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Ursula Herrendoerfer - Gesund bleiben regelt alles

Fragt man Ursula Herrendoerfer, die am Samstag ihr 75. Lebensjahr vollendet, wie sie eigentlich zum Gehen gekommen ist, muss man erst einmal ihren sportlichen Hintergrund kennenlernen. Bereits mit 14 Jahren wurde ihre Sportlehrerin vom Eckener-Gymnasium in Berlin-Mariendorf auf sie aufmerksam: sie sollte doch einmal Rudern ausprobieren. Aber bei diesem Ausprobieren blieb es nicht, denn sie trat dem Frauenrudern bei und war im Boot des Zweier und Vierer ohne Steuermann dabei und startete sogar bei der Europameisterschaft in Macon (Frankreich).
Karl-Heinz Flucke

Nachdem ihre zwei Kinder geboren wurden und diese für den Reitsport ein Faible gefunden hatten, war Ursula Herrendoerfer auch dabei und profilierte sich als Dressurreiterin bis hin zum mittleren Niveau. Diese "Grundausbildung" kam ihr auch zugute, als sie familiär nach Südamerika (Chile) umsiedelte, wo man eher mit dem Pferd als mit dem Auto weiter kommt. Dort erlernte sie auch das Tennisspielen, aber das war nicht so ihr "Ding".

Wieder zurückgekehrt nach Deutschland gab es einen Reiterhof in der Nähe von Saarlouis. Sie begann abermals zur reiten, getreu dem Sprichwort: "Jetzt will ich´s wissen!".Aber schon bald zog es sie familiär nach Texas (USA) und auch dort wurde der Reitsport ihre Sportart Nummer eins. Ihr Reitlehrer erkannte in ihr das Talent und reiste mit ihr bis an die Ostküste nach Kalifornien. Aber der Sport hatte auch seine Kehrseite, ihr letztes Pferd verstarb mit sieben Jahren. Sie kam nach den vielen Ortswechseln nun wieder nach Deutschland, hatte beim Abschiednehmen viele Tränen vergossen und eine neue Sportart entdeckt.

Kurz vor 60 ging es los

Über die Walking-Bewegung erlernte Ursula Herrendoerfer in einem Verein im Kurs die Vorteile des Walkens. Aber das, stellte sich bald heraus, war ihr zu langsam. Ihr damaliger Trainer war Alfred Schnabel (zwei Berufungen in die Nationalmannschaft gegen Dänemark und die Schweiz 1954 und bis 1993 Chef-Gehrichter beim DLV), der ihr anrat: "Du musst gehen". Schon kurz darauf lernte sie bei Veranstaltungen Dr. Wolfgang Schaefer vom Diezer TSK Oranien kennen, der sie förderte und forderte. Bereits im Jahre 2000 wurde sie Westddeutsche Meisterin im Gehen, nach drei Monaten intensiver Vorbereitung.

Bei vielen Deutschen und internationalen Meisterschaften kennt man Ursula Herrendoerfer. Ihr größer Erfolg war der zweimailge Gewinn der Goldmedaille bei Senioren-Weltmeisterschaften. Diesen Erfolg wiederholte sie auch  in diesem Jahr - noch in der Klasse W70 startend - mit ihren Team-Kolleginnen Ursula Klink und Gisela Theunissen in der Mannschaftswertung im 10 und 20 Kilometer Straßengehen bei den 21. Senioren-Weltmeisterschaften in Lyon (Frankreich).

Fragt man Ursula Herrendoerfer nach einem Geburtstagswunsch, sagt sie bescheiden: "Gesund bleiben - das regelt alles weitere." Heute lebt die 75-Jährige in der Hauptstadt. Sie hat sich dort dem Verein Polizei SV Berlin angeschlossen, nachdem ihre Mannschaft bei ihrem hessischen Verein auseinanderfiel.

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