| Vorschau U23-EM

Starkes deutsches Team will in Gävle die U23-Erfolge fortführen

Zweimal in Folge hat die deutsche Auswahl zuletzt die Nationenwertung bei U23-Europameisterschaften für sich entschieden. Auch in diesem Jahr kann der DLV in Gävle ein starkes Team an den Start schicken. In engen Wettbewerben gilt es für die jungen Athleten cool zu bleiben, ihre Stärken auszuspielen und den nächsten Schritt in Richtung Weltspitze zu machen.
Silke Bernhart

Gelb, Rot und Dunkelgrau: Die dominierenden Farben am Dienstag am Flughafen von Stockholm. Rund 100 Ahleten, Trainer und Betreuer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) haben zu Wochenbeginn die Reise nach Schweden angetreten. Diese führte sie nach einem Flug in die Hauptstadt mit einer rund 90-minütigen Busfahrt weiter in den Norden nach Gävle. In der 75.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt finden von Donnerstag bis Sonntag (11. bis 14. Juli) die U23-Europameisterschaften statt.

Die Delegationsleitung hat in Gävle DLV-Vizepräsidentin Anja Wolf-Blanke inne, erstmals übernimmt bei diesem Nationalmannschaftseinsatz der neue DLV-Cheftrainer Alexander Stolpe die Mannschaftsleitung, kompetent unterstützt vom DLV-Teammanagement. „Ich bin ja momentan noch in der wichtigen Kennenlernphase“, sagt Alexander Stolpe, „für mich wird es hier unter anderem darum gehen, alle im Team, vor allem die Trainer,  kennenzulernen und zusammen einen reibungslosen Ablauf der EM zu gewährleisten. Zudem bin ich Ansprechpartner für die Leitenden Bundestrainer und Bundestrainer und stimme mich in enger Kommunikation mit ihnen ab.“

Nach zwei Einsätzen im DLV-Kompetenzteam der A-Nationalmannschaft freut er sich auf die interessante Ausgangslage in der U23-Altersklasse. „In den Feldern aller teilnehmenden Nationen von Gävle sind acht EM-Medaillengewinner von Berlin 2018 am Start“, sagt er, „das zeigt, dass wir hier die Talente sehen, die kurz vor dem Sprung in die europäische Spitze beziehungsweise Weltspitze stehen.“

Die Titelkämpfe in Gävle schlagen für ihn „den perfekten Bogen“ zwischen der U23- und der A-Nationalmannschaft: Aus den deutschen U23-EM-Teams von 2017 und 2019 haben bereits 16 Athleten die WM-Norm für Doha (Katar) erfüllt, 26 der Athleten sind schon in der A-Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen. „Ich freue mich auf die Emotionen der Athleten und Trainer und hoffe, dass sie die Chance ergreifen, sich hier für die harte Arbeit zu belohnen!“

Überflieger und Newcomer

70 deutsche Athletinnen und Athleten sind für die Titelkämpfe nominiert worden, nach einigen Absagen (wir berichteten) werden 65 von ihnen in Gävle in Aktion treten. Darunter Athleten wie Kugelstoßerin Julia Ritter (TV Wattenscheid 01), die bereits aus den vorherigen Nachwuchsklassen internationale Goldmedaillen mitbringen. Umsteiger wie Sophie Weißenberg (SC Neubrandenburg), die nach U20-WM-Silber im Weitsprung nun wieder im Siebenkampf angreifen will. Und Newcomer wie Hochspringer Jonas Wagner (Dresdner SC 1898), für den die Premiere im Nationaltrikot ansteht.

Es ist eine spannende und schlagkräftige Mischung: 15 DLV-Athleten sind in den Meldelisten in den Top Drei platziert, sieben von ihnen führen die Teilnehmerfelder ihrer Disziplin an. Einsame Spitze auf den Langstrecken: Alina Reh (SSV Ulm 1846). Die 22-Jährige hat gute Erinnerungen an Schweden, denn in Eskilstuna wurde sie 2015 Doppel-Europameisterin der U20 über 3.000 und 5.000 Meter. Jetzt könnte das Langstrecken-Double in der U23 folgen, denn mit ihren Zeiten von 15:04,10 und 31:19,87 Minuten ist sie über 5.000 und 10.000 Meter in diesem Jahr europaweit deutlich in Front.

„<link news:70559>Über einen Doppelstart entscheiden wir erst vor Ort“, sagt die EM-Vierte über 10.000 Meter jedoch aus gutem Grund: Eine verdorbene Mahlzeit bereitete ihr in der Vorwoche starke Magen-Darm-Beschwerden und kostete einige Körner. So will sie zunächst schauen, wie sie die 10.000 Meter verkraftet. Dasselbe gilt für Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg), Europas Nummer zwei der U23 auf dieser Strecke. Sie hält sich nach den 25 Runden am Freitag einen Start über 5.000 Meter am Sonntag offen.

Mehrkampf- und Kugelstoß-Ambitionen

Auch im Kugelstoßen der Frauen führen zwei DLV-Athletinnen die Felder an: Die U20-Weltmeisterin von 2016 sowie U23-EM-Dritte von 2017 Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 18,17 m) und Katharina Maisch (TuS Metzingen; 17,93 m), die auch auf die letzten fehlenden Zentimeter zur WM-Norm (18,00 m) hofft. Ähnlich vielversprechend ist die Ausgangslage im Zehnkampf mit Niklas Kaul (USC Mainz; 8.336 Pkt) und Manuel Eitel (SSV Ulm 1846; 8.128 Pkt) auf Rang zwei und drei der Meldeliste – nur der Este Johannes Erm (8.352 Pkt) war in diesem Jahr besser.

Zwei Marken, die man sich im Mehrkampf merken sollte: 8.200 und 6.300 Punkte – die WM-Normen für Doha (Katar). Diese wollen im Zehnkampf Manuel Eitel und im Siebenkampf Sophie Weißenberg (SC Neubrandenburg) überbieten. Nur sieben Zähler fehlten der Neubrandenburgerin in Götzis (Österreich), mit 6.293 Punkten geht sie in Gävle als die Gejagte in einen Wettbewerb, der eng und hochklassig werden dürfte. Sechs weitere Siebenkämpferinnen bringen Bestmarken jenseits der 6.100 Punkte mit, darunter U20-Europameisterin Solène Ndama (Frankreich), die bei 6.290 Punkten angekommen ist.

Bo Kanda Lita Baehre auf Titeljagd

Deutscher Meister war Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) schon im Alter von 18 Jahren. Einen internationalen Titel aber konnte der Stabhochspringer in den Nachwuchsklassen bisher nicht gewinnen. In Gävle ist er nach dem Startverzicht von Europameister Armand Duplantis (Schweden) mit seinen 5,72 Metern die Nummer eins dieser Freiluft-Saison – drei weitere 5,70-Meter-Springer werden ihm das Leben schwermachen.

Den besten Diskuswurf des Jahres hat mit 63,76 Metern Clemens Prüfer (SC Potsdam) auf dem Konto. Auch er zählt zu den U23-Athleten, denen nicht mehr viel zur WM-Norm (65,00 m) fehlt. Constantin Preis (VfL Sindelfingen) hat sich in 49,84 Sekunden über 400 Meter Hürden bis auf vier Hundertstel der 2. WM-Norm genähert. Eine Medaille und die entscheidende 1. WM-Norm (49,30 sec) sind für die Nummer zwei der Meldeliste in Reichweite.

Sprinter in Bestform

Die deutsche Ausgangslage im Sprint ist ebenfalls glänzend – und in diesem Jahr sind es die männlichen Talente, die bisher für Furore gesorgt haben: Joshua Hartmann (ASV Köln; 10,16 sec) und Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig; 10,18 sec) zählen in Gävle über 100 Meter zu den Top Drei, da Italiens Rekordhalter Filippo Tortu nicht starten wird. Lisa Nippgen (MTG Mannheim) hat sich bei der U23-DM in 11,33 Sekunden ebenfalls auf Rang drei der Meldeliste katapultiert. Beste Voraussetzungen für starke deutsche Sprintstaffeln.

Den längsten Weg nimmt am Sonntag um 12:15 Uhr Teresa Zurek (SC Potsdam) auf sich. Die Geherin ist jedoch im 20 Kilometer-Wettbewerb zur deutschen Einzelkämpferin geworden, denn Vereinskollegin Saskia Feige musste absagen. Die neue Inhaberin der deutschen U23-Bestleistung hat die bisher beste Zeit des Jahres erzielt und ist schon in das <link news:70445>deutsche Geher-Aufgebot für die WM in Doha berufen worden – dort will sie sich in guter Form wieder im Geschäft zurückmelden.

Auch für Annika Fuchs lockt die WM. Nach erfüllter Norm kann sich die Speerwerferin aus Potsdam in Gävle ganz auf den Kampf gegen die Konkurrenz konzentrieren. Nur die Türkin Eda Tugsuz mit ihrer Bestleistung von 67,21 Metern scheint für alle außer Reichweite, dahinter lauert schon Annika Fuchs (62,36 m) als einzige weitere 60-Meter-Werferin im Feld auf ihre Medaillenchance.

leichtathletik.de berichtet für Sie aktuell von der U23-EM in Gävle. Darüber hinaus bietet der Europaverband EAA einen Livestream und Live-Ergebnisse an. Auch Eurosport2 überträgt die Titelkämpfe. Alle Informationen und Links dazu finden Sie kompakt auf unserer <link>Microsite.

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