt. Festnetz / max. € 0,60/Verbindung aus dem dt. Mobilfunknetz).

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