| U20-WM

Tampere Tag 2 – Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Es geht um den Einzug in die Halbfinals und Finals! Welche DLV-Athleten können sich in den Vorrunden gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen? Wo purzeln Bestleistungen und wer überrascht auf großem Parkett? Hier lesen Sie von den Vor-Entscheidungen am Mittwoch bei der U20-WM in Tampere (Finnland).
Silke Bernhart

WEIBLICHE U20

100 Meter Vorläufe

Keshia Kwadwo und Denise Uphoff rennen ins Halbfinale

„Geburtstag ist Geburtstag. Wettkampf ist Wettkampf. Das kann ich gut trennen“, erklärte Keshia Kwadwo, die am Dienstag in Tampere ihren 19. Geburtstag gefeiert hatte. Voll konzentriert ging die U20-Vize-Europameisterin am Mittwoch in den Vorlauf, den sie in 11,43 Sekunden für sich entschied – wenngleich die Konzentration nach einem Fehlstart kurzzeitig ins Wanken geriet. „Es war schwierig heute“, sagte die Wattenscheiderin, „ich war irritiert, es hat lange gedauert, bis die Entscheidung fiel, dass niemand disqualifiziert wird. In so einer Situation ziehe ich mich dann immer ein wenig in mich zurück.“ Wenig später konnte sie aber doch Vollgas geben. „Ich glaube, ich hab’s ganz gut gemacht.“

Die Ausgangslage für Denise Uphoff (Sprintteam Wetzlar) war eine andere: Mit einer Bestzeit von 11,74 Sekunden war sie die Nummer sieben in ihrem Vorlauf mit acht Teilnehmerinnen und musste sich für das Halbfinale strecken. Und sie machte ihre Sache gut: Weder von einem Fehlstart noch von einem Schrei der Polin, die sich zwei Bahnen neben ihr verletzte, ließ sie sich aus dem Konzept bringen und wurde in 11,77 Sekunden Fünfte. Kurz darauf stand fest: Als Letzte von vier Zeitschnellsten hatte auch sie das Halbfinal-Ticket gelöst. „Es war ja mein erster internationaler Wettkampf, ich war ziemlich aufgeregt. Aber ich bin ganz gut rausgekommen, die anderen waren nicht so weit weg.“

400 Meter Halbfinale

Laura Kaufmann mit schweren Beinen Siebte

Bis zur zweiten Kurve konnte Laura Kaufmann (LG Ohra Energie) noch mithalten. Dann aber fehlte auf den letzten 100 Metern der Kick und die Konkurrenz rannte davon. "Ich konnte nicht mehr, ich weiß nicht wieso. Ich hatte ein bisschen schwere Beine", erklärte sie. Das Ergebnis: 54,91 Sekunden und Rang sieben im zweiten von drei Halbfinals. Ein schönes Erlebnis war es dennoch allemal: "Es war eine tolle Erfahrung, hier zu laufen, vor allem gleich zweimal." Beendet ist die WM für sie noch immer nicht, jetzt heißt es erholen und Beinen hochlegen, bevor am Wochenende der Start mit der Staffel ansteht.

In einer anderen Liga lief im ersten Halbfinale die Inderin Hima Das, die in 52,10 Sekunden dominierte. 53,42 Sekunden waren für die Final-Qualifikation über die Zeit gefordert, diesen schnappte sich mit neuem U20-Landesrekord für Italien Elisabetta Vandi.

800 Meter Halbfinale

Majtie Kolberg muss hohem Tempo Tribut zollen

Der Einzug ins Halbfinale war für sie ein großer Erfolg. Dort aber wehte ein anderer Wind als noch im Vorlauf. Die Athletinnen legten in der ersten Runde mit reihenweise Durchgangszeiten unter einer Minute ein rasantes Tempo vor. Auch Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) ging in 1:00,12 Minuten schnell an, dennoch blieb ihr nur, sich weiter hinten einzusortieren. Auf der zweiten Runde gingen ihr die Kräfte aus, auch die letzten Athletinnen gingen an ihr vorbei und sie sortierte sich schließlich in 2:11,66 Minuten auf Rang acht ein. Der Sieg ging in 2:01,89 Minuten an Mitfavoritin Diribe Welteji (Äthiopien).

„Das Anfangstempo war einfach zu hoch für mich“, sagte die DLV-Athletin, „da musste ich mein eigenes Rennen machen. Schade, dass es nun so geendet ist. Aber mein Minimalziel habe ich erreicht und ich finde, für meine erste WM war das in Ordnung.“ Für das Finale hätte sie ihre Bestzeit von 2:05,93 Minuten um zweieinhalb Sekunden steigern müssen – noch eine zu hohe Hürde.

400 Meter Hürden Vorläufe

Eine weiter, eine raus

„Die ersten 200 Meter waren bombastisch“, strahlte Sylvia Schulz, nachdem sie nach ihrem Vorlauf wieder zu Luft gekommen war. Nach einer Rhythmus-Umstellung in der zweiten Kurve und einigen kürzeren Schritten blieb sie dran an den Besten ihres Laufs und brachte in 58,79 Sekunden sicher Platz drei und damit die direkte Qualifikation für das Halbfinale ins Ziel. „Das war genauso, wie wir es geplant hatten“, erklärte die Leverkusenerin, die in Namibia aufgewachsen und für den Sport vor rund drei Jahren in die Heimat ihrer Vorfahren gezogen ist. Im Halbfinale will sie ihre Bestzeit von 58,74 Sekunden unterbieten. „Dafür bin ich ja hier!“

Lisa Sophie Hartmann (SpVgg Renningen) wird keine zweite Chance bekommen, eine Bestleistung mit nach Hause zu bringen: Für die Württembergerin, die in der Jugend in diesem Jahr sowohl über 400 Meter als auch über 400 Meter Hürden die deutsche Nummer drei ist, wurden für Rang fünf ihres Vorlaufs 59,76 Sekunden gestoppt. Das reichte nicht für einen Platz unter den sechs Zeitschnellsten. „Am Anfang hat es sich gut angefühlt, aber dann war auf der Gegengeraden ganz schön Gegenwind und ich musste schon an der fünften Hürde den Rhythmus wechseln“, berichtete Hartmann von ihrer Premiere bei einer internationalen Meisterschaft und gestand: „Die Aufregung vorher war schon sehr groß. Es war toll hier zu laufen und hat mir viel Motivation gegeben.“

Kugelstoßen Qualifikation

DLV-Stoßerinnen über die Weite im Finale

Selina Dantzler verließ etwas ratlos das Stadion von Tampere. Eine neue Bestmarke von 16,75 Metern hatte sie mit zur U20-WM gebracht. Die Qualifikationsweite von 15,50 Metern hätte da eigentlich nur Formsache sein sollen. Aber wie heißt es so schön: Qualifikationen haben ihre eigenen Gesetze. Im ersten Versuch kratzte sie mit 15,39 Metern an der Marke – weiter ging es am Vormittag nicht. „Ich war unglaublich aufgeregt“, sagte die U18-Weltmeisterin von der LG Stadtwerke München. „Ich hoffe, ich bekomme die Chance, im Finale noch mal alles zu geben.“ Das wird sie! Als Vierte der ersten Qualifikationsgruppe und mit der insgesamt siebtbesten Weite steht sie schlussendlich doch sicher in der Runde der besten Zwölf.

Hanna Meinikmann wurde ins Stadion hereingeführt, als Selina Dantzler es verließ. „Mein Trainer hat mir die Resultate durchgegeben“, erklärte sie. So wusste sie, dass sich viele Athletinnen am Morgen schwergetan hatten. Den Athletinnen in Gruppe B ging es nicht anders. Die Wattenscheiderin ließ ihre Kugel auf 15,16 Meter fliegen, auch sie verpasste das große Q, aber auch sie steht mit der neuntbesten Weite im Finale. Damit war sie zufrieden, mit den Stößen dagegen nicht: „Ich war voll nervös. Mir fehlte der Druck“, erklärte die 19-Jährige, die in der Vorwoche noch krank gewesen war. Bis zum Finale will sie ihre Kräfte noch einmal bündeln. Dort ist Alyssa Wilson (USA; 17,02 m) die Gejagte.

MÄNNLICHE U20

100 Meter Halbfinale

Fehlstart und Platz sieben: DLV-Duo erwischt schlechten Tag

Als die Reaktionszeiten des dritten Halbfinals an der Anzeigetafel erschienen war klar: Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) wird in Tampere keine zweite Chance erhalten, sein Können über 100 Meter unter Beweis zu stellen. -4 – die Zahl, die verdeutlichte, dass er zu früh aus den Blöcken geschossen war. „Ich wusste es“, sagte er über den Moment, in dem zurückgeschossen wurde. „Ich hatte noch gehofft, dass ich mit dem Schuss raus bin, aber ich habe es schon gemerkt.“ Besonders ärgerte ihn, dass in seinem Rennen ein Finalplatz mit 10,36 Sekunden wegging. „Ich habe die anderen auf dem Track gesehen, ich war voller Hoffnung, ich war topfit – der Finaleinzug wäre drin gewesen.“


Luis Brander war kurz zuvor nach 10,54 Sekunden seines Halbfinals ins Ziel gekommen und ebenfalls ein bisschen ratlos. „Eigentlich habe ich den Start nicht als so schlecht empfunden, und auch das Rennen fand ich besser als gestern“, sagte der Erfurter, der am Dienstag in 10,52 Sekunden eine Runde weiter gerannt war. „Die Zeit überrascht mich. Irgendwie war es bisher nicht meine WM.“ Wiedergutmachung könnte für beide DLV-Athleten mit der Staffel folgen, für die sie sich viel vorgenommen haben. „Da geben wir alles!“ kündigte Luis Brandner an.

400 Meter Vorläufe

Souveräner Auftritt von Jean-Paul Bredau

„Auf geht’s, Paul!“ Die lautstarke Anfeuerung seiner Teamkollegen hallte durch das Stadion von Tampere, bevor sich Jean-Paul Bredau (SC Potsdam) in den Startblock begab. Diese Unterstützung verlieh Flügel: Der Potsdamer kam gut ins Rollen und hatte sich auf der Zielgeraden eine so komfortable Position erarbeitet, dass er nach einem Schulterblick schon Tempo rausnehmen und austrudeln lassen konnte. Und das, obwohl er einen schnellen Vorlauf erwischte hatte, in dem Jonathan Jones (Barbados; 46,05 sec) vorweg preschte. Platz drei in 47,11 Sekunden für den deutschen Langsprinter und das große Q fürs Halbfinale.

„Die anderen habe ich gehört, das hat motiviert!“ berichtete er. „Es war ein geiles Gefühl, hier im Nationaltrikot zu laufen.“ Das Rennen sei nach Plan verlaufen, hinten habe er Kräfte für das Halbfinale sparen können – und vielleicht auch für einen ungeplanten zusätzlichen Staffel-Auftritt am Samstag in Runde eins. Denn im Vorlauf zuvor war die Bahn des weiteren DLV-Athleten Joshua Hartmann (ASV Köln) frei geblieben. Kurz vor dem Callroom war die Entscheidung gefallen, auf den Vorlauf zu verzichten. Hartmann war umgeknickt und hat Fußbeschwerden. Auch über seinem Staffel-Einsatz steht nun ein Fragezeichen.

110 Meter Hürden Vorläufe

Stefan Volzer lässt nichts anbrennen

Die ersten Drei eines Vorlaufs zogen mit großem Q ins Halbfinale ein. Stefan Volzer (VfB Stuttgart) sicherte sich mit Rang zwei in 13,74 Sekunden souverän das Ticket für die nächste Runde. Erst einmal war er noch schneller gewesen: In Mannheim, als er mit 13,57 Sekunden die letzte Chance auf die WM-Qualifikation genutzt hatte. In Tampere kam er zwar mit der zweitschlechtesten Reaktionszeit aller 55 Vorlauf-Teilnehmer nicht besonders gut ins Rennen, dann aber lief’s.

„Ich bin relativ zufrieden“, bilanzierte der Stuttgarter. „Der Start war zwar eine Katastrophe, nach dem Fehlstart vorher. Aber dann habe ich versucht, an dem Jamaikaner dranzubleiben, das hat ganz gut geklappt.“ Orlando Bennett (13,65 sec), mit einer Bestzeit von 13,00 Sekunden einer der Medaillenkandidaten, rannte vorweg, Stefan Volzer hinterher und noch am Rest der Konkurrenz vorbei. „Wenn ich im Halbfinale einen guten Lauf mit Bestzeit erwische, könnte es vielleicht fürs Finale reichen“, blickte er voraus, „aber ich mache mir keinen Druck.“

110 Meter Hürden Halbfinale

Stefan Volzer kommt aus dem Gleichgewicht

Stefan Volzer hatte sich einen runden Lauf für das Halbfinale gewünscht – und in der Tat hätte er mit einem Rennen in Richtung Bestleistung vermutlich in der Runde der besten Acht gestanden. Der letzte Zeitschnellste kam mit 13,57 Sekunden weiter, eben dort liegt der Hausrekord des Stuttgarters. Doch es kam anders.

„Der Start war ein bisschen besser, dann war ich eigentlich ganz gut dran. Aber bei der vierten oder fünften Hürde habe ich einen Schlag von nebenan bekommen, und dann noch mal.“ Im Kampf um die beste Ausgangsposition hatte ihn die Hand eines Gegners aus dem Schwung gebracht. So waren die Top Zwei, die direkt weiterzogen, und auch die Plätze der Zeitschnellsten außer Reichweite. Nach 13,91 Sekunden waren die U20-Weltmeisterschaften für Stefan Volzer, der noch ein weiteres Jahr in der U20 vor sich hat, beendet. „Ich wäre gerne mit einer besseren Zeit rausgegangen“, erklärte er, „aber solche Läufe gibt es eben auf diesem Niveau.“

Stabhochsprung Qualifikation

Bo Kanda Lita Baehre löst Pflichtaufgabe problemlos

Dreimal musste Bo Kanda Lita Baehre am Mittwoch in der Stabhochsprung-Qualifikation Anlauf nehmen – und damit einmal mehr, als er eigentlich geplant hatte. 5,10 Meter schaffte der Leverkusenerin im ersten Versuch, bei 5,20 Metern passte zunächst der Abtand nicht. Im zweiten Versuch flog er locker drüber, damit hatte er das Ticket für das Finale in der Tasche. Die Qualifikationshöhe von 5,35 Metern musst nicht mehr aufgelegt werden. "Der Fehlversuch hat mich nicht aus der Ruhe gebracht", berichtete der 5,60-Meter-Springer. "Die Anlage ist ganz okay, nur der Gegenwind hat allen ein bisschen Probleme bereitet."

Ein Solo gab's bereits in der Qualifikation vom großen Favoriten Armand Duplantis. Der US-Amerikaner, der für die Heimat seiner Mutter Schweden startet, hatte sich 5,30 Meter zum Einstieg in den Wettbewerb ausgesucht. Da standen die weiteren Final-Teilnehmer aber schon fest. So sprang er alleine, genau einmal, dann war auch der U20-Weltrekordler in der Runde der besten Zwölf eingezogen. Dort wird er wohl kaum zu schlagen sein. "Eine Medaille" aber, die hat sich Bo Kanda Lita Baehre zum Ziel gesetzt. Kein leichtes Unterfangen, denn auch die weiteren Podiumskandidaten gaben sich in der Qualifikation keine Blöße.

Hammerwurf Qualifikation

Fabio Heßling reicht ein gültiger Wurf

Die Hammerwurf-Qualifikation begann für Fabio Heßling mit einem lauten Scheppern. Der Athlet vom LAC Saarlouis schickte sein Wurfgerät ins Gestänge des Käfigs und musste mit einem X leben. In Runde zwei kratzte er dann mit 69,88 Metern an der 70-Meter-Marke. Näher heran an die Qualifikationsmarke von 74,00 Metern ging es nicht, auch der dritte Wurf war ungültig. Kleines Handicap: Fabio Heßling konnte nicht mit seinem eigenen Hammer werfen. „Der ist leider kaputtgegangen, als ein anderer Athlet damit geworfen hat“, berichtete der Saarländer, der nach drei Durchgängen kurz zittern musste. Dann stand fest: Mit der zehntbesten Weite hatte er es ins Finale geschafft.

„Damit, dass ich im Finale bin, bin ich zufrieden. Mit den Würfen nicht. Das war nicht das, was ich zuletzt im Training geschafft habe. Auch die Einwürfe waren definitiv besser.“ Im Finale will er am Freitag seine Bestmarke von 72,28 Metern angreifen, mit der er sich bei der Junioren-Gala für Tampere qualifiziert hatte. Ein Athlet wird in der Runde der besten Zwölf fehlen: Der Jahresbeste Christos Frantzeskakis aus Griechenland, der schon 81,32 Meter geworfen hat, musste sich mit drei Ungültigen verabschieden.

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