| Porträt

Sven Knipphals bleibt als Chiropraktor Teil der DLV-Nationalmannschaft

Er war der schnellste Wolf. Sven Knipphals, jahrelang einer der schnellsten Sprinter Deutschlands, gewann mit der DLV-Staffel international Medaillen. Jetzt hilft er anderen Sportlern Top-Leistungen abzuliefern. Denn auch nach seinem Rücktritt vom aktiven Leistungssport bleibt Sven Knipphals Teil der deutschen Nationalmannschaft. Ab dieser Saison arbeitet er auch für den DLV als Chiropraktor.
Alexandra Dersch

Sven Knipphals hat zwei große Leidenschaften. Auf der einen Seite steht das Sprinten, der Rausch der Geschwindigkeit, der Leistungssport. Auf der anderen Seite steht die Chiropraktik, die ganzheitliche Behandlung, die den Körper als Einheit versteht. Dass diese beiden Leidenschaften eng verwoben sind, dieses Wissen nutzt der 33-Jährige nach dem Ende seiner aktiven Karriere nun auch verstärkt für die gesamte deutsche Spitzenleichtathletik. Seit diesem Jahr gehört der Ex-Sprinter als DLV-Chiropraktor fest zum medizinischen Team des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV).

„Ich habe vieles richtig gemacht“, sagt Sven Knipphals, wenn er über seinen beruflichen Werdegang spricht. Nach dem Abi führte der Zufall ihn nach Bournemouth, in den Südwesten Englands, wo er Chiropraktik studieren konnte. Die Akademisierung der Heilberufe ist in vielen europäischen Ländern, eben auch in Großbritannien, Standard. Ein entscheidender Unterschied zu Deutschland, wo der Beruf des Chiropraktors keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Und ein Unterschied, der sich auch im Niveau wiederspiegelt, wie Sven Knipphals heute weiß. „Ich hatte damals selber Rückenbeschwerden und bin so auf diesen Beruf aufmerksam geworden.“ Was aber in Gänze tatsächlich dahinter steckt, das habe er erst im Laufe des Studiums herausgefunden.

Mit wachsendem Verständnis für den ganzheitlichen Ansatz des Chiropraktors, der eben weit mehr im Blick hat als die rein mechanischen Probleme an Gelenken, Muskeln oder Bändern, wuchs auch Sven Knipphals Begeisterung für den Beruf. „Wir Chiropraktoren stellen den Menschen in den Mittelpunkt, lösen seine Schmerzen und leiten ihn zu einem aktiven Lebensstil an, so dass es in Zukunft im besten Fall gar nicht mehr zu Schmerzen kommt“, sagt Sven Knipphals. Das Begleiten des Menschen, die Möglichkeit, sich Zeit für den Einzelnen zu nehmen, das sind die Punkte, die Sven Knipphals so an seinem Beruf schätzt.

Herausfordernde Phase

In seiner Überzeugung („Ich brenne für diesen Beruf“) wurde Sven Knipphals, der inzwischen auch Vizepräsident der Deutschen Chiropraktoren Gesellschaft (DCG) ist, auch nach seinem Studium bestärkt. Seit 2013 praktiziert er neben dem Leistungssport bis zu 25 Stunden in der Woche in der Leipziger Chiropraktik-Praxis von Timo Kaschel. „Der Spagat, Studium – Leistungssport und später auch Job, war teilweise natürlich herausfordernd“, sagt Sven Knipphals und erinnert auch an seinen Hörsturz im November 2012 zu Ende seines Studiums in England. „Die Zeit war psychologisch anstrengend, das konnte ich spätestens dann nicht mehr wegdiskutieren.“ Denn neben dem Vorantreiben seiner beruflichen Laufbahn, nahm auch seine sportliche Karriere ordentlich Fahrt auf.

Nach seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 folgte in jedem Jahr ein Start bei dem jeweiligen internationalen Höhepunkt. Die Höhepunkte: Silber und Bronze bei der EM 2014 und 2016 in der 4x100 Meter-Staffel. Und doch sagt er heute im Rückblick zu dieser Doppelbelastung: „Ich habe mich richtig entschieden.“

Verletzungen vorbeugen

Denn Sprint und Chiropraktik – das lässt sich auch heute, nach dem Ende seiner aktiven Karriere, gut miteinander verbinden. Schon bei der EM 2018 in Berlin konnte Sven Knipphals in Kienbaum einige Tage mit der Nationalmannschaft und dem medizinischen Team verbringen. Seit diesem Jahr ist er fester Bestandteil der medizinischen Abteilung.

Die Arbeit mit Leistungssportlern kennt er bereits aus seinem Alltag in Leipzig. In der Praxis behandelt er Top-Athleten wie etwa den Leipziger Marcus Schöfisch, den Deutschen Marathonmeister von 2016. Aber auch seinen ehemaligen Sprintkollegen hilft er, noch schneller zu werden. „Gemeinsam mit Ronald Stein und Alexander John habe ich ein Krafttraining für die Sprinter entwickelt, das individuell auf die Besonderheiten der jeweiligen Athleten angepasst werden kann“, sagt Sven Knipphals, der nach seiner Karriere auch ein Buch „Mach dich schneller“ zu diesem Thema veröffentlicht hat. Er ist davon überzeugt: „Verletzungen fallen in den wenigsten Fällen einfach so vom Himmel.“

Erster DLV-Einsatz in Doha

Durch spezielle Übungen soll der Körper entsprechend gekräftigt werden. Hinzu kommen seine Behandlungen als Chiropraktor. „Es geht natürlich dann auch darum, akute Blockaden zu lösen. Aber wenn diese Blockade immer wieder kommt, dann gehe ich der Frage auf den Grund: Warum ist das so?“ Es ist eine Arbeit auf hohem Niveau, die auch durch das gute Zusammenspiel von Sprint-Bundestrainer Ronald Stein und seinem ehemaligen Schützling Sven Knipphals so gut funktioniert.

„Sven hat nach Beendigung seiner sportlichen Karriere auch weiterhin eine hohe Affinität zum Hochleistungssport. Die Symbiose aus selber Sportler und einer medizinischen Ausbildung ist optimal“, sagt Ronald Stein selber. „Ich erhoffe mir aus der Zusammenarbeit für die Zukunft eine weitere Verbesserung des Gesundheitsmanagements für meine eigene Trainingsgruppe und natürlich auch auf Verbandsebene. Ich denke, wir sind da aktuell schon auf einem sehr guten Weg.“

In den Genuss von Sven Knipphals‘ Behandlung kommen bei der Weltmeisterschaft in Doha (Katar; 28. September bis 6. Oktober) dann auch alle DLV-Athleten, die den Sprung ins WM-Team geschafft haben. „Auf diese neue Sicht auf internationale Meisterschaften freue ich mich schon“, sagt Sven Knipphals, der somit auch nach Ende seiner aktiven Karriere ein fester Teil der Nationalmannschaft bleibt. Denn: Die Arbeit, die seine beiden Leidenschaften, den Leistungssport und die Chiropraktik verbindet, dafür brennt Sven Knipphals.

Zur Praxis von Sven Knipphals: www.derchiro.de

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