| Olympische Jugendspiele

Selina Schulenburg fliegt mit Spaß in Nanjing

Die Magie der fünf Ringe: Hochspringerin Selina Schulenburg ist eine von 13 deutschen Athleten, die zu den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China; 16. bis 28. August) reist. Mit 15 Jahren ist sie die Jüngste im deutschen Team und nach einer Turnerin die Zweitjüngste in der Olympiamannschaft. Ihren 16. Geburtstag feiert sie während den Spielen, zwischen Qualifikation und Endkampf. Aber nicht zu ausgelassen, denn sie will im olympischen Finale mitspringen.
Pamela Ruprecht

Der neue, weiße Trainingsanzug fühlt sich gut an. „Das ist was ganz besonderes mit den olympischen Ringen überall“, strahlt Selina Schulenburg. Dass sie den tragen darf, hat sie bei den Ausscheidungswettbewerben in Baku (Aserbaidschan) nochmal die Kurve gekriegt. „Das war ganz knapp.“ In der Qualifikation für das entscheidende Finale lag die Latte bei 1,77 Meter. Die ersten beiden Versuche riss Selina Schulenburg. Der dritte Versuch musste glücken, um sich die Chance auf Olympia zu wahren. Denn erst im Finale waren die ersten acht Plätze für die Nanjing-Teilnahme reserviert.

Als sie im letzten Versuch am Anlauf stand, machte sie sich darüber aber wenig Gedanken. Sie wollte es einfach genießen, vor der Kulisse in Baku noch einen Sprung zu machen. „Ich habe mir gesagt, habe einfach nochmal Spass. Das hat geklappt, in der Luft war ich sehr hoch drüber.“ Nach der Landung kam die Freude, es doch noch geschafft zu haben. Im Finale war es nicht weniger eng: Selina Schulenburg ist wieder 1,77 Meter gesprungen. Das bedeutete Rang sechs, höhengleich mit zwei weiteren Athletinnen. Es hat also genau gereicht für einen der wertvollen Quotenplätze.

Finale ein Traum

Dass die Hochspringerin noch Luft nach oben hat, hat sich beim Sprung zum Olympia-Ticket schon angedeutet. Bei den Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein konnte sie Anfang  Juli ihre Bestleistung auf 1,83 Meter steigern. Das ist die deutsche U18-Spitze und in der Frauen-Rangliste ein Platz unter den Top Ten. Unbekümmert Selina Schulenburg: „Ich schaue schon mal auf die Listen, aber ich verfolge jetzt nicht das Ziel ganz vorne zu stehen.“

Bevor es nach Nanjing geht, nimmt die blonde Gymnasiastin am Wochenende an den Deutschen U18-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (8. bis 10. August) teil. Dort will sie nochmal versuchen, an ihre Bestleistung heranzuspringen. „Eine Medaille wäre schön. Das kann ich schaffen.“ Der Wettkampf dient auch zur Vorbereitung auf die Jugend-Olympiade. Ihr Ziele für Nanjing sind mehrdimensional: „Spass haben und das A-Finale erreichen. Das wäre ein Traum für mich“. Dass sie mit Spass hoch springen kann, hat sie schon in Baku bewiesen.

Von der Weltkonkurrenz überraschen lassen

Einen genauen Überblick darüber, wie hoch die Weltkonkurrenz springt, hat Selina Schulenburg nicht. Sie lässt sich überraschen. Die beste Springerin in Baku kam über 1,87 Meter. „Ich weiß nicht, ob es noch so viel höher geht.“ Die Leistungsdichte in Nanjing wird wie in Baku hoch sein, so dass einzelne Versuche entscheidend sein können. Sie wird sie genießen. Der Hochsprung ist ihre Disziplin geworden.

Schon vor der Einschulung hat Selina Schulenburg mit Leichtathletik begonnen. Der Vater ihrer Freundin hat damals eine Trainingsgruppe aufgemacht, der sie seit neun Jahren angehört. Karsten Ralf ist auch heute noch ihr Trainer. Viermal in der Woche geht’s zum Training. Neben dem Hochsprung macht sie noch andere Disziplinen, Sprint, Hürden und Weitsprung und startet dort auf Landesebene.

Vor zwei Jahren hat sich aber der Hochsprung als ihr Ding herauskristallisiert. „Es lief immer besser.“ In Zahlen ausgedrückt: 2011 stand ihre Bestleistung bei 1,50 Meter, 2012 bei 1,65 Meter und ein Jahr später waren es schon 1,76 Meter. 2013 hat sie mit 14 Jahren die Quali für die Jugend-DM der U18 geschafft, 2014 wurde sie in der Halle schon Deutsche Vize-Meisterin bei der U20.

„Olympia ist cool“

Von den Vorübungen bis zum Techniktraining das Hochspringen ist ihre Wonne. „Es ist immer wieder ein schönes Gefühl über die Latte zu springen!“ Da Selina Schulenburg mit 1,66 Meter nicht gerade zu den größten Hochspringerinnen gehört, kompensiert sie das mit Geschwindigkeit. „Groß bin ich ja leider nicht so. Das muss ich mit Schnelligkeit ausgleichen. Ich probiere aus einem guten Anlauf schnell abzuspringen.“ Der perfekte Sprung passiert, „wenn ich steil hochkomme. Dann merke ich schon in der Luft, dass es gut ist“.

Dass sie an der Jugend-Olympiade teilnimmt ist für Selina Schulenburg „schon cool“. Aber sie schielt schon weiter. Die Olympiade der Aktiven will sie später auch mitnehmen. „Da möchte ich auf jeden Fall noch hin.“ Mit wechselnden Trainern bei internationalen Wettkämpfen hat sie gute Erfahrungen gemacht. In Baku wurde sie von Sophias Sagonas gecoacht, in Nanjing wird es Christine Adams sein, die auf der Tribüne sitzt, wenn Selins Schulenburg mit Spass über die Latte fliegt.

Das Abenteuer steht bevor. Am 12. August geht es vom Flughafen Frankfurt nach Nanjing. In China war sie noch nie. Dazu Olympia, ohnehin eine Liga für sich. Die weltweit besten Jugend-Sportler verschiedenster Sportarten treffen sich auf einem Fleck. „Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen. Das werde ich erst alles begreifen, wenn ich da bin“, blickt sie voraus. Als 15-Jährige reist sie hin, mit 16 Jahren wird sie als kleine Olympionikin zurückkehren.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024