| Karriere-Ende

Schluss mit „Stop and Go“: Varg Königsmark hört auf

Mit neuem Trainer und neuem Verein wollte Varg Königsmark eigentlich noch einmal durchstarten. Doch kaum war er zwei Monate im Training, zwickte schon wieder die Achillessehne. Nach drei Jahren „Stop and Go“ hat der 400-Meter-Hürden-Läufer jetzt im Alter von 24 Jahren seine Karriere beendet.
Silke Bernhart

„Ich habe kein Vertrauen mehr in meinen Körper“, musste sich Varg Königsmark Ende des Jahres 2016 eingestehen. Es war eine schwierige Erkenntnis, zumal er sich gerade erst neu aufgestellt hatte – mit einem Wechsel vom SC Magdeburg zum SCC Berlin und mit einem Trainerwechsel zum britischen Coach Tony Lester.

„Die Rahmenbedingungen haben gestimmt“, erklärt er. Die ersten acht bis zehn Wochen Training verliefen gut – dann meldete sich die Achillessehne wieder. Ein weiterer Ärzte-Marathon folgte. Mit einem MRT, das zwar keinen Anriss, aber eine verdickte Sehne mit Wassereinlagerung zu Tage brachte. Verbunden mit der Aussicht auf erneut viele Wochen Alternativtraining.

Schon drei Jahre lang hatte die Sehne den Langhürdler immer wieder ausgebremst. Wenn es an die intensiven Belastungen ging, musste er kürzer treten. Platz sieben bei den Europameisterschaften 2014 in Zürich (Schweiz) war unter Schmerzen hart erkämpft. Seitdem hat der U20-Europameister von 2011 nur noch ein einziges Rennen bestritten. Der Auftritt am 4. Juni 2016 in Regensburg wird sein letzter gewesen sein.

Trainieren für Tag X nicht möglich

„Ich habe mir vor Weihnachten viel Zeit genommen für die Entscheidung“, sagt er. Rückblickend seien die letzten drei Jahre für ihn wie ein Job gewesen, der ihn nicht mehr erfüllte. „Ich habe gemerkt, dass es nicht das Training ist, was mir Spaß macht. Es macht Spaß, im Wettkampf seine Leistung abzurufen. Und das konnte ich nicht.“ Er wisse, was er im Leistungssport aufbringen muss, um sich auf Tag X vorzubereiten. Das sei mit den fortwährenden Achillessehnen-Beschwerden nicht mehr möglich.

Geholfen hat ihm über die schwere Zeit ausgerechnet der Rücktritt von Zehnkampf-Weltrekordler Ashton Eaton (USA) und dessen Frau Brianne Theisen-Eaton (Kanada). „Ich habe die Texte gelesen, die sie dazu veröffentlicht haben. Das war wie Balsam für mich. Sie haben mir aus der Seele gesprochen“, erinnert er sich.

„Last abgefallen“

Auch wenn im Hinterkopf der Gedanke mitschwingt: „Ich bin erst 24, da ist noch so viel Potenzial…“ – Varg Königsmark will nicht mit Wehmut auf seine Zeit im Leistungssport zurückblicken. Er hat für sich erkannt, dass nicht jeder Athlet es packt, nicht jede Karriere ein Happy-End hat. „Eine Last ist von mir abgefallen“, gesteht er. „Ich habe alles gegeben, das kann ich mir ehrlich sagen, und darum geht es doch.“

Nun blickt der Psychologie-Student optimistisch auf neue Projekte. Ein Forschungssemester in Frankreich ab März. Das Vorantreiben weiterer privater und beruflicher Interessen, wie die Musik und das Schreiben – zum Beispiel über die Leichtathletik, der er weiter verbunden bleiben will. „Das wäre doch ein schöner Perspektivwechsel.“

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