| U16-DM Einzel Köln

W15 am Samstag: Keshia Kwadwo mit Megasprint

Die Vielseitigkeit soll trotz der neuen Deutschen Einzelmeisterschaften gefördert werden. Eines steht aber nach dem ersten Tag fest. Die Siegerinnen der weiblichen Nachwuchsathleten sind überwiegend Spezialistinnen, allen voran Keshia Kwadwo, die sich selbst als reine Sprinterin bezeichnet. Mit 11,82 Sekunden schrammte sie im 100-Meter-Finale erneut um ein Hundertstel am Deutschen Uralt-Rekord vorbei. Der Höhepunkt eines gelungenen ersten Tages der U16-DM in Köln.
Pamela Ruprecht

Schon in der Staffel war sie im Vorlauf sichtbar schnell unterwegs. An Position zwei des TV Wattenscheid brachte Keshia Kwadwo das Quartett in Führung. Auch in der 100-Meter-Vorrunde kündigte sie in ihrem 11,94-sekundenlangen Auftritt an, dass das Finale ihr Ding wird. Und so war es. Die jüngere Schwester von Staffel-Europameisterin Yasmin Kwadwo fegte vorneweg. Die Zeitmessung stoppte bei 11,82 Sekunden, Bestleistung eingestellt und ein zweites Mal um eine Hundertstel an der Deutschen W15-Bestleistung aus dem Jahr 1977 vorbei.

Aber kein Grund für Keshia Kwadwo sich zu ärgern, um eine bestimmte Zeit ging es ihr nicht, nur um den Deutschen Meistertitel. Die ersten Deutschen Meisterschaften für die U16 findet sie im Hinblick auf ihre Zukunft gut. „Man kann hier erfahren wie es später bei den Wettkämpfen abläuft“, sagte die Siegerin. Dazu hat sie auch ihre ältere Schwester. „Sie ist für mich im Trainingsalltag eine wichtige Vertrauensperson. Da sie schon viel erlebt hat, kann sie mir einiges mitgeben. Wenn ich Fragen habe, gehe ich zu ihr“, beschreibt Keshia Kwadwo die Rolle von Yasmin, die ihr bei der Siegerehrung die Medaille überreichte. Silber bekam Anabel Galander (SC Magdeburg; 12,24 sec), Bronze Maja Höber (LG Westerwald; 12,32 sec).

Langstrecke bietet Spannung

Auf den längeren Strecken war Spannung geboten. Die 3.000-Meter-Distanz zeigte, dass ein nationales Event Bestleistungen aus den Athletinnen kitzelt. Rasant legte Renee Havenga (LAC Quelle Fürth) los, einen Abstand von knapp 40 Metern zwischen sich und das Feld zog sie bis zur letzten Runde durch. Aber ob sie dieses Tempo durchhalten würde? Sie war nur mit der achtbesten Zeit des Feldes angereist (10:31,19 sec). Die Favoritinnen um Annika Riedel (SG Bredenbeck) warteten ab und führten die Verfolgergruppe an. Mit Eingang in die letzte Runde schrumpfte der Vorsprung von Renee Havenga Meter um Meter, es schien als sei sie zu forsch angegangen.

Darauf gewartet hat Annika Riedel, die im Schlussspurt alle anderen Attacken auf Gold abwehrte und sich in 10:02,45 Minuten den Titel sicherte, sechzehn Sekunden schneller als bisher in der Saison. Da auf der Zielgeraden gerade die ersten Läuferinnen überrundet wurden, war es zwischenzeitlich unübersichtlich geworden. Die eingebrochene Renee Havenga schaffte es irgendwie doch noch auf den Silberplatz, ihre Bestleistung steigerte sie um mehr als 25 Sekunden auf 10:05,86 Minuten. Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach; 10:06,14 min) entschied das knappe Duell um die Bronzemedaille vor der Nordeutschen Meisterin über 2.000 Meter Lisa Vogelsang (Eintracht Hildesheim; 10:06,87 min).

Von der norddeutschen an die nationale Spitze

Merle Homeier (VfL Bückeberg) hat ihr Gebiet, auf dem sie Spitze ist, ausgeweitet. Nach dem Weitsprung-Titel bei den Norddeutschen Meisterschaften in Berlin durfte sie sich auch national als Erste auf das Treppchen stellen. Mit 5,84 Meter blieb sie nur zehn Zentimeter unter ihrer Bestweite von Berlin. Ihr Abdruck in der Sandgrube war dreißig Zentimeter weiter als der der Zweitplatzierten.

Knapp war der Kampf um die Silbermedaille: Die Leistungsabstände zwischen Naemi Benzinger (LAZ Salamander-Kornwestheim LB; 5,54 m) und Imke Daalmann (LG Coesfeld; 5,53 m) waren minimal, nur ein Zentimeter entschied über die Farbe der Medaille. Nicht weit an Bronze vorbei sprang Antonia Kohl (SV Halle; 5,50 m) als Vierte.

Locker zum Titel

Wenn man einen Blick in die Top Ten der Meldeliste wirft, fällt auf, dass ein Teil der Nachwuchs-Stabartistinnen aus den Stabhochsprung-Hochburgen kommt. So auch die Siegerin Lea Faltermann vom LAZ Zweibrücken, der Verein von Weltmeister Raphael Holzdeppe, den sie auch persönlich kennt. Locker leicht hat sie alle Höhen bis 3,50 Meter im ersten Versuch gemeistert.

Ihr Geheimrezept: Sie ist in den Wettkampf ganz anders gestartet als bei den Süddeutschen Meisterschaften in Augsburg. Da wurde Lea Faltermann zwar auch Erste, aber sie hatte einen nervösen Wettbewerb, der ihr nicht gefallen hat. „Ich wollte die Deutschen Meisterschaften wie einen normalen Wettkampf angehen, damit meine Stimmung besser ist“, sagte der neue nationale Champion der U16.  

Der komplexe Stabhochsprung ist ihre Spezialdisziplin, und das schon seit dem zarten Alter von 10 Jahren. Auf dem Talentcup in Zweibrücken von ihrem Trainer Helmut Gruber entdeckt, hat sie sich schrittweise in größere Höhen gewagt. Als sie als einzige noch im Wettbewerb war, ließ sie 3,70 Meter auflegen, zehn Zentimeter über Bestleistung. Ohne Druck war das an diesem Tag zu hoch. Auf den zweiten Platz sprang sich Sonja Hafner (LG Filstal), auf Anhieb über 3,40 Meter. Die drittbeste Höhe und die wenigsten Fehlversuche zuvor gelangen Romy Lorek (LG Peiner Land) mit 3,30 Meter.

Steigerung im richtigen Moment

Eine aufregende Sache so eine erste Deutsche Meisterschaft in den Einzeldisziplinen. Umso bemerkenswerter, dass Isabelle Heisig zum richtigen Zeitpunkt den Speerwurf besser als bisher beherrschte. Die Athletin des SC Cottbus steigerte ihre Bestweite (45,01 m) im zweiten Versuch um mehr als zwei Meter auf 47,34 Meter. Soweit schaffte es danach keine andere mehr. „Es war sehr aufregend und spannend“, sagte Isabelle Heisig im Anschluss, die seit einem Jahr auf den Speerwurf spezialisiert ist.

Damit meinte sie vor allem die Konkurrenz mit Lotte Reimann (LC Jena) und Elisabeth Postier (SC Potsdam), die beide im letzten Versuch ihre besten Würfe des Tages zeigten. Bei Elisabeth Postier waren das 45,45 Meter, gleichbedeutend mit dem Bronzerang, bei Lotte Reimann 45,63 Meter. Die Messungen gaben Entwarnung für die Führende. So stand Isabelle Heisig beim Wettkampf, der „eine sehr hohe Bedeutung“ für sie hatte, ganz oben.

Die Jenaerin war über die Silbermedaille etwas enttäuscht, war sie mit der Jahresbestweite von sehr starken 48,62 Metern angereist. Zum Vergleich die Deutsche W15-Bestleistung hält Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) mit dem schwereren 600-Gramm-Speer bei 49,93 Meter. Lotte Reimann hatte sich mehr ausgemalt. Bei der Siegerehrung hatte sie aber schon wieder ein kleines Lächeln im Gesicht, als das Maskottchen „Jule“ mit ihr einschlug.

Geher schon in Wattenscheid geehrt

Die ersten Deutschen U16-Meister standen schon vor Beginn der Wettkämpfe in Köln fest. Die Medaillen im Bahngehen wurden aufgrund geringer Teilnehmerzahlen bereits im Rahmen der Deutschen Meisterschaften der U18 und U20 in Wattenscheid ausgetragen. Über 3.000 Meter Bahngehen siegte Zoe Krischer (SpVgg 04/13 Burgbrohl) in 16:58,87 Minuten vor Meghann Lehmann (LC Jüterbog) mit 17:19,21 Minuten. Am Sonntag stehen weitere zehn Entscheidungen an, Köln sucht die ersten U16-Meister ihrer Disziplin.


Eine Übersicht aller Ergebnisse finden Sie <link http: www.leichtathletik.de termine top-events u16-dm-2014-koeln-live>hier.

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