| Nachwuchs-Hammerwerfer

Sören Hilbig: Das Talent in die Wiege gelegt

Zweimal hat Sören Hilbig (VfR Evesen) in diesem Jahr die deutsche M15-Bestleistung im Hammerwurf gesteigert. Bei den Deutschen U16-Meisterschaften in Bremen flog der Hammer auf 75,15 Meter und einen Monat später bei den Deutschen Rasenkraft-Meisterschaften auf 75,82 Meter. Das Talent dazu wurde ihm in die Wiege gelegt: Mutter Kirsten Münchow wurde Dritte bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, Vater Holger Klose war mehrfacher Deutscher Vizemeister.
Birte Grote

Hammerwerfen ist bei Sören Hilbig Familiensache. Trainiert wird der 15-Jährige von seiner Großmutter Karin Münchow. Das Krafttraining übernimmt seine Mutter Kirsten Münchow. „Das läuft alles ganz entspannt ab“, berichtet Sören Hilbig. Seine Großmutter sei im Training nicht allzu streng. „Nur wenn ich den Hammer verziehe, wird sie etwas ärgerlich.“ Dann landet das Wurfgerät nämlich im Bach neben dem Trainingsplatz – und in einer Anglerhose, die beim Training immer dabei ist, müssen die Hämmer wieder herausgeholt werden.

Der Rekordwurf bei der U16-DM in Bremen kam für den Schüler etwas unerwartet. „Ich war durch eine Erkältung im Vorfeld nicht in Topform.“ Der zweite Rekordwurf bei den Rasenkraft-Meisterschaften in Dischingen war dagegen einer mit Ansage. „Den wollte ich auf jeden Fall verbessern und um ein paar Zentimeter hat es dann ja auch geklappt“, blickt Sören Hilbig zurück.

Mutter Kirsten Münchow hatte mit einer guten Saison ihres Sohnes gerechnet – nicht aber mit dem Rekord. „Dass die Saison gut wird, haben die Trainingsleistungen im Vorfeld gezeigt. Wir haben mit dem deutschen Meistertitel geliebäugelt. Den Rekord wollte er auf Biegen und Brechen unbedingt werfen. Das war schon enorm, dass er es am Ende der Saison gleich zweimal geschafft hat.“

Mit dem Spielzeug-Hammer fing alles an 

Auf das Talent ihres Sohnes angesprochen schmunzelt sie: „Das liegt dann wohl doch in den Genen. Er war ja auch immer beim Training und bei Wettkämpfen dabei und hat das Hammerwerfen von klein auf kennengelernt.“ Schon als Einjähriger bekam Sören Hilbig seinen ersten Hammer als Spielzeug geschenkt. Mit Drahtseil und Gummikugel. „Den hat er immer hinter sich her gezogen und irgendwann hat er ausprobiert zu schwingen und ins Netz geworfen.“

Das richtige Training ging dann mit sieben, acht Jahren los. Dies übernahm von Beginn an Großmutter Karin Münchow. Sie selbst hat diese Disziplin nie ausgeübt, ihre erfolgreiche Tochter – Dritte bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney (Australien) – aber stets begleitet. Als deren Trainer Heinz Culemann überraschend starb, übernahm sie das Training.

Kirsten Münchow ist selbst noch bei den Senioren aktiv, wie es die Zeit neben der Arbeit als Physiotherapeutin zulässt. Dann wird gemeinsam mit dem Sohn trainiert. „Wir sind in Evesen eine kleine, familiäre Trainingsgruppe. Da macht das richtig Spaß.“ Dass nicht sie, sondern ihre Mutter das Techniktraining übernimmt, sieht sie als positiven Faktor. „Wir sprechen uns natürlich ab. Aber gerade in der Pubertät ist es gut, wenn ich ihm nicht alles sage.“

Wegen Schuhgröße 50 die Technik umgestellt

Besonders das Techniktraining zahlte sich in diesem Jahr aus. „Bis vor zwei Jahren hat Sören noch versucht, alles über die Kraft zu machen. Jetzt nimmt er die Hinweise viel besser wahr und setzt sie gut um.“ Weil ihr Sohn bei einer Körpergröße von 1,86 Metern Schuhgröße 50 hat, musste die Technik umgestellt werden. „Wenn er über den Hacken dreht, passen die vier Drehungen nicht in den Ring. Deswegen musste er lernen, über die Spitze zu drehen. Das hat super geklappt“, berichtet Kirsten Münchow.  

Außer Techniktraining stand in diesem Jahr auch ganz vielseitige Leichtathletik auf dem Programm. Um als bester deutscher M15-Hammerwerfer bei den nationalen Meisterschaften starten zu können, musste eine B-Norm in einer zweiten Disziplin erbracht werden. Die Entscheidung fiel, wie bei vielen Werfern, auf den Blockwettkampf.

„Das war schwierig. Im Werfen habe ich viele Punkte gesammelt. Aber das Hürdenlaufen kann ich nicht. Ich bin gesprungen wie ein Hase. Und bei den abschließenden 2.000 Metern hatte ich nach zwei Runden schon keine Puste mehr“, lacht Sören Hilbig über diesen speziellen Wettkampf. Mit lauter Unterstützung von der Tribüne und dem Ziel vor Augen klappte die Qualifikation dennoch.

Den ersten internationalen Start vor Augen

Was das Talent am Hammerwerfen am meisten liebt? „Wenn es richtig weit geht. Das merkt man dann auch gleich. Und das ist einfach das beste Gefühl“, berichtet er. Aktuell ist Sören Hilbig ganz frisch in den C-Kader aufgenommen worden und freut sich schon auf die ersten Lehrgänge bei Bundestrainer Joachim Lipske.

Abseits der Leichtathletik spielt der Nachwuchs-Werfer in der B-Jugendmannschaft seines Vereins Fußball. „Wenn keine Wettkämpfe anstehen, bin ich bei den Spielen am Wochenende dabei“, sagt Sören Hilbig, der im nächsten Jahr nach seinem Realschulabschluss eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker im nahegelegenen Bückeburg anstrebt.

Ab 2017 startet Sören Hilbig in der Altersklasse U18. Sein Ziel: Die U18-Europameisterschaften in Györ (Ungarn) oder die Olympischen Jugendspiele in Buenos Aires (Argentinien). Auf die leichte Schulter nimmt der Evenser dieses Vorhaben nicht. „Die Konkurrenz ist richtig stark“, weiß Sören Hilbig und nennt den ein Jahr älteren Raphael Winkelvoss (Einbecker SV), der bei der U18-WM in Nairobi (Kenia) Bronze holte und auch nächstes Jahr noch der U18 angehört. Die beiden Hammerwurf-Talente aus Niedersachsen verstehen sich übrigens richtig gut. „Ein gemeinsamer internationaler Start wäre für sie das Größte“, meint Kirsten Münchow.

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