| U20-WM 2018

Tampere Tag 4 – Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Es geht um den Einzug in die Halbfinals und Finals! Welche DLV-Athleten können sich in den Vorrunden gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen? Wo purzeln Bestleistungen und wer überrascht auf großem Parkett? Hier lesen Sie von den Vor-Entscheidungen am Freitag bei der U20-WM in Tampere (Finnland).
Silke Bernhart

WEIBLICHE U20

200 Meter Vorläufe

Sophia Junk und Corinna Schwab überzeugend

Zwei DLV-Teilnehmerinnen in den 200-Meter-Vorläufen, zwei zweite Plätze und zwei überzeugende Vorstellungen: Sophia Junk (LG Rhein-Wied; 23,43 sec) und Corinna Schwab (TV Amberg; 23,55 sec) stehen im Halbfinale der U20-WM. „Endlich mal ein gutes Rennen“, freute sich U20-Vize-Europameisterin Sophia Junk, „da habe ich lange drauf gewartet!“ Ebenso wie auf ihren Start in Tampere. „Seit fünf Tagen hänge ich hier rum und versuche Kräfte zu sparen“, berichtete sie, „endlich geht’s auch für mich los!“ Und dann gleich richtig, denn am Nachmittag stehen für sie der Staffel-Vorlauf und das 200-Meter-Halbfinale auf dem Programm, für die sie im Vorlauf noch Kräfte sparen konnte.

Dasselbe Programm absolviert dieses Mal Corinna Schwab, die bisher international vor allem auf der Stadionrunde unterwegs war und 2017 mit der 4x400 Meter Staffel Silber bei der U20-EM gewann. „In Nürnberg werde ich die 400 Meter laufen“, blickte sie auf die nationalen Titelkämpfe am 21./22. Juli voraus, „hier bin ich jetzt mal Sprinterin. Ich war auch vorletzte Woche noch krank, da wäre das hier sonst ein bisschen viel gewesen.“ Mit einer neuen Bestzeit über 200 Meter unterstrich sie schon im ersten Rennen, dass die Entscheidung die richtige war.

200 Meter Halbfinale

200-Meter-Finale mit zwei DLV-Sprinterinnen

Der deutsche Frauensprint ist Weltklasse – sowohl bei den Frauen als auch im Nachwuchs. Das hat Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01) mit Rang vier im 100 Meter-Finale bewiesen. Das hat die Staffel mit der besten Vorlauf-Zeit gezeigt. Und das haben Sophia Junk (LG Rhein-Wied) und Corinna Schwab (TV Amberg) im 200-Meter-Halbfinale untermauert.

Corinna Schwab machte dabei in 23,57 Sekunden als Zweite des ersten Rennens sogar ganz ohne Zittern direkt die Final-Qualifikation klar. In der Mixed Zone bangte sie anschließend mit Sophia Junk, die im folgenden Lauf in 23,46 Sekunden Dritte geworden war. Als nach Rennen drei alle Athletinnen im Ziel waren, war klar: Es hatte für beide für die Runde der besten Acht gereicht.

„Ich bin ein bisschen überwältigt“, gestand Corinna Schab, die zwar ein wenig mit dem Finale geliebäugelt hatte, aber: „Ich wusste, ich muss über mich hinauswachsen.“ Die schnelle Staffel zwei Stunden zuvor habe weniger die Beine beschwert, als vielmehr beflügelt – trotz klitschnasser Socken nach einem fetten Regenschauer und Bibbern in der Kälte. „Wir haben heute echt jedes Wetter durch“, lachte Sophia Junk, „wir waren sehr lange im Callroom, ich habe ziemlich gefroren. Das Rennen sei unrunder gewesen als der Vorlauf. „Vielleicht nicht verwunderlich, nach einem Rennen und der Staffel, für die man immer 130 Prozent gibt“, befand sie. Im Finale sei keine Überfliegerin dabei und alles offen.

Hochsprung Qualifikation

Viele gute Sprünge, aber leider nur ein Q

Ein einziges Mal waren Lavinja Jürgens (TSV Kranzegg) und Bianca Stichling (TSG Weinheim) in diesem Sommer über 1,83 Meter gesprungen, das war das Ticket nach Tampere wert. In den meisten ihrer weiteren Wettkämpfe hatte für ähnliche Höhen noch die Sicherheit gefehlt. In der Qualifikation der U20-WM aber waren sie hochkonzentriert und voll da.

Bianca Stichling leistete sich von ihrer Einstiegshöhe von 1,70 Meter bis hin zu 1,80 Meter keinen einzigen Fehlversuch – es war das zweitbeste Resultat ihrer Saison. Bei 1,82 Meter war dann jedoch Endstation. In einem starken Feld reichte das als 15. nicht für das Finale. Sie sei bei ihrer zweiten internationalen Meisterschaft aufgeregter gewesen als bei ihrer ersten 2017 in Tiflis (Georgien), "hier ist mehr Druck." Aber: „Ich habe mich trotzdem gut gefühlt.“ Umso größer war die Enttäuschung aufgrund der knapp verpassten Qualifikation. 1,82 Meter im Ersten hätten ihr gereicht.

Lavinja Jürgens versuchte, die Mitstreiterin zu trösten, sie selbst aber konnte sehr glücklich sein: „Endlich wieder Bestleistung!“ strahlte sie, nachdem sie mit 1,84 Meter im ersten Versuch die direkte Qualifikationshöhe überwunden hatte. Schon als 16-Jährige war sie über diese Höhe gesprungen, jetzt zwei Jahre später, war es wieder soweit. „Es ist schon krass, wie viele heute über 1,84 Meter gesprungen ist“, staunte sie, wird sich davon aber für das Finale nicht einschüchtern lassen. „Jetzt erst recht!“ lautet ihre Devise für den nächsten Auftritt.

4x100 Meter Vorläufe

DLV-Staffel begeistert schon im Vorlauf

Viktoria Dönicke (LV 90 Erzgebirge). Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01). Sophia Junk (LG Rhein-Wied). Und Corinna Schwab (TV Amberg). So die Reihenfolge der DLV-Staffel, die am Freitag den Vorlauf sicher ins Ziel bringen wollte. In derselben Besetzung war das bei der Junioren-Gala noch schief gegangen. Dieses Mal aber nicht – im Gegenteil: In absolut überzeugender Manier trugen die vier Sprinterinnen den Stab ums Rund. Und als beim dritten Wechsel die gleichauf liegenden US-Amerikanerinnen mit einem Schrei des Entsetzens den Stab verloren, rannte Corinna Schwab das Rennen mit riesigem Vorsprung ins Ziel. Die Zeit: 43,80 Sekunden. „Das ist gut. Aber es geht noch besser!“ lachte Keshia Kwadwo. Ihre Beine waren nach drei Rennen schon ein wenig schwer. „Aber Staffel geht immer!“

Startläuferin Viktoria Dönicke hatte die Vorgabe „sicher starten“ mit ins Rennen genommen und diese bestens umgesetzt, die vor ihr startende Britin Kristal Awuah, Dritte des 100-Meter-Finals, ließ sie nicht entkommen. Dann machte Kwadwo auf der Gegengerade Druck und rannte an der Konkurrenz vorbei. „Im Vorlauf haben wir auf Sicherheit gewechselt und auf unsere läuferischen Fähigkeiten vertraut“, erklärte Sophia Junk, die dann – anders als noch in Mannheim den Stab sicher übernahm. „Ich habe schon gemerkt, dass bei den Amis was schiefläuft“, blickte Corinna Schwab auf den Einstieg auf ihre Teilstrecke zurück, „dann konnte ich das Rennen ganz entspannt nach Hause laufen.“ Schneller als das DLV-Quartett war am Freitag keine Staffel.

 

MÄNNLICHE U20

800 Meter Vorläufe

Oskar Schwarzer muss Lehrgeld zahlen

Oskar Schwarzer (TV Groß-Gerau) stützte erschöpft und ein wenig enttäuscht die Hände auf die Oberschenkel und schüttelte mit dem Kopf. Seine erste Erfahrung auf internationalem Parkett in einem Lauf mit einigen der besten U20-Athleten der Welt war eine zum Lernen gewesen. „Ich wusste schon, dass ich in meinem Rennen einer der Läufer mit der langsamsten PB bin“, sagte er, „aber ich wollte trotzdem vorne mitlaufen.“ 300 Meter gelang das ganz gut, dann war er eingangs der zweiten Runde eingekesselt. „Die Gegengerade war hart, auf den letzten 100 Metern ging dann gar nichts mehr.“

Der 19-Jährige wurde schließlich im ersten Vorlauf, den vorne in 1:48,86 Minuten der US-Amerikaner Josh Hoey für sich entschied, Achter. Seine Zeit: 1:52,39 Minuten. Seine Bestzeit, mit der er sich für Tampere qualifiziert hatte: 1:49,37 Minuten. „Das ist noch mal etwas ganz anderes als in Deutschland“, stellte er fest. „Es war trotzdem der größte Erfolg meiner Karriere, hier dabei zu sein. Und der Lohn für viele Jahre hartes Training.“

Speerwurf Qualifikation

Zwei Bestleistungen, zwei Final-Tickets

Maurice Voigt (LC Jena) lieferte gleich im ersten Wurf sein Glanzstück ab. Mit 70,94 Metern war er angereist. In die Qualifikation stieg er mit 71,49 Metern ein. Zwar nicht das große Q, für das 72,00 Meter hermussten. Aber doch ein glänzender Auftakt, mit dem der 17-Jährige als siebtbester Werfer ins Finale einzog. „Beim ersten Versuch bin ich zweimal angelaufen“, berichtete er, „erst bin ich ein bisschen durcheinandergekommen. Aber dann war es so, wie es sein soll. Gleich im Ersten einen raushauen – das war der Plan.“ Mit dem Olympiasieger hat er das beste Vorbild in der eigenen Trainingsgruppe: Ebenso wie Thomas Röhler trainiert er bei Harro Schwuchow, wann immer es passt gemeinsam. „Thomas freut sich immer über die Erfolge der Nachwuchsathleten“, sagte Maurice Voigt, „und ich wünsche ihm heute viel Erfolg in der Diamond League.“

In Gruppe A hatte zuvor auch Jakob Nauck seine Aufgabe mit einer neuen Bestleistung gut gelöst: Der Athlet vom SC DHfK Leipzig schickte seinen Speer auf 69,60 Meter und verließ er als Vierter erleichtert den Innenraum – zumal er sich zwei Wochen vor den Titelkämpfen noch an der Hüfte verletzt und auch beim ersten Wurf in Tampere wieder Schmerzen verspürt hatte. „Ich habe mich gut gefühlt, im Einwerfen war es locker“, erklärte er, „für mein erstes internationales Event war ich überraschend wenig aufgeregt.“ Die Aufregung wird sich beim Verfolgen der zweiten Gruppe eingestellt haben, denn die war deutlich besser. Ein Werfer nach dem anderen übertraf die Weite des Leipzigers, am Ende konnte er aber doch aufatmen: Mit Platz elf der Qualifikation steht auch er im Finale.

4x100 Meter Vorläufe

Deutscher U20-Rekord eingestellt: DLV-Sprinter „on fire“

Ein TV-Interview, dann das nächste, dann Diskussionen um eine Dopingkontrolle und den eigentlich noch folgenden 200-Meter-Start von Milo Skupin-Alfa. Ganz schön viel Wirbel – aber aus einem sehr erfreulichen Grund: Die deutsche 4x100 Meter Staffel hat im Vorlauf der U20-Weltmeisterschaften von Tampere in 39,13 Sekunden den deutschen U20-Rekord eingestellt! In derselben Zeit hatte ein DLV-Quartett zwei Jahre zuvor bei der U20-WM Bronze gewonnen.

„Ich hatte etwas Schiss“, gestand Startläufer Lucas Ansah-Preprah (Hamburger SV), der anders als seine Mitstreiter noch kein Einzelrennen bestritten hatte, „aber die Kollegen hier haben mich beruhigt. Dann habe ich versucht, den Finnen vor mir einzuholen.“ Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) übernahm den Stab und legte auf der Gegengerade ein starkes Rennen hin. „Ich bin ein bisschen zu früh losgerannt und habe mich dann noch mal umgedreht“, berichtete er, „daher bin ich erst nur mit 90 Prozent losgerannt, dann kam ich besser in Schwung.“

Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) nahm das Rennen als „gutes Training“ für das 200-Meter-Finale. „Da konnte ich noch mal reinballern, im Finale hoffe ich auch wieder auf eine gute Kurve“, erklärte er und konnte berichten, dass die Beine noch überraschend frisch sind. Luis Brander (LAC Erfurt) bestritt die letzten 20 Meter mit einem Lächeln auf den Lippen und deutlichem Vorsprung auf die starke Konkurrenz aus Jamaika (39,68 sec) und Polen (39,99 sec). „Das war eine dankbare Rolle“, sagte er, und: „Das war mega geil. Wir haben alle noch Reserven für morgen!“

 

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