| Berlin 2008 – Berlin 2018

Unsere Zeitreise mit... David Storl – ein Jahrhunderttalent blickt zurück

Steigen Sie ein und schnallen Sie sich an. Wir nehmen Sie mit auf eine Zeitreise. Eine Reise, die im Sommer 2008 bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften im Berliner Olympiastadion beginnt. Eine Reise, die im Sommer 2018 bei den Europameisterschaften im Berliner Olympiastadion ihren Höhepunkt finden soll. Berlin 2008 – Berlin 2018. Gestern und Heute. Now and then. In dieser Woche ist Ihr Reiseleiter: David Storl, zweimaliger Weltmeister und dreimaliger Europameister im Kugelstoßen.
Pamela Ruprecht

Im Video: 10 Jahre Kugelstoß-Weltspitze mit David Storl – ein Rückblick in Bildern

David Storl, bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften 2008 im Berliner Olympiastadion sind Sie im Kugelstoßen mit 19,81 Metern Erster und im Diskuswerfen mit 57,37 Metern Zweiter geworden. Können Sie sich an diesen Wettbewerb noch erinnern?

David Storl:
An den Wettbewerb erinnere ich mich schon noch. Es war für mich das erste Mal, dass ich im Berliner Olympiastadion nicht nur als Zuschauer war, sondern selbst Teilnehmer. Für mich war es nach dem erfolgreichen Jahr 2007 auch die erste nationale Meisterschaft als U18-Weltmeister. Von daher war das für mich schon etwas Besonderes.

Damals waren Sie noch in zwei Disziplinen aktiv. War dennoch dort schon klar, dass die Kugel Ihr Wurf-Gerät ist?

David Storl:
So klar war es nicht. Mir hat Diskuswerfen schon immer Spaß gemacht und ich mache das auch heute noch gerne, auch wenn ich dieses Jahr dafür noch nicht die Zeit hatte. Es ist einfach eine coole Disziplin. In der Jugend finde ich das auch in Ordnung, wenn man mehrere Disziplinen macht. Das sollten alle Jugendlichen machen. Ich denke nicht, dass man sich in der U18 und U20 schon so krass spezialisieren sollte. Vielseitigkeit ist immer gut.

Wie haben Sie das Olympiastadion 2008 als Jugendlicher im Ring erlebt?

David Storl:
Von der Kulisse her war es schon beeindruckend, zum Teil auch erdrückend, weil es riesengroß war und man das so nicht kannte. Bei den Jugend-Meisterschaften waren natürlich nicht viele Zuschauer da, die in so einem großen Stadion noch dazu verloren gehen. Da kommt auch keine Akustik zustande. Die Situation war ein bisschen suspekt: Auf der einen Seite war es total schön, dort einen Wettkampf machen zu dürfen. Auf der anderen Seite war es total komisch, weil kein Mensch drin saß.

Wenn Sie an Ihr jugendliches Ich von damals zurückdenken, wir würden Sie das beschreiben?

David Storl:
In dem Alter ist man noch unbekümmerter, unbeschwerter und unerfahrener. Man lässt sich von solchen Kulissen wie im Olympiastadion stark beeindrucken. Damals mit 17 konnte ich auch noch nicht ahnen, dass das nur mein erster von vielen Wettkämpfen im Olympiastadion sein sollte. Bei der WM 2009 war ich ja nochmal am Start und habe später bei einer Reihe von ISTAFs mitgestoßen.

Was waren in der Jugend Ihre sportlichen Ziele?

David Storl:
Da gab es früher immer diesen Spruch: Wer in der Jugend gut ist, muss sein Können bei den Erwachsenen erstmal beweisen. Womöglich wurden nämlich zu viele Trainingsmittel vorweggenommen oder schon früh Erwachsenentraining gemacht. Man muss es erstmal schaffen, sich weiter zu steigern. Es war immer mein Ziel oben anzukommen. Ich habe mir gesagt: Jetzt hast du einen Wettkampf in dem großen Olympiastadion gemacht, bei dem keiner drin saß, später willst du aber auch bei den Erwachsenen Fuß fassen und dann Wettkämpfe bestreiten, bei denen so ein Stadion mal voll ist. Das ist mir ganz gut gelungen, glaube ich.

Welche Träume von damals haben sich bisher rückblickend erfüllt?

David Storl:
Eigentlich fast alle, bis auf dass ich mit der Männer-Kugel noch das stoßen will, was ich mit der Sechs-Kilo-Kugel erreicht habe. Da muss ich noch ein bisschen daran arbeiten. Das sind 22,73 Meter. In der Jugend war es immer mein Ziel, die Weite mit der leichteren Kugel auch im Jahr später mit der schwereren Kugel zu stoßen. So habe ich versucht, mich von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe weiterzuentwickeln. Das war dann auch mein Anreiz bei den Erwachsenen.

Gibt es im Rückblick auf die letzten zehn Jahre etwas, was Sie im Nachhinein gerne anders gemacht hätten?

David Storl:
Man kann im Nachhinein immer sagen, dass man in bestimmten Momenten etwas anders hätte machen können oder dass man den ein oder anderen Weg früher einschlagen hätte sollen. Aber im Endeffekt kann man das nicht mehr rückgängig machen und ich hatte ab 2007 eine richtig erfolgreiche Zeit. Von daher denke ich, dass das fast das Optimum war. Man muss erst reifen und viel Grundlagen-Training absolvieren bis man in der Weltspitze ankommt und das ist in den Jahren bei Sven Lang richtig gut gelungen.

Wie unterscheidet sich die mentale Einstellung vor dem Wettkampf zwischen dem David Storl von 2008 und dem heutigen David Storl in 2018? Und was ist gleich geblieben?

David Storl:
Was gleich geblieben ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Es hat sich eigentlich alles verändert. Den Druck, den man sich selbst macht, und die Erwartung, die man selbst hat, sind natürlich immens gestiegen. Und natürlich auch der Druck von außen. Man bekommt von vielen Seiten einen kleinen Rucksack aufgesetzt und gesagt, welche Ziele man erreichen sollte. Das hat sich schon geändert. Diese Unbekümmertheit und Unbeschwertheit ist schon etwas verloren gegangen. Man versucht das manchmal zurückzugewinnen, aber man kann die Erwartungen nicht von der Hand weisen.

Mit dem gestiegenen Druck ist aber wahrscheinlich auch die mentale Stärke größer geworden...

David Storl:
Ja, man hat schon einige Wettkämpfe erlebt, einige Höhen und Tiefen durchgemacht. Man hat auch schon viele interessante Leute kennengelernt, die einem etwas mit auf den Weg gegeben haben. Von daher habe ich schon deutlich mehr Erfahrung als 2008.

Sprung von der Vergangenheit in die Zukunft: Welche Träume in Ihrem Sportlerleben wollen Sie sich noch erfüllen?

David Storl:
Ich möchte auf jeden Fall meine Bestleistung weiter steigern und dann Olympiasieger werden. Das sind die Träume, für die man damals 2008 gebrannt hat. Man will irgendwann beim größten sportlichen Ereignis, das es gibt, ganz oben stehen.

Sehen Sie sich mit Ihrem neuen Coach Wilko Schaa auf einem guten Weg dahin?

David Storl:
Das würde ich behaupten. Die Hallensaison war ein guter Grundstein für das, was wir vorhaben. Das war zwar nicht die beste Weite, die ich je gestoßen habe, aber es war ein Schritt nach vorne im Vergleich zu den letzten Hallensaisons. Es stand wieder eine gute Leistung zum Höhepunkt, so wie ich mir das vorgestellt habe. Die Medaille war aufgrund der Vorleistungen überraschend, aber man muss auch mal seine Chance nutzen. Ich will im Sommer daran anknüpfen, wo ich bei der Hallen-WM aufgehört habe. Bei der Europameisterschaft will ich eine entscheidende Rolle spielen. Ich denke, wir haben eine gute Zukunft vor uns.

Im Video: 10 Jahre Kugelstoß-Weltspitze mit David Storl – ein Rückblick in Bildern

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