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Amanal Petros mit außergewöhnlichem Hattrick in Richtung Heim-EM

Innerhalb von zwölf Monaten stellte er seinen dritten deutschen Rekord auf: Amanal Petros fliegt derzeit von Bestzeit zu Bestzeit und gehört bei der Heim-EM im kommenden Jahr zu den Medaillenkandidaten. Großen Anteil an dieser Entwicklung hat auch der italienische Trainer Renato Canova.
Jörg Wenig

Drei bedeutende deutsche Rekorde hat Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) binnen eines Jahres gebrochen: Am Nikolaustag 2020 lief er beim Valencia-Marathon zunächst 2:07:18 Stunden, im Oktober dieses Jahres brach er beim Halbmarathon in der spanischen Mittelmeerstadt mit einer Zeit von 60:09 Minuten den 28 Jahre alten nationalen Rekord von Carsten Eich, und nun kehrte Amanal Petros erneut nach Valencia zurück und steigerte sich im Marathon auf 2:06:26 Stunden. Zwei Marathonrekorde und ein Halbmarathon-Rekord binnen zwölf Monaten – dieser Hattrick ist einmalig in der Geschichte der deutschen Leichtathletik.

Das Ergebnis von Amanal Petros in Valencia birgt aber noch mehr Superlative: Der erst 26-jährige Läufer ist der erste deutsche Marathonläufer, der die 42,195 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 20 Stundenkilometern absolvierte. Und damit ist er auch der erste Deutsche, der einen Kilometerschnitt von ganz knapp unter drei Minuten schaffte.

Spätestens seit Sonntag zählt Amanal Petros zu den besten europäischen Marathonläufern. In der kontinentalen Jahresbestenliste belegt er Rang zwei. Ein Dreivierteljahr vor den Leichtathletik-Europameisterschaften in München zählt Amanal Petros zu den heißen Medaillenkandidaten. „Der EM-Marathon bleibt mein großes Ziel im nächsten Jahr. Das wird mein Jahreshöhepunkt, ich werde vorher auch keinen weiteren Marathon mehr laufen“, sagt der Läufer des TV Wattenscheid, der von Tono Kirschbaum trainiert wird.

„Es ist wirklich hart mit dieser Gruppe zu trainieren“

Zu seinen Trainingspartnern in Wattenscheid zählen mit Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) zwei weitere deutsche Top-Marathonläufer, die ebenfalls von Tono Kirschbaum betreut werden. Ein gemeinsames Training und eine direkte Anleitung seines Coaches ist allerdings selten geworden. Denn die meiste Trainingszeit des Jahres verbringt Amanal Petros inzwischen im kenianischen Höhentrainingscamp Iten. Dort trainiert er gemeinsam mit einer Gruppe von internationalen Topläufern – unter anderen gehört der Schweizer Julien Wanders dazu. Diese Gruppe wird betreut vom italienischen Star-Trainer Renato Canova, der in den letzten Jahrzehnten reihenweise Langstreckenläufer in die Weltelite geführt hat.

Renato Canova ist bekannt für sein hartes und erfolgreiches Trainingsprogramm. „Er schreibt die Trainingspläne für die Gruppe. Ich kommuniziere dann mit Tono und wir besprechen, was für mich am besten ist und welche Trainingseinheiten ich möglicherweise besser auslasse, weil sie nicht so gut für mich passen“, erzählt Amanal Petros. „Es ist wirklich hart mit dieser Gruppe zu trainieren. Aber ich mache bestimmt 90 Prozent der Einheiten mit.“ Renato Canova hat also sicherlich einen Anteil am jüngsten Aufstieg von Amanal Petros.

Kürzere Distanzen zu Beginn des neuen Jahres

Einen Marathon will Amanal Petros erst wieder in München bei den Europameisterschaften laufen. Dafür sollen im kommenden Jahr zunächst Rennen über kürzere Distanzen im Fokus stehen. Dazu gehören 10 Kilometer und Halbmarathon, aber auch die Bahn-Langstrecken. „Ich möchte über diese Distanzen meine Bestzeiten unterbieten“, sagt Amanal Petros, dessen 5- und 10-km-Zwischenzeiten beim Halbmarathon in Valencia mit 14:11 Minuten beziehungsweise 28:31 Minuten bereits schneller waren als seine Bestzeiten über diese Distanzen (14:17 min/28:49 min).

Mit einer besseren Grundschnelligkeit könnte sich Amanal Petros im Marathon noch weiter steigern. Bereits in Valencia hätte er möglicherweise schon etwas schneller laufen können, wenn die Wetterbedingungen günstiger gewesen wären. „Es war sehr schwierig, der Wind war extrem störend“, sagt Amanal Petros. „Zudem musste ich die letzten sieben Kilometer alleine laufen. Ich denke, dass ich bei guten Bedingungen rund eine Minute schneller gewesen wäre.“ Nach den Europameisterschaften im August in München könnte Amanal Petros vielleicht erneut zum Valencia-Marathon zurückkehren, um einen dritten Marathon-Rekord anzupeilen. „Ich fühle mich wohl in Valencia und die Strecke ist wirklich sehr schnell.“

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