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LANGHÜRDEN MÄNNER | Joshua Abuaku und Constantin Preis überzeugen nach Anlaufschwierigkeiten

Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: Langhürden der Männer.
Nicolas Walter

Das ist 2022 passiert

Für Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) begann das Jahr zunächst alles andere als vielversprechend. Im Mai zog sich der 26-Jährige im Trainingslager einen Muskelabriss im Adduktorenbereich zu. Einige Starts, darunter auch den bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin, musste der Frankfurter absagen. Doch kurz darauf nahm für ihn die Saison endlich Fahrt auf. In La-Chaux-de-Fonds in der Schweiz durchbrach er nach drei Jahren ohne Bestleistung die 49-Sekunden-Schallmauer und kam in 48,80 Sekunden ins Ziel. Bei der EM in München und schließlich beim ISTAF in Berlin konnte er diese Zeit weiter drücken, mit 48,55 Sekunden schloss er das Jahr an der Spitze der deutschen Jahresbestenliste ab.

Beinahe hätte Joshua Abuaku sogar für deutsches Edelmetall bei der EM gesorgt. Lediglich eine Hundertstel trennte ihn schlussendlich von Bronze, doch auch mit Rang fünf überzeugte der Olympia-Halbfinalist.

Auch der Vorjahresschnellste Constantin Preis (VfL Sindelfingen) hatte zu Beginn der Saison aufgrund von Verletzungssorgen Anlaufschwierigkeiten. Erstmals bei der EM in München konnte er in diesem Jahr die 50-Sekunden-Marke knacken und schaffte es bis ins Halbfinale. Beim Meeting in Brüssel Anfang September zeigte der 24-Jährige das im kommenden Jahr wieder Leistungssteigerungen von ihm zu erwarten sind. In 48,83 Sekunden lief er in der belgischen Hauptstadt seine zweitbeste Zeit über 400 Meter Hürden.

Zwei Starter, die im vergangenen Jahr unter 49 Sekunden blieben, konnten in diesem Jahr keine Wettkämpfe bestreiten. Luke Campbell (Sprintteam Wetzlar) und der Berliner Emil Agyekum mussten verletzungsbedingt kürzertreten. Bedingt durch die Ausfälle der etablierten Kräfte vor allem in der ersten Saisonhälfte konnte sich Michael Adolf (TSV Gräfelfing) 2022 den deutschen Meistertitel vor Jordan Gordon (OTB Osnabrück) sichern.

Während bei der WM der Aktiven keine deutschen Athleten am Start waren, wurde der DLV bei der U20-WM von Maximilian Köhler (LG Region Karlsruhe) und Owe Fischer-Breiholz (Schweriner SC) vertreten. Maximilian Köhler, der bei den Deutschen U20-Meisterschaften in Ulm noch mit dem Titel und starken 50,85 Sekunden überzeugen konnte, schied dort allerdings bereits nach dem Vorlauf aus. Der Schweriner schaffte es dagegen mit neuer PB (51,45 sec) in die nächste Runde, war dort dann jedoch chancenlos. Der ursprünglich nominierte Angelos Tsimopoulos, der in Ulm Zweiter wurde, musste in Cali (Kolumbien) verletzungsbedingt passen.

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
EYOF –  – 
U18-EM  – – 
U20-WM – 
EM –  5. Platz: Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt)
WM –  – 

Unser "Ass des Jahres"

Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt)
Platz eins in der deutschen Jahresbestenliste
5. Platz EM

Unser "Talent des Jahres"

Maximilian Köhler (LG Region Karlsruhe)
Deutscher U20-Meister
Platz drei in der deutschen Jahresbestenliste
 

Die deutschen Top Ten 2022

400 Meter Hürden

Zeit Name Jahrgang Verein
48,55 Joshua Abuaku 1996 Eintracht Frankfurt
48,83 Constantin Preis 1998 VfL Sindelfingen
50,85 Maximilian Köhler 2004 LG Region Karlsruhe
51,25 Michael Adolf 1996 TSV Gräfelfing
51,29 Henry Vißer 1998 LAZ Rhede
51,45 Owe Fischer-Breiholz 2004 Schweriner SC
51,50 Angelos Tsimopoulus 2003 LAZ Ludwigsburg
51,55 Jordan Gordan 2002 OTB Osnabrück
51,87 Lennart Roos 2001 LG Rhein-Wied
51,96 Mateusz Lewandowski 2003 TV Wattenscheid 01

Statistik –  Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 400 Meter Hürden

Jahr =/< 49,35 sec* Schnitt Top 3 Schnitt Top 5 Schnitt Top 10
2005 1 49,69 50,04 50,79
2006 50,31 50,56 51,11
2007 50,50 50,73 51,25
2008 51,07 51,17 51,43
2009 1 49,74 50,12 50,58
2010 49,92 50,10 50,85
2011 1 49,33 49,56 50,40
2012 1 49,37 49,51 50,14
2013 1 49,50 49,80 50,30
2014 2 49,25 49,67 50,26
2015 50,08 50,28 50,87
2016 50,10 50,34 50,97
2017 49,86 50,16 50,63
2018 1 50,20 50,44 50,93
2019 2 49,31 49,72 50,75
2020 49,84 50,69 51,68
2021 3 48,73 49,38 50,75
2022 2 49,41 50,15 50,91

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 49,17 (C. Duma) 48,24 (Iakovakis/GRE) 0,93 47,24 (Clement/USA) 1,93
2006 49,69 (C. Duma) 47,82 (Iakovakis/GRE) 1,87 47,39 (Clement/USA) 2,30
2007 50,37 (T. Goller) 48,12 (Plawgo/POL) 2,25 47,61 (Clement/USA) 2,76
2008 50,81 (L. Hense) 48,52 (Plawgo/POL) 2,29 47,25 (Taylor/USA) 3,65
2009 49,20 (T. Goller) 48,27 (Greene/GBR) 0,93 47,91 (Clement/USA) 1,29
2010 49,85 (G. Fleischhauer) 47,88 (Greene/GBR) 1,97 47,32 (Jackson/USA) 2,53
2011 48,72 (G. Fleischhauer) 48,20 (Greene/GBR) 0,52 47,66 (van Zyl/RSA) 1,06
2012 49,21 (S. Schirrmeister) 47,84 (Greene/GBR) 1,37 47,63 (Sanchez/DOM) 1,58
2013 49,15 (S. Schirrmeister) 48,05 (Bekric/SRB) 1,10 47,69 (Gordon/TRI) 1,46
2014 48,93 (F. Franz) 48,47 (Hussein/SUI) 0,46 48,03 (Culson/PUR) 0,90
2015 49,87 (J. Hanßen) 48,05 (Kudryavtsev/RUS) 1,82 47,79 (Bett/KEN) 2,08
2016 49,48 (T. Giehl) 47,92 (Copello/TUR) 1,56 47,73 (Clement/USA) 1,75
2017 49,40 (L. Campbell) 48,22 (Warholm/NOR) 1,18 47,80 (McMaster/IVB) 1,60
2018 49,14 (L. Campbell) 47,64 (Warholm/NOR) 1,50 46,98 (Samba/QAT) 2,16
2019 49,23 (C. Preis) 46,92 (Warholm/NOR) 2,31 46,92 (Warholm/NOR) 2,31
2020 49,49 (C. Preis) 46,87 (Warholm/NOR) 2,62 46,87 (Warholm/NOR) 2,62
2021 48,60 (C. Preis) 45,94 (Warholm/NOR) 2,66 45,94 (Warholm/NOR) 2,66
2022 48,55 (J. Abuaku) 47,12 (Warholm/NOR) 1,43 46,29 (Santos/BRA) 2,26

Das fällt auf:

  • Durch den verletzungsbedingten Ausfall der letztjährigen 48-Sekunden-Sprinter Luke Campbell und Emil Agyekum hat sich das deutsche Durchschnittsniveau der Top3, Top5 und Top10 wieder etwas verschlechtert.
  • Dreimal in Folge stand zuletzt der Sindelfinger Constantin Preis an der Spitze der deutschen Jahresbestenliste. Erstmals steht in diesem Jahr der Frankfurter Joshua Abuaku ganz oben.
  • Die jungen deutschen Hürdenläufer konnten in diesem Jahr auf sich aufmerksam machen. Gleich sechs Athleten des Jahrgangs 2001 oder jünger sind in den Top10 der deutschen Jahresbestenliste vertreten. Der Schnellste von ihnen: Maximilian Köhler von der LG Region Karlsruhe wurde in 50,85 Sekunden Deutscher U20-Meister.
  • International müssen die deutschen Nachwuchs-Starter jedoch weiterhin um den Anschluss kämpfen. Bei der U18-EM in Jerusalem (Israel) waren keine DLV-Athleten am Start, bei der U20-WM schaffte es immerhin Owe Fischer-Breiholz ins Halbfinale.
  • Das halbe Dutzend ist voll: Karsten Warholm (Norwegen) steht zum sechsten Mal in Folge zum Abschluss eines Jahres an der Spitze der europäischen Jahresbestenliste. In der Weltjahresbestenliste wurde sein Lauf hingegen gestoppt. Erstmals seit 2018 steht dort nicht der Norweger an der Spitze. Alison dos Santos (Brasilien) lief weltweit die schnellste Zeit 2022.
  • Auch bei den großen Titelkämpfen des Jahres gewannen Dos Santos und Warholm Gold. Der Brasilianer triumphierte bei der WM, der Norweger bei der EM. Karsten Warholm musste sich in Eugene mit Rang sieben zufriedengeben.

leichtathletik.TV-Clips zum Langsprint

400 Meter Hürden

Zu den weiteren Disziplin-Checks:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen

* als Referenzwert dienen die WM-Normen des Jahres 2017

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